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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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März (No. 51 - 76)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0305

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3f. Naͤrz.











Carlsruhe, 29. März. Seine Koͤnigliche Hoheit der Großherzog
ſind heute Vormittag um halb IL Uhr nach Coburg abgereist, woͤ
Hoͤchſtdieſelben bei ſeiner Durchlaucht dem Erbprinzen und Ihrer Ho-
heit der Erbprinzeſſin von Sachſen⸗-Coburg- Gotha einige Tage zu ver-
weilen gedenken, und werden ſich von da nach Gotha begeben, um Sei-
ner Durchlaucht dem Herzog von Sachſen⸗Coburg-⸗Gotha und den uͤbri-
gen hoͤchſten Hetrſchaften daſelbſt einen Beſuch abzuſtatten.

— Die gewoͤhnlichen Mittwochsaudienzen bleiben bis auf weitere
Bekanutmachung ausgeſetzt.

Carlsruhe, den 29. Maͤrz 1843.

— Großh geheimes Cabinet.

Tagsbericht.

+ Mannheim, 31. März. Es iſt bekannt, daß vor Kurzem die
baieriſche Regierung die bedeutenden Beſttzungen des Herrn Lichtenber-
ger in der Rheinſchanze, welche auf der linken Seite liegen, aͤngekauft
hat. Seit 8 Tagen ſind nun Ingenieure mit Vermeſſungen bis gegen
den Hemshof hin, und mit Aufnaͤhme von Plaͤnen beſchaͤftigt; e& unz
terliegt wohl keinem Zweifel mehr, daß daſelbſt eine Stadt erſtehen ſoll,
mit deren Erbauung bereits kuͤnftiges Jahr der Anfang gemacht werden
wird. Dem Vernehinen nach wird ſte den Namen Reu-Mannheim“
erhalten. *

Berliu, 23. Maͤrz Es ſcheint richtig zu fein, daß der Plan in
nene Erwaͤgung gezogen wird, den Iſraeliten die Pforten der chriſtli-
chen Freimauter zu Sffiren, nachdem ſie von den luͤdiſchen Logen —
von denen Unfers Wiſſens unter andern zwei in Frankfurt a. . bez
ſtehen — gehörtg gepruͤft und braͤſentirt worden. Doch ſollen manche
chriſtliche Logen noͤch gegen dieſe Zulaffung unter dem Vorgeben aͤn—
Eümpfen, daß die Maurerei ein rein chriſtliches Inſtitut fetund deſ-
ſen ©lteder daher nothwendig die chriſtliche Religion bekennen muͤſſen.
Das lebtere Argument wird natuͤrlich andrerſeits zu widerlegen geſucht.

— Den 24. Marz. Bemerkenswerth iſt es, wie in letzter Zeit
die ſtreng pietiſtiſche Richtung ſich zu fuͤhlen und zu regen beginnt,
und in ganz richtiget Folgeruͤng ihret qroßen Kraͤftigkeit ſtaͤrker Jegen
die Zeit und uͤnerſchrocken ſelbſt gegen die Satzung des Staates aͤn—
fämpft. Dies aber iſt eine vollfommene Confequenz des Weſens jener
Richtung felbft, die ihren Austegungen der goͤttlichen Satzuͤngen das
höchfie Necht ertheilt, mit Gott ubd- Gidebn gegen alle Philiſter zu
Fämpfen, um das waͤhre Reich auf Erden hHerzuftellen.

Baris, 27. Marz. Der Miniſterrath foll geftern daruͤber berathen
haben, ob mehrere Compagnien der Parifer Nationalgarde aufgelöft
werden ſollten, welche zu Officieeren Maͤnner gewaͤhlt, die. fich bet den
Ementen von 1830 bis 1835 compromittirt hHaben. Hr. Martin du
Nord foll ſich fehr lebhaft für dieſe Maßregel ausgefprochen, aber ſtar-
* Wiederſtand bei den uͤbrigen Mitgliedern des Cabinets gefunden
faͤben Yr S S15 }

— Der Herzog vo Nemvurs fuhr geftern in einem vierſpaͤnnigen
Vagen nach Daumond. Eines der Pferde ſtuͤrzte, das ihm nachfol-
gende fiel über es hin, der Wagen felbft war nabe daran, umzuſchla-
gen; in demſelben Momente oͤffllete der Peihz den Schlag und fprang
hinaus; glücdlicher Weiſe erkitt er keinen weitern Unfall. In deü Saz
Ions- unterhielt. man ſich geſtern Abend ſehr lebhaft von diefem Borfalle,
der, an Das traurige Ereiguiß vom 13 SZult errinhnernd, ſo leicht die
ernfteften‘ Folgen haͤlte nach ſich ziehen Fönnen.

Die Offizierwahlen der Barifer Nationalgarde werden in dret
Oder Dier Tagen beendigt fein. Bis jeßt fielen Ne. faßt ganz nach dem
Vunſche des Miniſteriums aus. * A

Teie bei den Fortificationen von Barks verwendeten. Ingenienr-
. Officiere Haben in den leßten Tagen die Werfung erhalten, die Baulen
mit verdoppelter Thaͤtigkeit zu betreiben. 72—





— In dieſem Augenblicke werden auf mehreren großen Linien Borz
kehrungen zux Einrichtung von Nachttelegraphen getroffen, unter ande-
ren auf der Linie von Paris nach Marſeille und von Baris nach Dder
belgiſchen Grenze. *
— Die Geſammtſumme der bis vorgeſtern bei dem Centralcomite
in Paris für die Ungluͤcklichen von Guadelbupe eingegangenen Suberipz
tionen belief ſich auf 429,251 Fr. d..c. —

— Es iſt beſchloſſen worden, daß die Vermaͤhlung der Prinzeffin
Clementine ohne allen groͤßen Prunk gefeiert werde. Dagegen follen
anſehliche Summen bei dieſem Anlaſſe an die Armen vertheilt werden

— Es wird auf das beſtimmteſte dem Geruͤcht widerſprochen, daß
Prinz Louis Napoleon am Namenstage des Koͤnigs begnadigt werden folle, -

— Vorgeſtern um 8 Uhr wurden Robert und Depre vor Dder
Barriere St. Jacques mit der Guilotine hingerichtet; ſie waren am
31. Januar zum Tode veruͤrtheilt worden; die Verwerfuͤng ihres Caſ-
ſationsgeſuchs war am 22 Februͤar erfolgt. Beide waren. uͤberwieſen,
in der Nacht auf den 5. September v. Iunter erſchwerenden Umſtaͤn?


nergeſell! Namens Geoffretin, Der Ungluͤckliche hatte in einer Schenfe
beim Bezahlen ſeiner Zeche einen Fuͤnffrankenthaler wechſeln laffen
Das reichte hin die Mordluſt der zwei Unmenſchen zu reizenz e
paßten dem Heimkehrenden auf, brachten ihn durch mehr als vterzig
Meſſerſtiche um’s Leben, und theilten unter ſich den Raub — vier
Francs und einige Centimes! — Die Hinrichtung fand ftatt in Beiz
fein einet groͤßen Menfchenmaffe, . worunter an zwei hundert Manner,
Frauen und Kindex im Maskencoſtuͤm, berauſcht von den Orgien eines
naͤchtlichen Tanzfeſtes; auf dem Boulevard draͤngten ſich die Neugieri-
gen, waͤhrend von der andern Seite der Barriere die letzten Toͤne der
Muſtk In den Kneipen verhallten. S

London, 25. Naͤrz Es iſt ein Narr verhaftet worden, welcher
durchaus Lord John Ruffell ſprechen wollte. Man fand in feiner Nocd-
taſche ein großes Dolchmeſſet.

— Der „Slobe” ſagt er habe Gruͤnde, anzunehmen, daß die Aut-
wort auf die letzten Propoſitionen Portugals wegen eines Handelsvers
trags unvermeidlich zu einem Abbruche der Unterhandlungen fuͤhren werde

Madrid, 20 Maͤrz. Ueber das grauſame Verfaͤhren Zurbanv’s,
welcher ein Commando an der catalbniſchen Grenze nach Frankreich zu
hat vernimmt man faſt unglaubliche Dinge. Er laͤßt alle Deſerteure,
deren er habhaft werden kann, ohne Erbarmen niedetfchteßen.

Carlsruhe! Die Bewerber um nachbenannte erledigte Schuldienſte
haben ſich nach der Vervrdnung vom 7. Juli 1836 Regierungsblatt
Nro 38 bei ihrer vorgeſetzten Bezirksſchulviſttatur Innerhalb 6 Woͤchen
zu melden. 8

Durch die erfoͤlgte Penſtonitung des Hauptlehrers Gregor Eckert,
iſt der katholiſche Schlukz, Meßner? und Organiſtendienſt zu Wittnau,.
Landamts Freiburg mit dem gefetzlich reaulirten Dienſteinkommen von
140 fl. jaͤhrlich, nehſt freier Wohnung und dem Schulgeld welches bei
einer Zahl vun 62 Schulkindern im Duͤrchſchnitt auf 30 Fr.. jJahritch,
fuͤr jedes Kind feſtgeſetzt iſt, erledigt worden Die Competenten um
denſelben haben ſich bei der Freiherrlich von Berſtettiſchen Grundherr-
ſchaft, als Batron, innerhalb 6 Wochen nach Vorſchrift zu melden. .

Dürch die Befoͤrderung des bisherigen Schullehrers in Pleutere-
bach, Georg Adam Reinmuth. auf den ‚evangel. Schuͤldienſt zu Hah-
mereheim, iſt die zur erſten Klaſſe gehoͤrige Schulſtelle zu —
ün Viſttaturbezirke Cbherbach, mit dem Normalgehalt von 140 fl. nebſt
freier Wohnung und 30 fr. Schuͤlgeld voͤn jedem Schulkind 44*4
worden. Die Bewerber um Diefelbe haben ſich nach Maßgabe é“?}
Merokduung vom.7, Zult 1836 biunen 6. Woͤchen bet Der fuͤrfllich Lei-
ningenſchen Pattonatsherrſchaft zu melden.


 
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