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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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August (No. 178 - 203)
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_ No. _ 198,


7 1843









— Tagsbericht.
Vom Oberrhein, 19. Auguft. Man vernimmt nuͤn mit Be-
ſtimmtheit, daß die beiden Kammeru auf Eude October wieder zuſam-
menterufen werden ſollen. Dieſer Landtaͤg, der erſte nach der 25jaͤhri-
gen Feier unſerer Verfaſſung und ihr unmittelbar folgend, wird zugleich


ſung und wenn uns nicht alles truͤgt, ſo wird Großes auͤs ihin her-
vorgehen, nicht blos fuͤr Baden, ſondern fuͤr ganz Deutſchland! Das
im Jabr 1840 geſcheiterte Strafgeſetz wird wieder vorgelegt werden und
mit ihm eine Strafprozeßordnung, die auf Oeffentlichkeit und
Muͤndlichkeit beruht,
lange erſehnte Trennung der Juſtiz von der Verwaltung durchzufuͤhren
beabſichtigt. Haben wir erſt ein beſſeres, dem Geiſte und den Chaz
rakter unſeres Volkes angemeſſeneres Rechtsverfaͤhren, ein theures Gut,
wieder erlangt, dann muß auch im uͤbrigen Deutſchland ein Glei-
ches geſchehen, und die Kammern eben ſo Wenig als die Regierungen
werden die hohe, von dem unaufhaltſam fortfchreitenden Geiſte der
Zeit an ſie geſtellte Aufgabe verkennen. Wir wollen nur hoffen und
wuͤnſchen, daß nicht unergiebige Prinzipienſtreite uͤber Vorrechte der
Krone und Befugniſſe der Kammern aufs neue hervorgeſucht und ſo
viel der edlen Zeit vergeudet werde, wodurch am Ende gar das Zu-
ſtandekommen ſo wichtiger, das Wohl des Laudes ſo nahe beruͤhrender
Geſetze ſcheitern koͤnntẽ — Unter den vielen vorbereiteten Geſetzesvor-
lagen des Finanzminiſteriums befindet ſich auch ein neuer Entwurf über
Crhebung der Bierſtener der, lauge ſchon in Anregung gebracht, eine


mäßigere, naͤmlich wie in Baiern und Wuͤrtemberg! eine Malzſteuer
werden Die bisherige Erhebuͤngsart war die ungeſchickteſte, die ſich
nur denken laͤßt: es war eine Keſſelſteuer. Der Keſſel war verſchloſ-
fen und der Schluͤſſel blieb in den Haͤnden des Actiſors; woͤlte der
Brauer einen Sud vornehmen, ſo mußte er, der ſein Gewerbe verſteu-
ert, erft den Schluͤſſel vom Acciſor ſich erbitten, damit er es auch auss
üben Fonnte. Zu einem ſolchen Sud war eine gewiſſe Zeit auberaumt,
wofür die Steuer nach der Groͤße des Keffels erhoben. wurde.. Zedet-
mann weiß 'aber, wie das Bierbrauen von ſo vielen zufaͤlligen Witte-
rungseinflüffen u. dral. m. abhaͤngig iſt. . Nenderte ſich nun, nachdem
der Schlüffel begehrt war, das Wetter auf eine für das Brauen un
günftige Weife, ſo mußte dennoch gebraut oder die nicht undedeutende


wie befannt, ſo haͤuftg ſchlechtes Bier gebraut wuͤrde, daß ſich Baden
bis zur Stunde mit dem Bierbezug noch nicht vom Auslaud eingucibi-
Ten Fonnte. Beſſer waͤre freilich! wenn gar keine beſondere Bierſteuͤer
‚ außer der gewoͤhnlichen Gewerbſteuer erhoben und dadurch auf recht
wohlfeiles Bier hingewitkt mürde; das vermoͤchte der ſo ſehr überhand:
nehmenden Branntweinveſt am zuͤvertaͤfſtgſten zu fteuern. Ueberhaupt
‚ möchte es jeßt eine Aufgabe für Regierung, und Kammern fein, nach
den ſo traurigen Erfahrungen der jüngften Zeit ſich uͤber Maßregeln


‚gere, angemeffenere. Normen der Tarirung derfelben, oder gaͤnzliche

Freigebung zu verſtaͤndigen.

Hanau, 21. Auguſt Die Vermaͤhlung Sr. k. Hoh. des Kuͤrfuͤrſten
indet am 28. d in dem nahen Wilhelmsbade ſtatt
— Serlin, 20. Auguſt. Bei dem großen Unfall, der unfere Haupt-
‘adt durch den Brand des Opernhaufes betroffen hat, iſt wirklich zu
bewundern, daß bei dem Andrang der ungeheuͤern Menſchenmaſſe, aus
welcher ſich viele auf eine wirklich tollkuͤhne Weiſe der Feuermaͤffe naͤ—
berten nicht die geringſte Beſchaͤdigung vorgekommen iſt! Das Haus
war nicht verſichert. — Das Feuer wuͤrde in Oderberg, über acht
Meilen von Berlin, ſo deutlich gefehen, daß man glaubte, es brenne
fu einem nur eine Meile davon entfernten Orte. 2

— Theodor Koͤrner's Mutter, die verw. geh. Raͤthin Koͤrner,


geb. Stock, entſchlief in dieſer Nacht 12 Uhr fanft und ohne vorher:
gegangene Krankheit in ihrem einund achtzigſten Kahre. Ihrem
Wunſche gemaͤß wird ſie ihre Grabſtaͤtte auf der Feldflur von Woͤbbe-
lin bei Ludwigsluſt finden wo ihre Lieben alle, Mann, Sohn, Tochter
und Schweſter, beiſammen ruͤhen.

Paris, 2l. Auguſt. Die Feſtungswerke um Paris her zerfallen
in zwei Categorien. Die eine derſelden begreift das Fort von Mont
Valerien, das Doppelkronwerk voͤn Saint? Benis, das weſtliche Fort,
Romainville, Noiſſy, Nosny., Saint-Maur, Chaͤreutoͤn und Bieetre,


und 36 Pfuͤndern, einer großen Anzahl Hauͤbitzen und Mörfer verſehen;


auf einen Schuß dreißig Brandkugeln werfen Fönnen: - Yır die zweite
Categorie gehoͤren die Forts von Fory, Arcueit, Vauvres, Ißy und
Briche, nebſt ſechs kleinen Forts, deren Anlegung eben 1e8t befohlen
vorden iſt, um die Ebenen von Pantin und Saint: Denis bis nach
Neuilly zu verbinden. Dieſe Foͤrts werden mit 24:- und- 16 Pfuͤndern,
mit Moͤrſern und Haubitzen zweiter Groͤße bewaffnet. Baͤtterien von
8& Pfündern werden ſtets bereit gehalten zu Aus faͤllen. Gegen Ende
September werden die Artillerieparks fuͤr ſaͤmmtliche Forts organifirt.
Vehrere Forts haben ſchon ihre Aufziehoͤruͤcken Mit Wegraͤumuͤng des
Bauſchuttes im innern wird thaͤtig fortgeſchritten; die Cafernen ſind
unter Dach, die Mauern bombenfeſt, die Pulverkammern unter den


des Kriegsminiſters werden alle entbehrliche Geſchuͤtze aus den Grenz-
feſtungen nach Paris geſchafft. * —
— Es wird verfichert, Lord Aberdeen habe eine Note an die


Rußland — gerichtet, um ſie einzuladen, Theil zu nehnen an einer


ſei aber zu Wien, Berlin und St. Petersburg auf den-Borfchlag nicht
eingegangen, weil die factiſche Regierung der Koͤnigin Iſabelia AL von
den drei Hoͤfen bis jetzt noch nicht anerkannt iſt.

— Ein Journal will wiſſen, Espartero ſei in einem franzoͤſiſchem
Hafen gelandet, um ſich nach Italien zu begeben. Dieſe Nachricht ift
aber offenbar falſch.
London, 19. Auguſt. In Wales wurde neuͤlich ein anglikaniſcher
Ceiſtlicher; der zwei Pftuͤnden befißt, vom Gerichte zu 500 Mi. Et.
Schadenerſatz an eine Miß Williams Verurtheilt, welde er mittellt
Heirathsverſprechens verfuͤhrt und nach jahrelangem vertrautem Umgange
verlaffen hatte. Das Publikum gab waͤhrend den Verhandlungen feine


vb Dder Biſchof dieſen Geiſtlichen im Amte laſſen werde?

Bareelona, 15. Auguft. Die Ruhe iſt gegen alles Erwaͤrten
gluͤcklich wieder hergeſtellt. Die Junta hat ſich geftern Abend aufgeloͤſt
und ſich in eine einfache Hülfsjunta umgewandelt. In einer Procla-


Ruheſtoͤrungen der letzten Tage aus. Sie verſpricht, auch als Huͤlfs-
junta daruͤber zu wachen, daß die oͤffentlichen Freiheiten nicht verletzt
wuͤrden; ſte empfiehlt Eintracht, Fricden und Nuhe an. Man fteht,
die nunmehrige Hülfsjunta hat ihren Ton ſehr herabgeftimmt..



Carlsruhe. Die Bewerber um nachbenannte erledizte Schul-


Durch die Befoͤrderung des Schuͤllehrers Daͤrand auf die Schuͤt—


nung und dem geſetzlichen Antheil am Schuͤlgelde a 30 Ffr. von jedem
Schulkind in Erledigung gekommen. ,


 
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