Tagsbericht.
Mannheim, 21. April. Dem Vernehmen nach duͤrfte das hie-
ſige Theater mit dem earlsruher in Kurzem unter eine Intendanz ge-
ſtellt werden.
Freiburg, 20. April. Die Erdarbeiten der Eiſenbahn in unſerer
Gegend beginnen nunmehr, indem heute in der hieſigen Gemarkung ſo-
wohhals in jener von Gundelfingen der erſte Spatenftich vollzogen wird.
Offenburg. Der durch ſeinen ausgedehnten Weinhaͤndel ſehr be-
kannte G. Pfaͤhler zur Fortuna in Offenhurg; hat die Gruͤndſtuͤcke
und Baureſte der abgebrannten Zuckerfabrick der Freiburger Geſellſchaft
an ſth gekauft und daſelbſt eine Bierbrauerei errichtet. -
Frankfurt, 29. April, In der heute fortgefebten Ziehung 6,
Klaſſe der hieſigen Lotterie gewann das Loos Nr. 7390 25,000 {fl.,
und jedes der folgenden 7 Loſe 1000 fl.: Nr. 9586, 11,096, 18,193,
22,068, 22,501, 25,055 und 25;114, !
Hildburghauſen, 16. April. Kuͤrzlich iſt in den Zeitungen die
Bekanntmachung mitgetheilt worden, wodurch die Staͤndeverſammluͤng
des Herzogthunis Coburg ploͤtzlich aufgeloͤſt wuͤrde. Gegen dieſe Be-
kauntmachuͤng der herzoglichen Landes⸗Regierung iſt in Coͤburg eine ge-
druckte Gegenerklaͤrung erſchienen, welche von zehn aus den elf Depu—⸗
tirten namentlich unterzeichnet iſt. Die Gothaifche Zeitung vom 15.
fagt, daß ſowohl in Ruͤckſicht der Geſetzwidrigkeit eiuer ſolchen Veroͤf—
fentlichung, als auch in Ruͤckſicht der in der ſogenannten Gegenerklaͤ—
vung enthaltenen Wahrheitswidrigkeiten, gegen die Unterzeichner derfel-
ben eine Unterſuchung eingeleitet worden ſei. (Siehe Morgenblatt
No. 89 Artikel Hildburghauſenj.
München, 17. Aptil. In der Capelle des herzogl. leuchtenber-
giſchen Palaſtes wurde heute die 17jährige Donna Iſabella, Herzogin
von Goja, mit Graf Fiſchler von Treuberg getraut. Donna Iſabella
iſt die legitimirte Tochter des Kaiſers Dom Petro und erhielt durch
die Sorge Ihrer Maj. der Herzogin von Braganza im hieſigen weib-
lichen Erziehungsinſtitut fuͤr hoͤhere Stände ihre Bildung.
Baſel, 18. April! Der- gr. Stadtrath hat geſterh nach heißen,
bet 10 Stunden andauernden Debaͤtten die Verlaͤngerung des elſaͤſſt-
ſchen Eiſenbahnzuges von St. Louis bis in unſere Stadt mit 27 ge-
gen 24 Srimmen ſeinerſeits genehmigt und die der ſtaͤdtiſchen Behoͤrde
fuͤr dieſes weitſchichtige Unternehmen zufallenden Leiſtungen nach dem
Rathſchlag uͤber ſich genommen. Nun hat noch der gr. Kantonsrath
naͤchſten Montag in letzter Inſtanz uͤber die Lebensfaͤhigkeit des Pro-
jects zu entſcheiden.
Aus Schleſien, 10. April. Aus Oberſchleſien gehen mit dem
Sinken der Eiſenpreife und der dadurch verminderten Fabrikbetriebſam-
keit ſehr trübe Naͤchrichten ein. Von den tauſenden brodloſer Arbeiter
haben ſich angeblich manche in die Waͤlder gezogen und zu Diebs- und
Naͤuberbanden organiſirt, gegen welche bereits durch Verſtaͤrkung der
Gendarmerieſtationen in jenen Gegenden eingeſchritten werden muß.
Danzig, 13. Aprik., — Aın L1 . iſt unter den hieſigen Arbeiter
eine Art Empoͤrung ausgebrochen; ſie lehnten ſich gegen die Obrigkeit
auf, durchzogen die Straßen und mißhandelten die Polizeidiener, mit
denen es blutige Auftritte \ gab. Die Ruhe iſt ſeit geſtern nun nicht
wieder geſtoͤrt worden. Mın aber jeder Befuͤrchtung voͤrzubeugen, daß
waͤhrend der Nacht der Tumult ſich wiederholen koͤnne, durchzoͤgen Pa-
tronillen bis zum Morgen die Stlaͤßen und zwei Compagnien Infan-
terie bivouakirten im Artushofe, vor welchem zwei Kanonen ſtationirt
ſind! Die Arbeiter feiern zwar heuͤle noch, indeſſen ſcheint dieß nicht
planmaͤßig oder aus Uebermuth zu geſchehen; diefer iſt ihnen durch die
tragiſchen Vorfaͤlle von geſtern gebrochen worden! Es iiſt nur Einer
auf dem Platze geblieben; eilf mehr oder minder ſtark Verwundete ſtud
ins Lazareth gefoͤrdert, gegen 70 Andere arretirt und nach Weichſel-
münde in Verwahrfam gebracht worden. Vom Milität ſind, wie man
hoͤrt, ein Offizier und ein Mann durch Steinwuͤrfe verletzt; mehrere
Gebaͤnden fanden unhedeutende Befchaͤdigungen ſtatt.
Wien, 14. April. In der hieſigen Hofburgpfarrkirche werden die
jener Solennitaͤt gehalten,
wie es der alt ererbte frommé kathrliſche Sinn unferes Kaiſershauſes
bedingt. Geſtern kam der Hoͤfſtaat im ſchwarzen Kleide zur Com-
munivnmefje, worauf die Sheiſung und Fußwalchung der zwoͤlf armen
Maͤnner und Weiber duͤrch Ihre E.k Majeſtaͤten in Perſon erfolgte.
Dieſe Funktion war in religioͤſem Sinne eben ſo ergreifend, als ſie
durch die zuſehenden Theilnehmer glaͤnzend erſchien, indem ein großer
Theil des diplomatiſchen Corps auf der voͤrbereiteten Tribune anwes
ſend war, worunter der tuͤrkiſche Boͤtſchafter, ſo wie auch der anwe-
ſende Fuͤrſt Miloſch Obrenowitſch am meiſten die Blicke auf fich zogen.
Eſte zaͤhlt 109), und der Weiber 1044 Gie aͤlteſte Ddarunter mit 105
Jahren) Morgen werden Predigt, Paſſton, Kreuzanbetung und Nach-
mittags Pumpermette abgehalten werden, wobei der Hofſtaat im ſchwar-
zen Kleide erſcheint, eben ſo am Charſamſtage zur Litanet und zum
Hochamte, Nachmiltags aber in groͤßer Staatsuniform zur Auferſtehung
und zum Beiſchluſſe der Andacht mit dem heiligen Segen.
Paris, 18. April. Durch Ordonnanz vom 2, April wird der
Artillerie-Lieutenant, Herzog von Montpenfier, zum Capitaͤnsgrad
1,012851 Fres.
London, 16. April. Kuͤrzlich ward in der London⸗-Tabern der
Jahrestag des griechiſchen Freiheitskampfes gefeiert. Gegen fuͤnfzig
angefehene Griechen, die in London wohnen, waren anwefend. Der
Toaſt, „die Unabhaͤngigkeit Griechenlands!“ wurde mit Meclamation
getrunken, ſonderbar aͤber paßte gewiß zu dieſem Toaſt ein anderer,
den Hr. Alexandrides (wahrſcheinlich ein Siebeninſelbewohner) ausbrachte:
„Sieg der britiſchen Nation uͤber alle ihre Feinde, und möge ſie die
ganze Welt beſiegen!“ Zur ganzen Welt wuͤrde auch woͤhl das „unz
abhaͤngige Griechenland“ gehoͤren! Wie es ſcheint war weder Hr. Tri-
fupis, der griechiſche, noch der baieriſche Gefandte bei dem Feſt anwefend.
Madrid, 11. April. Das „CEco del Comereio“ halt den Churz
des gegenwärtigen Miniſteriums für ganz nahe bevorftehend, Seit ge-
ſtern iſt dies auch die allgemeine Meinung.
Brüffel, 16. April. Die heutigen Zournale enthalten eine Er-
klaͤxung der Fraͤul. Heinefetter, worin ſie fagt: „Es ift falld, 1)
daß ich gefagt, Hr. Sirey follte mir 400,000 Francs cals Abfindungs:
jumine) geben; 2) daß ich zur Lebrun gefagt: ich bedauere, daß es
nicht Caumartin war, der todt auf dem Plaͤtze geblieben, ich moͤchte
in umbringen ſehen; 3) daß ich derſelben gefagt! ich wüßte, daß Hr.
Sirey vermaͤhlt und von ſeiner Frau geſchieden war. Ich appellire an
jeden Unpartettfhen: Kann man vermuthen, daß in einem fo ſchreck-
lichen Umftande, in Gegenwart einer Leiche, folde Schaͤndlichkeiten
von einem Weibe haben ausgeſtoßen werden koͤnnen? Ich wuͤrde das
erbaͤrmlichſte Geſchoͤpf ſein, wenn ich ſie ſtillſchweigend auhoͤrte. Und
wenn die Juſtiz intereſſixt iſt, die Wahrheit unter den ſich kreuzenden
Ausſagen zu entdecken, ſo werde ich, wenn es ſein muß, die Mittel
hervorrufen, ſie an’s Tageslicht zu bringen. Katinka Heinefetter.“
— Vom 17. April. Endlich iſt eine neue Combination des Ea-
binets zu Stande gekommen. Hr. Nothomb bleibt Miniſter des In-
nern alle uͤbrigen Glieder des Cabinets ſind geaͤndert. ——
Warſchan, 13. Abril. Die hieſigen Zeitungen enfhalten eine
kaiſ. Verordnung vom 14 v. M, woͤnaͤch die bisher vor vielen Behoͤr
den⸗ und Beamten-Titeln gebraͤuchliche Benennung „SGeneral” im Kös
nigreich Bolen wegfallen foll und die betreffenden Behörden und Be-
aniten zum Theil, fo wie auch verſchiedene andere,ıeine ganz nene
Getitekung erhalten.
— Die Subſeription fuͤr Guadeloupe erreicht heute die Summe von