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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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August (No. 178 - 203)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0745

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1843. -







) Tagðbericht.

Aus dem Breisgau. Rach einer Tabelle im landwirthſchaft-
lichen Wochenblatt, war im Oberrheinkreis der Rindpiehſtand im Monat
Nai 1343 folgender: 1213 Farren, 25,418 Ochſen, 71711 Kühe und
34,433. Stuͤck Jungvieh. Dieſe Zahl iſt um 7988 Stuͤck im Durch-
ſhnitt geringer als in fruͤheren Jahren. — In dem heurigen ſehr er-
giebigen Futterjahre iſt es ganz natuͤrlich daß ſich jeder Laͤndwirth ſei-
nen fruͤhern Viehſtand wieder zu ergaͤnzen ſucht. Sowohl dadurch als
auch weil noch vieles Rindvieh im Oberrheinkreis fuͤrs Unterlanud auf-
- gefauft wird, iſt der bedeutende Preis erklaͤrlich der wirklich dafuͤr
bezahlt wird.

‚ Mainz, Auguſt Die Kornernte iſt nun beinahe geendet, und
den Seger derſelben erblickte man bereits Juf dem juͤngſten Markt, wo
- fehr große Quantitaͤten anweſend waren, waͤhrend man ſchwache Kauf-
luſt wahrnahm, ſelbſt zu dem niedern Preis von 7 fi. Da wir eine
Doppelte Ernte hatten, ſo kann es nicht fehlen, daß demnaͤchſt der Preis
unter d fl. pr. Malter gehen wird, um ſo mehr, da keine Ausſichten
auf Verſendungen vorhanden ſind, weil die Erute uͤberaͤll gut war.

— ‚Bom Main, 3. Auguſi. Seit einiger Zeit ift man in St. Pe-
fersburg auf die im Auslande verweilenden ruͤſſiſchen Unterthanen fehr
aufſtchtig. Man hat naͤmlich die Erfahrung gemacht, daß ſolche Maͤn⸗
Her nur zu haͤufig ſich von den dort herrſchenden Zeitideen uͤber Staat
und Meligion anſtecken laſſen und dann mit Grundſaͤtzen in ihr Vater-
lang zuruͤckkehren, welche dem dortigen Syſteme fchnurſtracks zuͤwider
(aufer... Es ſollen deßhalb kuͤnftig mur denſenigen Paͤſſe ins Auslatd
ertheilt werden, ‚Die nicht allein durch ihre Treue und Anhanglichkeit
aun die regierende Dynaſtie, ſondern auch durch ihre erprobte Charak-
Lerfeſtigkeit hinlaͤngliche Garantien bieten, daß ſie den Verlockungen des
Auslandes widerſtehen koͤnnen. Zu gleicher Zeit foll der Befehl er-
theilt worden ſein, alle jene Individuen, von denen man im geringſten
Zweifel hegt, daß ſie dieſen Anforderungen nicht entſprechen koͤnnen,
er jene, gegen welche man den Verdaͤcht hegt, daß ſie mit Leuͤten
der ſogenannten modernen Schule in Verbindung ſtehen, in ihre Hei-


baͤltuiſſe, eine moͤglichſt kurze Friſt zu ſetzen. Es iſt ſehr aufgefallen,
daß in jüngfter Zeit Leute ins Ausland gereiſt ſind, von denen man
gewiß weiß, daß ſie die Mittel nicht beſitzen, um ſich den noͤthigen
Paß zu loͤſen, geſchweige denn, um in der Fremde luxuioͤs leben zu
Bunen. Dieſe Judividuen ſollen den Auftrag haben, daͤs Thun und
Treipen ibrer Laudsleute zu uͤberwachen. :
Düſſeldorf, 5. Auguft. Heute hat ſich eine unzaͤhlige Menſchen-
maſſe wieder uͤberzeugt, wie ſtark der Arm des Rechts in wohlgeordne-
ten Staaten immer noch iſt. Auf dem hieſigen Markte war ein Ge-
Yüft gebaut und auf demſelben ein Mann an einen Pfahl angeſchloſſen,
das Urtheil in großer Druckſchrift oben angeheftet, dem franzoͤſiſchen
Sefjeßbuche gemaͤß oͤffentlich zur Schau cam Pranger) geftellt. Der
Verurtheilte Handelsmann) war uͤberfuͤhrt worden, einen andern zu
einem falſchen Eide verleitet zu haben. Trotz der ungeheuren Regen-
Wweiters fah man eine Menge Volks auf dem Markte derfammelt, wo
eine allgemeine Stille herrſchte.
VWaadt. Nach dem Courrier Suiſſe iſt Georg Herwegh, auf
der Luckreiſe von Neapel begriffen, am 30. Juli in Laufanne angekommen.
Wien, 2. Auguſt. Geſiern iſt aus St. Petersburg die Anzeige
Don Dder daſelhſt ſtattgehabten feierlichen Verlobung der Großfuͤrſtin
Alexandra (dritten Tochter des Kaiſers) mit dem Prinzen Friedrich von
DHeffen, muthmaßlichen Erben des daͤniſchen Throns, hier eingetroffen.
— Zundon, Auquſt. Die engliſche Preſſe richtet unausgeſetzt hefz
tige Angriffe gegen die Partei, die in Madrid. geſtegt und den Rehenten
Esvartero verdraͤngt hat.
— — Jm -Unterhaus wurde heute uͤber einen Antrag fuͤr Bewilligung
einer Enrfhddigungsfumme zu Gunſten der Eigenthümer des den Chi-


neſen ausgelieferten Opiums debattirt. Bei'm Abgang der Poſt waͤhrte

Paris, 6. Auguſt. Teleg raphiſche Depeſche. Perpignan,
5. Auguſt. Der Regent hat ſich am 30. Juli um 4 Uhr Morgens zu
Cadix an Bord des engliſchen Linienſchiffs „Matabar“ begeben. Gene-
ral Concha hatte ihn mit 500 Reutern bis Portb-⸗Sauta⸗Maria verz
folgt, woſelbſt er (Espartero) ein Fahrzeug genommen hat. Die ſpa-
niſche Fregatte „Conſtitution“ und mehrere Kanonierboote blokiren Cadix.
Der „Malabar“, die „Stadt Marſeilte“ und der „Aſſas“ waren auf
der Rhede von Cadix.

— Aus vorſtehender Depeſche ergiebt ſich, daß Concha dem Ex⸗Re-
genten guf der Verſe und diefem die gewoͤhnliche Straße naͤch Cadix
über Isla de Leon werfperrt. war, indem er ſich verſtohlenerweiſe zu
Porto Santa-⸗Maria einſchiffen mußte; es iß felbft wahrſcheinlich, daß
er gar nicht nach Cadix gekommen iſt, ſondern von dein gemietheten
Fahrzeug aus den Malabar- beſtiegen hat. — Mit der Fluͤcht Eopar:
teros iſt nun der erſte Aet des ſpaniſchen Infurrectionedrama’s- von
1843 ganz beendigt. Jetzt kommen die Fragen von der Regentſchaͤfi
der Vollyährigkeit der Königin Iſabella H., ‚und der Vermaͤhluͤug diejev
Fuͤrſtin ernſtlich an die Tagesordnung. — Bon Santander aus iM
die Fregatte La Fe (der Ölaube) nach Havana unter Segel gegan-
gen; ſie bringt dem General Bakdes, Gouverneur der Inſel Cuba, .
Depeſchen und Weiſungen der proviſoriſchen Regierung. — FJerrol,
wo.Das Seearſenal iſt und Espartero noch anerkannt waͤr, hat fich am
23. Juli pronuncirt. Die telegraphiſche Depeſche ſagt nichts von Van
Halen und Caratala, den zwei Generalen, die dem Ex Regeuten bis
zuletzt anhingen; es heißt, der eine ſei in Gefangenfchaft gerathen und
der andere habe ſich mit einigen esparteriſtiſchen Offtziereu eingeſchifft
Zu Madrid hat am 30. Jult Ca ſtanos⸗Baylen die Vormuͤndſchaͤft
uͤber die Koͤnigin Iſabella und ihre erlauchte Schweſter feierlich über-
nommen. Die proviſoriſche Regierung hat bereits aus mehreren Staͤd⸗
ten Adheſtonserklaͤrungen erhalten. Valladolid, Palencia, Balencia
und Vittoria erkennen das Miniſterium Lopez an als einſtweilige Staats-
obergewalt bis zum Zuſammentritt der Cortes. Die Junta zu Barce-
lona macht noch Schwierigkeiten und verfolgt ihre gewaltſanien Maß-
regeln gegen die Moderados.

— Es wird verſichert, Espartero habe ſeit einigen Monaten fieben
bis acht Million (ermuthlich Franes) in den franzoͤſiſchen und
engliſchen Fonds aulegen laſſen; er wird ſich eben nicht vergeffen haben!

— Der Hafen Santa-Marin, wo ſich Espartero ‚eingefchifft, iſt
zwei Lienes von Cadix entfernt.

Brüſſel, 4. Auguſt. Man ſagt, das Miniſterium beabſichtige bei
Eroͤffnung der geſetzgebenden Sitzung en neues Aulehen zu 10 Mill.
zu beantragen. Dieſe Summe ſei namentlich auf den Bau der Eiſen-
bahnen von Tournay uͤber Ath nach Mons, und von Antwerpen nach
der hollaͤndiſchen Graͤnze, ſo wie auf die Vollendung der Bahn von
Verviers nach der preußiſchen Graͤnze berechnet.

Warſchau, 31. Juli. Die Prozeſſe unter unſern Edelleuten ſind


den Edelmann vor Gericht fordert, am wenigſten durch ein ruſſiſches
Gericht, ſondern ſtreitige Augelegenheiten durch Zuziehung anderer Edei-
leute, welche Richter und Unterhaͤndler ſind, privaiim ſchlichtet; ſo daß
die Angelegenheiten des Adels immer im Adel bleiben und dieſer ſich
ſo eine hoͤhere Stellung ſichert.



Carlsruhe. Die Graͤflich Langenſtein'ſche Praͤfentation des Schul-
kandidaten Friedrich Hanagarth von Bruchſal bisherigen Unterlebrers zu
Neiboheim, auf den kath Schul=, Meßner⸗ und Organiſtendienſt zu
Silingen, Amts Bretten, hat die Staatsgenehmigung erhalten.


 
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