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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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April (No. 77 - 101)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0369

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Zagsbericht.
Carlsruhe, 17. April. Seine Koͤnigliche Hoheit der Großherzog
und Seine Hoheit der Markgraf Maximilian ſind heute fruͤh naͤch Do-


25. Jahrestages des Ehebuͤndniſſes Sr. Durchl. des Fuͤrſten von Fuͤrſten-
berg mit Hoͤchſtihrer Schweſter, der Fuͤrſtin Amalie Hoheit, anzuwohnen.

OHeidelberg, 15. April. In No. 83 diefer Blaͤtter laͤßt ſich
aus der Reihe der Feinde der hieſigen hoͤhern Buͤrgerſchule ein Corre-
ſpondent in einer Weiſe vernehmen, die beſonders durch die Dreiſtigkeit
in Vermengung von Unwahrheit und Entſtellung der beruͤhrten Verhaͤlt-
niſſe ſehr auffallen muͤßte, wenn nicht die unlaͤutere Quelle ſehr leicht
zu errathen waͤre. Er behauptet, die Anſtalt habe ihre eigentliche Be-


Kaufleuten und Handwerkern nach ſeinen Begriffen nicht dienlich ſeien-
Wenn er ſich frellich unter den hoͤhern Buͤrgerſchulen bioße Abricht-Au-
ſtalten fuͤr das Comptoir und die Werkſtaͤttẽ dachte, ſo moͤchte er eini-
germaßen Recht haben, aber das ſind ſie eben nicht, und ſollen es weder
nach dem beſtehenden Geſetze, noch nach dem Zwecke ihrer Gruͤndung
ſein. Sie bezwecken allerdings vorzugsweiſe buͤrgerliche Bildung, aber
noch nicht zu ſpeziellen Berufsarten.

Gewerbe beſchraͤnken, ſondern durch eine ſprachliche, geſchichtliche und
beſonders mathematiſche Durchbildung eine geiſtige Beweglichkeit er-
zielen, welche den nach einem ausgedehnteren Gewerbsbetriebe ſtreben-
den Buͤrger faͤhig macht, jede neue Entdeckung ſogleich zu feinem Ei-
genthume zu machen, ohne Schwierigkeit ſich auch in das Ungewoͤhnte
hinein zu denken und zu arbeiten, die Reſuitate wiſſenſchaftlicher For-
ſchungen zu perſtehen und zu benuͤtzen, jede neue Belehrung aufzufaſſen
und auf verſtaͤndige Weiſe nachzuahmen. Der befoͤlgte Uuͤterrichtsplan
hat dazu vorzugsweiſe eine Durchbildung in Mathematik, Naturkunde
Geſchichte und neuern Sprachen fuͤr zweckmaͤßig erkannt. Dieſe Unter-
richtsgegenſtaͤnde treten in den obern Klaſſen unferer Anſtalt beſonders
hervor. Sollten dieſe fuͤr den kuͤnftigen Kaufimann und Hanoͤwerker
unnuͤtz ſein? Daß viele Kaufleute die Mathematik, ſofern ſie uͤber ge-


nungen hinausgeht, fuͤr uͤberfluͤſſig halten, wird nicht blos von unſerer
fondern. von allen Realanſtalten Deutſchlands vielfach beklagt, allein
die Schule darf ſich dadurch nicht irre machen und zum bloßen Abrich-
ten herabziehen laſſen. Daß ferner bei dieſer Einrichtung uͤnferer Anz
ſtalt eine gruͤndliche Vorbildung fuͤr die polytechnifche Schule gewonnen
werden kann, iſt nicht der ‚einzige Zweck oer Schule, aber gewiß fuͤr
viele Eltern ein erfreuliches und fuͤr die Stadt hinſichtlich ihrer Bil-
Ddungsanſtalten ein ehrenvolles Ergebniß, das eher Anerkennung als An-
feindung verdiente, zumal da dles unter den Zwecken der Anſtalt bei
ihrer Gruͤndung ausdruͤcklich ausgeſprochen wurde und ſeitdem ſo ſchoͤne
Refultate erzielt worden find. (Schluß folgt.)
Carlsruhe, 16. April. Wie man vernimmt, werden im Monat


ment namentlich die der Fahrpreiſe eine Aenderung erleiden.
Frankfurt, 18. April. In der heute fortgeſetzten Ziehung 6.
Klaſſe der 103. hieſigen Lotterie gewann das Loos No, 23,965 fl. 5000,
und jedes der folgenden 3 Lvofe fl 1000; No. 560; 616 und 4190.
Zerliu, 14. Abril. Es heißt jeßt hier allgemein, daß der König
von Hanvver ſich deshalb naͤchſtens nach England begebe um daſebſt
mit ſeinen koͤniglichen Agnaten das Naͤhere uͤber die Sicherung ſeiner
Thronfolge zu ſtipuliren, da er geſonnen ſei, die Regierung zu Gunſten
ſeines neuvermaͤhlten Kronprinzen niederzulegen und ſeine Lebenstage
dann in unſerer Mitte zu beſchließen. Das Wahre vder Unwaͤhre daͤ—
von muͤſſen wir der Zeit anheimſtelten. ;
Wien, 11 April. Die in beinahe alle deutſchen Journale uͤber-









gegangene Nachricht, daß am 19. April, am Geburtsfeſte des Kaiſers,
ein neues Rekrutirungsgeſetz mit achtjaͤhriger Capitulatibn allhier pro-


daß eine Commiſſion an Ausarbeitung eines neuen Conferiptionsaefe:
p g


allein fuͤr dieſes Jahr iſt ſchwerlich an die Beendigung ihrer Arbeiten
zu glauben, da eben die diesjaͤhrige Eonſeription fuͤr Niederoͤſterreich


nen Befehl heißt: nach dem bisherigen Modus zu verfahren.

Paris, 16. Aprik. Die zwiſchen den Cabinetten von Paris und
Madrid ſchwebende Differenz ſoͤll einer Ausgleichung nahe ſein. Seit
einem Monate haben die Beziehungen einen freundlicheren Character
angenommen.. Es heißt, wenn Espartero in den neuen Cortes ein ent-
ſchiedenes Uebergewicht erhalte, ſo werde Herr Guizot die diplomatiz
ſchen Beziehungen wieder auf dem Fuße herſiellen, wie er vor dem Eti-
quetteſtreit beſtanden. Es koͤnnte indeß noch bezweifelt werden, dafl
Herr Guizot dem Regenten von Spanien in folchem Grade nadıges
ben wuͤrde. * *

— Geute, am erſten Oſterfeſttage, hatte ein außerordentlicher Iu:
In den Kirchen St. Roche und Ia Maz
deleine war man die Pforten zu ſchließen und Stadtfergeanten- und
zur Aufrechthaltung der Ordnung zu requiriren

— In den Tuilerien iſt man nicht ganf vhne Beforgniffe in Be-
teff des Prinzen von Joinville! Die „Belle: Poule“ haͤtte ſchon im
Dezember zu Rio-Janeiro eintreffen ſollen, war aber noch am 6, Febr,
daſelbſt erwartet. Seit laͤnger als ſechs Wochen iſt man im Marines
miniſterium ohne alle Nachrichten voͤn dieſem Schiffe, aͤn deffen Bord
ſich der Prinz von Joinvrlle befindet.

Strasburg, 12. April. Die von deutſchen Blaͤttern gegebene
Nachricht, daß die Zoͤllvereinsſtaaten die Antraͤge Frankreichs- hinſichtlich
einiger Modifikationen in den gegenſeitigen Mauthtarifen abgelehnt ha-
ben und ſomit die Unterhandlungen abgebrochen feien, entbehrt jeder
Wahrſcheinlichkeit, da alle ſeit einigen Woͤchen daͤhiet eingetroffenen
Briefe von unſern Deputirten ſowohl, als auͤch mehrfache Weifuͤngen
an verſchiedene hoͤhere Adminiſtrationen gerade auf das Gegentheik


London, l4. April. Heute war aus Anlaß des CHarfreitags die
Boͤrſe geſchloſſen. _

— Der Herzog von Suffey befindet ſich ſehr unwohl und gibt fein
Zuſtand zu ernſtlichen Beſorgniſſen Anlaß.

Brüſſel, 16. April. Geſtern Abend um 81, Uhr wurden die
Debatten des Caumartin ſchen Prozeſſes geſchloſſen! Auf die Frage:
Iſt Eduard Caumartin ſchuldig, in der Nacht vom 19. anf den 26.
November 1842 dem Aimé Sirey freiwillig eine Wunde beigebracht zu


gericht, nach einer Berathung von einer Viertelſtunde, mit Stimmen-
einhelligkeit verneinend. Caumartin wurde indeß auf den Gruud
hin, daß er eine verbotene Waffe getragen, zu den Koͤſten veruͤrtheitt.
Die Audienz wurde um 11 Uhr aufgehoͤben und Caumartin ſofort auf
freien Fuß geſetzt. Noch waͤhrend der letzten Berathung des Hofes
uͤber den Koſtenpunkt wurde dem Hrm Caumartin ein mit der Paͤrifer
Poſt eingetroffnes anonymes Schreiben zugeſtellt; die Aufſchrift lautete:
An den Noͤrder Ednard Caumartin; es iſt darin die Drohung ausge-
fprochen, daß man ihn, wenn er freigeſprochen werden ſollte umbrin-
gen werde.
Conſtantinopel, 29. Maͤrz. Es iſt entſchieden, daß das ge-
Man erwartet ſtuͤndlich die
großherrlichen Befehle, nach welchen dieſe wichtigen Beraͤnderungen zu
beurtheilen ſind. Es ſcheint gelungen zu ſein, Reſchid Paſcha ans Ru-
der zu bringen. ;


 
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