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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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März (No. 51 - 76)
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; ‘ / Tagsbericht.
tAdelsheim. Vor eiwa 8 Tagen ereignete ſich in unſerer Naͤhe
eine grauſame Frevelthat. Es ging ein hieſiger Maurer von dem 2 St,
von bier entfernten würtembergiſchen Städtchen Moͤckmühl, allwo er Kar-
vffeln kaufen wollte, Abends fpät nach Haufe. Zwiſchen den Orten Roig-
htim und Sennfeld wurde er von 3 Perſonen angefullen, die mit Prügeln
auf ihn einſchlugen, bis ſie ihr todt glaubten, und ihn dann ſeines gerinz
gen Seldvorrathes beraubten. Der Mibhandelte wurde, jämmerlich zu-
Erichtet, hieber gebradt und ſeine Geneſung iſt noch zweifelhaft. Man
{ jedoh den Thaͤtern auf der Spur, welche, wie man allgemein glaubt,
demſelben nur zeigen wollten, wie eine rerartige Prockdur {Amede!
— Die Noth unter dem Volte iſt hier und in der Umgegend dieſen
Winter groß, was hauptſaͤchlich auch ſeinen Grund in unfern humas
nen Geſetzen haben mag.
wir ihnen geben müffen, indem ſie mit dem Amie droden. Wer nicht
arbeiten mag Zer läßt ſich unteiſtuͤtzen, und bei vielen heißt e8: lie-

ber ein leerer Darm, als ein müder Arm.“
Frantfurt a. M, 3. März. Dem zu Earlsruhe zwifchen den
Bevollmächtigten von Baden, Heſſen⸗Darmitadt und Fraukfurt abgeſchloſ-


betreffend, iſt vom Scnate {n ſeiner geſtrigen Plenatſitzung die Zuſtim-
mung ertheilt worden. Verfaſſungemäßig bedarf dieſelbe nun noch der Zu-
kimmung der ſtändigen Bürgerrepräfentation und der geſetzgebenden Ver-
ſammlung.


vorſen, daß unſer Kronprinz mit ſeiner liebenswuͤrdigen Gemahlin {m
Frühiabr auf einige Zeit ſeinen Aufenthalt hier nehmen wird.
Munchen. Viel Aufſehen erregt das Gerücht, Hr. von Cotta
beabſichtige die Vexlegung der Redaciion und Expedition der allgemei-
nen Zeitung von Augsbürg nach einer andern ſüd- oder mitteldeut-
en Stadt, Für Augsburg wäre der Verluſt dieſes vielverzweigten
Inſtituis von Belang, ſo wie auch für die baieriſche Poſtanſtait. Man
weiß ſich ſolchen Entſchluß, für deſſen baldigſte Ausführung ſchon Lo-
calfündigungen erfolgt ſein follen, nicht wohl zu erkiären, zumal das
* auch von hier häufig Mittheilungen aug höheren Quellen emp-
*


weil er i® Schimpfreden gegen einen katholiſchen Caplan erlaubte,
vor ein Kriegsgericht geſtellt, aber freigeſprochen worden. Der Spruch
warb vom Koͤnig caſſitt und ein neues Kriegsgericht niedergeſetzt, durch
das der Angeklagte abermals freigeſprochen wurde.

Hannvver, 2. März. Lediglich als eines Gerüchts wollen wir
erwähnen, daß während des neuͤlichen hieſigen Fürſtenkongreſſes ein
Lermählungeproiect (nämlich zwiſchen dem jungen Großherzog von
Vecklenburg Schwerin und der Prinzeſſin Agnes von Deffau) zur
Sxrache gelommen ſei. Ob Wahres an dieſem Geruͤchte {t, koͤnuen
wir nicht ſagen.

Der König hat den Violin Virtuoſen H. W. Ernſt, welchem
kuͤrzlich die goldene Ehren⸗-Medaille für Kunft und Wiffenfchaft ver-
liehen wurde, zu ſeinem Concertmeiſter ernannt, mit der Verpflichtung,
daß Hr. Ernſt jeden Winter auf mindeſtens einen Monat nach Han-
nover komme.

St. Moriz, in Kanton Wallis, 1, März. Die letzte Nacht hätte
zu ernſten Auftritten führen fönnen, Unter dem nichtigen Vorwand,
Tie Magsferade, welche am 27. Febr., von Monthey herfommend, die
Simplonzeitung ausgeſpielt, habe die Religion verhöhnt, wurden für
die Abtei, die ſich bedroht glaubte, Männer aus benachbaͤrten Gemein-
den berbeigerufen und im Stift und in zwei oder drei Häufern der
Stadt untergebracht. Sie wurden öffentiich mit Pulver, Blei und
Feuerſteinen verſeben. Als um halb 8 Uhr Nachts junge St. Mori-
zer ruhig von Monthey kamen, wurde aus dem Haufe eines Rokatrir,






1843,







vo einige Laudleute waren, ein Piſtoleuſchuß auf ſie abgefeuert, was
zu Thaͤtlichkeiien führie. Einige Bürger wurden verwundet, darunter


der Streit beigelegt; allein ſchon beim Beginn deſſelben war ein Eil-
bote abgegangen, der den Vorfall nach Moͤnthey berichtete, Bald da.
rauf zogen die Einwohner von Monthey mit Feuergewehren und Artil-
lerie heran: da ſie aber in St. Moriz auf keinen Widerſtand ſiie hen und
Ie die daſigen Bürger bereits geſichert fanden, ſo traten fie nach einem
Aufenthalt von zwei Stunden den Ruͤckmarſch an Auch aus den entferns


Paris, s5. Närz. Vorgeſtern Abend war enormer Zudrang zu


— In dem Eentralgefaͤngnißhauſe zu Melun ſind arge Unordnun-
Ueber 400 Straflinge haben ſich aufgelehnt, ſie

zur Vebr dienen können, bewoffnet; ſie weigern ſih hartnädig fich
um ſie zu bändigen, damit

maßregel zu ſchreiten, wenn jenes Mittel noͤch nichis gefruchtet haben
Herzweifelten Widerſtande ergeben. ;

“ — Man hatte in den Tuilerien Nachricht von dem Prinzen von
Zoinville; er war in Rio Janeiro angekoinmen und aufs freund-
Seine Vermählung mit der


geboren am 11. Närz 1822; der Prinz von Joinvile wird am 1h,
Dret. d. J. 25 Jahr alt;) ſoil zu Stande kommen und naͤchſtens voll-


— Der Handelsvertrag mit Sardinien iſt in den letzten Tagen


— Am 4, März war großes Diner bei Hrn. Guizot zur Feier
ſeines Sieges über die Intrigue.

London, 3. März. Im Unterhaus ſtellie geſtern Hr. Rocbuc
den Antrrag auf Niederſetzung eines Comites zur Unterfudhung der


tion. Lord John Nuff-U ſprach dagegen. Sir Robert Peel will zwar


Indus anzufangen, vorerſt auf ſich beruben laſſen, iſt aber gegen die
Motion, weil ein Comite der Art alg Precdeni angeſehen werden
könnte, was zuletzt dahin führen dürfte, daß die ereeutive Gewalt in
die Hände des Parlaments gelegt würde. Lord Palmerſton vertheidigte
die indiſch afghaniſtaniſche Politit des Whigeabinets und ſeines Vertraͤu⸗
ten, Lord Aucklands. Die Motion wurde nach langer Debatte (es war
Vitternacht vorüber, alg es zur Theilung des Hauſes kam) mit 189
Stimmen gegen 75 verworfen. / 4

— Der Proceß gegen Mac Naughten den Mörder Drummonds
hat am 3. Maͤrz angefangen.

Von der türkiſchen Gränze, 27. Febr. Die eben eingelaufene
Nachrichten aus Conſtantinopel haben hier die größte Beſtürzung erregt,
und in ſofern die Folgen ſich im Augenblick kaum überſehen und he-
rechnen laſſen, iſt die daͤdurch erregte aͤngſtliche Spannung ſehr erfläre
lich. Die Pforte hat auf die letzle Note des Herrn von Butenieff in


ihm nunmehr nichts übrig, als diefe Antwort dem Kaiſer ſeinem Heren
zu übermachen, uͤnd ſich feine weiteren Befehle zu erbitten, die Folgen


 
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