Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Morgenblatt — 1843

DOI chapter:
Mai (No. 102 - 126)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0437

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext




; N‚ 109, }










Tagsbericht.
Darmſtadt, 3. Mai.

den da S, £. Hoh. im Sommer einer Niederkunft entgegenſteht.

München! 5. Mai. Der Muͤnchener Verein gegen Thierquaͤle-
rei hat einen bedentenden Sieg gegen das Voͤrurtheit erkaͤmpft. Durch
allerhoͤchſte Bewilligung Sr. Majeftät wurde das Binden der Kälber
„als eine empoͤrende und zugleich ganz unnoͤthige Graufamfkeit ver:
bofen, da der Verein alle Einwendungen gegen das Nichtbinden auf
das Alaͤnzendſte uud entſchiedenſte wiederlegt habe.“

Bauiberg, 6. Mai. Heute fruͤh find fefilich geſchmuͤckt unter
angemeſſener Feierlichkeit und Kanonendonner 2C. die erſten Schiffe auf
dem Ludwigskanal mit voller Guͤterladung von hier naͤch Nürnz
berg abgefahren, und haben ſomit die Schifffahrt auf dem Kanal zwi-
ſchen Bamberg Forchheim, Erlangen - und Nuͤruberg eroͤffnet.

Paris, 6. Mai. Telegraphiſche Depefche. Nachrichten
aus Spanien. Bayonne, 5. Mai. In der Sitzung vom 1. Mat
hat das Miniſterium dem Senate erklaͤrt, daß feine Demiſſion
von dem Kegenten angenommen worden und von dieſem
Hr. Cortina mit der Bitdung des neuen Minijteriums Fe:
auftragt worden iſt. ; .

— BVBidocq, welcher aus Aulaß einer Reihe von Escroquerten vor
das Zuchtpolizeigericht geſtellt worden, iſt von dieſem geftern zu fünfz


‚ fürfjdhriger Ueherwachung durch die Staatspolizei nach Ablauf ſeiner
Strafzeit verurtheilt worden. (Siehe den heutigen Artikel Buntes.)
London, 4. Mai. Die Beſtattung des Hetzogs von Suf:
ſer hat geſtern nach dem vorgeſchriebenen Ceremontal ſtattgefunden;
2500 Mann waren unter den Waffen, um den Zudrang der Volks-
menge abzuhalten; fuͤr den Kirchhof waren 6000 Zulaſſungskarten aus:
gegeben worden. Die Zournale erſchienen heute mit fchwarzem Rand.
—. Die Koͤnigin befindet ſich ſammt der jungen Prinzeſſin ſo wohl,

daß kein Bulletin mehr ausgegeben wird.
— Der „Suffolk Herald“ erzaͤhlt: Bei dem Kanzler der Schatz-
kammer kommen haͤufig Gelder ein, die man „Gewiſſens gelder“ nennt,
eine nachtraͤgliche Zahlung von Abgaben an den Stäat, welche gelei-
ſtet wird, wenn Gewiſſensbiſſe wegen der Verkuͤrzung des Staatsfchae
tzes erwacht ſind. So ſchrieb neuerlich ein Ungenannter an das Schatz-


richtig bezahlt, ſei aber in großer Ausdehnung beim Schmuggeln be-
theiligt, und da er aus diefem Geſchaͤfte großen Gewinn ziehe, ſo
laſte es auf ſeinem Gewiſſen, daß er dieſen nicht angegeben habe (die
Zolldefraudation felbft belaſtet ſein Gewiſſen nichi), und er ſchließe deß-
wegen, als Betrag der Taxe auf 3 Jahre 14,000 Pfd. bei. Die Ge-
fuͤr die Richtigkeit buͤrgen.

Brüſſel/ 5. Mal Die hieſigen Journale haben noch immer keine
beſtimmten Details uͤber das Ungluͤck auf der Eiſerbahn mitzutheilen,
wovon Nr. 107 des Morgenblatles berichtete. Selbſt der Moniteur,
der ſonderbarer Weiſe das Ereigniß nur ein unangenehmes nennt, iſt
nicht im Stande, die Sache gehoͤrig anfzukflären. Die Emanciz
pation bringt allein etwas Näheres: Es war 8! Uhr Morgens, als
der Conopi am Dorf Niel, nicht weit vom Schloſſe Lovz:-Corswarem
anfam. Drei Waggons mit Waaren waren an der Spige des Zuͤges.
Ploͤtzlich bemerkte ein Aufſeher Rauch auf einem Waggon. Dies iſt



erloͤſchen. Die Aufſeher ſuchten nach dem Herde des Rauches, aber
in ſelben Augenblick, ſei es, daß ſie ein paar Kruͤge mit Alcohol um-


geworfen und zerbrochen haben, fei‘ es, daß ſie von ſelbſt geſprungen
find, brach eine große Flamme hervor und der Zugfuͤbrer gab das
Zeichen zum Anbaͤlten! Die Reifenden ſteckten die Koͤpfe aus dem
Wagen und da ſie ſich durch die vom Winde zuruͤckgewehte Flamme
umgeben fahen, verloren mehrere die Geiſtesgegenwart und ſprangen
aus den Wagen, noch ehe dieſe ganz ſtill ſtanden. Einige Angeſtellte,
ſtatt ein beſſeres Beiſpiel zu geben, waͤren die erſten, welche ihre Po-
ſten verließen. Der Anblick war ſchrecklich. Sechs Perſonen lagen todt
auf der Erde, uͤber 20 waren verwundet, mit Blut bededt. Tydt blie-
ben Dlle. Koen-Laſſence aus Luͤttich, Hr. Hennebert, Student, ein
Aufſeher und drei noch Unbekannte, woruͤnter ein Nheinländer. fein ſoll.
An dem Aufkommen der Mad. de Monte wird gezweifelt. Cin Kind
wurde aus dem Wagen geſchleudert und hat ſich nicht beſchaͤdigt! —
Außer dieſen Details bringt das neueſte J. de Liege noch Folgendes:
Der Deutſche unter den Todten heißt Finger. Die Zaͤhl der Vers
wundeten iſt noch nicht beſtimmt, doͤch glaubt man die Gewißheit zu
haben, daß Keiner unterliegen wird. Die Flammen waren ſo ſtaͤrk,
daß man ſie auf weit und dreit ſah. Die Urſache des Ungluͤcks iſt
noch nicht genau hekannt. Man ſchreibt ſie aber einer Kohle zu, die
auf eine Flaſche Vitrioloͤl gefallen ſein ſoll, die zerbrochen war! Von
den Herausgeſprungenen wurde eine Bauersfrau merfwürdiger Weiſe
gerettet, die zuerſt ihr L&monatliches Kind herausgeworfen, dann ſelbſte
herausgeſprungen war. Sie kamen beide mit einigen leichten Beulen
davon.

Vom 6. Mai. Die Eiſenbahn iſt auf einmal fehr ungluͤcklich.


gegangene Convoi kaum zu Contich angekommen, als die Ure des Tenz
ders brach und dadurch ein Aufenthalt von beinahe zwei Stunden ent-
ſtand. Um 3 Uhr Nachmittags ging der Zug nach Bruͤſſel zuruͤck, als
man 2000 Metex von Duffel bemerkte, daß ein Wagen zu bren-
nen anfing. Es war dies eine neue mit einer Deckleinwaͤnd umge:
bene Equipage, die auf einen Waggon geladen war. Kaum hatte man
Zeit, den Train einhalten zu laſſen, der ſchon ganz in Flammen war,
Der Ueberreſt des Convois, ſogleich iſolirt, wurde vor der Gefaͤhr be-
wahrt, ſo daß weder Morgens noch Nachmittags ein Reiſender von
dieſen beiden Unfaͤllen etwas zu erleiden hatte.

Carlsruhe. Der Dienſtwechſel des Hauptlehrers Anton Veiten-
heimer in Kaͤferthal, Bezirksamts Ladenburg, mit dem Hauptlehrer
Franz Fallmann an der katholiſchen Kaatoͤr- oder Maͤdchenſchule In
Mosbach, hat nachdem die Fuͤrſtlich Leining'ſche Praͤſentation des er-
ſtexen auf den kathol. Kantor- oder Maͤdchenſchuldienſt in Mosbach er-
folgt iſt, die Staatsgenehmigung erhalten. *

Die durch die Penſioniruͤng des bisherigen Schullehrers Georg Ja-
kob Frei von Theningen erledigte evang. Schulſtelle dafelbſt iſt dem
Schullehrer Carl Auguſt Muͤndel von Wagenſtadt uͤbertragen worden.

Der erledigte kath. Filialſchuldienſt zu Falkenſteig, Landamts Frei-
burg, iſt dem Schulcandidaten Franz Joſebh Bender von Affenthal,
bisherigen Unterlehrer zu Kappel am Rhein/ Bezirksamts Ettenheim,
uͤbertragen worden. ,

Der erledigte kath. Schulz und Organiſtendienſt zu Rickenbach, Be-
zirksamts Saͤckingen, iſt dem Schulcandidateu Karl Ulmer voͤn Kippen-
heim, bisherigen Unterlehrer zu Gerwihl, Bezirksamts Waldshut, uͤber-
tragen worden.

Die von der fuͤrſtlich Leiningenſchen Standesherrſchaft erfolgte Praͤ—
ſentation des Schulverwalters Hiob Bartholomaͤ auf die Schulſtelle zu
Lindbach, hat die Staatsgenehmigung erhalten.


alle wohllöbl. Poſtäniter an.


Den jetzt



 
Annotationen