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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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November (No. 256 - 282)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#1033

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"i8a3,









. Tagsbericht.
Q Weinheim, 31. Oct. Die bevorſtehende Deputirtenwahl bil-


zahl der hieſtgen Wahlmaͤnner fuͤr die Wiedererwaͤhlung des ausgetre-
ienen Deputirten iſt, ſo iſt dies in den Landorten und in dem Amts-
ſtaͤdtchen Ladenburg noch etwas zweifelhaft. Es werden naͤmlich die
Augen auf einen Mann gerichtet, deſſen ſeltene Kenntniſſe, deſſen große Er-
fahrung und deſſen befcheidene und doch durchdringende Beredtſamkeit nicht
fehlen follten, an einem Landtage, wo fuͤr lange Zeiten ein Geſetz uͤber einen
Theil des Rechtes und der Gerichtsverfaſſung, deren Ausbildung er den
zroͤßten Theil ſeines Lebens gewidmet hat, zu Stande kommen ſoll-
Es iſt dies der langjaͤhrige, characterfeſte Kammerpraͤſident Herr Ge-


er die Wahl nicht ausſchlagen und ſeine Kenntniſſe dem Vaterlande
nicht vorenthalten werde, jetzt wo es gilt, ein neues Strafrecht und neue


ren, was ſchon lange ſein Lieblingswunſch war.
Naſtatt, 30. Oet.
hoͤchſt erfreulichen Raſchheit voran.

Marg. Auf der Nordſeite der Stadt iſt die Ausſteckung im Gange,
und der Theil des großherzoglichen Schloßgartens, der in die Befeſti-


fer abgetretene Iyeil betraͤgt etwa 7 Morgen, den Morgen zu 888 fl.;
ein ſehr billiger Preiß im Vergleich der Forderungen macher Privaten.
Die Erdarbeiten werden nun nach dieſer Richtung in den naͤchſten Ta-


zu erhalten iſt.


fortwaͤhrend große Thaͤtigkeit, da die Regierung neuerdings Anordnun-


uen oͤberhalb Carlsruhe vermehrt wurde.
— Mppenweier wurden die ſchon laͤngſt beendigten Erdaufſchuͤttungen vor
einiger Zeit erhoͤht, weil man von dem fruͤheren Plan, den Bahnhof
zu Kehl jenfeits der Kinzig anzulegen, abgekommen und denſelben nun
in der Naͤhe des Rheins nächft dem großen Zollvereinsgebaͤude errich-
tet. — Die Feſtungsbauten in und um Raſtatt werden zwar ununter-
brochen, jedoch durchaus nicht mit dem Kraftaufwande fortgeſetzt, wie
das allgemein erwartet wurde. — Die Auswanderungen im Oberlande
haben ſich im Vergleich mit dem vorigen Jahre etwas vermindert.
Stuttgart, 24. Oct. In der Gegend von Schwaͤbiſch⸗Hall kam
neuerlich del Fall vor, daß mehrere Individuen von der evangeliſchen
zuͤr katholiſchen Kirche uͤbertraten, weil eine Weibsperſon katholiſchen
Bekenntniffes ihnen eingeredet hatte, nur unter dieſer Bedingung koͤnn-
ten ſie einen Schatz heben, zu dem ſie ihnen behuͤlflich ſein wollte.
— Die von dem proviſoriſchen Comite des wuͤrtembergiſchen Han-
dels vereins auf den geſtrigen Tag ausgeſchriebene allgemeine Berſamm-
iung war außerordentlich zahlreich befucht. Neben vielen Mitgliedern


vollkändig und einſtimmig ſo angenommen, wie ſie vorgelegt worden
qwaren. Der Verein konſtituirte fich ſofort auf dieſe Statuten defini-
* tiv mittelft. Unterſchrift der Beitritts⸗Exklaͤrung der Anweſenden. Die
in der Verfammlung nicht vertretenen Mitglieder des Handels⸗ und Fa-
brikantenſtandes des Landes werden nun zur Beitritts⸗Erklaͤrungen auf-
gefordert werden, und ſodann die vier beſchloſſenen Handelskammern




und reſp. Schiedsgerichte in Stuttgart, Heilbronn, Ulm und Reutlin-
gen zu waͤhlen und den Verein in Wirkſamkeit treten laſſen.
Frankfurt a. M., 1. Nov. Im Monat Okt. l. J wurden auf
der Taunus⸗Eiſenbahn 50,070 Perſonen befoͤrdert. Die Geldeinnahme
waͤhrend dieſer Zeit betrug 31,120 ft. 14 kr.
— Uuſer geſetzgebender Koͤrper hat, wie man vernimmt, in ſeiner
geſtrigen Abendſitzung nach langer und lebhafter Debatte beſchloͤſfen;


ſchen Straͤfſyſtemes bei dem beabſtchtigten Bau eines neuen Gefaͤng-
nißlokales nicht beizutreten; er ertheilte dagegen dem Vorſchlag ſeine
Zuſtimmung, nach welcher hoher Senat erſucht werden ſoll einen
Entwurf über eine auf andern Grundlagen beruhender Reform des
hieſigen Gefaͤngnißweſens zur Vorlage bei dem geſetzgebenden Koͤrper
gelangen zu laſſen. Die betreffenden Beſchlußnahmen, die ziemlich un-
erwärtet gekonimen ſind, wurden mit nicht unbetraͤchtlicher Mehrheit

München, 29. Okt. Eine neue Enttaͤuſchung iſt uns in Bezug
auf die griechiſchen Zuſtaͤnde leider geſtern geworden, naͤmlich durch
die Ankunft Kolokotronis dahier. Bekanntlich wurde von Trieſt aus ge-
meldet, derſelbe gehe als Speckal-Courier Koͤnig Ottos nach Muͤn⸗
chen. Das klang immer noch ſchoͤn; daß der ſo ſchimpflich Lehandelte
Koͤnig ſollte einen Courier an ſeinen Vater ſenden duͤrfen. Nun aber
Gott den Schaden beſteht, ergibt ſichs, daß Kolokotroni keineswegs
in Auftrag ſeines Koͤnigs, ſondern als ein von Kalergi und Com-
pagnie ſeines Vaterlandes Verwieſener hier angekommen iſt. Auch die


obſchon ſie eben keine thatenmuthige geweſen iſt, war alſo den gegen-
waͤrtigen Gewalthabern noch nicht griechiſch genu.
Berlin, 28. Okt. Nach einem Privatbriefe aus Athen hatte
der preuß. Geſandte Hr. v. Braſſier ſo regen Eifer bewieſen und ſo
entſchieden zum Widerſtande gegen die Inſurgenten gerathen, daß wenn
nicht ſeine Collegen ihn noch zur rechten Zeit zuruͤckgehalten, ſeine Per-
ſon haͤtte exponirt werden koͤnnen; auch ſei er nur auf das Andringen
der anderen Geſandten auf dem Balcon erſchienen.
Paris, 30. Okt. Die Blaͤtter enthalten nichts Neues von Be-
deutung. Es heißt, Chateaubriand und Berryer ſeien gegen
den 16. Nov. zu Edinbourgh bei dem Herzog von Bordeaux erwartet.
— Die Regierung ſoll aug Madrid Nachrichten erhalten haben, daß
die Miniſter den Cortes einen Vorſchlag zur Erklaͤruug der Volljaͤh⸗
rigkeit der Koͤnigin Iſabella II. uͤbergeben haͤtten. Auf gewoͤhnlichem
Weg hat man Briefe aus Madrid vom 23. Oktober. Die Muniei-
palitaͤt wollte anfangen mit der Reorganiſation der Nationalmiliz; die
erſte Compagnie wurde zu dieſem Zweck aufs Stadthaus beſchieden;
ſie ſollte ihre Offiziere waͤhlen; der Candidat zur Hauptmannsſtelle
wurde ausgehoͤhnt; mehrere Buͤrger erklaͤcten, ſie ſeien Ahacuchos
und wollten nicht zu der von der Kegierung organiſirten Nationalgarde
gehoͤren; man mutzte, um gtoͤßeres Aergerniß zu vermeiden, die zu-
fammengerufenen Leute wieder abziehen laſſen. * Nach Berichten qus
Bayonne vom 26. Okt. ſcheint ſich Saragoſſa, nachdem es am 23,
bonbardirt worden war, am 24, dem General Concha durch Capitu-
lation ergeben zu haben. —
Trieſt, 24 Oet. Waͤhrend die griechiſchen Blaͤtter die Ord-
nnng hervorheben, mit welcher die Wa hlen in den Provinzen vor ſich
gehen, ſprechen ſich Privatbriefe ganz im entgegengeſetzten Sinne aus.


en abgehalten werden, ſehr ſtuͤrmiſch hergehen, und fortwaͤhrend blu-
tige Raufereien gebenz ein Prieſter ſei ſogar erdolcht worden. Auf un
ſern Platz, der mit Griechenland in ſo enger Beziehung iſt, haben die
ietzten Ereigniſſe keinen Einfluß geuͤbt / und Schifffahrt⸗ und Haͤndels-
verkehr zwiſchen hier und dort hat ſeinen gewoͤhnlichen Gaug.


 
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