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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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April (No. 77 - 101)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0397

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— — —— E —— ——

Tagsbericht. ;
Carlsruhe, 26. April. Das großh. Staats- und Regierungoblatt Nr. 12,
vom 25. April, enthält: ]

J. Solgende‘ Befanntmachung großb. Miniſteriums des großh. Hauſes und der
auswärtigen Angelegenheiten vom 18. Aprit: Se. Fönigl. Hoheit der Großherzog
haden durch hoͤchſte Erklärung, d, d. Mannheim, 23, Febr. 1843, Ihrer DHos
beit der Prinzeſſin Marie Amalıe Eliſabeth Karoline von Baden , vermählten Mars
quife von Douglas und Clydesdale, den Titel und Nang als großih. Prinzeſſin von
Baden vorzubehalten geruht, was hierdurch auf höchfen Befehl zur öffentlichen
Renntniß gebracht wird.

LEine böchft landesberrliche Verordnung über die Rheinzollnachlaͤſſe.

H. Eine Vollzugsverordnung großh. Miniſteriums des Inhern vom 17. März/
zu 2 Geſetze über die polizeiliche BVerwahrungsankalt, die Verpflegungstoften be-
treffend.

IV. Verſchiedene Stiftungen.

(Schluß folgt.)
Heidelberg, 24. April. Auch wir haben unſere Lafarge. Nur


wohnte bis jeßt ein beſcheidenes Bauerndorf in unſerer Raͤhe! Schade,
daß wir keine Aſſtſen haben; da fiele vielleicht wieder eine vrdentliche
Ladung Skandal ab fuͤr unſer gieriges Publikum, dem ein Prozeß La-
farge oder Caumartin ein wahrer Feſttagsſchmaus iſt. Was über unz
ſern Fall bis jetzt mit Beſtimmtheit verlautet, iſt kurz Folgendes: Am
20. d. Morgens wollte der 40 Jahre alte Buͤrger Joͤhaͤnn Adam Be:
denbach von Wilhelmsfeld in den heidelberger Stadtivald gehen, um

dort beim Pflanzenſetzen als Tagloͤhner zu aͤrbeiten. Vor feinem Weg-
Lehben von Haufe aß er noch einẽ Suppe, welche feine Frau ihm ge-
kocht Unterwegs fuͤhlte er einigemal Leibſchmerzen, ging aber doch fort
bis Heidelberg, wo er zu feinen Kameraden fagte, jetzt koͤnne er nicht
mehr weiter und er wolle nur ſuchen wieder nach Hauſe zu kommen.
Er machte ſich auch wirklich allein auf; ſeine Leibſchmerzen wurden
aber immer heftiger und er blieb am Ende unterwegs liegen, bis meh-
rere Leute von Handſchuchsheim kamen. Dieſe legten ihn auf eine
Traghahre, trugen ihn unter heftigem Erbrechen und ſtarken Schmer-
zen bis in die Gegend vom ſchrießheimer Hof, wo er feinen Geifi auf:
gab. Nun wurde das großherzogliche Oberamt und Phyſikat Heidel-
berg von dem Vorfall in Kenntniß geſetzt und die Leiche nach Haufe
gebracht. Am folgenden Tage wuͤrde eine amtliche Sektion an dem
Entſeelten vorgenommen und der Magen und das Gedaͤrm des Ver-
gifteten zur Unterſuchung hierher verbracht; nach mehrtaͤgiger chemiſcher


hatte Seine Frau, mit welcher er erſt ein halbes Jahr verehlicht war
und ſehr in Unfrieden lebte, wurde nun ſofoͤrt auf amtlichen Befehl
am I1 d. wegen dringenden Verdachts, ihren Mann vergiftet zu ha-
ben, feſtgenommen und in's hieſige Oberamtsgefaͤngniß zur weitern
Unterſuchung eingeliefert. 24

Frankfurt 26. April. In der heute fortgeſetzten Ziehung 6.
Llaſſe der tos. hieſigen Lottexie gewann das Loos Nr. 8496 ſi 2000,
44* der folgenden drei Lobſe fl. I000: Nr. 5157, 14,343 und

„555.

Hannover, 18. April. Einem Geruͤchte zufolge waͤren die Un-
terhandlungen, welche fruͤherhin uͤber den Anſchluß unſeres Laudes an
den deutſchen Zollverband ſtattgefunden, ganz und gar abgebro:
‚ohen, und ſelbſt jenſeits erneuerte Unterhandluͤngen, welche den Anz
ſchluß von Goͤttingen und Grubenhagen an den Zollverein zum Zwecke
gehabt haben ſollen, ſind, wie es heißt, von unſerem Monarchen auf

das entſchiedenſte zuruͤckgewieſen woͤrden! ;
) Bom Niederrhein, 24. Aypril. Correſpondenzen aus Berlin
‚ erzählen von der unerwarteten Verhaftung des Schriftſtellers Laurtan
Moris, und wollen dieſe aus reinbolitiſchen Gruͤndeuͤ herleiten. Wir
vernahmen unlaͤngſt von Aachen, daß der Verhaftete dort unvermuthet
Lerſchwunden ſei und ſeine Glaͤubiger ihn ſteckbrieflich verfolgen
tießen Sehr wahrſcheinlich iſt die Verhaftung in Berlin bloß eine
Kolge dieſer Maßregein. — C’est tout comme chez nous







Leipzig, 23. April. Unſere Meſſe ſcheint ſehr lebhaft zu wer-
den; aber ſie bringt zugleich eine Theuerung mit, die jener in London
nichts nachgibt. Bas Pfund Butter koſtet jetzt ſchon 227 Neugroſchen
(1 fl. 21 kr. rheiniſch), das Pfund Rindfleiſch 5 Neugroſchen (18 kr.
rhein.), und es iſt vorauszuſehen, daß dieſe hohen Preiſe in 8 Tagen
noch weit hoͤheren weichen muͤſſen.

London, 22. April. Nach einer Anzeige des Lord Kanzlers legt
der Hof aus Anlaß des Todes Sr. Fönigl. Hoh. des Herzogs von
Suſſer, Oheims Ihrer Majeſtaͤt der Koͤnigin, dom 23. April bis zum
14. Mai Trauer an. , . e ;

— Der auf den engliſchen Antillen durch das letzte Erdbeben an-




den auf den franzoͤſiſchen Antillen auf 1 Million Pfund Sterlinge, auf
den ſchwediſchen auf 3000 Pfund Sterlinge, auf den hollaͤndiſchen auf
8000 Pfund Sterlinge geſchaͤtzt. —

— Der Herzog von Cambridge war der einzige Verwandte, der


ließ er noch ſeine ganze Dienerſchaft zu ſich kommen und nahm Abſchied
von ihr. He
Paris, 23. April. Der Caſſationshof hat das Geſuch des Paͤ—


gangenen Strafurtheils, verworfen.

— 24. April. Hente findet die Eroͤffnung des von der Koͤnigin
veranſtalteten Bazars in dem Palais-Royal, zum Beſten der Unglüd:
lichen von Guadeloupe, ſtatt. Den Verkauf in den eleganten Laͤden


— Der Deputirtenkammer foll demnaͤchſt ein Geſetzentwurf vorge-


Staats ein Darlehen von 10 oder 15 Mill. Frs. für Wiedererbanung
der Stadt Pointe-a-Vitre und fuͤr Unterſtuͤtzung der am haͤrteſten be-
troffenen Einwohner gemacht werden ſoll.

Peſt, 18. April. Von allen Theilen des Landes gehen betruͤbende
Nachrichten uͤber die Agitation ein, welche die Adelsbeſteuerungsfrage
hervorbringt. Eine geſtern hier angekommene Eſtaffette aus dem Go-


habe.

Aus Sieilien, 5. April. Die Polizei hat in Folge der Verhaf-


Dden, entdeckt. 2
Conſtantinopel, 5. April. Inmitten der Miniſterialkriſis er-


angedeutet hatte, im Pfortenpalaſt und uͤbergab ſein Ultimatum nebſt
dem uneroffneten Brief des Sultans an den Kaifer Nito-
laus, welchen er Befehl erhalten, dem Sultan zuruͤckzuſtellen. Bereits


halten, der ihm die gemeſſenſten Befehle nebſt definitiven Inſtruktionen
Cr ließ noch einige Tage verſtreichen, ehe er das gefuͤrchtete

verzuͤgliche Herſtellung des Status quo und eine neue Fuͤrſtenwahl in


und wan verſichert allgemein, der alte Chosrew Paſcha werde wieder
ang Ruder kommen. So viel iſt gewiß, daß er in dieſer bedraͤngten


land lieber geſehen wuͤrde als Reſchid Paſcha.


 
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