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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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August (No. 178 - 203)
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No. 200.

. ; 2










Tagsbericht·
MNanuheim, 26. Auguſt In Nr. 198 des Mannheimer Morgenblattes
; Befindet fich ein vom Oberrhein datirter Artikel, woͤrin eS heißt daß unter den zum


ſich befände; es wird die bisherige Erhebungsart für die ungeſchickteſte erklärt, und
der Verfafſer meint, ſie ſolle mit der Malzſteuer, als einer beſſern Erhebungsart
dertauſcht werden. Ohne in die näheren Details des fraglichen Artikels einzugehen,
muß i dem Verfaſſer nur bemerken, daß feine Anſichten auf Srrthum beruben und
don gänzlidher unkenntniß des Braugeſchäfts zeugen. Das Wahre an der Sache
ift folgendes: Die badiſchen Brauer haben im verfloffenen Jahr eine Eingabe an
bie Negierung gemacht, worin ſie diefelde erfuchten, mehrere Paragraphen der Bolls
3ug$-Verordnung zu dem beſtebenden Bierſteuer-Geſetz, welche zu däufigen Vexatio-
Hen führen, abzuändern, In Folge dieſer Eingabe hat die Regierung im Monat
Auguft d. J. Sachverſtändige aug dem ganzen Lande nach Carlsruhe berufen, um
f mit ihnen über die Art und Weiſe, wie dieſe $S. im Intreffe des Braugeſchäfts
abgeändert, reſp. durch andere zweckdienliche erfeßt werden köunten, zu berathen.
‚Dabet wurde zu allererſt die Frage aufgeworfen: ſol überhaupt. das jetzige Bier-
— Steuter-Sefeß nach Keſſel⸗Inhalt foͤrtbeſiehen oder ſoll es durch eine andere Steuer
auf Malz oder fertiges Bier, oder durch Erhebung eines Averfums erſetzt werden?
Alle anweſenden Brauer, zehn an der Zahl, erflärten einfimmig, und gewiß
im Sinne ibrer Comittenten, daß, da die löbliche Abſicht die der Verfaͤſſer des frag-
lichen Axtikels hat, die Bierſteuer ganz aufzuheben und den Yusfall. auf die allge-
meine Hewerbſteuex zu legen, nun einmal unter die unerreichbaren Wuͤnſche gehört,
dem beſtebenden Geſete, weiches jevoch eben ſo gut wie fede andere indireete Bes
euerungsart ſeine Schattenſeite habe, doch befonders wenn unfere abgegebenen
Wünfche berückſichtigt würden, der Borzug vor der Malzfeuer gebühre; die Conz
trolirung des fertigen Biers bebufs der Befleuerung, . eben fo wie die Zahlung
eines Averſums nicht wohl möglich ſei. Was die in dem Artikel aufgeführten Be.
läftigungen betrifft, ſo iſt gerade vie am meiſten herausgehobene Schließung (Vers
Kegelung) des Brauteſſels durch den Aceiſor, ſo unangenehm folche immerbin fuͤr
bas Gefühl iſt, im Uebrigen die wenigſt belaſtigende, indem durch dieſeibe auch jede
Controlle während des Stiuſtandes des Geſchaͤftes aufgehoben iſt, und der angee
führte Nachtheil, unter ſeder Bedingung wenn die Anzeige. gefhehen I, brauen zu
miüiffen, leicht durch eine Erklärung beim Aceiſor über den Gruͤnd der Verſchiebung ves
Geſchäfts aufgehoden werden kann, indem in dieſem Fall derſelbe dem Braͤuer eine
andere in ſein Belieben geſtellte Zeit zur Vornahme des Bierſuttes geſtatten muß.
Der Grund, warum nicht jedes Bier gleich gut iſt, liegt nicht im Bierſteuergeſetz,
und nicht immer im Fleiß und guten Willen des Brauers, ſondern wie bei allen
— die einem chemiſchen Prozeß unterworfen ſind, in vielen unergründlichen
‚ufälligfeiten , beſonders aber was das Lagerbier im Sommer anbelangt, in der
Qertlichkeit, wegen den zur Lagerung deſſelben nöthigen guten tiefen Kellern. Ob-
‚ gleich eg in Bayern und Würtemberg eben ſo gut wie bei uns beſſeres und gerin-
eree Bier gibt, ſo baben dieſelben doch, und namentlich Bayern, den großen Vor-
tbetl vor uns voraus, daß ihr Abſatz ſich immer gleich bleibt, und nicht von Zuͤ—
‘ fälligfeiten, als wohlfeilem Wein, Obſt, Obſtwein abhängt.

0-0 Lahr, 24. Auguſt. Unſere Verfaſſungsfeier hal ihrem hohen Zwecke auf
eine würdevolle Weiſe entſprochen.

Der Vorabend von dem reinſten Himmel begünſtigt vereinigte Stadt⸗ und
Landbewohner bei der Einweihung der Denkſäule auf der böhe unſeres majeſtätiſchen
Schutterlindenbergs; bei welchem Anlaß unſer bürgerfreundlicher Advokal Hofer
eine ergreifende dem hohen Gegenſtande ganz entſprechende Feſtrede hielt, die mit
allgemeinem Enthuſiasmus aufgenommen wurde, Ueberall mit uns auf den Ber-
geshöhen, den Auinen von Hobengeroldseck und dem romantiſchen Schloſſe Orten-
— leuchteten Freudenfeier und verkündeten dem Vorabend des Feſtes die ſchönſte

eibe.
Der unbewölkte Sonnenaufgeng des 22. Auguſt war das liebliche Vorzeichen
dieſem erbabenen Feſte, und Geſchützesſalven brachten ſchon in den Frühefiunden
lles in freudige Bewegung.

Um 9 Uhr verſammelten ſich das Feſteomite, die großh. Staatsdiener und die
Lürger in dein Stadthauſe, von wo ſich der Zug durch die geſchmackvoll gezierten
Straßen, die Schuljugend an der Spiße, die Mufit und Gefaͤngbereine, ſämintliche
Zünfte mit ihren Fahnen in Begleitung unferer beiden ſchönen Burgermilitärcorps
mit ihren ritterlichen neuen Chefs an der Spitze, zum dFeſtplatze ſich bewegten.
Ein Bürgersfohn, Träger der Verfaſſungguͤrkunde, ging begleitet von 60 Jüng-
Itngen, mit den Schärpen der Hausfarde geſchmückt, dem Feſtzuge voran. Muſit
‚un Geſänge eröffneten auf dem Feſtplatze das hobe Voltsfeſt Zum Eingange der
Tereden wurde die Verfaſſungsurkunde, dieſes Kleinod aller Fadener, durch ein
Mitglied des Feſteomites vorgeleſen und mit einem begeiſterten Hoch aufgenommen.
Unfer Sürgermeiſter und Depuͤtirter hielt darauf die eigentliche Feſtrede: ſie bezeich-
nete mit warmem Gefühl die hohe Bedeutung des Tags und mit kräftigen Woͤrten
ſprach er für Verfaſſungstreue und ein Feſthalten an dieſelbe. Seine wuͤrdevolle
und gediegene Rede wurde mit dem lebhafteſten Beifall begrüßt. Tauſende beweg-
- ten ſich in freudigſter Harmonie auf dem Feſtplatze, wo dann in geſchmückten offes
nen Zelten das Feſtmabl gehalten wurde. Unferm geliebten Landesfürſten brachte
der Chef unferes JZagercorbs den erſten Toaſt, welcher den ſreubigſten herzlichften
Auklang fand. Unter den Feſtrednern ſprach unſer verehrter Dekan Fecht mit gtü-



Verſammlung einen rührenden Eindruck hervorbraͤchte.
Unter den anweſenden vielen Fremden trug der achtbare frühere Devutirte De-


durch ſeige gemüthliche Feſtrede. Der verebrte 73 jährige Greis entwidelte in ſo
ſchoͤnen Worten die Laufbahn eines würdigen Deputirten und zeigte fich verfüngtin
ſeinem innern Bewußtſein, ſtets als Verfaffungsfreund für die Kechte und das Wohl
der Bürger gewiſſenhaft mitgewirkt zu haben. Seiner Reve folgte ein allgemeines
Bravo! und wer auch bisher andern Anfichten folgte oder nur Gunftbeseugung und
Figennutz ſuchte, an dieſen konnten dieſe und aͤndere gehaltene Feftreden nicht
ſpurlos vorübergehen.

Unſere Stadt war Nachts feſtlich beleuchtet und jeder Bürger wetteiferte durch
Verſchönexung beizutragen Auch der Armen wurden durch Gaben an Speifen und
Trank reichlich bedacht. So endigte der denkwürdige 22. Auguſt 1843,. den auch
nicht der geringſte Vorfall trübte und uns ein unvergeßlicher Feſtlag bieiben wird,

Hannover, 20. Auguſt. Die Ruͤckkehr des Koͤnigs wird , wie
man hier erwartet, morgen ſtattfinden. 4

Straubing, 20. Äuguſt. Das anſehnliche Dorf Schambach bei
Jilbach iſt von einem weit umgreifenden Brande heimgefaͤcht worden.
Bis auf 6 Haͤuſer und das Schloß, welche verſchont biieben, wurden
alle uͤbrigen Wohnhaͤuſer und Staͤdel, der Kirchthum der Pfarrhof, das
Schulhaus, das Wirthshaus, im Ganzen 100 Firſte, ein Raub der
Flammen. Das Flugfeuer ſpruͤhte ſo weit in der Luft hin, daß in dem
eine Stunde oberhalb Schambach im geraden Windſtriche gelegenen
Dorfe Amſelſing ein Haus angezuͤndet wurde, deſſen Brand man aber
gluͤcklicherweiſe bald wieder loͤſchte. Alle in dieſer Richtung liegenden
Der Rauch ver-
fieſterte, wie Gewitterwolken, den Himmel. —

Bremen, 18. Auguft. Der Bau der Eiſenbahn zwiſchen Bremen


nicht Beſtimmtes daruͤber bekannt geworden.
Paris, 23. Auguſt. An der Boͤrſe war das Geruͤcht in Umlauf,


Autorität getreten; auch hieß es, Narvaez ſei mit dem Kabinet Lo-
pez zerfallen, weil daſſelbe den fruͤhern ſpaniſchen Botſchafter zu Paris,


dem Grafen Toreno zuwenden woͤllte. a d
— Die Regierung hat keine Depeſchen aus Spanien veroͤffentlicht;


— Nach Briefen aus Madrid vom 16. Auguſt erzaͤhlte man ſich
dort, Cadix ſei in Folge der Unbeſonnenheit einiger Ayacuchos in


— CEspartero iſt an Bord des Prometheus am 19. Auguſt


Die Herzogin von Victoria, die zwei Tage vorher von Pa-
ris nach Havre eingetroffen war, begab ſich zu ihm an Bord. Der


vre erſchienen und fuhr ſchon um 9 Uhr wieder zuruͤck nach der engli-
ſchen Kuͤſte. Espartero iſt nicht an’s Land geſtiegen. Zu Falmouth
wurde er mit einer Salve von 21 Kaͤnonenſchuͤſſen begruͤßt; zu Havre


— Der Prinz von Joinville und der Herzog von Aumale werden
der Koͤnigin Victoria einen Beſuch machen im Windſorpalaſt.

London 21. Auguſt. In der heutigen Sitzung des Unterhaufes
wurde von Hın, Borthwick die Frage geſtellt, in welcher Eigenſchaſt
General Espartero, der in Enzland angekommen ſei, empfangen wer-


 
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