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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Juli (No. 152 - 177)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0689

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Tagobericht.
Freiburg, 21. Juli. Vorigen Dienſtag den 18. d. M. wurde
zwifchen hier und Guͤntersthal, bei Ausbeſſerung eines Waldwegs, in
der Tiefe von 1'% Schuh in der bloßen Erde ein kleiner Topf. von
ſchwarzer unglaſirter Erde in der Form unſerer heutigen Theekannen
ausgegraben, deſſen innerer Umfang ein drittel Schoͤppen enthalten
Fann. In dieſem Gefaͤße befand ſich eine Anzahl Silbermuͤnzen aus
dem 14., Jahrhundert, durchgaͤngig ſogenannte ſchwaͤbiſch -alleinaniſche
Bracteaten, zu ihrer Zeit Pfennige und Heller genannt; wie beiderlei
Muͤnzen ſind auch dieſe ohne alle Umſchrift, nuͤr einige enthalten ein-
zelne Buchſtaben, deren Bedeutung jedoch ſchwer zu erklaͤren iſt.
Lauterbach, 21. Juli. Geſtern erhielt der Iſraelite Guͤſtav Si-
mon Mendel, in Gegenwart des verſammelten Kirchenvorſtandes und
uuter Aſſtſtenz des zweiten Pfarrers Trautwein, durch den Dekan Stamm
daͤhier die heilige Taufe, nachdem derſelbe durch laͤngeren Unterricht in
der chriſilichen Religion hierzu entſprechend vorbereitel worden war. —
Die feierliche Handlung fand in der Wohnung des erſten Geiſtlichen
** wozu das großherzoͤgliche Oberconſiſtorium die Erlaubniß ertheilt
hatte.
Battenberg, 19. Juli. Schon wieder muͤſſen wir ein furchtba-
res Brandungluͤck melden. Geſtern Morgen gegen 10 Uhr brach im
Hauſe des Gerbers Jakob Boͤhl zu Bromskirchen Feuer aus und
in wenigen Stunden waren 92 Familien obdachlos. Zwei Drittheile


gebaͤude lagen in Aſche. ;
Aus dem Hahnoverfchen, Mitte Juli. Die Hannoveraͤner,
welche den benachbarten Brunnenott Pyrmont beſuchen, koͤnnen das
iutereſſante Schauſpiel genießen, zwei in der jüngften hannover'ſchen
Geſchichte bedeutende Maͤnner dort in der Allee mit einander ſpazieren
gehen zu ſehen; es ſind ein paar gefallene Groͤßen: Roſe und Ru-
mann Der Geh. Cabinetsrath Roſe, ſeit 1838 penſtonirt und in
Braunſchweig lebend hat die heilkraͤftige pyrmonter Auelle aufgeſucht
zur Staͤrkung feiner geſchwaͤchten Geſundheit; Rumann, der ſolcher
phyſiſchen Kraͤfte noch nicht bedarf, iſt wohl nur zum Beſuch ſeines
Schwagers, des trefflichen pyrmoͤnter Brunnenarztes, Geh. Hofrathes
Harnier, dorthin gekommen. Nach den letzten Vorgaͤngen moͤchte ihm
der Aufeuthalt in Hanıtodver eben nicht ſehr angenehm mehr ſein.
Berlin, 18 Juli. Auch bier erfaͤhrt man durch Reiſende Man-
ches über den Zuſtand der ruͤſſiſchen Oſtſeeprovinzen, was Beſorgniſſe
hinſichtlich des deutſchen Elements in jenen Gegenden erregt. Die
ruſſiſche Regierung ſcheint in unſrer Zeit von einem Princip auszugehen,
das der Ausſchließlichkeit zu fehr huldigt, als daß eine fremde Natio-
nalitaͤt und noch weniger eine fremde Kirche behaglich unter ihrer Aegide
ſich fuͤhlen koͤnnte. Bei dieſer Gelegenheit darf auch nicht verſchwiegen
werden; daß die Ueberwachung der Correſpondenz von Rußland nach
dem Ausland einen hohen Grad von Strenge erreicht hat.
—Die neueſten Briefe aus Petersburg wiederholen die Vermuthung
daß die Verlobung der juͤngſten Tochter des Kaiſers, der Großfuͤrſtin
Alexandra, mit ihrem Vetter, dem Großherzog von Mecklenburg-Schwe-
rin, abgehalten und ausgeſprochen werden wird.
—290. Juli. Aus Bromberg iſt heute hier die hoͤchſt betruͤbende
Nachricht eingegangen, daß Se. koͤnigl. Hoheit der Prinz Auguſt, auf
der Ruͤckreiſe nach Berlin begriffen, am I9. d. M. dafelbſt ploͤtzlich mit
Tode abgegangen iſt. *
Paris, 21. Juli. Telegraphiſche Depeſchen! 1. Bayonne,
19. Juli. Man hat keinen außerordentlichen Courier erhalten; der ge-


'abgehen follte, iſt nicht eingetroffen. Seit zwei Tagen iſt man ohne
‚Meldungen‘ aus Saragoffa. 2. Madrid, 18. Juli Abends. Nar-
yaez i am 15. Jult vor Madrid eingetroffen. Die Mu-
nizipakitdt hat ihm am 17 auf ſeine Eroͤffnungen (Aufforderungen)







geantwortet, Madrid werde neutral bletben, feine Thoure
aber nicht oͤffnen vor dem Ende des Kampfes. Die Miliz
rand unter den Waffen; geſtern iſt es zu einem kieinen Gefecht ge-
kommen, wobei ein Hauptmann und zwei Nationalgardiſten getoͤdtet
wurden. Es herrſchte große Agitation in der Stadt. —

— Die Seene in Spanien hat ſich nach den neueſten Berichten
ploͤtzlich veraͤndert; die Debats geben zu, daß Espartero's Sache noͤch
nicht verleren iſt; aus einer Maſſe ſtraͤtegiſcher Details geht hervor,
daß der Regent, obſchon mit 8000 Mann auf der Straße nach Anda-
luſten zu Carolina (50 Lieues von Madrid) ſtehend, doch Willens ift,
wenn es die Umſtaͤnde erheiſchen, (und der Fall iſt eingetreten). naͤch
der Hauvtſtadt zu marſchiren und den Inſurgenten, unter den Maueru


— Die Koͤnigin Chriſtine hat — wie aus Madrid vom 12. Zuli
gemeldet wird — durch ein aus Paris eingeſandtes Mauifeſt erklärt,
ſie werde in keinem Fall die Regentſchaft und Vormundſchaft von neuem
übernehmen, auch nicht nach Spanien zuruͤckkommen, bevor nicht ihre
Tochter die Regierung uͤbernommen habe.
Strasburg, 20. Juli. Heute ſprach das hieſige Gericht, bei
welchem der Diffamationsprozeß des Pfarrers zu Baldenheim gegen di-
hieſige Zeitung „das Elſaß“ anhaͤngig gemacht ward, ſein Ürtheil
Daffelbe lautet fuͤr das gedachte Blatt etwas hart, denn deſſen Behaup--
tungen gegen den Geiſtlichen wurden als verlaͤumderiſch anerkannt und


und 300 Franken Geldbuße veruͤrtheilt. Dieſer Spruch foll au
ßerdem in mehren Journalen der Oeffentlichkeit uͤbergeben werden.
London, 18. Zuli. Nachrichten aus Liſſabon vom 10. Juli zu-
folge, iſt der Norden des Landes, durch die Beeinträchtigung des
Weinintereſſes und die Ereigniſſe in Spanien angeregt, in politifcher
Bewegung und man fürchtet, falls Espartero unlerliegt, eine entfpres
chende Demonſtration des Volkes gegen die jetzige Regierung. ;
— Die neneften Nachrichten aus Haiti find günftig. Die durch
den Regierungswechſel hervorgebrachte Gaͤhrung haͤt ſich gelegt, ohne
revolutionaͤre Ausſchweifungen nach ſich zu ziehen; das Volt iſt ruͤhig
zur Bebauung des Bodens und dem ſonſtigen Gewerbsbetrieb zurüdge:
kehrt. Das bildet einen eigenen Contraſt dem Venehmen gewiſſer Weis
ßen gegenuͤber und liefert ein Argument zu Gunſten der ſchwaͤrzen Raſſe.
Von der ruſſiſchen Grenze, 14. Juli. Nach einem foeben
an die ruſſiſchen und ruſfiſch-polniſchen Grenzbehoͤrden ergangenen kai-
ferlichen Ukas ſollen preußifche Anterthanen, welche die ruſſiſche
oder ruſſiſch-polniſche Grenze ohne Paß uͤberſchreiten, wenn ſolche zum
Civilſtande gehoͤren, ſofort nach Sibirien, wenn ſie zum Militaͤrſtande


Athen, 29. Juni. In der Lage des Landes hat ſich im Weſent
lichen nichts veraͤndert. Die Nothwendigkeit der durchgreifenden Redue-
tionen im Budget wird auch von der Oppoſitionspreffe anerkannt, und
das Volk zur Geduld ermahnt, wenn ſie ſchon beklagt, daß auch Fa-
milien darunter leiden muͤſſen, welche ſich große Verdienſte im Unab-
haͤngigkeitskrieg erworben haben. Im Ganzen ſpricht ſich Vertrauen
zu den Schutzmaͤchten aus, nur verbunden mit dem Wunſch, daß ſie
von den waͤhren Beduͤrfniſſen des Landes genaue Kenniniß nehmen
moͤchten. —

Carleruhe. Die Bewerber um nachbenannte erledigte Schut-
dienſte haben ſich bei ihrer vorgeſetzten Bezirkoͤſchulviſitatur innerhalb 6
Wochen zu melden:

Die erledigte zweite Hauptlehrerſtelle an der kath Volkeſchule zu
Forſt, Oberamts, Bruchfal, iſi dem Hauptlehrer Karl Sigmund Andres
zu St. Ilgen, Oberamts Heidelberg uͤbertragen, und dadurch der kath-
Schul-, Meßner: und Orzaniſtendienſt zu St. Ilgen, Oberamte Hei:
delberg mit dem geſetzlich regulirten Dienſteinkommen von 140 fl. jAhrs


 
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