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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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August (No. 178 - 203)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0729

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Tagsbericht. *
Mannheim, 29. Juli. Das groͤßh. Oberhofgericht hat, dem
Vernehmen nach, kuͤrzlich das Caſſationsgeſuch des Hofraths Welcker
in der bekannten Injurienſache, welche der Bergwerksverwalter Sattler
gegen ihn anhaͤngig gemacht hat, ohne auf die Materialien einzugehen,
als unſtatthaft verworfen. Alle Beſchwerden, welche Hr. Welcker, ſei-
ner Broſchuͤre zufolge, gegen das Verfahren und die Eutſcheidungen
des großherzdal. Stadtamts Freiburg, ſo wie des großherzogl. Hofgerichts
daſelbſt erhoben hat, zeigen ſich hiernach als ungegruͤndet. Das Be-
merkenswertheſte in dieſem Rechtsſtreit duͤrfte woll das ſein, daß unz
abhaͤngige Gerichte des Großherzogthums nun die Anſicht ausgeſprochen
haben, daß ein Abgeordneter wegen ehrenkraͤnkender Aeußerungen, die
er ſich in der Kammer erlaubt, von dem Beleidigten vor den buͤrger-


** Qahr, 2. Auguſt. Der ehemalige Theilungscommiffär Herr


nicht blos in dieſen Blaͤttern, ſondern auch in der Druckſchrift: „Der
Dinglingerthorthurm, oder die Verwaltung Voͤlker-Fingado“ ſehr oft
vorkam, wurde bekanntlich vor Kurzem zum Amtsreviſor in Kenzingen
ernannt. Die hierdurch noͤthig gewordene Wahl eines Buͤrgermeiſters
fand heute ſtatt. Herr Advocat Baum, Abgeordneter der Stadt Lahr,
erhielt von 112 Stimmen 1073 gewiß ein ſchoͤnes Reſultat! Moͤge der
Neuerwaͤhlte die großen Hoffnungen die man in ſeine Verwallungs-
kenntniſſe zu ſetzen ſcheint, rechtfertigen, moͤge er fuͤr einen geregelten
Haushalt ſorgen, und iusbeſondere das Gemeindevermoͤgen als ein hei-
liges Gut betrachten, damit nicht Verſchleuderungen ſtattfinden, die,
wie maı weiß, zu unheilſamen und traurigen Folgen fuͤhren. — Bei
der heutigen Wahl erhielt auch Herr Drehſpring, Cartonage-Fabri-
‚ Fant, ? Stimmen.

Magdeburg, 29. Juli. Es geht mir eben die Nachricht zu, die
ich indeſſen in dieſem Augenblicke noch nicht verbuͤrgen kann, daͤß die


geſchloſſen ſei.

Leipzig, Auguſt. In Hannover iſt eine Verordnung von 1640
wieder ins Leben gerufen worden, nach welcher alle Contraete
zwiſchen Bauern fuͤr unguͤltigrerklaͤrt werden, die nicht die
ausdruͤckliche Genehmigung der Behoͤrden haben. Dadurch wird alſo
nicht allein der geſammte Bauernſtand fuͤr gaͤnzlich unmuͤndig erklaͤrt,


tet hatte, ſo werden alle Kaͤufe und Uebereinkuͤnfte einer langen Reihe
von Jahren in Frage geſtellt.

Paris, 1. Auguft.
Wege ſei heute die Nachricht eingetroffen, daß Espartero am 23. Juli
nach einem dreitaͤgigen Bombardement in Sevilla eingeruͤckt ſei, und
daß die Stadt Bilbao ihre Junta geſtuͤrzt und ihre Fuͤeros wiederher-
geſtellt habe.

— Die Regierung ließ geſtern Abend keine neuere telegraphiſche
Deveſche aus Spanien veroͤffentlichen, obſchon der Telegraph in dieſer
Richtung den ganzen Tag uͤber in Bewegung geweſen war. Es heißt
inzwiſchen, unter den Siegern ſei bereits eine große Spaltung einge-
treten; die einen ſeien der Meinung, daß das Miniſterium Lopez ſofoͤrt
die Cortes einberufen ſolle; die andern dagegen, daß in Madrid eine
Genfraljunta gebildet werde; eine Conferenz, welche die neuen Behoͤr—
den in Madrid gehalten haͤtten, ſei ohne alles Reſultat geblieben; man
habe fich, die einen mit den andern unzufrieden, wieder getrennt. —
Der Caſtellano? vom 25. Juli meldet die Ankunft des chriſtiniſchen
Generallieutenant Don Leopold O Donnell mit ſeinem Adjutanten, dem
Obriſten Poz in Madrid! Daſſelbe Journal verſichert, der Herzog von


Baylen werde Hrn. Arguelles in der Vormundſchaft uͤher die Koͤnigin
und die Infantin erſetzen, bis die Cortes entſchieden haͤtten, wie ſte es
unter den gegenwaͤrtigen Umſtaͤnden fuͤr paſſend erachten wuͤrden! Nach
dem „Caſtellano“ ſollen nicht weniger als 50,000 Mann Linientruppen
in Madrid verſammelt ſein. Es iſt dies aber wohl eine ſehr übertries
bene Angabe. In Granada hat nach der „Sentinelle des Pyrenees“
ein furchtbarer Brand ſtattgefunden; ein großer Theil der Stadt ſoll
von den Flammen verzehrt worden ſein und das Handelsquartier am
meiſten gelitten haben.
Feuerzeugen aus. Weitere Details fehlen noch. — General Ceovane
war am 25. bereits von Madrid nach Frankreich abgereiſt. Auch Zure
bano hat die ſpaniſche Hauptſtadt verlaſſen. Daruͤber, welche Richtung
er genommen, enthalten die Madrider Journale keine zuverlaͤſſige An-
gabe. Die Nachricht, daß man ihm geſtaͤttet habe, ſich zu Espartero
zu begeben, findet und verdient auch wohl keinen Glauben.

— Im Widerſpruche mit der an der Boͤrſe verbreiteten Nach-
richt hoͤrt man von anderer Seite verſichern, es ſei die Nachricht her-
gelangt, daß General Concha in Eilmaͤrſchen nach Sevilla gegangen
ſei und die Aufhebung der Belagerung dieſer Stadt bewirkt habe; Es-
partero habe ſich auf die Nachricht den der Niederlage Sebane's und
Zurbano's in Eilmaͤrſchen nach Cadix gewandt.

— Nachſchrift.) Sevane iſt am 28. Juli auf dem franzoͤſtſchen Ge-
biet angelangt und nebſt den esparteriſtiſchen Officteren, die ihn beglei-
teten, nach dem Departement de Ia Dordogne gewieſen worden! Die
Erlaubniß, nach Paris zu gehen, ſoll ihm von den franzoͤſiſchen Graͤnz-
behoͤrden verweigert worden ſein.

— Die Bombay - Blätter vom 19. Juni berichten, daß in Seinde
beim Abgange der letzten Nachrichten kein neues Gefecht zwiſchen den
engliſchen Truppen und den Eingebornen ſtattgefunden, daß aber an-
ſteckende Krankheiten große Verheerungen in dem britiſchen Lager zu
Hyderabad anrichteten. Denſelben Journalen zufolge iſt ein Handels-
vertrag zwiſchen England und den bis jetzt unzugaͤnglich geweſenen
Theilen Abyſſiniens abgeſchloſſen worden. Die Englaͤnder haben Dork.,
7000 Chriſten, die in Knechtſchaft gehalten worden waren, befreit.

— Es ſcheint, daß der ſpaniſche Geſchaͤftstraͤger zu Paris Herv
Hernandez, von der neuen Regierung zu Madrid auf ſeinem Boften
beſtaͤtigt worden iſt. 2

— Geſtern brach nahe bei dem Gebaͤude der großen (franzöfifchen)
Oper eine bedeutende Feuersbrunſt aus, lief aber zum Gluͤck ohne grvs ,
ßen Schaden ab; man fuͤrchtete bereits, das Opernhaus moͤchte von
den Flammen ergriffen werden.

London, 29. Juli. Die Nachricht von der Uebergabe von Ma-
drid hat dahier großen Eindruck gemacht. Lord Aberdeen, weit ents
fernt, die diplomatiſchen Verbindungen mit Spanien abzubrechen, hat
beſchloſſen, einen andern Geſandten hinzuſchicken.

— Geſtern wurden in Manſionhouſe eine bedeutende Anzahl von
Kraͤmern, Specereihaͤndlern, Wirthen ıc. in Strafe genommen, weil ſie
das Publikum durch zu leichte Gewichte und zu kleine Maße uͤbervor-
theilt hatten. Die ſtrengſte Strafe aber verhaͤngen die Zeitungen, indem ,
ſie die Namen der Beſtraften veroͤffentlichen.

Von der türkiſchen Grenze, 26 Juli. So eben erhalten
wir aus Belgrad vom 24 Juli die Nachricht, daß Baron Lieven
vom ſerbiſchen Senat die unverzuͤgliche Anusweifung des Wut-
ſitſch und Petronievitſch verlangt hat, unter Anfuͤgung der Dro-
hung, daß, wofern dies nicht geſchehe, keine Beſtaͤtigung Der] lebten


Befehls verwendet zu werden.



Den jetzt


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