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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Juli (No. 152 - 177)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0609

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No. is?.











Tagsbericht.

T+ Heidelberg, 27. Juni. Letztes Wort, die hoͤhere Buͤrger-
ſchule hetreffend. In No. 145 dieſer Blaͤtter ſpricht der Verfaſſer in
ſeiner Erwiederung von ruͤckſichtsloſer Leidenſchaft, grundloſen Verdaͤch-
tigungen, tiefer Verachtung und dgl. hier findet man das alte Thema
wieder.! Bei vorkommenden Klagen beſchuldigt man die Beſchwerde-
führer der Verdaͤchtigung, und fucht ſo ieicht und bequem Alles von
ſich zuruͤckzuweiſen. Wer den Ton, der ſich bei der Jugend dieſer Lehr-
anſtalt eingebuͤrgert hat, einigermaßen kennen lernen will, darf ſich
nur por dem Beginn der Lehrſtunden in die Naͤhe des Schulgebaͤudes
begeben, wo er bemerken wird, wie die Schuͤler mit Ungeſtuͤm eintre-
ten, auf unanſtaͤndige Weiſe in den Fenſtern liegen, und den Nach-
barı , ſowohl wie den Voruͤbergehenden ein Aergerniß geben. Die


Bierhauſe zugetragen hat, war nichts weniger als erbaulich, und Sa-
Zen der Art ſind leider nur zu oft vorgefallen. Um ein ehrbarer
Buͤrger zu ſein, muͤßte man alſo oͤftere Inzeigen machen, und dann
erſt die Antwort abwarten, ob Abhuͤlfe noͤthig iſt, oder nicht? Wir
ſind mit der Einrichtung der hieſigen Schulen nicht unbekannt, und
glauben uns nicht von der Wahrheit zu entfernen, wenn wir behaup-
ten daß uͤber die Sitten der Schuͤler in den andern hoͤhern Lehraͤn—
ſtalten im Allgemeinen keine Klage gefuͤhrt wird.

Carlsruhe, 25. Juni. In wohlunterrichteten Kreiſen verſichert
man, daß in Betreff der Richtung der Main⸗Neckarbahn einige nach-
trägliche von den fruͤheren Beſtimmungen abweichende Beſchlüſſe von
den betreffenden Regierungen demnaͤchſt unterzeichnet werden duͤrften.

Friedrichshafen/ 26. Junit Wie. Hemmungen Rebreffalien und
dieſe noch ſtaͤrkere Gegenmaßregeln zur Folge haben, müffen wir ſonſt
ſo friedlich zuſammenlebenden Graͤnznachbarn des Bodenſees auf eine
den gegenſeitigen Verkehr ſehr empfindlich benachtheiligende Weiſe er-
fahren Im einſeitigen Intereſſe getroffene, den ganzen. Gewerbsver-


Schifffahrts - Geſellſchaften, wodon ſich keine derſelben ganz fchuldfrei
wird ſprechen Fönnen, haben die Verfuͤgung hervorgerufen, daß kein
badifches Dampfſchiff drei Stunden vor 1und eine Stuͤnde naͤch Abgang
eines Lindauer Schiffs Paſſagiere von letzterem Platze abfuͤhren -Ddarf,
Dieje Maßregel, ſo wie das Verbot, nach welchem den badiſchen Schif-
fen in Friedrichshafen Ladung einzunehmen nicht erlaubt ift,. hat die
badiſche Maßregel hHervorgerufen, daß in Konſtänz nun gaͤr kein frem-
des Dampfbvot mehr Pafſagiere abzuführen befugt iſt YNuf dieſe Weife
Fann auch Derjenige,. der mir dem Friedrichshafener Dampfboot naͤch
Konſtanz fahrt, nicht ausſteigen, um den Aufenthalt des Schiffs zu
Sefchäften, Vergnuͤgungen n. f. w.zu benußen, und mit demfelben


Lage, oft einen vder einige Tage warten zu muͤſſen bis ein badiſches
Schiff hierher faͤhrt Soldhe, allen Verkehr laͤhmenden Maßregeln ein-
31g im Infereffe von Privat⸗Aktienzefellſchaften, müffen naͤch dem Priuͤ—
Atp der Verfehrefretheit dieſelben felbft ruiniren. Es ließe ſich in ſtaͤats-
/éfvuomifcf)er,' wie in politiſcher Hinſtcht mande Betrachtung hieran
fnüpfen, was aber uͤberfluͤffig iſt wo Ihatfachen. ſo ſtark ſprechen.


fen von Raſtatt und Ulm zum Schuße, der deuͤtſchen Bundesfiaaten; nun
vit vermehrtem Eifer angegriffen werden! Auͤch nach dem letztern
Orte ſind voͤn unſerer Seite mehrere Offiziere zu dieſem Zwecke aͤbzu-
gehen beſtimmt. ; ;

Baris, 27. Sunt.. An der Börfe war das Geruͤcht verbritet .. welz


gviſchen Prim und Zurband ein Treffen ſtattgefunden und beide viele





Leute verloren haͤtten ohne daß ſich der Sieg auf die eine oder an-
dere Seite geneigt. Es laſſen inzwiſchen die auf gewoͤhnlichem Weg
eingetroffenen Nachrichten aus Bareelona ein baldiges Zufammentreffen
zwiſchen den beiden genannten Heerfuͤhrern vorausſehen; doch wuͤrde
dieſes wohl nicht vor dem 25. oder 26. erfolgen koͤnnen.
— Geſtern traf hier ein Adjutant des Herzogs von Aumale ein,
welcher dem Kriegsminiſter vier arabiſche Fahnen überbrachte, die mit
der Smala Abd⸗el⸗Kader's erbeutet worden. Sie wurden dieſen Mit-
tag in das Hotel der Invalideu gebracht und im Schiffe der Kirche
deſſelben aufgeſtellt. Der Herzog von Aumale wird zwiſchen dem 25,
8 30. de M. von Algier abreiſen, um ſich nach Fraͤnkreich zuruͤckzu-
egeben.

— Frankreich beſitzt theils in ſeinen Zeughaͤuſern, theils in den
Haͤnden der Armee und der Nationalgarden, 2,710,165 Feuͤergewehre.

— Zu Marſeille ſind mit dem Dampfboot Rhamfes, das von

Malta kommt, zwei perſiſche Prinzen eingtroffen.
— Aue. Len orm and; die beruͤhmte Kart enſchlaͤgerin, {ft, 7
Jahr alt, hente geſtorben; ſie hinterlaͤßt ein Vermoͤgen von etwa 500000
Sr — Das. ein Neffe erbt. — OS E N
Brüſſel, 27. Juni. Aus Arlon ſchreibt man, daß der Flecken
Habayzla-Neuve am 24. von einer furchibaren Feuersbrunft heimge-
fucht worden iſt. Beim Abgang der Poſt lagen ſchon 40 Haͤnſer in

St. Petersburg, 20. Inni. Der in den Befreiungskriegen des
Jahre 1813 — 15 durch ſeine Großthaten ſo beruͤhmt gewordene Feld-
marſchall Graf Wittgenſtein iſt in dieſen Tagen in dem hoͤhen Al-
ter ven einigen achtzig Jahren geſtorben! Ein hoͤchſter Tagesbefehl
vom 17. D. verfuͤgt deßhalb eine dreitaͤgige Trauer der ganzen rufſt-
ſchen Armee. } 2 SR

Madrid, 21. Juni. Der Stadtrath haͤt geſtern an die Einwoh-
nerſchaft eine Proclamation erlaſſen worin er erklaͤrt, daß er die Au-
toritaͤt des Regenten ſtets aufrecht erhalten werde; er rechnet Daranf;
daß die Buͤrger Madrids ebenfalls fuͤr die Aufrechterhaltuͤng der Au-
toritaͤt des Regenten wachen werden, waͤhrend dieſer die Feinde der
Freiheit bekaͤmpfe. Der Stadtrath droht jedem, welcher Claffe er auch
angehoͤre, der eine andere Fahne erheben wuͤrde, mit alsbaldiger furcht?
baxer Strafe. — Inmitten der Nationalgarde ſelbſt hat ſich unter der
Leitung der Regierung, eine Sicherheitsſunta gebildet, um die Com-
plotte zu uͤberwachen welche etwa in Madrid langezettelt wuͤrden und
zugleich um ein Manifeſt an die Nation abzufaſſen!, worin die Maß-
regeln angedeutet werden ſollen, die uͤberall zu treffen waͤren, um die
Feinde im Innern der Staͤdte im Zaum zu hakten. — Der Deputation
der inſurgirten Stadt Cuenca, welche dem Regenten vor deſſen Abreiſe
aufwartete und die Wiedereinfetzung des Miniſteriums Lopez verlangte,
gab derſelbe kurz zur Antwort: er habe dem Aufruhr keine Conceffon
zu machen und rathe der Stadt, nicht erſt ſeinen Befuch abzuwarten,
um zur Pflicht zuruͤckzukehren. — Dem Regenten ſind Sobb Mann über
Aranjuez und Ocana nach Valencia vorausgegaugen.

Vareelvna, 2I. Juni, — Abends. Wir haben auf poſitive
Weiſe vernommen, daß Zurbano an der Spitze vom 16 Bataillonen,
6 Schwardonen und 6 Batterien Artillerie gegen Bareelona anruͤckt nud
Genexal Seoane mit einer gleich ſtarken Truppenzahl ihm nachfolgt. Die
Eſparteriſten haben nicht verfehlt, dieſe Nachricht unter der Eimbohner-
ſchaft zu verbreiten. Nichts deſio weniger mehren ſich diè Reihen der
Freiwilligen. Prim iſt geſtern mit 3 Bataillonen und 3 Schwardonen
ausgeruͤckt um die Bewegungen Zurbanos zu beobachten; ihm folgte
ene vom Brigadiex Caſtro befehligte Diriſien. Prim wird in einigen
Tagen woͤhl uͤber 30,000, Mann verfuͤgen koͤnnen; noch fehlt es jedoch
an Waffen. Die Inſurgenten haben voltes Vertrauen auf den Erfolg
ihrer Sache. }


 
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