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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Juni (No. 127 - 151)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0605

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*













„Badiſche Schulzeitun



den hat, und immer mehr findet.


Entferzung der Länder ein unbedeutender Aufſchlas mehr.)

Inbegriff der Poſtgebuhren bei allen Poſtänitern des — —
tern


1, Manndeim im Juni 1843,

Die Redaction.



Tagsbericht.
Pforzheim, 26. Zuni. Vor wenigen Tagen fand dahier, nach-
dem die Dienſtzeit des bisherigen Buͤrgermeiſters mit dem 1, d. abge:
Jaufen war, eine anderweite Wahl ſtaͤtt, bei welcher unſer verehrter
Buͤrgermeiſter, Hr. Rudolph Deimling, mit großer Stimmenzahl auf's Neue
erpaͤhlt wurde. Es konnte nicht zweifelhaft fein, auf wen diefe Wahl fallen
wuͤrde, wenn geſunder Verſtand, vereint mit Herzensguͤte und Bereitwil-


ge Unparteilichfeit zum Amte eines erſten Gemeindevorgeſetzten qualiftziren.
Freiburg, 27. Juni. Unſere Univerſitaͤt zaͤhlt in dieſem Som-
merhalbjahr 228 Studirende, darunter ſind 75 Theologen, 66 Juriſten
und Lameraliſten, 77 Mediziner und 10 Philoſophen.
Bom Neckar, 26. Juni. Der konſlitutioͤnelle Sinn iſt in ganz
Baden ſehr lebendig, und die Anhaͤnglichkeit an die Verfaffuͤng allge:
mein. Der Vorſchiag, im Auguſt, da diefelbe alsdann ein Vierteljahr-
bundert beſteht, ein großes Feſt zu begehen, ſcheint Anklang gefunden
zu haben. Indeſſen laͤßt ſich nicht leugnen, daß man doch im Allges
meinen dex deſte uͤberdruͤſſig iſt: ſie bringen wenig politifche Fruͤchte.
Aus Schleswig⸗Holſtein, 22. Juni. Die unparteiifche Sirenge
unſerer Gexichtshoͤfe hat ſich neulich gegen die Willkuͤr eines hochgebor-
Len hochgeſtellten Beamten bewieſen. Der Amtmann fuͤr die Aemter
Traventhal, Rethwied und Reinfeld, Kammerherr Baron von Adeler,
hatte ohne gegruͤndete Veraulaſſung einen Bauer ins Gefaͤngniß gewor-
fen und trotz dem Befehl des holſieiniſchen Obergerichts zur Loslaſſung,
ihn feſtgehalten. Auf erhobene Klage, auch unmitteibar beim Koͤnigẽ,
batten Se. Majeſtaͤt dem Amtmann die Wahl zwiſchen fiscaliſcher Klaͤge
oder Seruch auf die Unterſuchungsacten freigeſtellt, worauf derſelde
das Erſtere gewaͤhlt hatte. Die Sache nahm einen ſehr langfamen
Sang, endlich aber verurtheilte das Obergericht den Amtmann in eine
Strafe von 500 Nothir. und ein halbes Jahr Feſtungsſtrafe. Die Sache
wurde von dem Beklagten ſowohl, als von dem Staatsanwalt an das


geſchaͤrftes Erkenntniß dahin abgegeben, „daß der Angeklagte wegen


die Befehle des Obergerichts und voͤrgebrachter Wahrheitswidrigkeiten
in ſeinen amtlichen Berichten ſowie wegen der in ſeiner eingereichten
Defenſtonsſchrift enthalteuen Schmaͤhungen gegen das holſteiniſche Ober-
gericht ſeines Amtes als Amtmann zu entſetzen und die Koſten der ge-
gen ihu gefuͤhrten Unterſuchung und des fiscaliſchen Prozeſſes beider
Juſtanzen zu erſtatten, ſchuldig ſei.“

Paris, 26. Juni. An der Boͤrſe hatte man Nachrichten aus Gi-
braltar und Madrid; zu Gibraltar war am 14. Juni ein engliſches
Dampfboot von Malaga eingelaufen, das die Kunde mitbrachte, Gene-
ral Alvarez habe auf dem Punkt geſtanden, die Stadt zu beſetzen; die
Junta denke ſich mit 80,000 Piaſter auf die Flucht zuͤ begeben; die
Berichte aus Madrid geben ſchon Auskunft uͤber die erſten Sperationen

des Generals Se oane, der keinen Zweifel hegt, es werde ihm gelin-
gen Barcelona zu nehmen und die Juſurrection in Catalonien zu
unterdruͤcken. n
— Die Compagnie Rothſchild hat ſich nicht verſtaͤndigen Fönnen
mit der Commiſſion der Deputirtenkammer; der vorlaͤufige Contract
uͤber Anlage der Nordbahn iſi aufgehoben.
— Die Dampfſchiffe Papin und Caſtor ſind von Toulon naͤch
Barcelona ausgelaufen; um im Fall eines Bombardements den Fran-
zoſen in Barcelona zum Aſyl zu dienen. ; )
— Aus Madrid vom 21. Juni 'ſt eine Proklamation des Re-


darin an, daß er aͤufbreche, der Infurrection ein Ziel zu ſetzen. Auch
an die Armee und die Nationalmilitz hat der Regent eine Broclamation
erlaſſen. ; - .

London, 24. Juni. Im Unterhaus iſt geſtern zu erneuerter De-
batte uͤber die iriſche Waffenbill gefommen; aus einer Nede Sir
Roberts Peel's darf man ſchließen, daß die Regierung die Abſicht hat
der Bewegung in Irland mehr durch verſoͤhnende Maßregeln, als durch
Gewalt zu ſteuern. — Der Koͤnig und die Koͤnigin der Belgier find
geſtern hier angekommen. ;

Madrid, 21 Juni. Die Bewegung in Andaluſten bleibt noch
immer auf die Staͤdte Malaga, Granada und Alıneria . befehrdnkt, —
Es heißt, der Regent habe den Commandanten des Forts Monjony-
zum Marechal de Camp uud zum Grafen von Montjouy ernannt.

Von der ſpaniſchen Gränze, 23. Juni. So eben verniumt
man, es ſei die Nachricht eingetroffen, daß Generat Alvarez am 14.
in Granaͤda eingeruͤckt ſei und die Junta ſich mit 80,000 Biaftern ſoͤ
kaufen wollte.

Trieſt, 17, Juni. Die vor etwa einem halben Jabre profectirte
Handels⸗ unn Schifffahrtsverbindung mit Oſtindien und -China kommt
allmaͤhlig in Gang. Zwei oͤſterreiſche Schiffe haben bereits im Mai
von Rio Janeiro aus die Fahrt nach Canton angetreten und im Lanfe
des Monats Juli wird von hier eine Brik erſter Claſſe des hieſigen
Rheders Lazzarovich direet nach Bombay und Calcutta abgehen und
nicht allein Waaren ſondern auch Paſſagiere um billigen Preis dahin
beſoͤrdern.

Athen, 30. Mai. Binnen Kurzem verlaſſen uns die meiſten noch
in hieſigem Dienſt befindlichen deutſchen Landsleute. Nur wenige wer-
den auf den Wunſch des Koͤnigs ganz hier verbleiben! Viele von ih-


find aber nur zu bald davon enttaͤuſcht worden. Statt Kuhm und
Reichthum ernteten ſie unverdiente Verachtung und Undank, und die
meiſten bringen uͤberdies einen ſiechen oder gefchwaͤchten Koͤrber mit in
die Heimath zuruͤck Am fuͤhlbarſten macht ſich der Abgang der Aerzte


handen iſt.


 
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