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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Juni (No. 127 - 151)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0581

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*





















Tagsbericht.

S Heidelberg, 20. Juni. Erſt jetzt werde ich auf einen wieder-
holten Angriff auf die hieſige hoͤhere Buͤrgerſchule aufmerkſam gemacht,
der fihH in No. 132 dieſer Blaͤtter findet. Wenn der Artikel nicht das
Gepraͤge einer ruͤckſichtsloſen Leidenſchaftlichkeit an ſich truͤge, ſo koͤnnte
man fich wohl verſucht fühlen, die ſchweren Irrthuͤmer, in denen fich
der Berfaffer deſſelben hinſtchtlich dieſer Auſtalt befindet, zu widerlegen.
Yilein es wuͤrde ſich kaum der Muͤhe lohnen, einen ſolchen Geauer etz
nes Beſſern belehren zu wollen. Waͤre es ihm um die gute Sache
‚und am das Wohl der hieſigen Stadt zu thun, wie er ja die Miene
aunimmt, als ob ihm das bekannt ſei, was bei dem Gemeinderathe
und Buͤrgerausſchuß vorgehe, ſoy wuͤrde er ſeine Ausſtellungen offen und
ehrlich da vorbringen/ wo er zunaͤchſt ſich uͤberzeugen koͤnnte, ob e ge-
gruͤndet waͤren, und ob Abhuͤlfe zu erwarten ſei Dies wuͤrde eines
ehrenhaften, wohlmeinenden Buͤrgers wuͤrdig ſein und ihm mehr Ehre
Oringen als grundloſe Verdaͤchcigungen in auswaͤrtigen oͤffentlichen
Blättern. : Das einzige Gute, waͤs aus dieſem und aͤhnlichen
Artikeln hervorgeht, beſteht darin, daß es
ar wird, wie nicht nur hinſtchtlich der Kenntuiſſe, ſondern auch in
Betreff der Geſinnung und beſſerer Sitten den hieſigen Schuͤlen,
welden Namen ſie auch fuͤhren moͤgen, noch eine große Aufgabe zu
löfen ift, und das Puͤblikum wird eg zu wuͤrdigen wiffen, wenn die
betreffende Unterrichtsaͤnſtalt ſolche Angriffe in Zuͤtuͤnft mitſtiller we:
rachtung uͤbergeht und ihrerſeits lieber ihr ernſtes Ziel ins Auͤge faßt,


der Einſtcht und dem Wohlwollen der Mehrzahl unſerer Buͤrger einen
feſtern Grund hat, als daß ſie durch Uebelwoͤllende fo leicht eſchuͤttert
werden koͤnnte. * 2

Baden l5. Juni. Die Zahl der amvefenden Gaͤſte erreicht noch
uicht tauſend und die letzten kegneriſchen Wochen haben den Badver?
kehr bedeutend beeintraͤchtigt. Die Liebhaber ritterlichen Waid-
Werfs werden im Syaͤtſoͤmmer und im Herbſt dieſes Jahrs zu Ba-


Heß'jagd C) einrichten laͤßt, deren Oberleitung Graf Semele uͤber-
nehmen wird, zu welchem Behuf er ſich bleibend hier niederlaͤßt.
Würzburg, 19. Juni. Dem Veruͤehmen nach wird in den erſten


in einem Tage zuruͤckgelegt werden.

_ Hannover, I6. Zuni. Wie man hoͤrt, wird der Koͤnig bereits
Ende d: M von Londoͤn abreiſen, alſo fruͤher hierher zuruͤckkehren, als
man Aufangs glaubte. Dem Koͤnige war nach London eine Adreſſe
nachgeſchickt worden, worin der Maͤgiſtrat und die Buͤrgervorſteher ih-
vrn Dank für die Uebernahme der Kumanuſchen Penſtoͤn auf die koͤ—
nigliche Caſſe ausſprachen; der Koͤnig hat dieſe Adreſſe ſehr gnaͤdig auf-

Mainz ausgedehnt und dieſe Waſſerſtrecke von letzteren ohne Aufenthalt



ift. Uebrigens darf man keinesweßs glauben, daß das hiefige Publi-
kum ſich uͤber die ganzen Ereigniffe, welche dem Erenntniſſe des Ober-
appellationsgerichtes gefolgt find, die allergeringſte Illuſion mache oder
machen laſſe; im Gegentheile finden diefe Ereigniffe hier eine ſcharfe



venplaße auf dem es fruͤher hing, entfernt haben ſolt.
Leipzig, 16. Juni. Die hier erſcheinende, in mehreren Bundes-


ten Nummern an, daß ſie kuͤnftig nicht mehr in der bieherigen Weiſe
redigtrt werde. Zu dieſer Aenderung oder Milderung der bisher ver-
folgten Tendenz folt die Redactivn durch die gegruͤndete Beſorgniß ei-



Entziehung der Conceſſton von Seite der
word ſein.

Paris, 19. Juni. Ueber den weitern Gang der Dinge in Spa-
nien hat man heute abermals widerforechende Nachrichten... Die Delats
melden als gewiß, der Commandant des Forts Montjouy. habe‘ Kich
ſtandhaft geweigert, dem Oberſten Pujol Platz zu machen; Ddas Fort
ſei noch im Beſttze einer-Sarnifon, die treu zu Cfpartero. haͤlte; damit

ſaͤchſiſchen Regierung beſtimmt


cempromittirt! Nach andern Angaben ſoͤll jedoch die Regierung duͤrch
den Telegraph Nachricht erhalten haͤben, daßz ſich Montjuh wirklich im
Veſttz der Inſurgenten befinde! Au der Boͤrſe waͤr auch derbreitet,
Valencia habe ſich den von Eſbarterd dorthin detachirten Truppen un-
terworfen. Kurz, man weiß nichts Beſtimmites uͤber die Vorgaͤnge naͤch


— Berichte von der ſpaniſchen Grenze befagen: das Fort Mont:
j9uy ſei am 14 Junt in die Haͤnde der Infurgenten. gefallen und zwar
in Folge eines Aufſtands der Garıtifon.. Die Regierung ſoll Depeſchen
aus Madrid vom 14 Juni erhalten haben, wornach dort der Stand
der Dinge in Catalonien und Valencta. bekannt und Espartero ent:

ſchloſſen war, ſich an die Spitze der ihm treu gebliebenen Trupben u


— Der ſpaniſche Geſchaͤftstraͤger hat; wie man vernimmt , bei Hru


falls Sspartero die Intervention Franfreichs und Fnglands verlangen
wuͤrde Es wird verſichert, der Miniſterrath habe nach langer Debatte
beſchloſſen; daß das Tuilerienkabint in dieſem Falle in Nebereinftim: .
mung mit England handeln werde, um die Iufurrection in Spar
nien zu unterdruͤcken, da der Triumph der Infurgenten nur die Erſchuͤt:
terung des Thrones Iſabellens zur Folge haben koͤnute und Frankreich
allen ſeinen Einfluß in Spanien auf's Spiel ſetzen wuͤrde wenn es
neutral bliebe. *
— Die Gefechte vor Reuß ſollen viele Menſchen gekoͤſtet haben;
es wird verſichert, Zurbano habe Breſche fchießen. Kaffen und Ddann-
zwei Compagnien zum Angriff beordert;z. doͤnn diefen . wdrten nur
ſechs Mann mit dem Leben” daͤvon gekoͤmmen; ein Regiment. fokl
darauf von ihm abgefallen fein, worauf er den Kuͤckzug nach Saragoͤſſa
angetreten habe. O
London, 17. Juni. Im Unterhaus ging es letzte Nacht fcharf
zu. Bei Gelegenheit der Debatte uͤber die triſche Waffenbill ka-
men alle Irland betreffende Fragen zur Erövterung; @Oraham, Roe:
bud, Stanlei uyd RKRuffell waren die Hauptiprecher; Ddie Der
batte dauerte bis 3 Uhr Morgens und wurde dann auf Monz
tag aiournirt. ; . , ; — *
Madrid, 13. Iuni: Man ſpricht von Infurrectionen, . die zu
Eindad Rodrigo, Alicante, Sebilla und an andern Orten ausgebrochen
waͤren. Doch ſind dies nur erſt Gexruͤchte . Bofttiv Dagegen i die
Nachricht von der Erhehung Valencia’s . General Zabala {oll eine der
Bewegung guͤnſtige Proklamation erlaſſen haben. . Bet den Nevolutiv-
naͤren ſteht dieſer junge General in größtem Anfehen. Bis jetzt ift
Madrid ruhig! Der Generaleapitaͤn und Herr Meudizabal hatten die:
ſen Morgen eine Conferenz mit dem . Megenten. . Dem . Negenten
ſoll, jedoch vergeblich, von einigen Seiten der Kath ertheilt worden
ſein, der Bwegung nachzugeben und ſich an die 55 Cortina und
Olozaga wegen Bildung eines neuen Miniferiums zu wenden: Eſpar-
tero, ſo heißt es, gab zur Antwort: „Nein, Ich werde ntcht nachge-
ben; ich weiß wohl, daß es meine Beftimmung iſt, den Toͤd des Krie-
gers auf dem Schlachtfelde mit dem Schwerte In der Hand zu erdulden.“
Warſchau, 5. Juni. Es wandern an Dreifiz. UND einiy? iſrae-
litiſche Familien unferer Stadt nach Jerufalem aus, um_ dyrr einit
ihre Hduprer in die heilige Erde ihrer Vaͤter niederzulegen _ und Ddatin
ſanft zu ruhen! RO


 
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