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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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November (No. 256 - 282)
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Tagsbericht.
‚ = Weinheint, 14, Nov. Hochverehrier Herr Redacteur! In der beute hier
Angetroffenen Nannbeimer Abendzeitung voni 14. d. leſen wir einen von Weindeim aus
datirten Artifel als Entgegnung auf den in Ihrem geſchaͤtzten Blatte No. 266 ent-
baltenen Auffaß von Birkenau, Wenn wir gleich die Schreibart Ihres Correſpon-
denten in Birkenau durchaus nicht billigen und nicht glauben fönnen, daß ihn
edle Motive zum niederſchreiben ſeines Briefes bewogen haben, ſo müffen wir doch
zur Steuer der Wahrheit bemerken, daß das thatfächliche Verhältniß wie es über
das deſteſſen angegeben, wörtlich wahr iſt denn wir waren Augenzeuge davyon. —


Betrachtungen; man ſieht ihm an ledem Worte an mit welch gränzenloſem Aerger
er niedergeſchrfeben wurve, ſo daß viele Leute hier im Gegenfagz zu dem in der Abende
Litung ausgefp ochenen Zweifel ob der Attikel im Morgeublatte feine Exiſtenz iu
Weindeim 1C, gefunden babe, feſt glauben der befagte Aafſaßz in der Abendzeitung
ſeie Mannheimer Fabricat, da man eine ähnliche Spraͤche in Ptozeßſchriften wie-
der finde, daß vertetzte und gekraͤnkte Eitelkeit ihn dietirt habe,
Wir ind von dem durchs Loos ausgetretenen Deputirten unſeres Bezirks durch-
aus tein Gegner; wir ſchätzen ſeine Talente in ſo weit wir Geiegenheit hattın fie
wahrzunehmen, und würden von Herzen ſeine Wiedererwählung wäünfchen, wäre
Derr Seheimerath Nittermater nicht in Borfhlag gefommen. Ik gleich Bes
fehetdenheit heut zu Tag eine ſo feltfame Waare, fo alauben wir doch annehmen
u Ddürfen, daß Hert Dr. Heder dem es fa nur um das Wohl feines


den in wiſſenſchaftlicher Beziebung auszufuͤllen zwifchen beiden woͤhl keine Paralele
gezogen werden kann. Dieß iſt unfere Meinung, und wir glauben daß uns Viele
beipflichten werden, Was den in der Abenzztiiung, bel diefer Gelcgenzeit, gegen
Ihr gefhäßtes Blatt gemachten Ausfall daß man es für convulſiviſche Zudungen


„nigen Abonnenten ſolch Hefenragout auftifcht‘‘, ſo iſt er in der That bemitteidens-
werth. — Wer kann an einem Srgan der Seffentlichkeit Freude finden, wer kann
ihm Beifall zellen wenn es, wie dies die Mannp. Abev dzeitung fhut, tagtäglich in
ein und daſſelbe Horn bläßt, nach Preßfreiheit jammert, abe retner Parthei
huldigt, nur ſeine Pflegbefohlnen in Schutz nimmt, und duldel daß einer ſeiner
Correſpondenten über ein Blatt berfällt, das den Muth zeigt, verſchiedenen Mei-
nungen ſeine Spaften zu öffnen. Kann die Mannbeimer Tbendzeitung in den Augen
eines jeden Unbefangenen gewinnen, wenn ſie eine falſche Behauptung, deren Grund-
loſigkeit ihr doch ſehr wahrſcheinlich bekannt ſein muß,
(des Morgenblattes) noch wenigen Abonnenten!? abdruckt? Wie glauben es kaum;
und Riemand wird ſich indeſſen durch derlei Tiraden irre leiten Jaſſen; auf einer
kürzlichen Reiſe durch das badiſche Land, vom Bodenſee bis zum Taubergrund tra-
fen wr überall das Maunheimer Morgenblatt“, ſo daß wir dadurch beſtimmt
annehmen Fönnen, daß wenn es nicht gexade das verbreiietſte Blatt des Landes iſt,
es iedoch in erſter Reihe ſteht, und überall hörten wır nur mit der glößten Ach-
tung von demſelben ſprechen und auch nawentlich deßhalb weil es ſeinen Leſern nicht
jeden Tag das nämliche Gemüß aurührt, heute rechts um, morgen links um. *
Fahren Sie geehrteſter Hr. Redacteur fort, Rede und Gegenredede wie
Sie dies bis heute gethan haben, aufzunehmen, denn nur dadurch kommt die
Lahrheit ans Licht, und Wabrheit ıng wollen jeder wahrhaft freiſinnige
Mann jeder rechtlich und brav denkende Menſch. Sie werden dadurch in ganz
kurzer Zeit die Wahrnehmung machen, daß Ihr Blatt einen noch weit größern Leſerkreis


dem kleinen Woörtchen: „Unpartheikichkeit, “
7 Weinheim, 13. Nod. ; Motto.
„Willſt du einen Tauben ſeh'n,

So darfſt nur an den Spiegel ſtehn.“
So eben kommt mir der in No. 266 Ihres Blattes vom 6. Nov. aus Birke-
nau bei Weindeim dadirte Schmähartikel zu Geſicht, der hier allgemeine Indigna-
tion erregie; Es fommt derſelbe ziemlich post fesium, iſt aber dennoch eine gänz-
lich unreife Geburt, ein pueriles Rachwerk Das Verfaffungsfeſt muß das Exor-
dium Ddazır hergeben, erer dır Weg von Birkenau nach Weinheim, um den Wein-
eimer Wahlmannern den Rath zu geben, nicht pr. Hecker ſondern Geheimerath
Mittermater als Deputirten zu wählen. Die unterflellten Graͤnde ſind: Heckers
4 Untauglichkeit, denn er iſt nach verührtem Artikel kein Redner,
ein großer Geiſt. Ich will rem Herın Referenten, der wahrſcheinlich, wie meh-
rere feines Gleichen, nicht zur Vexberrlichung der Verfaſſangsfeier, an dem Feſteſ-
ſen Zheil nabm, ſondern um die Tagesfreude im Schaͤch zu halten, bemerken, daß
er während vem Toaſte des Feſtrevners, die Falzzeit gehabt baben müſſe, ſonſt würde
er denfelben vernommen, und namentlich die Bemerkung gehört haben, daß für die-
ienigen, »ie ihn nicht verſtanden hätten oder verſtehen wollten, er auch nicht ge-
‚ fprochen Habe,, und iym überlaſſen, die Grenze zwiſchen den Feſttheilnehinern, ruͤck-
jichtfich Ihrer Bildung zu ziehen, ihm aber nuͤr ſo viel begreiflich machen, daͤß der
Feſtiebner in der Mitle des Kernes der Bürgerſchaft ſeinen Platz einnahin, in je-
ver Beziehung ibre volle Zufriedenheit, die ihm noch insbeſondere durch eine Des
putation hiefiger Bürger an den Tag gelegt wurde, ärndete, und Weinheims Bürs

er wegen ſeiner Wiedererwählung als Deputirter bis beute nicht den mindeſten
—— aufgeſtoßen fei, Des Herrn Referenten si tacuisset, deputatus mansis-







set wird Nontag den 29. dfs, wo die Wahl ſtatt findet, in die Waagſchaale gelegt
werden, und denſelben als ſchlechten Propheten ſtempein, und der edle Heger 4*
die angethanenen Schmähungen hinreichende Satisfaction befommen. E& haben die
Wahlmänner Veinbeims bei den Wahlen ſtets eine lobenswerihe Selbftftändigleit
bewieſen, auch ohne daß fie von einem Unbexufenen darauf aufmerkam gemacht
worden wären, und ſie rufen dem Referenten mit Recht zu: „Ziehe zuerft aug Dei-
nem und Deiner Brüder Auge die Balten, bevor Du in den Augen anderer die
Splitter zu entdecken Dich hemüheſt.“ Man kennt die Tendenz dieſer Herren gar zu


Geheimerath Mittermaier alg Deputirten hiefigen Bezirkes zu wählen, als die Stimz


Hert Nachbar (wenn Sie ung dieſes nicht ſelbſt geſagt hätten, wir vielleicht nie das
Glüg gebabt, es zu erfahren) was hat Ihnen denn der /junge bärtige‘‘ Mann zu
Leide gethan, daß Sie die Beleicigungen bei feinem Barte heraͤufbefchwoͤren wollen ? Tras
gen Sie vielleicht keinen Bart? Za, man hörts an Ibrem undärtigen Urtheil, Was
laſſen Sie ſich beigehen, daß Sie als Gaſt das Saftrecht in Weinheim ſo ſehr der-
Teßen, daß Sie gegen die vox populi zwei Mongte nach dem Verfaffungsfeſte au-
Fämpfen wollen. Hart an der Grenze gelegen, ſind Sie bis jetzt dennoch zu klein
geweſen um über den Weindeimer Zaun zu ſchauen. Mit Ihrem si tacuisset eiè.
beweiſen Sie ſich nicht als Philosophus, wenigſtens nicht alg einen, der Logil Aus
dirt hat, ſonſt würden Sie auf falſche oder unerwieſene Prämiffen keinen Schluß
bauen. Was dem Reich der Erfahrung angehört, nimmt auch dorther feine Pras
miſfen, will es zu einem logiſchen Schluß kommen. Merken Sie ſich das, Herr

Daß der letzte Wahlkampf ein blutiger war, wie Referent ſich auszudrii-
cken beliebt, iſt mir nirgends bekannt geworden, nur ſo viel weiß ich, daß Männer
daraus hervorgegangen ſind, die es nicht ſcheuen würden, ihr Blut fürs Vaͤterland
zu verſpritzen! — Wenn der Feſtredner im Pfätzerhof (vieileicht auf der Redner-


E, Maithät 14, 3 8 .
Was ſeid ibr hinaus gegangen in die Wüſte zu fehden?
Vollet ihr ein Rohr ſehen, das der Wind hin und her wehet?
‘ Dder was feid ihr hingusgegargen zu ſeben?
Wollet ihr einen Menſchen fehen in weißen Kleitern ? :
. Sicehe, die da weibe Kleider tragen, find Ia der Könige Häufer! —“ .
SOQWeSlid der Nath- an den Birkenauer Refexeiten?;
„Bleibe zu Jericho bis Dir der Bart gewachſen iſt!“
Carlsruhe, 11. Nov. Heute iſt Hru. von Sarachaga das kriegs-
gerichtliche Urtheil verkuͤndet worden, naͤchdem ſolches durch das großh. -
Keiegsminiſterium dem Großherzoge vorgelegt worden war. Hiernach
hat Hr. von Sarachaga einen zierwoͤchentlichen einfachen Haupiwaͤchen-
arreſt zu erſtehen Ueber die Sache ſelbſt kann ich Ihnen aus zuver-
laͤſſiger Quelle Folgendes melden: das Kriegsgericht ſprach ſich ein-
ſtimmig dahin aus, daß es, duͤrfte es lediglich ſeinem Gewiſſen und
ſeiner Ueberzeugung nach urtheilen, unter den obwaltenden Umſtaͤnden
gar keine Strafe ausſprechen koͤnnte; daß, da indeß beſtehenden Geſetzen


Feſtungsgrreſt zu Kißlau feſtzuſetzen ſei, uͤbrigens Se. koͤnigt Hoͤheit
der Großherzog gebeten werde, dieſe Strafe in Beruͤckſichtigung der vb-
waltenden inſtaͤnde gnaͤdigſt gaͤnzlich zu erlaſſen. Von Seiten großh,
Kriegsminiſteriums in ſeiner Eigenſchaft als Oberkriegsgericht wuͤrde
dieſes Urtheil Sr. k. Hoheit dem Großherzoge mit der Bitte empfehlend
vorgelegt die ausgeſprochene Strafe auf vierwoͤchentlichen einfachen Haupt-
wachenarreſt zu vermindern, was auch geſchehen iſt. — Hieraus geht
nun deutlich hervor, wie ſaͤmmtiche Militaͤrbehoͤrden das Benehmen des
Hrn. vom Sarachaga betrachtet und wie ſie anerkannt haben, daß der-
ſelbe alles Moͤgliche gethan hat, das Duell zu verhindern, ſo lang er
eg nur als individuelle Angelegenheit betrachten und auf ehrenvolle Weiſe
beilegen zu koͤnnen glaubte. Daß dieß nicht mehr geſchehen konnte,
alg die von Hrn. von Wereffkin oͤffentlich ſeinem Freunde zugefuͤgte Be-
ſchimpfung auf eine Weiſe geſchah, die das ganze badiſche Offtziercorps
gewiſſermaͤßen mit in die Sache hereinzog, war natuͤrlich, und es mußte
dies auch, des traurigen Ausgangs des Duells ungeachtet, als Milde-
rungsgrund beruͤckſichtigt werden, was um ſo weniger ausbleiben konnte,
alg, wohlverſtanden, faͤmmtliche handelnde Perſonen Offtziere waren,
bei denen in ſolchen Faͤllen die Begriffe von Ehre ganz anderem Maß-
ſtabe unterliegen, alg bei den meiſten uͤbrigen Staͤuden.
Lahr, 5. Nov. Die ſchleunige Einberufung unferer Staͤnde auf
den 2l. d. M. hat wohl den Zweck, noch vor dem Eintritte der Weih-


 
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