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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Oktober (No. 230 - 255)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0969

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“ No. 242


1843,









Carlsruhe, 13. Oct. Se. koͤnigl. Hoh. der Großherzog und die uͤb⸗
rigen hoͤchſten Herrſchaften ſind von den Manoͤvern geſtern Abend hierher
zuruͤckgekehrt
Vom badiſchen Mittelrhein, 8. Oct. Urber unſern Eiſen-
bahnb au hoͤrt man fortwaͤhrend nur erfreuliches. Alle Techniker, fremde
wie einheimiſche, ſtimmen darin uͤberein, daß die badiſchen Eifenbah-
nen zu den vorzuͤglichſten gehoͤren, die bis jetzt ausgefuͤhrt worden ſind,
und geeignet, allen denen, die irgend noch zweifeln, die Augen daruͤ⸗
ber zu oͤffnen, daß es beſſer ſei, wenn der Staat baue, ſtatt den Bau
Privaten zu uͤberlaſſen. Die Ober-⸗Direction des Waſſer⸗ und Straßen-
baues und die mit der Leitung von ihr beſonders betrauten Maͤnner ver-
dienen unſere vollkommene Anerkennung: der Bau iſt ſolid und ſchoͤn
ausgefuͤhrt, moͤglichſt wohlfeil hergeſtellt und, was insbeſondere lobens-
werth iſt, die Voranſchlaͤge ſind nirgends uͤberſchritten. Dabei ſchrei-
tet, ſeit die Linie von Heidelberg ab in Angriff genommen iſt, der Bau
raſch vorwaͤrts, ſo daß wie dieſes Jahr die Linie von Heidelberg nach
Karlsruhe im April dem Betrieb übergeben wurde, im naͤchſten Fruͤh—
jahr die Strecke von Karlsruhe bis Appenweier und Kehl dem Betrieb
wird übergeben werden koͤnnen, und im Jahr 1845 eine weitere Strecke,
vielleicht bis Freiburg. Auf der Linie zwiſchen Karlsruhe und Appen-
weier ſind ſaͤmmtliche bedeutendere Arbeiten der Bahn ſelbſt vollendet,
mit Ausnahme des Murguͤbergangs bei Raſtatt, welcher der ſo lauge
unentſchieden gebliebenen Fefiungsfrage wegen nicht zeitig genug in
Angriff genommen werden konnte; doch iſt auch er jetzt ſeiner Vollen-


bleiben, bilden die Stationshaͤuſer und Bahnhöfe, die aber bis dahin
jedenfalls ſo weit leicht beſeitigt werden koͤnnen, daß dem Beginne des
Betriebs kein Hinderniß im Wege liegt, wie ja auch hier die Lokale
noch immer proviſoriſch ſind. Ueber den Betrieb laͤßt ſich gleich Guͤn⸗
ſtiges ſagen: die Direction der Poſten und Eiſenbahnen geht mit aller
Umſicht zu Werke; der Dienſt iſt puͤnktlich, die Beamten aufs ſtrengſte
angewieſen, ſich artig gegen die Reiſenden zu benehmen, bei den Fahr-
ten die groͤßte Vorſicht anzuwenden, ſo daß ein Ungluͤck, wenigſtens
ein groͤßeres, beinahe unmoͤglich iſt, und wenn auch an Tagen, wo
bedeutend ſtarker Zudrang zum Voraus anzunehmen iſt, hie und da
groͤßere Vorſorge in Bereithaltung einer gehoͤrigen Zahl von Waͤgen
zur ſchnellen und zeitigen Befoͤrderung wuͤnſchenswerth waͤre, ſo ließe
ſich doch mit Recht gar kein Aber gegen die badiſchen Eiſenbahnen
aufbringen, waͤren nur die Tarifſaͤtze etwas niedriger, ein allgemeiner
Wunſch! der vielleicht auch baid ſeine Erfuͤllung finden wird. Die
neuen Lokomotiven, die gegenwaͤrtig in der Maſchinenfabrik der Herren
Keßler und Martienſen zu Karlsruhe nach dem Syſteme des Herrn
Meyer in Muͤhlhauſen gebaut werden, ſollen ſich, nach augeſtellten
Verſuchen mit einer eben vollendeten, als ſehr vortheilhaft bewaͤhren,
indem ein Viertel an Brennmaterial erſpart wird. ;
Mainz, 12. Okt. Durch die Staatsbehoͤrde iſt dem Kaminfeger
Schwarz dahier dieſer Tage bekannt gemacht worden, daß ſeine Ge-


delt ſei. Schwarz war, wie Sie wiſſen, wegen angeblicher Mißhand-
lung ſeines leiblichen Kindes von 2 hieſigen Eerichtshoͤfen verurtheilt,


allgemeine Senſation erregt.

Frankfurt, 13. Oft. Das in einigen auswaͤrtigen Blaͤttern er-
waͤhnte Geruͤcht, unſer Mitbuͤrger Philipp Waguer haͤbe ſeine elektro-
magnetiſche Erfindung nicht auszufuͤhren vermocht, iſt in allen ſeinen
Umftänden ungegruͤndet. Wagner hat die von ihm fuͤr noͤthig befun-
denen Aenderungen in der aͤußeren Konſtruktion ſeiner elektro⸗magneti-
ſchen Lokomotive vollendet, und ſieht der von dem hohen deutſchen Bunde


als ſchon ſtattgehabt erwaͤhnt, mit aller Ruhe und Zuverſicht enigegen.

München, 10. Oktbr. Mehrere Perſonen dahier, die noch Ver-
wandte und Bekannte in Griechenland haben, hatten dieſen Morgen die
angenehme Ueberraſchung, wieder Briefe aus Athen zu erhalten, die
bis zum 26. Sept. reichen. Als Neuigkeit, die allgemein intereſſirt, melde
ich Ihnen vorlaͤufig, daß die oͤffentliche Ordnung auch bis zu jenem
Tage nicht wieder geſtoͤrt worden iſt, und daß beide koͤnigliche Maje-
ſtaͤten bei jedem oͤffentlichen Erſcheinen von den Bewohnern Athens
mit allen Zeichen der Ehrerbietung und Liebe empfangen wurden. Im
Uebrigen ſind die Mittheilungen leider unerfreulichen Inhalts. Alle
Geſchaͤftsthaͤtigkeit war geſtoͤrt oder Jag faſt ganz darnieder, und be-
ſonders herrſchte Mangel an Geld und Credit, Nach Entfernung der
Deutſchen begannen die Parteien, ſo ſcheint es, bereits unter einan-
der ſelbſt die alten Feindſeligkeiten. *2
Paris, 11. Okt. Telegrophiſche Depeſchen! 1. Bayonne, &:
Oktbr. Die Wahlen zu Malaga und Caſtellon ſind fuͤr die pars
lamentariſchen Partei ausgefallen; ſie ſind für die Oppoſition zu Al-
meria, das ſich am 1. Oktbr. erhoben und zu Gunſten der Eentrat-
funta erklaͤrt hat. Auch die Wahlen zu Pontevedra ſind der Oppo-
ſition guͤnſtig. General Concha iſt in der Nacht auf den 3. Okt. von
Madrid abgegangen, um das Commando der Armee von Aragonien
zu uͤberehmen.

2. Bayonne, 10. Okt. Am 27. September wurde zu Granada
der Verſuch zu einem Aufſtand gemacht; man hat ſich in den Straßen
geſchlagen, mehrere Perſonen ſind umgekommen, andere wurden ver-
wundet; die Ordnung iſt hergeſtellt worden. Am 2 Okt. hatte ſich
noch nichts geaͤndert zu Almeria und am 7. Oktbr. war noch Alles in
demſelben (anarchiſchen) Zuſtand zu Saragoſſa. 2—
3. Perpignan, 10. Okt. Am 7. Oktbr. hat die Junta mit 1000
Mann von den 2500, uͤber welche ſie verfuͤgen kann, einen Sturm
auf die Citadelle unternebmen laſſen; die Stuͤrmenden wur-
den mit Verluſt von 80 Mann zuruͤckgeſchlagen; Boſch, Vizepraͤſident
der Junta, iſt toͤdtlich verwundet worden. In Folge diefes Angriffs
hat das Feuer der Citadelle und der Forts auf die Stadt wieder be-
gonnen. Am Abend des 7, Oktober hoͤrte das Feuer auf; es hat am
S. nicht von neuem angefangen. Die Forts ſchoſſen nur, wenn ſie pros
vocirt wurden. ;

— Es hat ſich das Geruͤcht verbreitet, die Regierung habe heute
beunruhigende Nachrichten aus Griechenland erhalten. ;

Strasburg, 7. Oct. Die Nachricht, daß ſich in dem nahen
Muͤhthauſen eine Actiengeſellſchaft bilde, die mittelſt eines ſehr bedeu-
tenden Capitals eine große Anzahl von Schleppſchiffen bauen laſſe, um
die Spedition auf dem Rhein zum Nachtheil des deutſchen Handels-
ſtandes gaͤnzlich auf franzoͤſiſchen Boden zu lenken, iſt grundlos.

London, 9. Oktbr. Die Regierung hat Maßregeln ergriffen, der
Repealagitation ernſilich zu begegnen. Den Lord⸗Lieutenant Earl de
Grey und der Lord-Kanzler Sugden waren am 6. Oktober zu Dublin
angekommen. Am 7. wurde hierauf eine Proklamation erlaſſen, beſa-
gend, Jeder, der ſich zu dem angekuͤndigten Meeting bei Ctontarf
einfinde, ſoll verhaftet werden. Die Proclamation wurde nır 23 Stun-


nellerließ ſofort am 7. Oktober 4 Uhr Nachmittags eine
Contre-⸗Proklamation, das Meeting bei Elontarf abzu-
beſtellen.

— Die Times ſagen in Bezug auf die in Irland ergriffenen Maß-
nahmen: „Wir freuen uns des unerwarteten Beweiſes miniſterieller
Energie; aber unſere Freude iſt nicht ungemiſcht und ungetruͤbt; wir
bedauern und zweifeln: wir bedauern, daß man ſo lange mit der Maß-
regeln gezoͤgert hat, und wir zweifeln ob die zu Gebot ſtehende Macht
ſtaͤrk genuͤg if, den beabſichtigten Zweck zu erreichen? — O Connell
hatte eine Sitzung des Repealbereins auf Montag den 9. Oktober an-
geordnet. K *


 
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