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Mannheimer Morgenblatt — 1843

DOI Kapitel:
Juni (No. 127 - 151)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0529

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Zagsbericht.

T+ Heidelberg, 5 Juni. In der Beilage zum Journal No. 138
findet ſich abermals ein, die hoͤhere Buͤrgerſchulẽ betreffender Aufſatz,
der ſeiner ſonderbaren Faſſung wegen eher Heiterkeit als Unwillen er-
regt hat. Dem Verfaſſer fehlt die Gabe feine Gedanken gehoͤrig ge-
erduet; ſchriftlich auszudruͤcken, eine boshafte Tendenz hat aber nie-
mand in ſeinem Aufſatze entdecken koͤnnen, und mindeſtens hat der ehe-
malige Schuͤler (wenn's wirklich einer war) durch feine Erwiederung
in %o. 140 deutlich gezeigt, daß er in correcter Weiſe grob ſein kann,
und Hoͤflichkeit wenigſtens in befagter Anſtalt nicht geleruͤt hat. Wenn
behauptet wuͤrde, die hoͤhere Buͤrgerſchule ſei entbehrlich, ſo liegt eine
falſche Anſicht zu Grunde, und das Fortbeſtehen derſelben iſt gewiß ein
Algemeiner Wuͤnſch, allein man verlangt eine, ihrer Beſtimmung ent-
ſprechende Schule, in der kuͤnftige Geſherb- und Kaufleute eine tuͤch-
tige Vorbildung erhalten. Die jungen Leute, die bis jetzt aus dieſer
Anſtalt zur Haͤndlung uͤbergingen, konnten nicht fertig kechnen, und
mußten mit Zeit⸗ und Koſtenaufwand das Verſaͤumte durch Privat-
Unterricht nachholen. Zu viele Lehrſtunden, Lehrfaͤcher und haͤusliche
Aufgaben machen die Schuͤler verwirrt, und am Ende wird weiter
nichts dadurch erreicht, als daß ſie von Vielem etwas und im Ganzen
nichts gruͤndlich wiſſen. Man wuͤnſcht deßwegen faſt allgemein, daß
mit Aufhebung der beiden obern Klafſen die Schule in ihren fruͤhern
Stand zuruͤckgefuͤhrt, und eben dadurch fuͤr die Stadtcaſſe eine Be-
ſchraͤnkung der Ausgaben erwaͤchſen moͤchte. Wir muͤſſen es ferner be-
dauern, daß wegen der eingeriſſenen Sittenloſigkeit, in deren Betreff
wir Thatſachen genug anfuͤhren koͤnnten, und noͤthigen Falls auch an-
fuͤhren werden, die meiſten wohlhabenden Familien ihre Kinder entwe-
der im Lyzeum, oder in einer, im beſten Rufe ſtehenden hieſigen Pri-
vatauſtalt unterrichten laſſen. Aus welchem Grunde ſeit mehr als ſechs
Monaten keine Schulzeugniſſe mehr ausgegeben werden, iſt uns unbe-
fannt. Unter den beſtehenden Verhaͤltuiſfen wird ſich die ſtaͤdtiſche


ſehwerlich entſchließen, außer einem jaͤhrlichen Zuſchuffe von 2000 fl.
und vielen andern bedeutenden Ausgaben noch fuͤr die Summe von
3000 fl. Bürgfhaft für das Schulgeld zu leiſten, und wohl werden die
beireffenden Behoͤrden beherzigen, daß ſſte ſich durch dieſe Bewilligung
für immer die Haͤnde binden, und jeglichen Einfluffes auf die hoͤherẽ
Buͤrgerſchule berauben wuͤrden.

Von der Schweizergraͤnz, 1. Juni. Die am 30. April d. J.
von der radiſchen Polizeibehoͤrde bewerkſtelligte Verhaftung des in Groß-
laufenburg anſaͤſſtgen Buchdruckers F. Hollinger bei einer ſorgloſen
Betretung der badiſchen Rheinbruͤcke bildet noch immer einen Gegeilſtand
der lebhafteſten Beſprechung der Schweizerblaͤtter. Mehrere derſelben,
wie die Nationalzeitung, der Republikauer, die ſchweiz. Dorfzeitung,
der Waͤchter am Rhein 2C. ſtellen die Frage, mit welchem Rechte die


Hen untergebenen Cantonsangehoͤrigen entziehen konnte. Gegen Buch-
drucker Hoͤllinger liegt noch kein rechtskraͤftiges gerichtliches Urtheil in
. feiner bekaunten Unterſuchungsſache wegen Maeſtaͤtsbeleidigung und
Aufruhrverſuchs durch die Preſſe voͤr und eben fo wenig erfolgte ſeine
Arretirung auf vorgaͤngige Vorladung oder Fahndung. Es ift dieß


die auf ſeiner freien Preſſe im Canton Aargan gedruckten Flugſchriften
des Altvogt Andres“ vor der badiſchen Poͤlizeibehoͤrde und nach dem
badiſchen Preßgeſetze zu verantworten haben.

Paris, Juni Dieſen Mittag um 1 Uhr war unter den Hoͤr—
Eenſpeeulanten das Geruͤcht verbreitet, die Regierung habe duͤrch den
Telegraphen ſehr guͤnſtige Nachrichten aus Algerien erhaltenz der neu-
liche Sieg des Herzogs von Aumale habe faſt ſaͤmmtliche Staͤmme
in den Gegenden, Ddurch Ddie er gekommen, veranlaßt, ſich zu unter-
Awerfen und die Sacht ApdrelKaderls aufzugeben.

— Der Regierung ſind heute Depeſchen aus Madrid zugekommen,
welche melden, daß ſich auf allen Punkten Cataloniens und in einigen
ſuͤdlichen Provinzen Inſurrectionsſymptome zeigen.

— Madame Georg Sand iſt nach Conſtantinopel abgereift.

— Hr. Thiers hat jetzt feſt beſchloſſen, die ſchon laͤngere Zeit bon
ihm projectirte Reiſe nach Spanien unmittelbar nach dem Schluſſe der -
gegenwaͤrtigen Seſſion anzutreten. Wie man behauptet, wird Diefe
Reife vicht blos hiſtoriſche Forſchungen zum Gegenſtaͤnde haben; Hr.
Thiers ſoll auch eine geheime volitiſche Miſſion uͤbernommen haben.

Lendon, 2. Junſ. Der Koͤnig von Hannover iſt heute hier ein-
getroffen. * 2

Im Unterbaus hat Lord John Ruſſel angekuͤndigt, er werde
nach Pfingſten einen Antrag ſtellen zur Eroͤrterung der von den Mini-
ſtern in den iriſchen Angelegenheiten beobachteten Politik. Sir Robert
Peel erklaͤrte, das ſei ihm ganz recht, er werde zu antworten wiſſen.
— Die Regierung hat 10,000 neue Uniformen, die in kuͤrzeſter
Friſt geliefert werden muͤſſen, anbeſtellt. Man folgert daraus, daß
eine baͤldige ſtarke Vermehrung der Armee im Werke ſei.

— In Sirhind iſt eine ernſte Inſurrection ausgebrochen. Da der
Chef dieſes Landes geſtorben, ſo fiel dieſes an die engliſche Regierung.
Allein die Wittwe des Chefs, welche ſich der Herrſchaft bemaͤchtigen
wollte, pflanzte die Fahne der Empoͤrung auf Ein Kampf mwurde
nothwendig; die Englaͤnder vorloren 30 bis 40 Mann. — Bundeleund


borough befand ſich zu Agra. — Das „Canton-Regiſter? vom 28. Fbr.
meldet aus einem Schreiben aus Chuſay vom 9. Februar, es beiße


richt von mehreren Ehineſen.

— — Die „Bombay-Times? vom 1. Mai berichten, daß am 24.
Maͤrz ein dreiſtuͤndiger Kampf zwiſchen 5,000 Englaͤndern, unter dem
Commando Sir Navier's, und 20,000 Beluchies in kurzer Entfernuͤng
von Hyderabad ſtattgefunden. Die Beluchies hatten einen Verluſt von
1000 Mannz der der Englaͤnder betrug nur 39 Mann. Sir Napier
bemaͤchtigte ſich zweier Staͤdte, Omercute's und Meerpore's.

Carlsruhe. Die Bewerber um nachbenannte erledigte Schul-
dienſte haben ſich bei ihrer vorgeſetzten Bezirksſchulviſitatur innerhalb 6
Wochen zu melden:

Durch die Befoͤrderung des Schullehrers Gottlieb Idler auf die
Schulſtelle zu Graben, iſt der in die zweite Claſſe gehoͤrige evangeliſche
Schuldienſt zu Eggenſtein mit dem Normalgehalt von 175 flnebſt!
freier Wohnung und dem geſetzlichen Antheil am Schulgelde ad 48 Fr,
von jedem Schulkinde in Erledigung gekommen. ; .

Durch das am LI. Mat erfolgte Ableben des Schullehrers Johann
Georg Herbig zu Nußloch, Landſchulviſitaturbezirks Heidelberg iſt die
in die 3te Klaſſe gehoͤrige evangeliſche Schulſtelle daſelbſt mit dem Nor-
malgehalte ad 250 fl., nebſt freier Wohnung und dem geſetzlichen Ynz
theil am Schulgelde ad 1 fl. von jedem Schulkinde, in Ertedigung ge-
kommen.

Durch die erfolgte Staatsgenehmigung der Praͤſentation des Schul-
lehrers Wilhelm Oeß auf den evangeliſchen Schuldienſt zu Gauaugel⸗—
loch, iſt die evangeliſche Schulſtelle zu Bockſchaft, Schulbezirks Sins-
heim, mit dem Normalgehalt von 140 fl., nebſt freier Wohnung und
dem Schulgeld zu einem Gulden von jedem Schulkind in Erledigung
gekommen.

Der erledigte kathol Filialſchuldienſt zu Stadel, Amts Schoͤnan,
mit dem geſetzlich regulirten Dienſteinkommen von 140 fl jaͤhrlich, nebſt
freier Wohnung oder dem Miethgelde dafuͤr, und dem Schulgeld, wel-


jaͤhrlich fuͤr jedes Kind feſtgeſetzt iſt, wird wiederholt anegeſbrieben.


 
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