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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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April (No. 77 - 101)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0353

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Zagsbericht.

— Heidelberg, 12. April. Sr. Loͤnigl. Hoheit unſer allgelieb-
ter Landesvater trafen geſtern von Ihrer Ruͤckreiſe von Sachſen⸗Coͤburg-
Gotha hier ein Ihre Hoͤheit verweilten heute hier, und nachdem Sie
die Sehenswuͤrdigkeiten hieſiger Stadt in Augenſchein genommen, rei-
ſten Ihre Königl. Hoheit heute Abend 5 Uhr unter dem Jubelruf Ih-
rer freu ergebenen Bevoͤlkerung dahier, auf der Eiſenbahn nach Carls-
ruhe ab.

*b Hugsweier, Oberamts Lahr, 12 April. Die bereits beſprochenen Kla
_ gen mehrerer Gemeinden über das Wildgeheg des ehemaligen Deputirten Völcker
haben bis jetzt zu dem Reſultat geführt, daß derfelbe in Belfein von 4 Forfibeamt
ten bei großb. Oberamnte durch Vergleich die Verpflichtung eingegangen, erſtens den
Wildfehadenerfaß‘ abſchätzen zu laſſen, und zweitens den großen Wildftand abzu-
ſchaffen, worauf hin auch bereits in 5 oder 6 Diſtricten eine Anzahl von mehr denn
150 Stück Rehe in einigen Tagen erlegt wurden, was wohl für jeden Unbefange-
nen den Beweis Kefert, daß die Anzahl von Wild übermäßig groß ſein muß, und
dis zu welcher Anzabl ſich ſolches bis künftiges Spätjahr vermehrt bätte; aber auch
mit dieſex Vermindexung iſt noch nicht gehoifen und es muß wenigſtens das Zwel-
fache noch nachgeholt werden. Schade übrigens, daß dieſe Thiere mit ihren Jun-
gen jetzt eingehen, und obgleich es, wenn diele Armen ihre Saaten nicht verlieren
— follten, eine gebotene Sache war, ſo könnte man doch, wollte man nach der Strenge

der Sagdgefeße verfabren/ den Pächter zur Strafe zieben, daß zur unerlaubten
(verbotenen) Zeit durch ſein Verfchulden ein ſolches Wiloſchießen ſtattgefunden. Auf


* boffen, däß ſolcher dem großen bisher erlittenen Schaͤden voͤllig angenieffen
ein wird. *

Nan ſcheint, den von einigen Gemeinden zu ihrer Nothwehr abgehaltenen frü-
* Treibjagden die bedeutende Unterſtellung zu geben, daß darin ein großer Fre-
vel laͤge; — die — gerichtlichen Verhaudlungen und Abhöre von jedem
einzelnen Bürger zeugen, daß man die Sache zugleich in das Gebiet von beſon-
dern Unruhen ziehen will, wovon aber nie die mindeſte Tendenz vorhanden, noch
beabſichtigt war; denn alles ging von der Abſicht des Schutzes ſeines bedrohten Ei-

genthums und einziger Nahrungsquelle des Einzelnen aus; weßhalb man auch

glauben ſollte, daß die Humanität hier jede andere Auslegung als jene eines Irr-


ſen iſt, daß die gegebenen Zuſicherungen wegen Wildſchadenerſatz und Wildabſchaf-
fung nie gehalten wurden. }

Im übrigen wird jeder Billigdenkende erkennen, daß die Gemeinden ſeit Jah-
en vieles geopfert und auch beim Vergleich wieder die Hand zum Frieden geboten,


nunmehr auch treulich erfüllen werde.

Farls xuhe, 10. àpril. Das geſtrige großherzogliche Staats⸗ und Regie-
rungsblatt No. 11, enthäit noch: (Schluß.)
H, Zivildienſtnachrichten:

. Solgende großh. bad. Tiſchtitularen wurden am 24, Luguſt 1842 in Freiburg
zu Prieftern geweiht und hierauf ats Gehülfe in der Seelforge angefiellt: .
Franz Abele pon Büchenau, Joſeph Burger von Oberſpitzenbach, Karl Burkart
von Haxdheim, Ambros Hettich von Triberg, Ludwig Maͤier von Stühlingen,
Deinr. Mergele ven Freiburg, Rudolph Mennig von Konftanz, Zoſeph Sehling
” von Impfingen, Franz Hoͤll von Ettlingen, Jalob UAnton Hofmannt von Tauber-
bifofshein, Martin HSoller von Krautheim, Joſeph Kleifer von St, Peter, Fidel
Iieflerer von St, Truͤtberz, Karl Rolfus von Freiburg, Mathias Schaͤfle von Bie-
thingen, Joh Chriſtian Scherer von Boxberg, Soh. Bäßtiſt Schweitzer von Umkirch,
Anton Siebext von Bruchſaͤl, Wilhelm Stalf von Walldürn, - dolph Strehler von
Carlsxuhe, Ferd. Walter von Wol fach.
Nach erſtandener vorſchriftsmäßiger Prüfung ſind nachſtebende Poſtaſpiranten:
Deiyan Helminger von Carlsruhe, Ruvolf Mayer von Conftanz, Kof. Scholl
von Car irube, Auguſt v. Oawans von Mannheini, Carl Becker don Pforzheimi,

>

Zoſ. Thumb von Confanzg, Otto Stoͤſſer von Heidelberg , Ludwig HIN von Feu-
denheim Friedrich Wundt von Laudenbach, Robert Himmethahn von Neckaxbiſchofs-
yeim, Otto Boſecker von Sulzfeld, unter die Zaͤhl der Pofpraktikanten aufge-
nommen worden.

III. Erledigte Stellen:

V Die erfte Lehrerſtelle n der höhern Bürgerſchule in Etilingen.

2) Die Pfarret Eigeltingen, Aints Stockach.

3) Die Pfarrei Huͤbertshofen, Amts Bräuulingen.

4) Die Pfarrei Illmenſee, Amts Pfullendorf.

Frankfurt, 12. April. In der heute fortgeſetzten Ziehung 6.
Klaſſe der 103. hieſigen Lotterie gewann das Loos No. 20,915 10,000 fl.
und jedes der folgenden 5 Looſe 1000 fl.: Nr 2589, 7356, 7456,
11,967 und 19,543. 4

Zweibrücken, 10. April. Von den Arbeitern, die bei dem Ein-
tritte der beffern Jahreszeit aus hieſiger Gegend nach Frankreich gingen,
um bei den Fortificationen von Paris einen hoͤhern Erwerb zu fuchen,
ſind ſeit 8 Tagen mehrere im klaͤglichſten Zuftande zuruͤckgekehrt. — Ob-
wohl der Fleiß der Deutſchen in Frankreich ſtets bevorzugt wird, fo
ſindet doch fuͤr jetzt dorten eine Ausnahme ſtatt, weil die Regierung
befohlen haben ſoll, „ſo lange eingeborne Arbeiter zu haben
ſeien, die Auslaͤnder zuruͤckſtehen muͤßten.“ Dies zur Warz
nung und Darnachachtung. **— 2*

Wien, 7. April. Vorgeſteren ereignete ſich bet einem im Baue
ſtehenden, faſt ſchoͤn vollendetem Hauſe in einer hieſigen Vorſtadt der
traurige Unfall, daß dasſelbe waͤhrend der Arbeitszeit einftürzte, und
4 Menfchen das Leben verloren, 6 andere ſchwer und 3 minder verz
wundet wurden.

Paris, 10. April. Die neueſten Berichte aus Hahti lauten
ſchlimm; die Inſuͤrrection gegen Boyer iſt im Zunehmen; an 12,000
Aufruͤhrer halten faſt die Haͤlfte der Inſel befetzt; die Truppen der
Regierung waren ſchon einige Mal aus dem Felde geſchlagen woͤrden

— Man will wiſſen, das Cabinet Guizot habe vor, ein Geſetzbro-
ject zur Emancipation der Negerſklaven auf den fraͤnzoͤſtſchen Colonien
an die Kammern zu bringen. ;

London, 7. April. Geſtern wurde der junge Sintzenick, welcher
den Paſtor Haydon in der Pauluskirche hatte erſchießen wollen, wie-
dei vor den Lord Mayor gefuͤhrt. Auf eine Bemerkung des Advokas
ten, der Angeklagte ſei wahnſinnig, entgegnete der Mahor, er koͤnne
ſich darauf nicht einlaſſen, ſondern werde den Gefangenen vor die naͤchſte
Jury ſchicken.

New⸗Bork, 17. Maͤrz. (Hoͤrt! Hoͤrtlh Auslaͤnder aͤußern
ſich ganz entruͤſtet uͤber die wirklich faſt unglaublichen Umſtaͤnde, welche
hier den Schluß der Seſſion des Congreſſes begleitet haben! Eine
ſehr große Anzahl Damen befand ſich in dem legislativen Raume; ſie
ſaßen auf den Baͤnken der Herren Geſetzgeber Pelecmèle mit dieſen;
es wurden im Sturm noch einige Bills, die im Ruͤckſtande geblieben
waren, votirt; auf den Wunſch einiger Stellvertreter des Volks wur-
den Erfriſchungen herumgereicht, das heißt Wein und Liqueure, und
mit dem Glaſe in der Hand, mit dem ſchoͤnen Geſchlechte anſtoßend
und ſchwatzend, ſetzten die ehrenwerthen Mitglieder des Congreſſes ihr
Werk der Geſetzgebung fort; einige verlaugten ſogar, daß einer der
Geſetzgeber, Namens Keim, anerkaͤnnt wegen ſeiner ſchoͤnen Stimwe-
ein Liedchen ſinge; aber ſo weit ließ man es doch nicht Fommen. Die
Mehrzahl der Damen zogen ſich Nachts um 12 Uhr zurüc; 2* uhri-
gen aber blieben bis aun 1 Uhr und noch laͤnger Als endlich die
Herren Wite und Pickam ankuͤndeten, daß der Praͤſident den Hayje
nichts mehr mitzutheilen habe und den Mitgliedern gute
gute Geſundheit wuͤnſche, wurde dieſe Anzeige wit einem ſtuͤrmiſchen





 
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