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Mannheimer Morgenblatt — 1843

DOI Kapitel:
Juli (No. 152 - 177)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0657

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183.







Tagsbericht.

Darmſtadt; 5. Juli. Aus Mainz ſchreibt man: Allgemein
tebt man einer faſt dobpelten Ernte im Verhaͤltniß zu gewoͤhnlichen
Jahren entgegen. Man hat Kornaͤhren gefunden, welche 92 Koͤrner
zaͤhlten.

Freiberg, 6. Juli. Es iſt jetzt entdeckt worden, daß ſeit einer
Reihe von Jaͤhren hindurch in den erzgebirgiſchen Bergwerken alljaͤhr-
lich eine betraͤchtliche Quantitaͤt Silber von Hergwerksbeamten gemein-
ſchaftlich unterſchlagen worden iſt. Sie haben das Silber nach Berlin
geliefert. Mehrere der Verdaͤchtigen ſind verhaftet, Andere entflohen.

Rerlin, 8. Juli. Der geheime Legationsrath und bevollmaͤchtigte
Miniſter bei den Vereinigten-Staaten von Nordamerika, Herr v. NRöniwe,
iſt gegenwaͤrtig hier anweſend. Er wi.d im Auftrage der Regierung
eine Reiſe durch Deutſchlaud machen, und vorzugsweiſe auf Suͤddeutſch-
land ſein Augenmerk richten, um fuͤr die Regierung Kunde uͤber coͤm—
merzielle Verhaͤltniſſe einzuziehen, die auf moͤgliche Schutzzoͤlle fuͤr Twiſte
und Eiſen Bezug haben.

— Die Dankadreſſe hieſtger Juden an den rheiniſchen Landtag in
Duͤſſeldorf iſt noch nicht abgegangen. Ein Mitglied der Gemeinde, das
noch dazu dem Vorſtand anhehoͤrk und überflüffigerweife Geſpenſter fieht,
hat es ſich herausgenommen! feinen Namen wegzuradiren, mit der
Aufforderung an alle Unterzeichner, ein Gleiches zu thun, ſo, daß die
Adreſſe nun noch einmal mündirt uͤnd unterſchrieben werden muß.

— Der Beamte des koͤniglichen Leihhauſes, welcher ſich Defekte an
Der koͤuiglichen Kaſſe fuͤngſt hat zu Schulden kommen laffen, iſt geſtern
in einem weniger frequentirten Gaſthauſe, wo er ſich verſteckt hielt,
aufgefunden und feſtgenommen worden.

Aus dem Hannvverſchen, 5. Juli, wird der Leipziger Zeitung
— gefchrieben: Ueber die bereits fruͤher abgebrochenen Verhandlungen
uͤber den Anſchluß Hannovers darf vielleicht noch Folgendes nachtraͤglich
berichtet werden. Hannover haͤtte, wie erzaͤhlt wird, eine Vorabzahlung
von einer halben Million Thaler aus der Vereinskaſſe und außerdem
einige weſentliche Aenderungen im Tarif gefordert. Jenſeits ſoll man
dieſe Forderung etwas allzu beſtimmt zuruͤckgewieſen haben. Nachher
ſoll eine hohe Perſon auf einer Reiſe nach England die Ueberzeugung
gewonnen haben, daß der Koͤnig von Hanunbver, ſo wie die Verhaͤlt-
niffe, namentlich in und zu England Kegen, niemals den Anſchluß Hanno-
Ders zugeben Fünne, daß daher alle Verhandlungen uͤber den Anſchluß
dennoch zu keinem Reſultate fuͤhren koͤnnten. Deßhalb ſoll man denn
auch ſpaͤterhin durchaus keine Verhandlungen uͤber den Anſchluß von
— Hannover wieder eroͤffnet haben. Der Anſchluß von Goͤttingen und
Grubenhagen, der bekanntlich in Ausſicht geſtellt war, wurde daͤnn auch
rerweigert! Daß ſich demnaͤchſt auͤch die Verhaͤltniſſe, wie ſo viele an-
Dere, anders geſtalten werden, untelliegt keinem Zweifel,

Wien, 6. Juli. In diefen Tagen hat der großherzogl. badiſche
Geſandte dabier, General Frhr. v. Tettenborn, Wien verlaſſen, um ei-
nen Urlgub zu einem Badegebrauch in Kiſſingen zu benuͤtzen.

Kiel, 7. Juli. Den Beftimmungen des deutſchen Bundes, welche
Lerlangen, die Contingente ſollen ſich in einem ſolchen Zuſtande befinz
Den, daß ſie in kuͤrzeſter Zeit marfch- und ſchlagfertig und in ailen
Theilen vollſtaͤndig geruͤſtet ausruͤcken koͤnnen, ſcheint bet ung denn doch
ND nicht genuͤgt zu ſein, da unſer Eontingent, um nur bei einem
Manoͤver erſcheinen zu koͤnnen, ſich eine ganze Reihe von daͤniſchen Offi-
zieren von den daͤnifchen Bataillonen leihen muß. Wie nun, wenn ein-


Bundes marſchiren ſollte? Wie wollen wir dann unſere Verpflichtun-
gen erfüllen? Soll auch dann die daͤniſche Armee von Offizieren ent-
bloͤßt werden, um nur voͤrtaͤufig das deutſche Bundes⸗Contingent voll-
ſtaͤndig erſcheinen zu laſſen?

— — — —⏑

Paris, II. Juli. Telegraphiſche Depeſchen. 1) Bayonne, 9. Juli.
Badajoz hat ſich am 9. pronuncirt; die Truppen haben ſich der Be-
wegung angeſchloſſen, der Generalcapitaͤn und der politiſche Chef da-
gegen ſich aus der Stadt entfernt. Jaen hat fi am 29. pronuncirt,
Genexal Aſpiroz iſt von der Junta von Valladolid zum Generaleapitaͤn
von Altkaſtilien ernannt worden.

2) Barcelona, 6. Juli. Zurbano hat Balaguer geraͤumt. Serrand
war am 4, zu Tarreja, wo er die Armee organifirte.

3) Barcelona, 7. Juli. Narvaez griff am 3. den Brigadier Erma
an und entſetzte Teruel. Das 1. und das 3. Bataillon der Prinzeſſin,
ein Bataillon des Regiments der Koͤnigin Iſabella II. und eine Schivaͤd⸗
ron, Cavallerie der Infantin ſind zu Narvaez uͤbergegangen. Am 4.
verfuͤgte ſich Narvaez nach Daroca, welches ſich pronuneirte. Der Rez
gent war am 5. zu Albacete. *

Dieſe Nachrichten ſind von groͤßer Bedeutung. Sie melden von
dem erſten einſten Treffen, welches bei Teruel zwiſchen Truppen des
Regenten und den Infürgenten ſtattgefunden; der Sieg iſt den Inſur-
genten geblieben, die der kriegsgewaͤndte Narvaez fuͤhrie. Dieſes Re-
ſultat kann die bedeutendſten Folgen fuͤr den Regenten nach ſich ziehen,
welcher unthaͤtig zu Albacete weilt, und gegen den ſich Naͤvarez nun
wendet. Der Brigadier Ena (ſo finden wir den Namen dieſes Geuͤerals
in den ſpaniſchen Journalen angegeben), welcher Teruel blofirt hatte,
war von Saragoſſa gekommen, um mit der Hauptarmee Espartero's
gegen Valencia zu oͤperiren; ſein kleines Armeecorps beftand aus 4
Bataillonen Infaͤnkerie, 3 Schwadronen Cavallerie - und' 1 Batterie
Artillerie. Teruel iſt wichtig nicht nuͤr als anſehnliche Stadt, ſondern
auch als ſtrategiſcher Punkt; ſie liegt halbwegs auf der Communie
cationslinie zwifchen Saragoſſa und Valencia.: Der. Brigadier Ena
ſcheint eine vollftaͤndige Niederlage erlitten zu haben; er hat nicht nur
ſeine Poſition, ſondern auch faſt ſein ganzes Armeekorps verloren, deſſen







groͤßerer Theil auf die Seite des General Narvaez uͤbergetreten! Naͤr—
vaez hat durch die Beſitznahme von Daroca die directen Communicutio-
nen Eſparteros mit Sevane und Zurbano unterbrochen.
— Mit Hinzurechnung der Provinz Avila in Altkaſtilien zu den
aufgeſtandenen ſind der Regierung nun blos noch neun Provinzen treu.
Espartero und die inſurrectionellen Juͤnten wetteifern mit einauͤder, den
Truppen ſo viele Vortheile als moͤglich zuzuſichern. D

London, 8. Juli. Die „Morning-Poſt“ ſagt: Wir vernehmen
aus glaubhafter Quelle, daß der Lordſtaͤtthalter von Irland, Lord de
Grey, von der Regierung den beſtimmten Befehl erhalten haͤtte, die
große Repealverſammlung zu Donchbroͤbk bei Dublin, uͤber welche ſchon
berichtet wurde, zu hintertkeiben. Der Lordſtatthalter hatte demgemaͤß
ſeine Maßregeln getroffen, und ſich an den conſervativen Arbeiterberein
gewendet, von dem er die eidliche Erklaͤrung verlangte, daß die beab-
ſichtigte Verſammlung nach ſeiner Anficht die oͤffentliche Ruhe zu ge-
faͤhrden geeignet fet, Kein einziges Vereinsmitglied aͤber wollte den
abverlangten Eid leiſten, im Gegentheile erklaͤrten ſie, der projectirten
Verſammlung durchaus nicht feiuͤdlich zu ſein.! Dies iſt ein Ergebniß
der ſchpankenden und hinhaltenden Politit unſeres Cabinets, und wenuͤ
dieſer Zuſtand der noch einige Zeit fortdauert! ſo wird die Frage der
Unionaufhebung einen ernſten Charakter annehmen. ——

Von der ſpaniſchen Gränze, 8. Juli. Espartero ſoll
durch einen ſchweren Krankheitsauͤfall inı ALbacete zuruͤrckge-
halten ſein. So meldet zum wenigſten ein Schreiben aus Barcelona
vom 5. d. ] *

Aeghpten. Nach Briefen aus Alexandrien vom 20. Juni hat
Mehemed Ali oͤffentlich erklaͤrt, daß, Da er jetzt alt und gebrechlich und


kel Mirza zur Regierung ſich beizugeſellen. Auf dieſe Weiſe bereitet -
er die Ueberlieferung der Gewalt an ſeinen Stamm vor.


 
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