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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Februar (No. 27 - 50)
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. Tagsbericht.
Von der Beraſtraße, 17. Fedr, Bensheim war am vorigen
Sonntag Abend der Schauplatz eines tragiſchen Ereigniffes, welches
unter den Bewohnern dieſer Stadt Beſtürzuͤng und Schrecken verbrei-


wie man erzäblt, Abends zwiſchen 7 uud S Uhr mit einem Scouhnaz
chergeſellen ein Wirthshaus Unter Wortwechſel gemeinſchaftlich verlaſſen
und ihren Weg in der Richtung nach der Wohnung.des letzieren, der


lHieß fie hier auf einige Augenblicke eilte in ſeines Meiſters Wohnurg
und fedrt-, mit einem Kneif bewaffnet, bald wieder zu ihnen zurüd,
Der erſte Streich traf den ungücklichen jungen Dillmann, der eine
odtliche Wunde in die Stite erhielt, weran er bald nachher ſtarb.
Sein SGejätrie Kraus, dem daſſelbe Schickſal wahrſcheivlich zugedacht
war, erbielt bloß einige Wunden am Kopf und an den Härden und
fam mit dem Peben „lücl:h davon,. Der Urheber diefer . Schredeng-
tbat wurde ſchleunigſt verhaftet und dem großherzogl. Landrickter von
Zwingenberg/ dr grade zu Bensheim anw.fend war, ſogleich vorge-
führt.
beſtandes entgegen, welche über das Schickfal des Angeklagten entſchei-
den wird.

Baſel, 16. Febr.

gelemmen. Die hifise Zeitung berichtet daͤrüber: Wir leſen in Nous


Befürchtung ernſilicher Ruheſiörungen in Folge der Großrathẽverhand-
lungen über das Gemeind egeſetz und das Gefetz über Verantwo tlich-
keit des Staatsrathes in Genf ein Aufgebot der Milizen veranlaßt
hatte, P. S, Es ſind wirklich Uaruhe in Genf ausgebrochen. Die
Stadtthore find gefhloffen; die Poſtwagen koanten wever ein: noͤch
7* — Alles iſt Unter den Waͤffen und es heißt, ſchon ſei Blut
geſoſen. ; ;

— Auf Privatwegen kommt uns ſoeben folgender Bericht eines
Augenzeugen zu: Genf, 14. Febr. Geſtern Mbend um 4& Uhr, nach
dem Schluffe des Gr. Rathes, bemächligie ſich der Sladt eine allge-
meine Bewegung, die Läden wurden plözlich gẽſchloſſen, die arbeitende
Klaffe, ſowie die Mehrzahl der Einwohner bewaffnete ſich; Brücen
und Thore find verbarrikadirt; von der Seite von Si. Gervais hat dieſe
Nacht ſchon ein kleiner Angriff ſtaltgehabt, wobei es einige Todte und
etwa 12 Bırwundete gab; auf dieſen Abend tüſtete man ſich zu einem
ernftern Angriffez die Poflwägen können weder eins noch auggg ben,
Briefe werden auf einem fleinen Boote an die Graͤnze (yedirt.. IDh
befinde midy in einer fatalen Lage, ich kann nicht einmal zu Fuß die
Stadt verlaffen, ohne zu risquiren, zuͤrückgeſchickt oder angefallen zu
werden. Von Geſchaͤften iſt natürlich keine Rede. *

Ein anderer Brief vom 14, beſtäligt Obiges und fügt bei: die
Radikalen ſandien Patlamentäre an den beſtändig verſammelten Steats-
rath, um ihm ihre Gefeße zu dietiren; dieſer aber wies ſie gaͤnzlich ab
und Verlangte‘ Dollfiäu.dige Unterwerfung des Duartierg St, Gervais,
Es heißt, man wolle daͤſſelbe fegt mit Artillerie angreifen.


wir eine Proklamation des Genfer Staatsraths vom 1, welche die
Bürger zir Ordaung zuruͤckruft und die Ergennung des Obriften Du-
four zun Kommandantn der Milizen anzeigt. —. Unter den Getödteten
nenrt man auch den Oberſt Chateauvieur, _

— Das „Journal de Geneve? vom 4k, {OHließt ſeinen ſehr kurzen
Bericht über die Borfälle mit Folgendem! Endlich, um 3 Uhr Abends,
nad) verfdiedenen Unterhantfungen, iſt Alles zur Ordnung zu
tüdgefehrt, die Bartitaden fiad verſchwunden, die Cirkulation iſt
auf allen Punkten wiederhergeſtellt. Ein Polizeikommiſſär, von Tams
bouren begleitet, durchzog die Stadt, um eine Proflamation des
Sta iisraths zu verlefen, welche das Aufhören der Unruhen -ver-








kündet und die Abſicht des Staaisraihs ausſpricht, dein gr. Rath eine
vollkommene Amneſtie des Geſchehenen vorzuſchlagen.

Vern, 10. Febr. vetzten Montag brachte man aus der Umgegend,
von Bern einen Zweig mit Kirſchenblüthen in die Stadt, 4*

Berlin, 15. Febr. Die geſtrige Stettiner , Zeitung zeigt ihren
Leſern an der Spitze ihres Blattes an, daß ihr Antrag: ftatt, wie bis-
ber, drei Mal wöchentlich, alltäglich, mit Ausſchluß des Sonntags,
ſcheinen zu dürfen, von den drei Cenſurminiſtern, nach gehaltenent
Vortrage des Obeip äſidenten von Pommern,! abgelehnt woͤrden ſei,
ſo daß ſie nach wie vor erſcheinen müſſe! Gruͤnde für die Ablehnung
des Geſuchs ſind nicht angegeben. —

Cöln, 18. Febr. Die Geranten der Rheiniſchen Zeitungsgeſell-
ſchaft zeigen heute in der „Rheinifchen Zeitung“ an: „Wir freuen uns
urfern Leſern mittheilen zu förnen; daß nach einem unferer. Nedaction
beute zugekommenen Nı feripte die Berordnung, „nach welcher dem Ne-
zierungspräſidenten Herrn von Gerlach das ganze Blatt der Nheinie
ſchen Zitung, nachdem es die Cenſur paſſtet haͤtte, noch zu deſſen ſpe-
zieller Genehmigung vorgelegt werden mußte,“. wieder aufgehoben
worden iſt. Wir werden, ſo viel an uns liegt, nach beflen Kräften


Paris, 17. Febr! Es verbreitet ſich das Gerücht, das ſpaniſche
Cabinet habe den Widerruf in der Angckegenbeit des Hrn, von Leffeßs
nur unter der Bedingung zugeſtanden, daß das Tuilerienkabinet den
Prn. von Leſſeps binnen zwei Monaten von feinem Voften in Barcen
lona abberufe.

— Ein Jouraal berichtet heute, Hr. v. Salvandy werde ſich dem-
nächſt auf den Boiſcha terpoſten in Madrid znrückbegeben. Dieſe Nach-
richt iſt jedenfalls ungenau. Or. von Salvandy hat ſich mit rn. Gui-
zot ganz überworfen. —

— Graf Mole, Marſchall Sebaſtiani und Hr. v. Salvandy wa-
ren, wie der „Commerce? mitibeilt, geſtern drei Stunden in Conferenz
mit dem König im Palaſt der Tuilerien. *

Marſeille, 14. Febr. Aus Algier ſind Naͤchrichten vom 10, eins
getroffen. Die Expeditionscolonne unter dem Commando des General-
gouverneurs Bugeaud war am 7, in Cherchell wieder zutück. Auf dem
Gebirge war ſie von einem heftigen Unwester überraſcht worden, durch
welches ſie viel zu leiden hatte; doch überwand die Energie der Sol-
daten alle Hinderniſſe; man hatte den Verluſt von nur zwei Mann zu
beklagen. Die Expedition hat trotz ihrer kurzen Dauer befriedigende
Riſultate ergeben. Die Empörer im Weſten zogen ſich vor den fran-
zöſiſchen Truͤppen weit zurück. Ein Theil det abgefallenen Stämme
warde gezüchtigt; die übrigen baten un Önade,

London, 15. Fedbr, In beiden Parlamentshäuſern wurde geftern
ein vom Derzog von Wellington und Lord Stanlei in Antrag geltelltes
Dankvotum für die See- und Landiruppen, weldhe ſich im Kriegodienſt
gegen China ſo tapfer gezeigt haben, ohne Abflimmung angenommen.
— Bei den Gemeinen wurden die zur Schadloshaltung, der Inhaber
verfälſchter Schaͤtzſcheine erfordexrlichen 262,000 Pfd. St. bewilligt.

— Die von dem Regenten von Spanien dem Tuileriencabinete ge-
machte Conceſſion in Betreff eines Wiederrufs in der Sache des Orn.
Leſfeps hat hier um ſo mehr einen günſtigen Eindruck gemacht da man
wußie, daß ihre Verweigerung nur bedaͤuerliche Folßen hätte haben
können.

St. Petersburg, 9. Febr. Nachſtehende Ausländer: der Vi-
comte d’Auverg nnd Joſeph Crimann, franzoͤſiſche Unterthancn; Emel-
jan Grigorowiiſch und das Fräulein Cornelia Auguſtinowitſc, öſter-
reichiſche Unterthanen, ſind in dieſen Tagen, unredlicher
und unlöbliher Handlungen wegen, auf höchflen Befehl aus vem Neich
gewieſen morden, mwobet ihnen der Wiederbeiriit der Reichesgränzen
für immer verwehrt bleibt. 7


 
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