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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Dezember (No. 283 - 307)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#1209

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No. 300








— A

Landtagsverhandlungen.
Geſetzentwurf, die Gerichtsverfaſſung des Großherzog-
thums Baden betreffend.
Fortſetzung.)

H, Gemeinſame Beſtimmungen.

467. ! —
Hat der Beklagte einen befreiten Gerichtsſtand, ſo tritt dieſer in den Fällen


der Handelsgerichte in den Fällen der 58. 30 und 34 duͤrch den befreiten Gerichts-
ſtand niemals auͤsgeſchloſſen S
2 68

$. 68.

In Fällen, wo das Amtsgericht wegen ſeiner Unzuftändigkeit die Ladung ver-
Tagf, oder diefelbe auf deßhalb vorgeſchütze Einrede wieder aufhebt, oder ſolche
Enrede verwirft, findei ſtets nur das Rechiemittel der Beſchwerdeführung innerhaib
acht Tagen ſtatt, fofern die Fuſtäudigkeit deßwegen beanſtandet iſt, weil die Sache
each ben $$, 17 und 18 in erſter Inuanz vor das Hofgericht oder nach 5. 30 vor
das andelsgericht oder in den Fällen des S. 45ı vor ein Schiedsgericht geböre.

.. Daffelde ailt füx die Erkenutuiſſe des Handelegericht uber ſeine Zuſtändigkeit-
wenn die Klage bei ihm ſelbſt angebracht iſt

Kurde daͤgegen die Klage auf den Grund der $$. 17 und 18 in erſter Inſtanz
deim vofgericht angebracht, ſo findet gegen deſſen Erkenntniz über die Zuftandig
Feit kein Rechtsmitiet ſtatt, mag ſich der Zweilel auf die Vorſchrift der 55. 15 und

17 dder die des $. 30 oder auch des S. 47 beziehen.

Ebenſo ſindet gegen das Erkenntniã 8 Amtsgerichts in den Fällen des S. 44
nur das Rechtsmittel der Beſchwerdeführung innerhalb 8 Tagen, ſofern aber wegen


erfannt worden iſt, gar lein Rechtsinittel ſtatt.


ereeben ſei, und hat der Kläger fodann innerhalb 45 Tagen von der Rechtskraft
dieſes Urtheilg an gerechnet, Denjenigen belangt, welcher nach den Gründen, auf
welchen die Verwerfung bexuht/ als der rechte Beklagte zu betrachten wäre,
wird nun aber auch die zweite Klage wieder aus dem Grund verworfen, weil nicht
der ietzt/ ſondern der zuerſt Belaͤngte angeſehen werden müſſe ſo kann der Klä-
ger innerhalb 42 Tagen von der Einhändigung des letzten Urtheile an gerechnet,
bei dem höheren Gexichte darauf antragen beide Beklagte zu ein und derſelben
Verhandlung vorzuladen, und, unter Aufdebung des einen oder des andern Urtyeils,
aus zuſprechen, welcher der rechte Beklagte fer, gegen den biernächſt das Verfahren
von demfenigen Gerichte deſſen Urtheil aufgeboben wurde wieder aufzunehmen iſt.

In gleicher Weiſe kann, wenn in Beziehung auf die Sachlegitimaͤtion verſchie-
dener Llaͤger verſchiedene, ſich wiederſprechende Ürtheile ergehen, ieder dieſex Rläger
bei dem höseren Gerichte die Aufbebung eines dieſer Urtheile und Entſcheidung da-
rüber verlangen, welcher der verſchiedenen Kläger als legitimirt zu betrachten ſei.

— — —— X

Iſt in den Fällen des 5. 70 eines der augefochtenen Urtheile von einem Hof-
gerichte, vdex ſind beide von tergerichten in verſchiedenen Hofgerichtsbezirken er-
gengen, fo iſt der Antray auf Aufhebung eines der verſchiedenen Urtheile und anf
Fuifcheidung der Frage/ wer der rechte Beklaͤgte oder wer der rechte Kläger ſei,
dei dem Oberbofgerichte, und wenn auch nur eines der verſchiedenen Urtheile vom
Oberhofgerrchte ergangen wäre, bei deſſen Rathe zu ſtellen. !

\ @i ;
Hit der Beklagte die Einrede der Unzuſtäadigkeit darauf gebaut, daß er einen
befreiten Gericht ſtand genieße, ſo ſteht gegen das Exkenntniß über dieſe Einrede

gen U ; 2 2
Daſſelbe gehört in dieſem Falle, ohne Unkerſchied, von welchem Gerichte das
Erkenntniß erfolgle, unmittelbar vor das Oberhofgericht.
— 4
Eine Wiederherſtellung gegen die Verurtheilung in eine Verſäumnißgebühr (8.
16, Nr; 2 und 3, und S, 63). findet nur ſtatt auf die Nachweiſung hin, daß der
Berurtheilte. wegen Krankheit, Abweſenheit oder hoͤherer Sewalt außer Stande war
bet der Tagfabrt zu erſcheinen oder im Falle des S, 16 Nr. 3 die Friſt einzuhalten/
* * feit dem Aufhören der Hinderungoſaͤche noch nicht über acht Tage verfloſ-

4 * ‚6 SE 6 — —
Auf die Ablöſung vom Zehnten, von Faſelvieh odex andern Laſten, ſowie auf


ſtändigkeit und Verfahren keine Axwendung.
* Etsextf fotzt!







Tagðdericht.

** Heidelberg, 17. De;z. Wie ſehr ſich in letzter Zeit Die Au-
griffe auf das Eigenthum und die Perſonen der Bewohner hieſiger Stadt
haufen, davon iſt bereits in verſchiedenen Blaͤttern oͤfter die Rede ges
wefen! Viele Einbruͤche in Privathaͤuſer und oͤffentlichen Kaſſen foͤlgten
ſich ſo raſch auf einander, daß im Publikum allgemein die Meinung
verbreitet iſt, es muͤſſe ſich hier eine Diebsbande organiſirt haben. Die-
fer Verdacht wurde duͤrch den juͤngſten Raubanfall auf oͤffentlicher Straße,
wo einem Studirenden von einigen Kerlen der Mantel geraubt wurde,
nur vermehrt, und die Beſtuͤrzung uͤber dieſe Vorfaͤlle hat einen hohen
Grad erreicht. —

Unſere Polizei, welche ſo energiſch aufzutreten weiß, wenn die oͤffent-
liche Ruhe durch nicht geſtattete Staͤndchen und Reden an das Volk
geſtoͤrt wird, unfere Polizei, hoffen wir ſicher, wird auch hier bald
ihre Energie entwickeln, und des Diebsgeſindel habhaft werden! Vor
Allem wird ſie auf das luſtige Volk ein wachſames Auge haben , wel-
ches den lieben langen Tag in einem Bierhauſe in der N — + Straße,-
wo das halbe Maas Bier um 1 fr. wohlfeiler iſt, als in anderen Bier-
ſchenken, ſein Weſen treibt! Vor jenem Hauſe kann ein Freund gym-
naſtiſcher Vorſtellungen ſich vortrefflich amuͤſtren! Ein munteres Voͤlk-
hen, das f. g Bergvoͤlkchen ergoͤtzt ſich hier altabendlich mit Ning:,
Fauͤſt⸗ und Stockkaͤmpfen! Es waͤre nuͤn hoͤchſt gleichgiltig! wenn ſich
dieſe Menſchen einander wechſelſeitig die Koͤpfe einſchluͤgen allein, ohne




quaͤlt werden ſo macht es Jenen zuweilen auch ein muthwilliges Vei-
gnuͤgen, friedliche Voruͤbergehende durchzublaͤuen. So wurden erß am
letzten Sonntage wieder 3 ſtill voruͤbergehende Studenten ohne Urfache

Zufaͤllig kamen gleich hierauf zwei unſerer bejahrten Polizeidiener lana-
ſam des Weges daher. Einer der Mißhandelten erzaͤhlte ihnen das
Vorgefallene, woͤrauf die bejahrten Maͤnner erklaͤrten, daß ſie nicht im
Stande ſeien, dieſe Leute einzuͤholen, welche ſie noch dapon ſchreiten
ſahen. ; 4*
Freiburg, 20. Dez Zuverläſſtgem Vernehmen nach iſt dem Abg,
Pfarrer Kuenzer zu Conſtanz von der erzbiſchöfflichen Curie der nachge-
fuchte Urlaub zum Eintritt in die 2. Kammer abgeſchlagen worden.
München! l5. Dez. Alle auswaͤrtige! ſelbſt die griechiſchtn
Neu-gkeiten haben aufgehoͤrt, unſer Publikum in Anſpruch zu nehmen,
ſeil e& duͤrch eine Polizeimaßregel in eine gewiſſe Aufregung ganz ei-
geuthuͤmlicher Art verſetzt worden iſt. Bekanntlich iſt die Wirthshanss
Polizeiſtunde in Folge einer Allerhoͤchſten Entſchließung im Intereſſe
der Volke ſittlichkeit in ganz Baiern neuerdings dahin feſtgeſeht worden,
daß ſie auf dem Lande um 9 Uhr, in mittleren Staͤdten um 10 Ubr
Aus
allen benachbarten und fernen Orten vernahm man hier bafd, daß auf
die neue Poͤlizeiſtunde uͤberall aufs ſtrengſte gehalten und jeder dieſelbe
Uebertreteude unnachſichtlich (der Wirth mit 1Ifl., jeder Gaſt mit 5 fl.}
geſtraft werde. — —
Wien, 15 Dez. Die neneſten Nachrichten aus Palermo vem 27.,
Rov. anelden, daß die Eruption des Netna in fuͤrchtbarer Weiſe
fortdauerte, und daß die Lavaſtroͤme die Richtung nach Suͤden einee?
ſchlagen hatten, wodurch die Landgruͤnde zu Adernd fehr bedreyt we-
ren, Raͤchrichten aus Catania berichten, daß die feueiſpeiende Oeff-
nung des Berges an der oͤſtlichen Baſis des fogenanaten. „Schläfen-
puͤnttes“ ſich befindet, weßhalb die nahe daͤrunter liegende Ortſchaft
Bronte leicht das Schickſal Pompeji's haben koͤnnten Die üppigften -
Felder ſind bereits von der Lava bedeckt, welche eine italieniſche Mig-
lie lang iſt/ und etwa 16 Cannen in der Stunde ſich fenkt, Die Des
tonationen ſind dabei furchtbar und die Atmoephaͤre ein Catanta) ff
mit rothen Lapillen ſo geſchwaͤngert, daß ſich Die Senne wie Tothulla
hend ausnimmt. Die Schoͤnheit dieſes Phaͤuomens wild leider vdn


 
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