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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Februar (No. 27 - 50)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0185

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— — NN U






Mannheim.
genden höchſt auffallenden Artikel: „Baden 18. Febr. Glaubwürdige
Handelsreifende erzählen hier an öffentlichen Orten, daß ſie in Pforz-


Vorſtaͤnde zur Zeit der Wahlen der konſervativen oder der Regierungs-
partei angebört häiten. Nicht die Qualität der Waare, ſondern die
Dualität der Meinung iſt alſo dort maaßgebend. Ein bedenkliches
Prinzip für eine Handeloſtadt wie Pforzheim, deren Hauptfabrikate,
die Goldſachen, ſchwerlich im Kreis des Radilalismus den Abſatz zu
ſuchen haben. Wir wünſchen ihr weder im In-, noch Ausland eine
Reziprozitätserfahrung; aber die Verirrung des ſogenannten liberalen
Geiſtes verdient öffentlich gerügt zu werden. Keine Verfaſſung der


oder der hoffährtige Geldariſtokratismus, der ſeine unterthänigen Knechte


ſinnige Lebenſtein einem pforzheimer Deputirten in der zweiten Lam-


Philiſterium auf den Thron ſetzt!“
beifügen: ſie iſt den redlichen Bürgern auch nicht das Panier ſchlim-
mer Leidenſchaften.“

‚— Bou hier aus enthält die neue Würzburger Zeitung Folgendes;


berg über Darmftadt nach Frankfurt ſind vorerſt beendigt und die Be-
vollmächtigten von Heſſen und Frankfurt, die Herren Miniſterialtath


ſtadi und Frankfurt zurückgereist. Ein günſtiger Erfolg der Unterhand-
lungen ſteht außer Frage, natürlich if man aber hier mit dieſem Re-
fultat wenig zufrieden. Dieſe Eiſenhahn wird überhaupt unſere Stadt
nicht begünſtigen, da ſie dem Perſonenzug von Frankfurt nach der
Schweiz eine andere Richtung als ſeither gibt.

Säckingen, 11. Febr. Geſtern Abend um 7 Uhr brach zu Har-
polingen in dem gemeinſchaftlichen Hauſe des Magnus Brutſche und
Fridolin Mutter Feuer aus, welches mit ſo reißender Schnelligkeit um
ſich griff, daß die Bewohner ſich nicht mehr zu retten vermochten. Mag-
nus Bruiſche wurde ſo jämmerlich verbrannt, daß er ſchon nach eini-
gen Stunden ſeinen Geiſt aufgad; ſeine Frau, zwei Töchter und ein
Sohn wurden ſchwer, doch nicht kebensgefährlich, verletzt und der ſechs-
jährige Knabe des Fr. Mutter fand ſeinen Tod in den Flammen; auch
die ledige Petronelle Tſchub, die bei Brutſch zum Beſuch war, iſt ſo ſchwer
verwundet worden, daß man an ihrem Aufkommen zweifelt. Die Wuth
des raſenden Elementes war ſo groß, daß ſelbſt das 60 Schritte da-
von enifernte Haug des KXaver Baumgaͤrtner ergriffen wurde
und gleich dem erſten bis auf den Boden niederbrannte. Sämmtliche
Fahrniß nebſt 9 Stücken Rindvieh und 4 Schweinen wurden von dem
Feuer verzehrt.
werden.


ſcheinenden, im Verein mit der Geiftlichkeit der Diöceſen Fulda, Lim-
burg, Mainz und Speier von H, Himioben berausgegebenen „katholi-
ſchen Sonntagsblätter zur Erbauung und Belchrung“ wird unter der
Rubrik „Zeitfragen“ auf das am 13. Dez. 1845 einfallende Jubiläum
der Eröffnung des letzten allgemeinen Coneils von Trient aufmerk-
ſam gemacht, und damit den Vorſchlag verbunden, bei dieſem für die
ganze katholiſche Welt bedeutenden Anleſſe ein deutſches Seminar für
die auswärtigen Miſſionen zu gründen, indem ſo das Werk des Con-
eiliums von Trient wirklich weiter gefördert, für die Kirche ein neues
geiftiges Terrain gewonnen, und ſie auf dieſe Weiſe für die Verluſte,


würde.






Wiesbaden, 20. Febr. Auf höchſten Specialbefehl Sr. Durchl.
des Herzogs iſt heute von dem herzoglichen Geheimenraͤth und Miniſte-
rialtanzleidirector Frhrn. v. Dungern die dießjährige Berfammlung
der Landſtände eröffnet worden.

Berlin, 17 Fchr. Man unterhält ſich jetzt viel davon, daß es
den Juden geſtattet werden ſollte, in den Orden der Freimaurer aufa


und daß der Prinz von Preußen, ſeit 1840 Mitglied des Ordens und


derung des Statuts ſei. Uebrigens war die Zulaſſnng der Juden be-
reits vor 6 Jahren mit dem Beiſatz abgelehnt worden, daß die Frage,
wenn ich nicht irre, nach ſieben Jahren wieder aufgenommen werden
ſollte. 2

Vern 17. Februar. Nach den geſtern eingegangenen Berichlen


Amneſtie beendigt. Doch fürchteten viele eine Wiedexholung, und diefe
ſcheint leider nur allzu früh eingetreten zu ſein; nach Briefen die heute
anlangten, haben die Infurgenten die Waffen aufs neue er-
griffen, ſich des Pulverthurms St. Antoine bemächtigt; den ſie früher
nicht erobern konnten; auch ſcheint die Bereitwilligkeit der zum Schutz der
Regierung eingetroffi nen. Milizen abzunehmen, weil man gegen die Schul-


ſteht dahin, wie das traurige Drama ſich endigen wird. 2

Genf, 15. Febr. Nach der Revue de Geneve find in dem Kampf
vom 43, etwa 30 Perſonen, darunter 12 durch Schüſſe verwundet
worden. Unter den Todten werden namentlich angegeben: Vivet, Buch-
drucker, Baud, Bolle und Meyer caus dem K. Zürich), Hr. C. Cha-


für todt ausgegeben worden, befindet ſich auf der Beſſerung.
Die Revue de Genèvé meldet, . am 15. Febr. an dem Amneſtiebe-
ſchluſſe haben die unverbefferlichen Eingetheilten, der Ariſtokraten in
den Straßen die Bürger, welche nicht ihrer Geſinnung ſind, neuerdings
mit Schimpfworten und Drohungen angefahren. Die Revue befürchtet
daher neue Störungen.
Breslau, 15. Febr. Auf dem Rittergut Naucke bei Oels, wurde
am 10. d. M, in einem Garten, etwans Zoll tief in der Erde ein
irdener Topf mit faſt 2000 Siück Silbermünzen aus dem dreißigjähri-
gen Kriege aufgefunden. *
— Bas voͤrige ſchlechte Jabr zeigt ſeine Folgen fortwährend auf
traurige Weiſe. Handel und Gewerbe ſtocken faſt gänzlich; dieſes er-
regt Mißmuth und in dieſer Stimmung ſuchen dann Viele die Urſachen
pft in Dingen, die ſie entweder gar nicht, oder nur bedingungsweile
in ſich tragen. So 3, B. herrſcht in der hieſigen übergroßen Maſſe
von Schneidern eine dumpfe Gährung gegen Ddie jüdiſchen Kleider-
händler.
Hamm , an der Sieg, 18. Febr. Geſtern Nachmittag flog die.
unweit hier gelegene, aber durch einen Berg von uns getrennte Pul-


größere, eine kleinere Mühle und ein f, g. Körnhaus zerßoͤrt wurden.
Zwei Arbeiter ſind dabei verunglückt; der eine wurde in Stücken wie-
der gefunden, der andere einige 20 Schritte davon, zwar uod) an de-
ben aber ſo verletzi, daß man an ſeinem Aufkonilen zweifelt. Beide
ſind Familienvaͤter. Ein dritter rettete ſich durch die Flucht Das et-
wa 100 Schritte davon entfernte Wohnhaus des Hırn, Ritter Dlieb,
bis auf einige Fenſterſcheiben, ganz unbeſchädigt. Auch er mit leiner
Faͤmilie iſt, zur Freude Alfer, die ſie kennen, mit dem bloßen Schre-
cken davon gekommen. ;


Maj, deg Grafen von Naffau lautet: ” „Die. Nacht war unıuhiz; DEr
Zuſtand Sr. Maj. iſt übrigens derſelbe.“

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