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Mannheimer Morgenblatt — 1843

DOI Kapitel:
Juli (No. 152 - 177)
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No. 166.




1843,







Freiburg, 16. Juli. Bekanntlich iſt unſer allverehrter Hr. Dom-
kapitular und Univerſitaͤts-Profeſſor v. Hirſcher in neueſter Zeit in
einem Schweizer Kirchenblatt und ſodann in der Sion ſchwer verun-
glimpft worden. Es war dieß eine der betruͤhendſten Erfahrungen, die
Alle, welche den ehrwuͤrdigen Mann kennen, im Innerſten verletzt hat.
Auch hat Eine Stimme der Entrüſtung den ungluͤcklichen Schreiber je-
ner Zeilen verurtheilt, — er wird es ſicher nie wagen, ſich zu nen-
nen, Dieſes bedauerliche Vergehen hat indeſſen zu kiner ehrenvollen
Demonſtration Anlaz 4 womit die Profeſſoren der hieſigen theo-
logiſchen Fakultaͤt ſuͤr ihren beleidigten Collegen in die Schranken tra-
ten. Sie fuͤhlten ſich — dem Mann, dem ſie mit der innig-
ſten — 4 und Liebe Whag, wegen ſolcher Inſulte


zeitige Dekan der theologiſchen Fakultaͤt Profeſſor Schleyer, mit kraͤfti-
gem Wort das Werk der Luͤge zu enthuͤllen, und den Verlaͤumder der
oͤffentlichen Verachtung zu uͤberantworten. Solches erfolgte in einem
Aufſatz/ der im zweiten Heft des gten Bandes der theplogiſchen Zeit-
ſchrift, das vor wenigen Tagen die Preſſe verlaſſen hat, enthalten iſt,
und worauf wir bezuͤglich der Thatſachen verweifen.

Indem Hr. Profeffor Schleyer aber den Angriff ein wahres Muſter
der Heuchelei und Perfiditaͤt, in ſeinem Nichts dargeſtellt hat, ging
allerdings auch ſein Streben dahin, den Verfaſſer jener Schmaͤhartikel
Namentlich zu ermitteln. Leider konate dies geſtaͤndlich nicht er-
zweckt werden, weil die Redaktion der Schweierzeitung dem Herrn
Dekan zufoͤrderſt zwar erklaͤrte, ſie werde den Einſender nennen, wengl
Al durch Richterſpruch dazu angehalten wuͤrde, hierauf aber, als die


Hirſcher'ſchen Anglegenbeit keine Klage mebr moͤglich, da die Friſt von 3
Monaten ſchon verſtrichen, unter dem Beifuͤgen, daß uͤbrigens auch abge-
ſehen davon nach F.22 des Luzerner Gefetzes fuͤr alle Vergehen, welche
durch Schrift, Druck ꝛc. veruͤbt werden, der Heraus geber hafte.

Indem wir nun jene Redaktign zunaͤchſt dieſes Kunſtſtuͤckes halber,
im Allgemeinen aber ob ihrer Verirrung (die eine hinterher erfolgte
Abbitte nicht ungeſchehen macht,). fehr bedauern, wollen wir nur noch die
Andeutung geben, daß ſich die Thatſache ſo ziemlich nachweislich her-
ausgeſtellt hat, daß das Ganze das — eines an Herz und Geiſt
kranken Mannes iſt, der ſich, zum Zionswaͤchter aufwerfend, durch
eine Art von Hybexortꝰodoxi beim Mangel eigenen Verdienſtes durch
Schmaͤlerung deſſelben bei einem wirklich verdienten Manne, eine ge-
heime Luſt zu bereiten gedachte.

Der Name Hirſchers iſt aber aus dieſer Verdaͤchtigung, je perfi-
der ſie angelegt war, um ſo ſiegreicher hervorgegangen. Doch ſprechen
wir, uͤber ſolche M euchelei. empoͤrt, den Nunſch aus, daß keiner ſeiner
Lebenstage mehr duxch eine aͤhnliche Injurie verduͤſtert werden moͤge,
und daß überhaupt einer oͤffentlichen Ueberzeugung keine ſolche Schmach
mehr angethan werde durch einen Menſchen, der, wenn man ihn
vorfordert fein Heihhinter dem Verſteck ſuchen muß-

Nürnberg, 14. Zuli Die wegen Ermordung der Wittwe Bayer
zur Todesſtrafe verurtheilte, von Sr. koͤnigl. Maj. aber mit Ketten-
ſtrafe begnadigte Wittwe Ramſtoͤck iſt geſtern vor dem hieſigen Rath-
hauſe eine Stunde lang am Schaͤndpfahl oͤffentlich ausgeſtellt und ſo-
dann in das Zuchthaus nach Wuͤrzburg abgefuͤhrt worden.

Luzern. Wie es ſcheint, iſt der Vorort geſonnen, die Kloſter-
frage auf das Ende der Tagſatzung zu verſchieben, wenn anders nicht
auf fruͤhere Vornahme dieſes Gegenſiandes gedrungen wird. Da St.
Hallen den Handel erledigen kann, ſo ſieht man mit vieler Spannung
ſeiner Haltung entgegen, die, Gott gebe es! den ungluͤcklichen Span
zu Ende fuͤhren moͤge.

Aus dem Elfaß, 12. Juli. Auf allen Fruchtmaͤrkten im Elſaß
ſinken die Getreidepreiſe und uͤbexall ſind ſo große Vorraͤthe an Korn
und Waizen, daß ein abermaliger hoͤchſt bedeutender Abſchlag zu er-







warten ſteht. Die Getreideernte hat in den meiſten Bezirken begonnen.

Paris, 13. Juli. Telegraphiſche Depeſche. Bayonne, 12. Juli.
Am 8 hat Huadalajara neuerdings die Regierung anerfannt. — Um
7, hat ſich Segoeia bronuncirt; General Aſpiroz iſt zum Praͤſtdenten
der Junta ernannt worden. Caceres und Placencia, in Eſtremadura,
haben ebenfalls ihr Pronunciamento gemacht. Die Centralſfunta von
Altcaſtilien hat ſich am 5. zu Valladolid inſtallirt; ſie beſteht aus ei-
nem Repraͤſentanten einer jeden von den Provinzen Zamora, Avila,
Salamanca, Leon, Palencia, Burgos, Segobia und Valladolid.

— Voni 14. Die Regierung hat keine telegraphiſche Depeſche be-


ten, der Regent ſei von Albacete aufgebrochen, um nach Madrid zu-


Angabe hat Vieles fuͤr ſich; der Regent mußte erfahren haben, daß


ten (man gibt den drei Corps uͤber 20,000 Mann!) auf dem Marſch


Das Madrider Manifeſt beweiſt, daß die aͤußerſten Mittel nicht


pectador, in den Debats abgedruckt, die dazu bemerken, die ſpanifche
Regierung habe ſich wohl dieſes Documents ſeibſt geſchaͤmt, indem daſ


Frankreich vielleicht nicht mit dieſer ſtillſchweigenden Genugthnung *
frieden geben ſollen; aber bei Anarchie, die dermalen in Spanten
herrſche, duͤrfte man es ſo genau nicht nehmen mit dem dithyrambi-

London, 16. Juli. Man lieſt in der „Britannia?: Allgemein
geht das Geruͤcht, daß Sir R. Peel ſeinen Poſten niederlegen wolle,
weil er ſich hinſichtlich Irlands mit mehreren ſeiner einflußreichen Kol-


Maaßregeln, die er nicht gaͤnzlich billigen koͤnne, nicht uͤbernehmen wolle,
andererſeits aber die dringende Nothwendigkeit erkenne, daß die Regie-
yung ‚unter den gegenwaͤrtigen Umſtaͤnden feſt und einig ſein Müffe.
Sein Wunſch, wenigſtens auf einige Zeit der Anitsſorgen los zu wer-
den, erſcheint daher ſehr begreiflich, zumal da er augegriffen
ſein ſoll, und da die ungeheuere Arbeitslaſt, welche ihm ſeither *


Rom, 4. Juli. Ueber den Geiſtlichen Abbo, welcher von einem
Jahr ſeinen Neffen mit ſchaudererregenden Nebenumſtaͤnden ermorderte,
hat das Tribunal am 30. Juni das Todesurtheil gefaͤllt! Da ihm


lichen Befehl des Papſtes genommen ſind, ſo ſteht dieſem Erkenntuiß
Allgemeines Lob erntet die
Regierung durch dieſe Unparteilichkeit ein, die hierdurch zeigt, daß kein
Stand vor der rechtu. Strafe ſchuͤtzt.

Liſſabon, 26. Zuni. Wie das Ivurnal — *; mittheilt,
iſt von der geheimen Polizei ein weitverzweigtes ſeptembriſtiſches —
plott entdeckt worden. Es beſteht, dieſen Angaben zufolge, in der
Hauptſtadt und den Provinzen 7 Comite. Man ſoll die Chefs die-
ſes Complottes kennen. Dieſe haͤtten ‚vor; die Empoͤrung in Algarbien
ausbrechen zu laſſen, wo ſich im Augenblicke nur wenig Truppen befin-
den; ſie wollen, wie es heißt, nur noch abwarten, bis ſich die ſpani-
ſchen Graͤnzſtaͤdte Badajoz und Ayamonte gegen Espartero erklaͤrt haͤt—
ten. Das Cynite ſoll eine lebhafte Correſponderz mit gewiſſen
geheimen Ge ſellſchaften in Spanien unterhalten. So viel iſt ge:
wiß, deß man in Portugal den Vorgaͤngen in Syanien mit großer
Aufmerkſamkeit folgt. Die Regierugg hat indeß, wie man vernimmt,
alle Maßregeln 7* um eine Bewegung in der Hauptſtadt, wenn
ſie gewagt werden follte, alsbald auf das kraͤftigſte zu unterdruͤcken.


 
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