Juli.
1843,
—
Aus * Wieſenthal. Seit 14 Tagen durchftreifen die Juden
unſere ganze Gegend und haußtſaͤchlich den Wald, wo..fie das Vieh
um hohe Preiſe zuſammenkaufen und landabwaͤrts treiben. — Man
ſteht taͤglich ganze Heerden Ochſen und Kuͤhe durch die Juden fortfuͤh—
ren. Wenn auch eine anfehnliche Summe Geldes dafuͤr in die Haͤnde
unſern ſchwer gedruͤckten Landleuten in den untern Gegenden unverhaͤlt-
nißmaͤßig mehr Geld aus den Taſchen geſpielt wird, denn die Juden
kaufen hier theuer, um wie viel theurer ſie aber dann wieder verkau-
fen, weiß Jeder der ihr Treiben kennt. Wie manche Familie iſt da-
durch an den Bettelſtab gekommen, daß ſte ein Stuͤck Vieh von einem
Cöln, 24. Juli. Als unfere ſiaͤdtiſchen Landtags Abgeordneten
ſich alle oͤffentlichen Empfangs feierlichkeiten verbaten, ſcheinen ſie richtig
Orts nicht gern ſehen und zu hintertreiben wiſſen werde, was auch,
falls ſie angenommen haͤtten, hier ſo gut geſchehen ſein wuͤrde, wie
es anderwaͤrts in unſerer Provinz gef 544 iſt. Die Erlaubniß zu dem
Feſtdiner, welches unſere Buͤrgerderſammlung den Abgeordneten zu ver-
anſtalten beſchloß, iſt zwar von der Regierung nicht geradezu verweigert
woͤrden; da ſie aber darauf beſtehen foll, daß ihr eine Liſte der beabs
ſtchtigten Toaſte zur vorherigen Kenntnißnahme und Begutachtung vor-
gelegt werde, wozu das Komite ſich ſchwerlich verſtehen moͤchte, und
da aͤndererſeits eiue oͤffentliche Eintadung zu einer nochmaligen Buͤrger-
verſammlung welcher der Entwurf der Adreſſe vorzulegen waͤre, die den
Abgeoͤrdneten uͤberreicht werden ſoll, nicht die Cenſurgenehmigung er-
halten wird, ſo ſcheint an dieſen beiden Hinderniſſen auch das Feſteſſen
ſcheitern zu follen, obgleich in Elberfeld dieſer Tage eine ähnliche De-
monſtratioͤn ungeſtoͤrt vor ſich ging.
Berlin, 20. Juli. Ein ſo eben erſchienener kaiſerl. Ukas verbie-
tet (wie den „Saͤchſiſchen Vaterlandsblaͤttern“ aus 44 4 geſchrie-
ben wird) Jedem, der in Koͤnigsberg, namentlich Theologie, ſtudirt
— Den 22. Juli. Auf Befehl des Koͤnigs ſoll nicht nur von den
Cibilperſonen, ſondern auch vom Militaͤr die tauſendjaͤhrige Selbſtſtaͤu—
digkeit Deuͤtſchlands am 6. (nicht am L1.) Auguſt mit einer beſonde-
ren Kirchenfeier, die durch den ambroſtauiſchen Lobgeſang noch verhexr-
licht werden wird, begangen werden! Außerdem duͤrften noch am 11.
Auguſt, als am 72* des Vertrags zu Verdun (843), verſchindene
Feierlichkeiten ſtatlfinden.
Aus Preußen, 17. Juli. Die „Trier'ſche Zeitung“ bemerkt:
„Das Netz der Beſchraͤnkung um Schriftſteller und Verleger iſt durch
mehrere der kuͤrzlich veroͤffentlichten ergaͤnzenden geſetzlichen Beſtimmun-
gen uͤber die Cenſurverhaͤltniſſe noch enger zuſammengezogen worden,
es ſie bis jetzt umſchloß. Zu dieſen Beſtimmungen rechnen wir
3 B, die, daß nicht blos keine koͤnigl. Befehle, ſondern auch nicht ein-
* amtliche Verfuͤgungen, Beſchluͤſſe oder ſonſtige Actenſtuͤcke inlaͤndiſche
gung der betreffenden — in Zeitungsartikeln veroͤffentlicht werden
ſollen.“
Dresden, 24. * Von Seiten des Praͤſidiums wurden heute
der ? Kammer Nitthelhen * uͤber ein aͤllerhoͤchſtes Decrei,
den Schluß des gegenwaͤrtkgen Landtags betreffend! Inhalts
44 beſtimmt worden.
Aargau. Das Voͤlk im Freienanite iſt ruhig, nicht ſo aber die
alten Ayenten der Kloͤſtermacht. Noch verläütet-nichts von der projet-
rirten Volksverſammlung an der Luzernergraͤnze, raſch aber und lebhaft
ift der Verkehr mit den Fluͤchtlingen in Luzern und den daſigen Agita-
torein. Etvas iſt im Werden. Ob losgeſchlagen werde, oder nicht,
wiſſen vielleicht die Fuͤhrer ſelbſt noch nicht; gewiß aber iſt es, daß
—
ihnen aus neuen aufregenden Anftritten keine Rofen erbluͤhen werden.
Die Schmaͤhſchrift! „die Katholiken im Aargau und der Radikalismus?,
wird durch die Raͤber ſche Druckerei in tauſend und tauſend Exempla-
ren unter das Volk gratis durch eigene Traͤger vertheilt! Ihre beab-
ſichtigte Wirkyng offenbart ſich indeſſen noch keinesweges, wenn nicht
die ungewoͤhnliche politiſche Stille, die aber vielleicht auch die Anwe-
ſenheit der Tagſatzung durch ehrwuͤrdigen Reſpekt erzeugt⸗ auf nahen
Sturm deutet.
Paris, 25. Juli. An der Boͤrſe cireulirte das ſehr der Beitdtiz
gung beduͤrfende Geruͤcht, Espartero ſei in Madrid eingerüct,
nadhdem er zuvor den General Aspiroz geſchlagen habe;
es ward hinzugeſetzt, der Regent habe den Entſchluß gefaͤßt, auf die
Haußtſtadt los zu marſchiren, nachdem er zu Baylen eine nuterredung
gehabt mit engliſchen Emiſſarien, die ihm anſehnliche Summen zur
Zahlung ſeiner Truppen zugeſtellt haͤtten.
— Telegraphiſche Depeſchen. I Bayonne, 22 Juli. Der
am 20. Juli Morgens von Madrid abgegangene Poſteourier iſt ſo eben
angekommen. Die Stadt war nicht mehr blokirt. Nur die Diviſton
Aspiroz ſtand bei Prado; Narvaez war noch zu Torrejon. Sebane
und Zuͤrbano waren nicht uͤber Guadalajara hinausgekommen. — 2.
sl%erptguan, 24. Iuli.. Serrand hat Daroca am 18 Iult verlaſſen;
Eine Escadron voͤn
Zurbanos Capallerie hat ſich mit ihm vereinigt.
— Man ſieht aus vorſtehenden Depeſchen, daß es am 22 zuii
Nach Berichten von de:
Grenze hatte ſich der Diviſton Zurbano eine ſolche Eutmuthigung be-
maͤchtigt, daß nicht mehr auf ſie zu zaͤhlen und die Deſertion ſtark im
Zunehien war; ſo erklaͤrt es ſich! daß Seoane und Zurband, ſtatt
nach Madrid voran zu gehen, bei Guadalajara ſtehen bleiben.
London, 20. Juli. O' Connell verſicherte am 16. im Repeal-
Meeting zu Tullamore, in der Koͤnigsgrafſchaft, er habe die Gewiß-
heit, daß er die Repeal durchſetzen werde. Bliebe das Volk ſich ſelbſt
treu, ſo wuͤrde es vor dem naͤchſten Mai ſein Parlament haben. Die
zu unterdruͤcken und das Volk niederzuhalten, haͤtte ihn als Luͤgner dar-
geſtellt. Man habe auch geſagt, es ſolle eine Parlaments Akte zur
Verhinderung ihrer Zuſammenkuͤnfte erlaſſen werden. Darauf entgegnete
er blos, er wuͤrde alsdann nach London gehen, ſich derſelben ſo wirt-
ſodiel Amendement vorſchlagen, daß ſie licht vor Weihnachten zum er-
ſten Mal verleſen, und nicht vor zwei Jahren durchgehen koͤnne.
Conſtantinopel, 7. Juli. A. e. engl. Mittheilung uͤber Malta,
Durch Berichte aus Teheran bis zum 7. v. M, erfahren wir, daß die
Truppen des Khans von Bokhara mit denen des Khans voͤn Khiwaͤ
feindlich zuſammengetroffen ſind und die letztern 44 haben. Khiwa
wurde duͤrch einen Handſtreich eingenommen und der Statthalter fand
ſein Heil nur in der Flucht. Kamram, der Schah von Herat, i
todt, und ſein Welſir deſſen Nachfolger geworden; er hat dem Schah
von Perſten eine Unterwerfung blos dem Namen nach gemacht! Dieſe
Ereiguiſſe werden * die Afghanen einige Unternehmungsplane dar-
bieten.
Caxlsruhe. Die Bewerber um nachbenannten erledigten Shieche
haben ſich bei ihrer vorgeſetzten Bezirksſchulviſitatur innerhals 6 —
zu melden:
Da ſich auf die — der wvangeliſchen Schulſtelle zu Alle-
muͤhl voin 10.- Mar d. J. Fein. Vewerbe gemeldet hat ſo wird ge-
Bezirkoſchuloiſitatur
Nectargemuͤnd, mit dem Normalgehalt von 140. fl. nebſt dem geſetzlich
beftinunten. Betrag fuͤr die nicht vorhandene Wohnung , dann 30 In
Schuͤlgeld von jedem Schulkind, nochmals ausgeſchrieben.