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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Januar (No. 1 - 26)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0089

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Carlsruhe, 24. Jan. Dieſen Vormittag iſt mit Stafette das
nachſtebende, aug Wien vom 20. d. M. datirte Bull-tin über das Be-
fiaden Seiner Hobeit des Prinzen Friedrich eingetroffen:

Nach der vorletzten ſtürmiſchen Nacht war der geſtrige Tag ruhiger
As man erwartet hatte, und obgleich Seine Hoheit noch, mit einigen
Ute brechungen fortwäbrend irre redeten, ſo mar das Fieber doch
mäßiger. Der Anfall in der letzten Nacht trat um 11 Uhr zwar wie-
der ein, doch mar er minder heftig, und gegenwärtig ſchläft der bohe
Kranke ſchon ſeit ein Paar Stunden ſanft und rubig. Im Allgemeinen
iſt daber allerdinas eine Beſſerung eingetreten, obgleich die Gekahr noch
keineswegs vorüber iſt. gez. Freiherr v. Türkheim.



Tagberict.

Staufenberg, 19. Jan. In der Nacht vom 1k, auf den 18.
wüthete bier ein orkanähnlicher Sturm, von rollendem Donner und
Blitz bealeitet in der Richtung von Südweſt nach Nordoſt, durch wels
en bier 3 Gebäude beinahe ganz zu Boden geriſfen, manche ibrer
Dächer beraubt und nur wenige garz unbeſchaͤdigt blieben. Der be-
deutendſte Schaden wurde jedoch durch das Entwurzeln der ſchönſten
und ſtärkſten Obſtbäume angerichtet; die Zabl derſelben beläuft ſich auf
etwa h40, Im Walde iſt der Schaͤden nicht ſo bedeutend, doch liegen
auch obngefähr 40 Tannen zu Boden.

Offenburg, 22. Jan. In der Nacht vom 16. wurde ıu Urlof-
fen in einer Scheuer ein Strohfeuer angelegt. Als Nachis 11 Uhr der
Eigenthüwer in dieſelbe trat, ſchlug ibi die helle Flamme entgegen.
Durch die fchnell herbeigeeilte Hülfe blieb der Brand auf dieſes Ges
bäude beſchränkt und ariff nicht weiter um ſich.

Zürich. Aus dem Tößzthal. Seit einigen Tagen wird eine Menge
des ſchoͤnſten Baubolies, das nach Hamburg beftimmt iſt, anf Schlits
tn fortgefbafft. Ein Hittnauer beſo gte deü Aufkauf fuͤr die Summe
von 5000 fl.

Berlin, 19. Januar. Ueber die Armeebekleidung iſt noch immer
nicht alles entſchieden; für die Infonterie iſt jedoch nun beſtimmt, daß
der Waffenrock ſebr kurz ſein und bis auf den haiben Schenkel reichen
ſoll; man will denſelben dadurch für das Auge wohlgefälliger machen,
obgleich er wohl nützlicher etwas länger märe. Auch die Helme ſollen
noch Veränderungen erbalten. Die Hufaren⸗-Regimenter bekommen die
alten zugeſpitzten Filzmützen, aus denen ein Beutel von verſchiedener
Färbung mit Schnüren und Puſcheln bis auf die Schulier fällt. Nach-
dem die Cammiſſion aufgelößt iſt, gehen die Bekleidungsvorfchläe von
Herrn v. Boyen unter Aſſiſtenz des Adjutanten Sr. Maj., von Willi-
ſen und dem Hauptmann v. Wirchow aus. Der König bat befoblen,
Alles nach dem Nützlichkeitsprincip zu prüfen und dann Proben vor-
zufielen, um wo moͤglich auch das Geſchmackvolle damit zu verbinden.
Se ſind denn fehr häufig Vorſtellungen, in denen zuweilen felifam aus«
ſtaffirte Nüplihkeits; Soldaten erſcheinen ſollen. Nach und naͤch wird
man zum Ziele fommen und jedenfalls wird die Armee dann einen
ganz anderen Anblick gewähren, wie der, welchen ihr die bis jetzt üb-
liche Bekleidung verleiht.

Wien, 19. Jan. In Briefen aus Belgrad vom 10. Jan. ſchreibt
man: Mſer letztes politiſches Drama befindet ſich zwar ſcheinbar noch
in der Verwicklungsperiode, doch laſſen viele Vorgaͤnge die Eingeweih-
teren eiren naben Ausgang vorausfehen und auch feine Beſchaff nheit
uhnen. Sie dürfte kanm eine andere ſein, alg daß Fürft Michael
‚ Wwider in ſeine Regentſchaft eingefetzt wird! Die Partbei des Wue-
ſchüſch hofft zwar, die Ruſſen würden in Konſtantinopel viel verlangen,
und daher werig einwirken, wogegen die Anhänger Michaels von dem


ben, Mag auch für Rußland die Perſon des Fürſten Michael gleich-
gültig ſein, ſo liegt ihm doch viel an dem politiſchen Einfluſſe in Ser-
bien Bulgarien und Montenegro, und es wird nicht dulden wollen,



daß Etwas ohne ſeine Zuſtimmung geſchieht, viel weniger, wenn dieß
gegen ſeine politiſchen Abſichten der Fall wäre.

Paris, 22. Januar. Die Herzoſin von Orleans leilet ſelbſt die
Unterrichtsſtunden und Pflege ihrer beiden Kinder. Die Meinen Prin-
zen verlaſſen ſelten die Zimmer der Mitter ohne von derſelben beglei-
tet zu ſei. Der Graf von Paris zaͤhlt jetzt 44 , der Herzog von
Chartreg 2 Jabr, 2 Monate. Der Graf von Paris hat die deuiſche
Sprache zugleich mit der franzoͤſiſchen erlernt, und zwar nach deutſchen
Elementarbuͤchern, welche die Herzogin ſich aus der Heimach ſenden
ließ. Beide Knaben ſind nach dem katholiſchen Ritus getauft, und die
Gebete für den Grafen von Paris und den kleinen Herzog von Würs
temberg ſind in dieſem Sinne zur Abend und Morgenandacht abge-
faßt. Die Kinder werden jeden Tag in die Zimmer der Löigin ge-
führt. — Seit der Heirathoͤvrrtrag iwiſchen dem Prinzen Auguſt von
Coburg und der Prinzefſin Clementine abgeſchloſſen iſt, fünder zwi-
ſchen beiden ein Briefwechſel ſtatt. Das junge Paar wird im Spät-
ſommer, nach der Vermählung, wie man fagt, eine Rriſe nach Gotha
unternebmen.

— Aug Barxcelona ſoll die Regierung auf außerordentlichem Weg
die Nachricht erhalten haben, daß man dort den Ausbruch einer neuen
Exploſion befürchte, da General Seoane ſtreage Maßregeln zu enblie
cher Eintreibusg der Kriegscontributionen angeoͤrdnet hä:te, Nach Tous
lor ſoll der Brfehl abgeſchickt worden fein, daß ſofori mehrere Schiffe
ſich nech dem Hafen voͤn Baͤrcelona begeben ſollten.

London, 19. Jan. Die Eiſenbaͤhnen in England haben im vo-
rigen Jahre um 150 engliſche Meilen zugenommen und an viclen wird
noch gearbeitet. Bei 15 Bahnen ſind die Aktien geſtiegen, bei 22 ge-
fallen, bei 8 auf demſelben Kurſe geblieben. Im vorigen Jahre ſind


Million Pfd. eingebracht Der Waarenttat sport hat 1,172,000 Pfd.
etragen. ;

S — Noch immer gehen Nachrichten von Ungluͤcksfällen ouf der See ein.
Schon wieder iſt ein Indienfahler untergegangen. Es iſt die Jeffie
Logan, einem Kau(manne aug Liveryool gehörig, und fuhr zwifchen
dieſem Hafen und Kalkutta. Das Schiff war auf dır Ruͤcktehr be-
griffen, wurde aber von dem Sturme gegen die Küfte getrieben und
ſcheuerte bei Boßcaſtle. In kurzer Zeit war es vollſtäudiges Wrack,
doch mußte die Mannſchaft vorher daſſelbe verlaſſen haben; aber da
das große Boot an dar Land getrieben worden iſt, ſo iſt wahrſchein-
lich, daß die Wellen es umgeſchlagen baben und daß Alles ertrunken
iſt. Die Ladung beſtand aug Rum, Zucker und Gewürz.

— Ein ahnliches Unglück hat ſich in der Bai von Dundrum (Irland)
ereignet. Ein plötziicher Siurm hat eine Anzahl Boote, die auf den
Fiſchfang aug waren, umgeſchlagen, wobei 76 Perſonen ertrun-
ken ſind. Sechsundzwanzig Familien, die den Verluſt von Vätern,
Männern und Söhnen beweinen, ſind dadnrch ins Elend geſtürzt. In
allen Fiſcherhütten herrſcht die größte Verzweiflung.

— Zwei Tapetenfabriken ſind geſtern in London das Opfer einer
furchtbaren Feuersbrunſt geworden. Der Schaden wird auf 50,000
Pfund geſchätzt.

— Es iſt ein Mordverſuch gegen die Perſon des Herrn Drum-
mond, des Geheimſekretärs Sir Robert Peel's, verübt worden. G'üd-
licher Weiſe iſt die Wunde nicht gefährlich. Man glaubt, der Mörder
babe Heren Drummond für Sir Robert Peel gehalten.

Athen, 27. Dez. Das Fingnz Departement iſt wieder organifirt.
Es beſteht aug fünf Sectionen, jede unter einem Rathe. Der Juſtiz-
Miniſter, Herr Rallis, iſt zum Finanz-Miniſter ernannt word n und
wird beide Miniſterien verwalten! Man ſagt, Bayern zeise ſich ge-

Büraſchaft der Rückzahlung die Einkünfte des Zollamtes geftellt wer-
den / das es durch einen baͤyeriſchen Beamten verwalten laffen ”


 
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