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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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März (No. 51 - 76)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0277

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Tagsbericht.
Mannheim, 20. Maͤrz. Der feit ein paar Abenden beim Ein-
tritte der Nacht am Himmel bemerkte, aus den Duͤnſten des weſt fuͤd—
weſtlichen Horizontes in ſchraͤger Richtung gegen Suͤden aufſteigende
und ſich bis unter das Sternbild des Oribn erſtreckende ſchmale Licht-
ſtreifen iſt nichts Anderes, als der lange Schweif eines neu erſchiene-
nen großen Kumeten, deſſen Kopf aber zur Zeit des Eintritts der naͤcht-
lichen Dunkelheit, wenigſtens in den erſten Tagen der Erſcheinung des
Lichtſtreifens, entweder bereits unter dem Hortzonte ſtand, oder dem-
Eelben doch fehon-fo nahe war, daß er durch die Duͤnſte des Hoͤrizbuts
die in dieſen Tagen hier ziemlich ſtark waren, nicht erkanıt werden
konnte Heute Abend aber, gegen & Uhr, wo der weſtliche Horizont


erſtenmale deutlich zu erblicken. Nach einer beilaͤufigen Schaͤtzung ſtand
er etwa 177 Grade weſtlicher, und Grad noͤrdlicher, als der Stern
Zeta im Sternbilde des Cridanus; eine genauere Ortsbeſtimmung konnte,
da der Kometenkopf dem Hoͤrizoͤnte ſchon zu nahe ſtand, nicht erhalz
ten werden. Er zeigte ſich uͤbrigens als eine verhaͤltnißmaͤßig noch
ziemlich helle nach der Mitte zu verdichtete Nebelmaſſe von etwa 3
Minuten im Durchmeſſer, an welche der Schweif ſich unmittelbar au-


betraͤchtlicher Hoͤhe uͤber dem Horizonte ſteht, hat bekanntlich diefer
Hauptheil des Himmelskoͤrpers, ſo wie der ihm zunaͤchſt angrenzende
Theil ſeines Schweifes, das lebhaͤfteſte Licht, waͤhrend die entferntern
Schweiftheile allmaͤhlig immer lichtſchwaͤcher werden. Wenn dagegen,
wie in dem jetzigen Falle, der Kopf des Kometen und ſomit der An-
fang des Schweifes ſich in den Duͤnſten des Horizonts befindet, wel-
e das zarte Kometenlicht faſt gaͤnzlich verſchlucken ſo muͤſſen die ent-
ferntern, an ſich zwar lichtſchwaͤchern Schweiftheile, die ſich uͤber jene
Duͤnſte hinaus erheben und mithin durch ſie nicht weiter geſchwaͤcht
werden, relativ viel heller erſcheinen als jene ig der Wirklichkeit licht-
ſtaͤrkern Hauptheile des Kometen. Das Letztere findet in dem gegen-
waͤrtigen Falle ftatt, der zwar zu den ſeltenern gehoͤrt, aber nicht au
Fergewoͤhnlich iſt. Sobald uͤbrigens eine guͤnſtigere Lage des Koineten-
fopfes einige genauere Ortsbeſtimmungen deſſelben erlaubt, werden wir
über den fernern Lauf und das weitere Verhalten diefes großen Kome-
ten foagleich naͤhere Kenntniß erlangen. *

Mainz 20. März. Heute fingen vor dem hieſigen Obergerichte
alg Mppel-Inftanz, die Verhandlungen gegen das Urtheil an, das am
28. Dezember v I, gegen den Kaminfeger Schwarz wegen Mißhand-
lung ſeines Kindes erſter Ehe erlaſſen worden iſt. Die Verhandlungen
duͤrften immer einige Tage dauern! Wir werden das Urtheit im Mor-
genblatte mittheilen.

Paris, 19. Maͤrz. Aus den Haͤfen von Breſt und Hadre ſind
bereits mehrere Schiffe mit Unterſtuͤtzungen an Geld, Lebensmitteln
und fonftigen Gegenſtaͤnden nach Guadeloupe abgegangen. Eine Anzahl
Schiffe in denfelben Haͤfen iſt thaͤtigſt in Ladung dorthin begriffen. —
Die Direction der koͤniglichen Thealer in Brüffel bereitet eine Vorſtel-
lung zum Beſten der Ungluͤcklichen von Guadeloupe vor. . -

— Man verfichert , das Londoner Cabinet habe der Madrider Re-


wenn es dieſe Propoſition annaͤhme, einen Theil feiner Schuld bezah-
len koͤnnen und dadurch in den Stand gefetzt werden, ein neues Anle-
hen leichter zu contrahiren.

zu der ſich ſeit einigen Tagen in der ſpaͤniſchen activen Rente bemerk-
lich macht.


ſiſchen Conſul zu Bareelona, zum Ritter des Thurm? und Schwertoͤr—
dens ernannt.
— Der Herzog und die Herzogin von Nemours haben ſich nach









Compiegne begeben, um daſelbſt die Prinzen von Sachſen⸗Coburg⸗Co-
hary zu empfaͤngen, welche dieſe Abend in Paris erwartet 14

— Cin Journal verſichert neuerdings, Don Carlos haͤbe ſich dazu
entſchloſſen, auf ſeine Anſpruͤche auf den ſpanifchen Throͤn zu Gunſten
feines aͤlteſten Sohnes zu verzichten. — Anderer Seits wird behauptet,
der Regent von Spanien laffe ſich durch die Agenten, die er zu Bour-
ges unterhalte, allwoͤchentlich Berichte uber alle Schritte des Don Carz
los erſtatten.

— Heute geſchah in ſaͤmmtlichen Kirchen von Paris nach einer Wei-
ſung des Erzbiſchofs eine Sammlung fuͤr die Ungluͤcklichen von
Sie ſoll ſehr reichlich ausgefallen ſein.

London, 17. Maͤrz. Der „Globe“ veroͤffentlicht den Tert der
vem 13. Fehr dieſes Jahres datirten Uebereinkunft zwiſchen England
und Frankreich, durch welche ſich dieſe beiden Maͤchte die Auslieferung


gegenſeitig zugeſtehen. Als Auslieferungsfaͤlle ſind in dieſem Vertrage
anerkannt die Verbrechen des Mords, des Vatermords, des Kindet-
mords, der Falſchmuͤnzerei, des betruͤgeriſchen Bankerots und einige
andere. Fuͤr die Dauer dieſer Convention iſt vorerſt eine Friſt bis zum
1, Januar 1844 anberaumt.
Waadt. Hier iſt der Gedanke aufgetaucht, eine demokratifche -
Buͤcherſammlung anzulegen und dieſelbe dem Volke zugaͤnglich zu maͤchen
Madrid, 12. Maͤrz. Die Oppoſttionsjpurnale find heute mit


nien auszuwaͤhlen.

Alexandrien, 15. Febr. Der beruͤhmte Fußreifende, Menſfen
Ernſt, der ſich vorgenommen hatte, die Quellen des weißen Nils
aufzuſuchen, wurde von der Ruhr befallen und ſtarb zu Ende Januar
in Syene. Reiſende, die den Werth dieſes Mannes kannten, haben


Conſtantinopel, 2. Maͤrz. In den letzten Konferenzen fuͤhrte
der ruſſiſche Geſandte Butenieff eine ſolche Sprache, daß eg offenbar
am Tage liegt, daß das letzte Stadium der ſerbiſchen Frage vor der
Thuͤre iſt. Er droht mit ſeiner Abreiſe und mit Krieg. Nach
Eingang neuer Depeſchen aus Petersburg iſt Herr von Baͤtenieff neuer-
dings ſehr ernſthaft aufgetreten.

China. Die Chinefiſche Regierung hat mehrere fremde Schiffe ge-
kauft und will einige Kriegsſchiffe nach europaͤiſchen Muſtern bauen laͤſ—
ſen! Sie bedarf vor Allem mehrerer Dampfſchiffe und will große Preife
dafuͤr zahlen. Man hat ihr zu verſtehen gegeben, daß, wenn die Ver-
tragsfrage voͤllig geyrdnet fet, die Koͤnigin von England wahrſcheinlich
dem Kaiſer ein voͤllig ausgeruͤſtetes Kriegsdampfſchiff zum Geſchenke
machen werde. Die Chineſen werden ſich auch ohne Zweifel beeilen,
eine Menge europaͤiſcher Soldaten und Matroſen, ſo wie Ingenieure
und Artilleriſten in ihren Sold zu nehmen.

Carlsruhe. Das ohnlaͤngſt erfolgte Ausſchreiben der erſten
Hauptlehrerſtelle an der katheliſchen Volksſchule zu Gengenbach wird
dahin berichtet, daß mit demſelben zwar der Organiſtendienſt aberenicht
der Meßnerdienſt verbunden iſt.

Der erledigte Filialſchuldienſt in Wittenſchwand, Amts St. Blaſien,
iſt dem Schulkandidaten Friedrich Gushurſt von Bruchſal, bisherigen
Schulverwalter zu Wildgautach, Amts Waldkirch uͤbertragen worden.

Der erledigte katholiſche Filialſchuldienſt zu Krumbach Amts Mos-
bach, iſt dem Schulkandidaten Joſeph Bier von Dallau, bisherigen Uu-
terlebrer in Hainſtadt Amts Buchen übertragen worden. .

Die von Seiten der Fuͤrſtlich Leiningenſchen — *
folgte Prafentation des bisherigen Schullehrers zu Trienz ——
Kirſchenlohr auf die evangel. Schulſtelle zu Groseichholzheim hat die
Staatsgenehmigung erhalten. S






 
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