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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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März (No. 51 - 76)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0261

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18. Naͤrz.













Tagsbericht.
Freiburg, 15. Marz. Heute hat hier vor großherzoͤgt Staͤdt-
amt die erſte Verhandlung uͤber die Expropriation der Grundſtuͤcke in
der Gemarkung Freiburg zum Bebuf der Aulegung der Eiſenbahn ſtatt-
gefunden. Hr. Geheimer Rath und Stadtdirektor v. Vogel hat die
deßfallſige Verhandlung mit einem kurzen Vortrag eroͤffnet und ſaͤmmt-
liche anweſende Eigenthuͤmer, nahe an hundert Perſonen, haben mit
ſichtbarer Bereitwilligkeit ſich zur Abtretung der erforderlichen Grundſtuͤcke
Lorbehaltlich der Entſchaͤdigung, geneigt erktaͤrt! Es koͤnnen ſonach die
Arbeiten unverweilt ihren Anfaͤng nehmen, und wie wir hoͤren, foll da-
mit nicht laͤnger mehr gezoͤgert werden. *
München, 13. Marz. Der großh. bad Miniſterreſident am hie-
ſigen Hofe, Sthr. von Andlaw-Birfek, ift in gleicher Eizenfhaft an
den £ franzöfifchen Hof geſetzt.
Berlin, 12. März. Im Eiſenachiſchen ſind die Geiſtlichen und
Lehrer erinnert worden, daß die Theilnahme an Jagdvergnuͤgungen fuͤr
ſie in jedem Fall bedenklich oft anſtoͤßig und nachtheilig werden koͤnne.
Paris, 14. März. Der Koͤnig hat 20,000 Fr. unterſchrieben fuͤr
Ouadelvupe, die Koͤnigin 10,000 Fr., Madame Adelaide 10,000 Fr,
der Herzog von Montpenſter 1000 Fr., die Prinzeſſin Clementine
— Man hoͤrt, Hr. Thiers habe den baieriſchen St. Hubertus-
en erhalten.
Vorgeſtern Abend hieß es in mehreten politiſchen Salons, daß
Dder von Seiten der Regierung von den Kammern verlangte Eredit von
Million Sre. zu Gunſten der Ungluͤcklichen von Guadeloape auf
achl Dder zehn Millisnen erhoͤht werden ſolle. *
London/ Maͤrz Geſtern wurde ein nener Fall von woͤrde-
riſcher Nonomanie im Stadthaus verhandelt! James Steven-
ſon ein ſchoͤttiſcher Weber, 32 Jahr alt, angeſchuldigt, Drohreden
gegen die Koͤnigin und Sir Robert Peel ausgeftoßen zu haben, ward
vor den Lordmayor geführt. Bei dem Verhoͤr ſagte Stevenſon aus:
Cr ſei ſeines Gewerbs ein Leineweber, habe aber in den letzten drei
Jahren nur wenig gearbeitet, vielmehr ſeine meiſte Zeit mit Leſen der
Bibel zugebracht; er gehoͤre keiner Verbindung anz er habe ſich von
der ſchottiſchen Kirche losgeſagt, weil die Geiſtlichen nicht einig ſeien;
nach London fet er gekommen, um mit Sir Roͤbert Peel zu ſprechen;
der Miniſter muͤßte wohl die Eintracht In der Kirche herſtellen koͤnnen;
er habe ſich vorgenommen, ihn zum Schuͤtz fuͤr die wahre Religion an-
zurufen. Stehenſon iſt ganz entbloͤßt von Geld von Hull nach Lon-
don gefommen und weiß nicht anzugeben, wie er ſein Leben ferner
habe friſten wollen. Auf dem Dampffehiff, das ihn nach London
brachte, hat er verruͤckte Aeußerungen fallen laſſen. So ſagte er unter
„Anderm, er gehe nach London, die Koͤnigin zu ſehen; es wolle ſich
nicht geziemen, daß eine Frau regiere; er wuͤnfche, die Koͤnigin moͤge
aus dem Wege geſchafft werden, damit, wie es ſich gehoͤre, ein Mann
die Zuͤgel halte. Dieſen Sag — daß nur ein Mann regieren duͤrfe
— Hhielt der verruͤckte Leineweber auch im Verhoͤr ganz feſt! „Ich
fagte, die Koͤnigin muͤſſe umgebracht werden (should he destroyed),
falls ſte nicht gutwillig dem Throͤn entfage.‘“ Gleiche Drohung ſprach
er aucd) auf dem Dampfſchiff gegen Peel aus. Auf die ihm geftellte
Srage: Was er ſich unter einem Miniſter denke? verſetzte er: „Jeder
Minifter, der es mit dem Antichriſt haͤlt muß niedergebracht werden;
ich ein durch Eid verpflichtet, alles dazu zu thun, was in meinen
Kraͤſten ftebht,“ Der Zeuge fagte aus: Stebenfon fet auf dem Dampf-
ſchiff von einem Vaͤffagier gefragt worden, wie er es anfangen wolle,
Sir Robert Peel umzubringen, da er doch ohne Geld nach London koͤni-
me und alfo auch keine Piſtolen kaufen koͤnne, worauf der Verruͤckte
geantwortet habe: Er werde ſchon Mittel finden, ſich Piſtolen zu ver-
ſchaffen und damit das Werk voͤllziehen. Aus Allem erhellt, das Ste-
venſon durch Mißverſtehen von Bibelſtellen auf die tolle Idee gekom-

Ord


*


men iſt, er fei berufen, die Koͤnigin und den Miniſter wegzufchaffen.
Der Lordmayor ließ ihn einſtweilen unter ſichere Aufſtcht ftellen. Bevor

welche man
ihm cnebſt 27 Sh. an Geld) bei der Verhaftung abgenommen, E

ruͤckgeben; Dies geſchah; feine Augen glänzten voͤr Freude, als ihm

willfahrt wurde. /

_ — Das Dampfpacetbvot Vietoria, welches am 14. Jan. voͤn

Suez zu Bombay ankfam, brachte die unerhoͤrte Zahl von 67,136 -
Briefen und Zeitungen mit;z es waren 33,908 CEyemplare der verſchie-

denen engliſchen Journale und 33,228 Haͤndels? vder Privatbriefe,

— Jn den feßren 20 Jahren hat ſich die Zahl der Wahnfinnigen
in England verdreifacht; von 12,547 mehr oder weniger der Vernuͤnft
beraubten Individuen, als ſo viele jetzt exiſtiren follen, werden 6808
als Narren und 5739 als Blödfinnige bezeichnet.

Amſterdam, 11. Maͤrz. Geſtern ereignete ſich hier ſchon wieder
auf der Eiſenbahn zwiſchen Leyden und Harlem ein beklaͤgenswerther
Borfall. Durch Nachlaͤſſigkeit des Waͤchters kam auf einer Bruͤcke die
Locomotive des Bahnzuges von den Schienen! Ein junger Ingenieur,
der darauf ſtand, fiel herunter und blieb todt! Seine betagten Eltern
beweinen ihr einziges Kind in ihm.

Madrid, 6. Maͤrz. Die demoͤkratiſche Partei hielt geſtern auf
Saͤmmtliche Demokraten
Nadrids waren durch ein Circular, unter dem Titel „die Stimme des
Huracan ,“ eingeladen worden, ſich in das an jenem Platze gelegene
Theater zu verfuͤgen um eine Unterſtuͤtzungskaſſe zu Gunſten Derſeni-
gen zu gruͤnden, welche durch die Gewaltthaͤten der Regierung gelitten
haͤtten, und die Koͤſten fuͤr die Errichtung von Profeffuren der deind-
kratiſchen Grundſaͤtze zu decken. Die Behoͤrde hHatte die Oeffuung des!
Theaters zu dieſem Zwecke verboten, und ſo war die Berfammkung
genoͤthigt, ihre Sitzung auf oͤffentlichem Platze zu halten! Das Praz
ſidium uͤbernahm Hr. Ofavarria , ehemaͤliger Redaͤcteur des „Huracan.“
Als er eben im Begriffe war, ſeine Grundſaͤtze darzulegen, erſchien der
Alcalde mit einer Abtheilung der Nationalgaͤrde, herbeigezoͤgen durch
den Tumult, dem ſich die Verfammlung uͤberließ! Der Alcalde for-
derte die Verſammlung auf, auseinander zu gehen, waͤs auch ſofort
geſchah! Hr Olavarria theitte zuvor noch mit, daß man auf feinem
Bureau für die oben angegeben Zwecke unterſchreiben Fönne.

Rom, Maͤrz Unfere Verhaͤltniſſe zu Rußland und die Zuſtaͤnde
der polniſch⸗katholiſchen Kirche werden, weit entfernt, eine beſſere Ge-

ſtaltung anzunehmen, immer bedrohlicher.

s

Carleruhe. Die Bewerber um nachbenannte erledigte Schulz
dienſte haben ſich nach der Verordnung vom 7. Juli 1836 Regierungs-
blatt No. 38 bei ihrer voͤrgeſetzten Bezirksſchulviſitatur innerhalb ſechs
Woͤchen zu melden: *

Die fuͤrſtlich fuͤrſtenbergiſche Praͤſentation des Hauptlehrers Joſeph
Mink zu Oberbraͤnd, Amts Huͤfingen, auf den erledigten katholiſchen
Schuldienſt zu Josthal, Amts Neuſtadt, hat die Staatsgenehmigung
erhalten! Dadurch iſt der katholiſche Schuldienſt zu Oberbraͤnd, Amts
Hüfingen, mit dem geſetzlich regulirten Dienſteinkommen von 140 fl.
jährlich, nebſt freier Wohnung und dem Schulgeld, welches bei einer
Zaͤhl von etwa 25 Schulkindern auf 45 fr. jaͤhrlich für jedes Kind
feſtgeſetzt iſt erledigt woͤrden. —

Der erledigte kathol. Schulz, Meßner⸗ und Organiftendient 31
Hohenbodmann, Amts Ueberlingen, iſt dem Hauptle ver Sabriel **
zu Ahauſen Amts Meersburg übertragen, und DaDukch 14444
Schulz, Meßner⸗ und Organiſtendienſt zu Ahaufen, —
niik dem gefetzlich weguilirten. Dienfteinkommen vom 140 fl. }i‘f‘”“‘f‘)f
nebſt freier Woͤhnung und dem Schulgelde, welches her einer
efwa 43, Schulfindern auf 40 F, jährlich, für jedes Kind feſtgelebt
iſt, erledigt worden S








 
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