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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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April (No. 77 - 101)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0325

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+ Manndeim, 5 April. Verſchiedene deutſche Blaͤtter, ſo aͤuch
das Morgenblatt in No, 79 enthielten vor Kurzem die Nachricht, daß
die in Preußen verbotene Leipziger Allgemeine Zeitung“ mit dem k
April ihren Titel in „Deutſche Allgemeine Zeitung“ umaͤndere und den
Redacteur wechſeln werde, und daß darauf hin die preußiſche Regie-
rung den Eingang derſelben in ihr Gebiet geſtatten werde. Dieſe Naͤch-
richt war voreilig, denn unterm 31. Maͤrz wurde von den Miniſterien
eine Verfuͤgung an ſaͤmmtliche Oberpraͤſidenten erlaſſen, in welcher es
unter Anderm heißt:

— — — Durcg den Inhalt dieſer Mittheilung iſt es außer allem

Zweifel geſetzt daß die Deutfche Allgemeine Zeitung, der

Veraͤnderung des Namens und der Redaction ungeachtet, lediglich

auf Grund der fuͤr die Leipziger Allgemeine Zeitung ertheilz

ten Conzeſſion erſcheine und in der That kein anderes Blatt, als
das durch die allerhoͤchſte Kabinets-Ordre vom 28. Dez. v. J. in-
nerhalb der preußiſchen Staaten verboten ſei. Hieraus folgt von
ſelbſt, daß die ebengedachte aͤllerhoͤchſte Kabinets-⸗Srdre auf das un-
ter dem Namen, der Deutſchen Allgemeinen Zeitung im Ver-
lage des Buchhaͤndlers Brockhaus zu Leipzig herauskommende Blatt
unveraͤnderte Anwendung findet und erſuchen wir Ew. ꝛe. ꝛc. ergebenſt,
die Ihnen nachgeordneten Behoͤrden ſchleunigſt mit der erforderlichen

Anweifung zu verſehen, damit das beſtehende Verbot fortgeſetzt zur

Ausfuͤhrung gebracht werde. O

Carlsruhe, 4. April. Die weitere Probefahrt, geſtern auf der
- Sifenbahir zwiſchen hier und Heidelberg geſchah mit der Maſchine
„Metevr,“ angefertigt bei Keßler und Martienſen hier. Die Abfahrts-
zeit hier war 10'% Uhr Vormittags. Die Fahrzeit bis Heidelberg, aus-
ſchließlich der verſchiedenen Aufenthalte, betrug I Stunde und 18 Mi-
nuten mit einem angehaͤngten beſetzten Perſoͤnenwagen.
Lerg wurde um 31 Uhr Nachmittags zur Ruͤckkehr abgefahren. Die
Fahrzeit zuruͤck bei ziemlich ſtarkem Gegenwind war I Stunde 37 Mi-
nuten mit 4 Perſonenwagen und 5 f. g. Trucks. *

Mainz. Das Dorf Gonſenheim hatte im Jahre 1823 das Un-
gluͤck in feinen reichen Kiefernwaldungen durch eine furchtbare Maſſe
von- Kiefernraupen aufs empfindlichſte benachtheiligt zu werden. Man


der war, als ein großer Brand im Dorfe, deſſen Haͤuſer doch groͤßen-
theils vereſſecurirt ſind. Dieſe Kieferrauben enthielten ein Gift, das
an Den, Gliedern vieler Einwohner bis auf den heutigen Tag ſeine
Bösartigkfeit bewaͤhrte indem noch jebt geſchwollene Geſichter und
Schaden an den Haͤnden von jener Zeit her exiſtiren. Man kann ſich
den Schreden der Leute denken, als fie vor einigen Tagen wieder deut-
fiche Spuren pon bedenklicher Vermehrung diefer Inſecten gewahrten.
Vorhanden ſcheinen ſte naͤmlich immer zu ſein, aͤber beſonderer kli-
matiſcher und Temparaturveraͤiderungen zu bedürfen, um ſich im ge-
faͤhrlichen Grade zu vermehren. Moͤchte fich doch die Aufmerkſamkeit
der Naturkundigen auf dieſen Punkt tenken! damit den armen Leuten
ein Mittel zur Bewältigung der Plage angegeben wuͤrde! So viel wir
uns erinnern, hat ſtch im. Jahr 1814 die: Wiſſenſchaft damit begnuͤgt,
die Natur und Klaſfikation der Kieferraupen auzugeben; indeſſen der
Wolf frißt nicht nur die gezaͤhlten Schafe , fondern der Wolf frißt ſelbſt
* die Schafe, wenn man feine Naturgeſchichte auf das Genaneſte
ennt.

Darmſtadt, 3. April. Da der Staatsvertrag in Betreff der Er-
banımg. der Main⸗Leckar⸗Eiſenbahn nunmehr die Genehmigung der conz


Fation deſſelben in dem großh. Regierungsblaͤtt mit naͤchſtem entgegen.
Lannover, 1 April. Die hieſige Zeitung zeigt amtlich an:
Se. Maj. der Kaͤnig haben allgnaͤdizſt geruhet, den bisherigen Ober-


maͤchtigten bei der deutſchen Bundesverſammlung zu ernennen,




Man will hier und zwar aus ſicherer Quelle, von dem Voͤrhaben
einer Reiſe nach London wiſſen, die der Koͤnig nach Beendigung feiz
ues Aufenthaltes in Berlin unternehmen wuͤrde. Bekanntlich haben
ſich aͤhnliche Geruͤchte ſchon oͤfter nicht beſtaͤtigt. :

Paris, 2 April. Die Grippe hat ſich wieder in der Haupt-
ſtadt gezeigt; unter der Garniſon ſind viele Individuen daran erfrankt,
— Der Geſetzentwurf uͤber die Staatsminiſter wird nach lans
ger Zoͤgerung morgen an die Kammer gebraͤcht werden.

— Die koͤnigliche Familie zieht am 17. April nach St. Cloud.

— Der Comet, den man erſt Mitte Maͤrz in Europa gewahrte,
iſt in den Vereinten Staaten von Nordamerika ſchon am erſten Maͤrz
geſehen woͤrden.

— Die Debatte über das Durchſuchungsrecht, zwiſchen der
nordamexikaniſchen Unibn und Großbritannien, hat durch eine Botſchaft
des Praͤſidenten Tyler nene Nahrung bekommen — Ein Neuyorker
Blatt vom 6. Maͤrz ſagt: „Der diplomatiſche Krieg zwiſchen den
Cabinetten von Waſhington und London iſt erklaͤrt; dem Manifeſt Sir
Robert Peels hat der Praͤſident Tyler eine patriotiſche Declaration
entgegengeſetzt.“

“ — Der „Moniteur pariſien! berichtet! daß die Regierung einen -
Vertrag unterzeichnet hat, welcher einer von den Hru. Daſfier, Le-
comte Deſarts, Eichthal, Lefebore, Mallet, Mills und. Roͤthſchild re-
braͤſentirten engliſch-franzoͤſiſchen Compagnie die Conceſſton fuͤr die Ei-
ſenbahn von Paris nach Lille, mit Zweigbahnen nach Calais und
Duͤnkirchen ertheilt. Die Dauer dieſer Conceſſton iſt auf 40 Jahre
beſtimmt.

— Herr Odilon-Barrot legte geſtern auf dem Buͤreau des Praͤſtdenten
der Deputirtenkammer eine Propoſition nieder, nach welcher das Ge-
ſchwornen Gericht in alle ſeine fruͤheren Rechte, namentlich in die Be-
fugniſſe, welche ihm durch die Septembergeſetze entzogen worden, wie-
der eingeſetzt werden ſolle.

London, 31. Maͤrz Es iſt hier wieder ein Mann verhaftet
worden, welcher drohende Aeußerungen gegen die Koͤnigin und den Pre-
miermiviſter machte.

Madrid, 27. Maͤrz. Das Miniſterium Rodil wird die Cortes
eroͤffnen, aber gleich in der erſten Sitzung erklaͤren, es ſei bereit, ab-
zutreten. Die Miniſter haben ſich zu dieſer Rolle nur unter der Be-
dingung verſtanden, daß ſie noch der Adjudication der Minen von
Almaden, die am 28, Maͤrz ſtatt findet, Folge geben koͤnnen Eine
Deputation von Cortesgliedern hat gegen dieſe Befugniſſe proteſtirt
und das Cabinet mit einer Anklage bedroht, falls es ſich dieſelbe an-
maße. Die Miniſter aber haben geantwortet, ſte ſcheuten die Verant-
wortlichkeit nicht, dieweil die Truppen an allem Mangel litten und
man zu den aͤnßerſten Mitteln greifen muͤſſe, um der Staatskaſſe
Geld zu ſchaffen.“ —

Bei der iſr Gemeinde Luͤtzelſachen iſt die Lehrſtelle fuͤr den Neli-
gionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt voͤn 130 fl., nebit


gen Gefaͤllen verbunden iſt erledigt, und durch Uebereinkunft mit der
Gemeinde, unter hoͤherer Genehmigung zu beſetzen!

Die rezipirten iſt! Schulkandidaten werden daher aufgefordert, un-
ter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeuͤgniſſe uͤber ihren ſitt-
lichen und religioͤſen Lebenswaͤndel binnen ſechs Wochen ſtch anher 3
melden. — *

Auch wird bemerkt, daß im Faͤlle weder Schuͤlkandidaten noch NRab-
binatskandidaten ſich melden; andere inlaͤndiſche Subfekte nach erſtan-
dener Pruͤfung bei dem uͤnterzeichneten DBezirksrabbiner zur Beiwerbung
zugelaſſen werden. Heideiberg den 28. Maͤrz 1543,

; * Großherzogl. Bezirks? Synagoge.
Fuͤrſt.


 
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