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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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August (No. 178 - 203)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0781

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isis.







+ Seidelberg, 18. Auguſt. Der vierpfuͤndige Laib Brod wurde
heute auf LO kr. herabgeſetzt. — Auf dem vorgeſtern hier ſtaͤttgehabten
Fruchtmarkte wuede fuͤr fl. 16,113. 50 kr. Frucht verkauft.

Grenzhof, 16. Auguſt. Sonntag I3. d., beabſtchtigte man zu
Grenzhof, das Erntefeſt und zugleich die Kirchweihe zu feiern, wozu
die dort wohnenden Oekonomen bereits entſprechende Vorkehrungen ge-
coffen hatten. Aber dieſes Doppelfeſt ſollte nicht zur Ausfuͤhrung koln-
men, ſondern an deſſen Statt Angſt und Schrecken treten. Schoͤn hat-
fen ſich die Bewohner mit freudiger Aufregung auf das bevorſtehende
Feſt zur Ruhe begeben, als durch den Hufſchlaͤg der Pferde in einem


des Hauſes geweckt wurde, weiche dieſes auffallende Getoͤſe ihrem Va-
ter mittheilte. Dieſer eilte, ſich von der Urſache deſſelben zu uͤberzeu-


und Scheune, ſowie die Scheune und Staͤlle ſeines Nachbarns in hellen
Flammen Mangel an Waſſer und huͤlfeleiſtenden Perſonen gleich beim erſten
Ausbruche des Brandes ward Veranlaſſung, daß von 2800 Haufen
Winterfruͤchten und ungefaͤhr 3000 Zentnern Heu, ſowie von 2 Scheu-
nen und 3 Stallungen auch nicht das Mindefie gerettet werden konute;
die ganze ſehr geſegnete Ernte der beiden Oekoͤnomen J. Schuh und
H. Gieſer ward in wenigen Stunden ein Raub der Flammen, obgleich
die aus Blankſtadt, Wieblingen, Edingen u. ſ. w. mit Feuerſpritzen
und gefuͤllten Waſſerfaͤſſern herbeigeeilten Einwohner ruͤhmlichſt ſich be-
- mübten der Zerſtoͤrung Einhalt zu thun. Doch gelang es der uͤber-

legten zweckmaͤßigen Anſeitung der Behoͤrde und der raſtloſen Thaͤtig-
— Freit der Anweſenden, die verzehrenden Flammen von den dicht an die


das Feuer ausgebrochen, ob durch Unvorſichtigkeit oder abſichtliches An-
tegen, daruͤber liegt noch ein Schleier. Die Gebaͤulichkeiten und Fruͤchte
ſeuen zwar verſichert ſein, aber nicht nach ihrem wahren Werth. Der
Schaden, welcher die beiden Oekonomen Schuh und Gieſer betroffen,
wird auf 20,009 fl. geſchaͤtzt. Geſtern brannten die Fruͤchte in den
Scheunen noch fort und an 100 Perſonen ſind taͤglich beſchaͤftigt, die
Brandſtaͤtte zu ſaͤubern.

Baden⸗Baden, 16. Auguſt. Ueber die Verluſte, welche in den
letzten Tagen die hieſige Spielbank erlitt, hoͤrt man Folgendes: Vor-
geſtern Abend mußte dieſelbe ſchon um halb zehn Uhr geſchloſſen wer-
deu. Benazet hatte einen ſehr ungluͤcklichen Tag; man ſagt, ſein
Verluſt belaufe ſich auf 150,000 Franes an dieſem einen Tage. Ein
Spanter, welcher den letzten Gewinnſt zog, hatte bis auf 19 000 Fr.
Lehen laſſen, welche man ihm nicht mehr hielt, ſondern nach dem
Spielgefeß, nur bis zu öho0. Er gewann und man mußte die 6000
Zrancs noͤch zufammen ſuchen. Diefer Spanier gewinnt, wie man ver-
fichert, gegen 27,000 Franes. Wenn man hier an der Bank den Zu-
ſchauer {pielt, ſo wird man unwillkuͤrlich von dem Glauben beſchlichen,
das Geld habe allen Werth verloren.
winnſte ſihenden Ruſſen vertheilten an ihre Freuͤnde 1000 Franes mit
der Aufforderung, ſie ſollten nun auch ihr Gluͤck probiren. Von Mor-
‚ gens 11 Uhr an war die Bank im Verluſt, und Leute, welche dieſem
erderblichen Gluͤckſpiel zufahen, wollen an 60,000 Franes gezaͤhlt ha-
‚ ben, welche die Gewinnenden nach dem Augenblicke des Sprengens mit
wegnahmen.
Franes erlitten haben.

—. Der geſtrige Tag brachte uns eine ſolche Menge von Gäſten
aus ndchfter und weiterer Umgegend, daß wir wohl ſagen koͤnnen, eine
folhe Menſchenmaſſe iſt ſeit Jahren hier nicht verſammelt geweſen.
Naͤchſie Veranlaſſung war die ſchon ſeit mehreren Tagen angekuͤndigt
weſene Luftſchifffahrt eines Franzoſen, Namens Margat, deſſen 58.


vornehmer Ruffe ſtatt des Luftſchiffers aukzuſteigen beabſichtige. Dies
iſt ſedoch nicht geſchehen, angeblich weil die Polizei es nicht zugab;







genug, Hr. Margat ſtieg mit großem Gepraͤnge und feſtlichen Borbe-
reitungen des Hrn. Benazet auf und ließ ſich, wie man heuͤte hoͤrt,
jenſeits des Rheins, bei Biſchweiler im Elſaß, wieder herab. Neber


Leipzig, 12. Auguſt. Wie weit ein nationaldeutſches Bewußtfein
unter uns verbreitet iſt, beweiſt die oͤffentliche Aufforderung eines Gafi-
wirthes nahe bei Leipzig „zu allgemeiner Theilnahme“ an der Feter
von Napoleon's Namenstage! Es werden darin ausdruͤcklich die
„Herren Franzoſen? noch beſonders eingeladen, die Einwoͤhner Leipzigs


guieen von Napolevn v. ſ. w. angegangen. So lange dergleichen in


wenigſtens feiern zu koͤnnen glaubt, da gibt es kein Nationalbewußt-
ſein, ja, da fehlt die Nationalehre! Es iſt eine offene, bis jeht uͤnge-
ruͤgt gebliebene Aushoͤhnung des tauſendjaͤhrigen Deutſchland! Sehr
recht hatte ein hieſiger Buͤrger, der jenen Napoleonsverehrern rieth,
ſtatt der wahrſcheinlich mangelnden Religuien ihre „grünen“ Bücher
mitzubringen. Dies ſind naͤmlich die Quittungsbuͤcher zur Tilgung der
Kriegsſchulden aus der glorreichen Zeit der Kaiſerherrſchaft.
Verlin, 16. Auguſt. Geſtern Vormittag wurde die Eifenbahn
von Berlin nach Stettin in ihrer ganzen Laͤnge erdffnet, .
— Die heutigen Zeitungen brachten eine neue Ernennung, naͤmlich


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Pari8, 16. Auguſt. Die Mißhelligkeit, welche ziſchen England


Ifabelta von Spanien entſtanden war, ſoll nunmehr ganz ausgeglichen
ſein. Das Tuileriencabinet ſoll zu einem Vermaͤhlungpröjecte zwiſchen
der Koͤnigin Iſabella und dem Herzog von Cadir, dem aͤlteſten Sohn
des Infauten Don Francisco de Paula, poſitiv ſeine Zuſtimmung ge-
geben haben. — Der Herzog von Aumale ſoll nun im naͤchſten Heroͤſte
zum Vicekoͤnig von Algerien ernannt werden.

— Das engliſche Linienſchiff „Malabar“ iſt am 2. Auguſt von Cas
dix ausgelaufen; man wußte nicht, ob ſich Espartero noͤch an Deffel:
ben Bord befand.

— Aus Oran vom 29. Juli wird berichtet, daß ſich der Emir
Abdel Kaderwieder gezeigt hat. Am 25. Juli in der Fruͤhe griff er
mit 800 Reitern und 200 Mann zu Fuß das Lager bei Nued : Aman
an, das auf der Straße nach Mascara, um Bruͤckenbauten zu decken,
gebildet iſt; die Franzoſen hatten nur 250 Mann auf dem Puͤnkt; den-
noch wurde der Feind zuruͤckgewieſen; bei dem Gefecht iſt der Bataillons-


— Aus Nantes wird geſchrieben: Am 10. Auguſt (dem Jahres-
tag der Tuilerienerſtuͤrmung von 1792!) ſtarb hier Johann Bache-
lier, geweſener Praͤſident des Revolutionscomites, der, als Mitfchuͤl—
diger Earrier's, ſich mit ſo vielen Verbrechen befleckt hat. In feiner
letzten Lebenszeit hatte er ſich in die Arme der Religion gefluͤchtet; er
ſchied aus der Welt, verſehen mit allen Sacramenten der Kirche Baͤche-

Madrid, 9. Auguſt. Hr. Solvador Calvet iſt von hier nach Pa-
ris abgereiſt. Er ſoll mit einer vertraulichen Sendung an die Koͤnigin
Chriſtine beauftragt ſein, bei welcher ehedein er eine Hofcharge bekleidete.

— Es ſind noch keine Exemplare des Manifeſies, welches Espar-
tero von Gibraltar aus verbreiten ließ, hier unter das Puͤblikum gekom-
men. Wie man vernimmt, war nur eine geringe Anzahl von Exempla-
ren dieſes Documents gedruckt worden. *

Neapel, 5. Auguſt. In Sizilien nehmen die Verbrechen gegen
das Leben und Eigenthum in einer wahrhaft Entſetzen erregenden Weiſe
zu; faſt jedes Dampfſchiff bringt Nachrichten von neuen Mordthaten
und Raͤubereien, welche oft unter den empoͤrendſten Nebenumſtaͤnden
veruͤbt werden. N "


 
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