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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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April (No. 77 - 101)
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Carlsruhe, 20. April. Heute Morgen 9 Uhr verſammelten ſich-
im Sitzungsſaale der erſten Kammer die Mitglieder der Generalſhnodẽ
und begaben ſich von da in feierlichem Zuge um halb 10 Uhr zum
Eroöffnungsgottesdienſte in die Stodtkirche, wo Herr Praͤlat Dr. Hüf-
fel predigte. Nach geſchloſſenem Gottesdienſt zogen die Mitglieder nach
dem Staͤndehaus zuruͤck, wo der Herr Praͤſident v. Nüdt nach einem kuͤrzeu
Vortrag uͤber die bevorſtehenden Arbeiten die Synode fuͤr eroͤffnet er-
klaͤrten und die Verſammlung mit einfach ſchoͤnen, Vertrauen wecken-
den Worten begrüßte, die im Namen der Synode durch Herrn Praͤ—
laten Huͤffel ebenſo erwidert wurde.

Freiburg, 19. April. Das edle Fuͤrſtenpaar von Fürftenberg
feiert heute zu Donaueſchingen Seine 2sjaͤhrige Ehe, bei welchem Felte
Se. Durchl. der Fuͤrſt von Hohenzollern-Hechingen und Se. k. H. unz
ſer Großherzog ſich einfinden werden. Einen freudigen Eindruͤck hat
hier die Nachricht herporgebracht, daß der edle Fürft vor einigen Ta-
gen an das Buͤrgermeiſteramt unſerer Stadt ein gnaͤdiges Handfchreiz
ben gerichtet hat, des Inhalts, „daß hoͤchſt diefelben Willens ſeien,
einen ſchon fruͤher gefaßten Gedanken, in der Stadt eine neue Stiftung
zu begruͤnden, zu verwirklichen, und daß hiezu die Urkunde ſo eben


lichen Worten dem Fuͤrſten den Dank Freiburgs ausdruͤcken ließ. Die
Univerſitaͤt hat dem Fuͤrſten ein akademiſches Diplom in reichſter Aus:
ſtattung uͤberreichen laſſen. 2 —
Mainz, 20. April. Kuͤnftigen Montag den 24. d. M. nimmt
die Aſſiſenſitzung des zweiten Quartals, ihren Anfang; ſie wird, da
nur vier Prozeduren dabei vorkommen, die von beſonderer Wichtigkeit
nicht ſein ſollen, nur wenige Tage dauern. — Die Unterſuchung we-
gen des vor vier Monaten an Peter Stauder von Bretzenheim bei
Zahlbach veruͤbten Mordes iſt noch nicht ſo weit vorgeruͤckt, daß die
Prozedur bei der bevorſtehenden Aſſiſenſitzung verhandelt werden koͤnnte.
Das tiefſte Stillſchweigen wird uͤber die Reſultate derſelben beobachtet.
Die zwei Soͤhne des Gemordeten und der Geliebte ſeiner Tochter ſitzen
fortwaͤhrend in Haft; aber man hat weder erfahren, ob ſie Geſtaͤndniſſe
gemacht, noch ob durch andere Beweiſe ihre Schuld oder Theilnahme
Ddargethan iſt. Der wegen Mißhandlung ſeiner Tochter verurtheilte
Kaminfeger Schwarz hat gegen das obergerichtliche Urtheil ſicherm
Vernehmen zufolge ein Kaſſations-Geſuch eiuͤgereicht.
_ Bafel, 19. April. Wir vernehmen, daß bei den großherzoglich
badenſchen Graͤnzzollaͤmtern eine Weiſung des dortſeitigen Staatsmi:
niſteriums von 5. D, eingefroffen ſei Schweizerkaͤfe, ſchwoͤtzeriſchen Soͤſt-
wein und ſchweizeriſchen Efſig zum ermaͤßigten Zollanſatze, wie ihn
die Verordnung doͤm 25. Sanuar 1838 beſtimme, von dem Zeitpunkte
an wieder ins Vereinsgebiet eintreten zu laͤffen, von welchem der Can-
ton Aargau ſein Einfuhrverbot vom 14. Oktober v. I anßer Wirkſam-
keit ſetzen werde. *
Berlin, 16 April. Neulich ſind wir auf einen neuen Brandſtif-
ter aufmerkſam gemacht worden, den aber die Hand des Geſetzes nicht
Zu ereichen permag. Ein Prediger naͤmlich hat ſchon wieder feiner Ge-
meinde verkuͤndet, daß der liebe Goͤtt das Treiben in einem juͤngſt ab-
gehrannten Vergnuͤgunsort nicht laͤnger habe auſehen woͤllen und deß-
halb den Engel Gabriel mit dem Feuerſchwert aögeſchickt haͤtte, um
das Haus zu vernichten.
Leipzig, I8. April. Heute Vormittag ereignete ſich ein Ungluͤcks-
fall auf dem Leipzig-Dresduer Bahnhofe. Ein Arbeiter erhielt, indem
er zwijdhen die Stoßkiſſen zweier Salzwagen gerieth, eine ſo heftige
Quetſchung am Unterleibe, daß er eine Stunde darauf ſtarb; jeden-
falls war irgend ein Blutgefaͤß im Innern verletzt, denn aͤußerlich war
keine Verwundung zu ſehen. Der Ungluͤckliche war Bater von einer
zahlreichen Familie.
Hamburg, 13 April. Mit dem wirklichen Eintritt des Fraͤh—






jahrs hat ſich hier in den abgebrannten Stadttheilen allſeitig eine Thaͤ⸗
tigkeit entwickelt, die wahrhaft in Erſtaunen fetzt. Taufende von Arz
beiter ſind mit Abtragen, Erhoͤhen, Gleichmachen beſchaͤftigt, da alle
neue Straßen eine gleiche Hoͤhe erhalten, die bisher zu niedrigen da-
durch gegen die Ueberſchwemmungen bei hohen Fluthen geſchuͤtzt werden
follen. Binnen kurzem werden alle Truͤmmer verſchwuͤnden fein, Ddie
der Kirchen ausgenommen, obgleich auch die Nikolaikirche zum groͤßten
Theile ſchon darnieder liegt. Ueberall wird mit raſcher Energie bei
den Neubauten vorgeſchritten, an allen Geruͤſten ſind ſchaͤrfe, ſehr zweck-
moͤßige Polizeiverordnungen angeſchlagen, die Bauherrn gegen will-
kuͤrliches Verlaſſen der MArbeit, gefteigerte Forderungen ꝛe. zu. fchlüßen.

Paris, 15. April. Im Mittelpunkt der zwanzig Forts, welche
Paris umzingeln, werden Telegraphen errichtet, die Tag und Nacht
mit einander correspondiren Fönnen. -

— Ueber Neuyork hat man Nachrichten aus Guadeloupe erz
halten, wornach am 3. Maͤrz auf dieſer Inſel ein neuer und ſehr hef-
tiger Erdſtoß verſpuͤrt worden iſt.

— Der Praͤſident der Pairskammer, Kanzler von Frankreich, Baz
ron Pasquier, iſt heute nach St. Cloud abgegangen, um den Heiz
rathscontract der Prinzeſſtn Clementine zu vollziehen.

— Die Pairskammer diskutirt uͤber das neue Rekrutirungsge-
feß; die Hauptpunkte, woruͤber ſtch Debatten erhoben haben, belreffen
die Reſerve und die Zahl der wirklichen Dienſtjahre. Die Regierung.
haͤlt fuͤr zureichend, wenn die Conſcribirten vier Jahre unter der Fahne
ſtehen; die Commiſſton der Pairskaminer iſt der Meinung, die effective-
Dienſtzeit muͤſſe auf ſechs Jahre beſtimmt werden. Um die Vortheile
einer wohlgeuͤhten Armee im Gegenſatz zu einer im Augenbick der Noth
zuſammengerafften anzupreiſen, bemerken die Debats, die 100,000
alte Soldaten, welche die Monarchie Ludwig's XVI. der Republik ver-
macht habe, haͤtten Frankreich 1792 gerettet; die Armee, welche vier
Jahre an den Kuͤſten des Oceans campirt habe, haͤtte in den Feldzu-
gen von 1805 und 1806 eine große Ueberlegenheit an den Tag gelegt;


Aufgabe nicht gewachſen geweſen, haͤtten zu Liſſabon capitulirt, und

Lyon, 18. April, Der Dichter Herwegh iſt, nach einem zwei-


boot nach dem Mittag gereiſt. Man ſagt, er werde die Seebaͤder ge-
Sein anſpruchloſes Weſen hat den wenigen Deutſchen und
Franzoſen, mit denen er hier in Beruͤhrung gekommen, ganz gut ges
allen.

London, 15. April. Nach offtzieller Angabe cirkulirten in den
vier Wochen, die wit dem 1. April abliefen Banknoten im Belauf
von 34,681,236 Pfd. St., naͤmlich: 19,539,000 Pfd. in Noten der
Bank von England, circa 71% Mill. in Noten von Privatbanken und
Actien⸗Compagnie-Banken; 21 Mill. in Noten der ſchottiſchen Ban-
ken und 5 Mill. in Noten der iriſchen Banken; der Barren und Muͤnz-


Pfd. St: ; .
— Die ſpaniſchen Papiere ſind um ein Prozent gefallen, weil


— Das Dampfſchiff Columbia iſt nach einer Ueberfahrt von 13
Tagen von Halifax zu Lieferpvol angekommen, man hat damit Nach-
Die Inſurrektion auf
Hayti machte nach den letzten Berichten ſtarke Fortſchritte; acht Regi-


— Das Dampfſchiff Solway (ein Packetboot des —
Dienſtes) iſt am 7. April unfern Coru un a untergegangen; 33 *
ſonen haben dabei das Leben verloren,-naͤmlich 3 Offiziere, 14 Ma-



 
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