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Mannheimer Morgenblatt — 1843

DOI Kapitel:
Juni (No. 127 - 151)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0577

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1843.









Carlsruhe, 17. Juni.
emhält ferner:
VI. Dienſtnachrichten.

Pfarrei Seelbach! Oberamts Lahr, hat die Staatsgenehmigung erhalten.
Dem vdas Schriftverfaffungsrecht zu Heidelberg ausüdenden RNechtspraktikanten
Dr. Georg Auguſt Munde von da ift duͤrch höchfte Staatsminiſterialentſchließung
vom 2 Zuni [, Lo. 913, der Titel eines Avdvokaten verliehen worden.
Durh Beſchluß des großherzoglichen Juſtizminifferiums vom 29 . Mat . 8
Ro, 2702, wurde den Rechtopraktitanten Ferdinand Schaal und Heinrich Grafmuͤl—
fer, beide von Freiburg, ſowie Franz Buͤhler und Ernft Hink von Kafaͤll das
Schriftverfaffungsrecht in gerichttichen Angelegenbeiten verliehen und ihnen geſtat-
tet, eriteren Daffelbe in Triberg, dem zweiten in Gengenbach, dem dritten in Ofs
fenburg, und letzterem in Achern auszuüben. ;
\ WL Stellen, die zur Bewerbung betannt gemacht werden: ;
1) Dei dem Hofgericht des Seekreifes die Stelle eines Afeffors.
2) An vder politechniſchen Schule die Stelle eines Lehrers der franzöſichen Sprache.
3) Die katholiſche Vfarrei Mühkhaufen, Amts Wiesloch,
4) Die katholiſche Pfarret Mingsheim, Amts Ettenbetm,
5) Die latholiſche Vfarret Mühlingen, Amts Stodach,
6) Die Fatholifhe Pfarrei St, Landolin oder Ettenheimmünfer, Amts Ettenheim.
7) Die Kaplanei zu Feldkirch, Amts Staufen,
8) Die Pfarrei Eblingen, Bezirkgamts Nöhringen.
9) Die katholiſche Pfarrei Hinterzarten, Landamts Freiburg. !
10) In dem weibl. Lehr- und Erziebungsinfitut zu Offenkurg ſind zwei Freis
plätze offen, der eine von der Laͤndesh. Begebung abhängig für ein Maͤdchen aus
dem ehem Baden⸗Badiſchen, der andere von der erzbiſchöflichen Begebung abhän-
gig, und für ein Mödchen aus den vormals öſterreichifchen Landestheilen, Diefes
nigen, welche ſich um den von der landesherrlichen Begebung abhängigen Freiplatz
gu bewerben gedenken, haben ſich mit ihren Gefuchen, unter Vorlage der erforder-
lichen Zeugniſe über Alter. Herkommen, Vermögensumftände und Aufführung bin-
nen vier Wochen an den katholiſchen Oberfirgenrath, die Bewerber um den ardern
Hreiplag aber auf gleiche Weiſe und binnen der nämlichen Friſt an das erzbiſchöfl.
Ordirariat in Freiburg zu wenden.
Mainz, 19. Juni. Geſtern Abend trafen Ihre Majeſtaͤt die
Kaiſerin von Braſilien unter dem Namen einer Graͤſin voͤn Minttello
mit hohem Gefolge und Dienerſchaft hier ein und ſtiegen im Gaſthofe
um Engliſchen Hofe“ ab.
Zug, 14. Juni. Heute wurde ein gewiſſer Wildprett (eingetheil-
ter Heimathlofer in die Gemeinde Menzingen) auf dem Schuͤb von
— Cchwyz hierher transportirt, welcher vom wohlweifen Bezirks:
rathe Schwyz zu hundert Stockſtreichen verurtheilt wurde,
Aveil er in Arth einige Fenſterſcheiben eingeſchlagen und junge Baͤume
abgedreht hatte. Der Bezirksarzt hatte naͤmlich, nachdem man dem
Deliquenten 50. Streiche gegeben hatte, erklaͤrt, es werde fein Tod er-
Tofgen, und ſomit wurde Wildprett nach Zug ſpedirt! Welche Huma-
manitaͤt vom wohlweiſen Bezirksrath Schwyz!
Paris, 18. Juni. Nachrichten aus Spanien. Telegraphiſche De-
beſche. Die Inſurrection iſt mit Erfolg ausgebrochen: am 11. Juni
zu Valencia, am 13. zu Barcelona, am 15. zu Tarragona. In den
beiden erſtgenannten Staͤdten haben ſich die Truppen mit dem Volke
vereinigt. Die Generale Valdez, Villalonga, Aegar, und die Gattin
des Generals Zurbano haben ſich an Bord der engliſchen Brick Savage
eingeſchifft; dieſes Fahrzeug, aus dem Hafen von Bareelona ausgelau-
fen um ſie nach Port Vendres zu bringen, iſt heute fruͤh (17. Juni.)
daſelbſt angekommen. Zurbano hat Catalonien verlaſſen und iſt mit
14 Bataillons nach Saragoſſa zu aufgebrochen. (So weit die tele-
— graphifche Depeſche. Privatcorreſpondenzen fügen hinzu, das Fort
Montjouy bei Barcelona ſei von den Infurgenten befebt woͤrden! die
au einen Commandanten ihrer Wahl da inftallirt haͤtten. General
Cortinez zu Barcelona war der Bewegung am 13. Zuͤnt beigetreten,
als er einſah, daß nicht laͤnger auf die Soldaten zu rechnen war.)
— 3Zwifchen den Cabinetten von Paris und Loͤndon iſt ein Noͤten-
wechſel bezuͤglich auf die ſpaniſche Frage eingetreten; es handelt

ſich nun wieder von der Intervention; England will den Regen-
ten nicht fallen laſſen und Frankreich kann nicht woͤhl eine partiello
Intervention zugeben. Gei der Koͤnigin Chriſtine wird taͤglich große
Nathsverſammlung gehalten; an 30 ihrer Anhaͤnger nehmen Ddaran
Theil; bis jetzt hat ſich jedoch Catalonien und Andaluſien Feine chri-
ſtin iſche Partei unter den Inſurgenten ſehen laſſen.)

— Hr. Thiers war geſtern Abend in Neuilih und wuͤrde vom
Koͤnig empfangen.

— In der Madrider Gazeta vom 11. Juni wird berichtet, die
Regierung habe Rundſchreiben an die Generalcapitaͤne erlaſſen, beſa-
gend, alle Provinzen ſeien vom beſten Geiſt belebt, ſelbſt Gran ada,
Malaga, Almeria und Tarragona nicht ausgenommen; Symp-
tome von Ugordnung haͤtten ſich zu Luge und Burgos gezeigt; es
ſeien aber Maßregeln ergriffen wörden, die Ruhe zu erhalten. Dieſes
Cireular iſt vom 10. Juͤnt.

— Nach einem Schreiben aus Rio-Janeiro beſteht die Mitzift der
Prinzeſſin von Joinollle in 4 Mill. Frs. und in 25 Quadratlieues Land,
die in der St. Catherinenprovinz gelegen ſind.

— Hr. Lavalette iſt zum franzoͤſiſchen Conſul und Geſchaͤftoͤtraͤ
ger zu Alexandrien ernannt worden. -

— Einer dex vextrauteſten Anhaͤnger der Koͤnigin Chriſtine von
Spanien begibt ſich ſeit kurzem taͤglich mehrere Male nach dem Hotel
des Miniſteriums der auswaͤrtigen Ingelegenheiten und nach dem Schloſſe
von Neuills Die Anhaͤnger Chriſtinens fuchen die Hoffnungen gar
nicht zu verbergen, welche die neueſten Vorgaͤnge in Spanien- bei ih-
nen geweckt haben.

Bareelona, 13. Juni. Der Generalcapitaͤn Cortinez hat ſich
geſtern (am 12.) nach Mitternacht fuͤr das Pronunciamenta erklärt,
Am IL begann die Bewegung in dem Regimento von Amerika (dem
14 Linienregiment,) Sie ging von den Unterofftzieren aus; ſie ernann-
ten eine Commiſſion, den Obriſten und die Offiziere von den Gefin-
nungen des Regiments in Kenntniß zu ſetzen und ſie zur Theilnahine
aufzufordern.! Der Obriſt erklaͤrte, er ſei mit den Offtzieren bereit,
ſich ihrem Wunſche zu fuͤgen, wofern der Generalcapitaͤn ſie dazu er-
mächtige. Die Einwohnerſchaft wurde dadurch gewaltig aufgeregt.
Es droht eine furchtbare Kataſtrophe. Auf der einen Seite ftand das
Volk und ein Theil der Truppen, auf der anderen die Ehefs mit dem
tren gebliebehen Theil der Truppen! In dieſer kritiſchen Lage erkannte
endlich der Generalcapitaͤn, lebhaft gedraͤngt durch die Bitten der
ſtaͤdtiſchen Behoͤrden in der Nacht vom 12. die cataloniſche Junta an.

Keapel, 31. Mai. Am geſtrigen Namensfeſte Sr. Maj. des Koͤ⸗
nigs wurde die feierliche Vermaͤhlung zwiſchen F, f H. der Prin-
zeſſin Thereſe Chriſtine und Sr. Maj. dem Kaifer von Brafi:
lien vollzogen. . i

Sonftantinopel, 31. Mai. Nach Nachrichten aus Tabris wurde
dieſe Provinz vom 20. April an bis zum 6, Mai von beſtaͤndigen
fuͤrchterlichen Erdſtoͤßen heimgeſucht. Die Einwoͤhner der Stadt Tabris
hrachten dieſe ganze Zeit auf der Ebene unter Zelten zu. Die perfifche
Stadt Khoe, Bagaſid gegenuͤber, wurde gaͤnzlich zerſtoͤrt und
gegen 1000 Einwohner kamen dabei ums Leben-

Von der türkiſchen Gränze, 8. Juni. Endlich iſt der Tag
zur Wahl des neuen Fuͤrſten feſtgeſetzt! Vorgeſtern ward aus der bis—⸗
herigen Kanzlei des Kara Georgiewitſch, von dem Miniſtrr des Cultus
unterzeichnet; eine Ordonnanz erlaffen, wodurch die Wahlberechtigten
Serbiens auf den 16. d. zufammenberufen werden. Im Lande wird
uͤbrigens unaufhoͤrlich geruͤſtet, die bewaffuete Mannſchaft geuͤbt/ Kriege-
munition herbeigeſchafft; es werden uͤberall Waffen requirirt; felbit
die Gewehre der Mauth- und Zollſoldaten ſind bereits fuͤr die Mitiz
in Beſchlag genommen worden. Dieß ſind allerdings ſonderbare Bors
bereitungen zu einer Wahl, die aus freiem Willen der Nation hervoͤr—
gehen ſoll.


 
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