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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Februar (No. 27 - 50)
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Carlsruhe, 14. Febr. Am 12. d. verſchied dahier die Frau Grä-
fin v. Ugarte, geb. Graͤfin v. Stackelberg, Gemahlin des k. k. öſterr.
Geſandien am großherzogl. Hofe. In allen Kreifen ſpricht ſich die leb-
hafteſte Theilnahme an dem ſo unerwarteten Ableben der vor einem
Jahre erſt vermaͤblten jungen Graͤfin und an dem herben Schmerze
des ſchwer getroffenen Gaiten aus.

CEmmendingen , 14, Febr. Die Erdarbeiten an der Eifenbaͤhn
baben feit S Tagen dahier ibren Anfang genommen. Vorderhaͤnd beſchränkt
ſich das Geſchaͤfi auf die Erhöhung des hieſigen Stationsplatzes und des zu-
nächſt liegenden Bahrdammes, ſo weit derſelbe auf ſtädtiſches Gemeindenut
zu liegen kommt. Die Erdarbeilen werden demnächſt in ausgedehntem Maahe
beginnen, inſoferne die Eigenthümer den Angriff ihrer Güter geſtatten wol-
len, für welchen Fall denſelben dem Vernehmen nach bis zur Erledigung
der Entfhädigungen eine Zinsvergütung zugeſichert werden foll.

Wiesbaͤden, 1k. Febr. Se. Butcht der Herzog von Naſſau iſt
geſtern von hier abgereiſt, um ſich an den altenburgiſchen und den han-
nover’idhen Hof zu begeben und der Vermählung des Kronprinzen von
Hannover beizuwohnen.

Frankfurt, 15, Febr. Bei der heute ſtattgehabten Ziehung der
Aten Laſſe der 103ten hieſigen Lotterie ſind auͤf folgende Nummern
nachſtehende Preiſe gefallen: Nr. 12543 20,000 fl. und 100 fl. Prämie
— Nr, 21312 5000 ff. und 150 ſt. Prämie. — Nr. ‚9657 2000 fl
Nr. 1318 1000 fl. — Nr. Ik64 und 11354 jede 400 ffl

Berlin, 11. Fehr. Den hier verfammelr. gewefenen. Ober⸗Präſi-
denten iſt der neue Presgejegentwurf vorgelegt worden; die Be-
rathung deshalb hat durch krei Sitzungen gewährt; es dürfte dies als
ein großer Schritt zum Ziele anzufehen fein,

Trotzdem, vaß unſere Gefaͤngniffe gegenwärtig ſo von Verbre-
chern überfuͤllt ſind, daß man darin faſt Niemand mehr unterzubringen
vermag, ſo häufen ſich doch von Tag zu Tag die Verbrechen, beſon-
ders Diebſtaͤhle, was nicht nur unfere Bewohnkr in fortwährende Angſt,
ſondern auch die Sicherheitsbehörden in große Verlegenheit zu ſetzen
antängt. Unſere Spitzbuben ſichlen ſogar ſchon die Dächer der Wohn-
bäuſer, welche mit Zink gedeckt find, was zwar komiſch klingt, aber
leider zu wahr iſt. Man ſieht nun den kräftigſten Maßregeln gegen
dieſe Abſcheulichkeiten entgegen.

Söln, 13, debr. Die im Voraus mehrbeſprochene Generalver-
fammlung der Actionäre der Rheiniſchen Zeitungs Geſellſchaft hat ge-
fiern ftattgehabt und zwiſchen drei und vier Stunden gedauert. Die
Erörterungen waren ziemlich Lebhaft und e& waͤld Vieles gegen und
für die bisherige Haliung und Tendenz des Blattes geſprochen. End-
lich kamen jedoch die anweſenden Aktionaͤre auf einen deßhalb geſtellten
Antrag daͤhin überein, daß eine von den Aftionaren zu unterzeichnende
Petitien an den König, worin um das Fortbeſtehen der Zeitung anzu-
halten wäre, durch eine aug ihrer Milte zu ernennende Deputation
nach Berlin überbracht und Sr. Maj. behändigt werden ſolle. Uebri-
gens ſprach ſich die Anſicht der Aetionäre im Ganzen dahin aus, daß
die „Rheinifhe Zeitung“ ihrem Charaeter alg Oyppofitiongblatt, wenn
gleich minder ſchroff auftretend, auch künftig treu bleiben müſſe. Meh-
rere der durch ihre bürgerliche Steliung einflußreichſten Actionäre hatten
ſich in der Geueralverſammlung nicht eingefunden.

Lutzern, 11. Febr. Heute waͤr unfere Polizei wieder auf den
Deinen, um das 174, Bändchen der Miniaturbibliothek deutſcher Elaſ-




bieſigen Buchhändlern mit Beſchlag zu belegen.

Paris/ 13. Febr. Privatmittheilungen aus Toulon zufolge herrſcht
in dem dortigen See Arſenal eine außeroͤrdentliche Thätigkeit. Sie iſt
durch Ausrüſtungsbefehle veranlaßt, die von dem Marineminiſter ein-
getroffen waren und ſehr dringend ſind. Ein Theil der Schiffe, mit
deren Ausrüſtung man jetzt zu Toulon beſchäftgt iſt, ſoll zur Verſtär-
kung der Erpedition nach den Matqueſas⸗Infeln beſtimmt ſein. Es










wird dieſe Erpedition ſtärker ſein als es anfangs gebeißen; man ſoll
dazu durch die Nachricht veranlaßt worden ſein daß die engliſche Ad-
miralitäͤt ihrex Seits die Ausrüſtung einer Floite befohlen habe, welche
ſich der dem Archipel der Narquefas⸗Jufeln zunaͤchft liegenden Inſel-
gruppen zu bemächtigen beauftragt würde. Außerdem foll die Zahl der
franzoͤſiſchen Kreuzer an der weſtlichen Küſte Afrikas zur Verminderung
des Sclavenhandels vermehrt werden. ;

— Von einem offenen Bruche mit Spanien iſt keine Rede mehr.
Gutunterrichtete Perſonen verſichern, falls die ſpaniſche Regierung die
verlangten Genugthuungen verweigere! werde ſich das Tutflertencabinet
damit begnügen, den Herzog von Gluͤcksberg abzuberufen; weiter alg
zu einer ſolchen Unterbrechung der diplomatifchen Beziehungen, werde


— Ein Privgtſchreiben aus Barcelona ſchildert die Gährung der
Gemüther in dieſer Stadt als von Tag zu Tag ſteigend; man beſorge
in jedem Augenblicke eine Exploſion.

— Es ſind im Krieasminiſterium Berichte des Generals Bugeaud
eingelaufen übex die jüngſten Ereigniſſe bei Cherchel. Der Verluſt der
Frapzoſen an Todten und Berwunteten iſt nicht bedeutend; dennoch
bleibt das plötzliche Wiedexerſcheinen des Emirs im Augenblick, wo man
ihn für entkeäſtet hielt, eine ſebr ernſte Thatſache.

Haag, 1. Febr. Se. Maj, der Graf von Naſfau befindet ſich
ſeit einigen Tagen unwohl, DHeute iſt folgendes Bulletin ausgegeben


ift an einer catharraliſchen Affeetion der Reſpirativusorgane erkrankt,
in Folge deren ſich Enybiüftigkeit eingeſtellt hat. Hoͤchſtdieſelben haben
eine unxuhige Lacht gehabt. (Gez) Beckerg. Everard. Natory,

— Vom 12. Febr. Heute iſt folgender Bericht über den Zuſtand
Sr. Maj. des Königs Wilhelm Friedrich ausgegeben worden! Se,
Maj. haben in der letzten Nacht einige Stunden Ruhe gehabt. (Gez.)
Beckers. Everard. Natorp.

Madrid, 5. Febr. Die unabhäͤngige Preſſe von Madrid hat
eine feierliche Proteſtation gegen die Unkerdrückung der Journale von
Barcelona und gegen die Verhaftung mehrerer Redakteure derſelben
veröffentlicht. *

' — Der Miniſterrath hat nicht bloß dem Generalcapitän Seovane
anempfohlen, mit aller Strenge gegen alle Verſuche von Ruheſtörern
in Catalonien zu verfahren, ſondern auch für unſere Hauptſtadi, gleich-
ſam als beſorge ſie auch hier aͤhnliche Uniernehmungen, Unterdrücungs-
maßregeln für eventuelle Fälle beſchloſſen. — Die Nroteſtation dee
unahhängigen Preſſe von Madrid lautet: „Die unabhängige Preſſe
vereinigt zur Vertheidigung der conſtitutionellen Garantien und insbe-
ſondere der Garantie, welche in dem Artikel 2 des Stagtegtundgeſe-
tzes gegeben iſt, würde gegen ihre heiligſten Pflichten, gegen ihre höchſte
Aufgabe fehlen, wenn ſſie dazu ſchwiege, daß zur Vervollſtändigung
der über Barcelona verhängten Dictatorialherrſchaft die Jouxnale die?
ſer Stadt unterdrückt und mehrere ihrer Redacteure in's Gefängniß
geworfen wurden. Die unabhängige Preſſe proteſtirt auf das feierlichſte
gegen dieſe beiden Verletzungen; ſie behält ſich vor, die Beſtrafung des


ihn zu erheben, wenn nicht die competenten Tribunale ſofort uͤber fein
Verfahren zur Unterſuchung ſchreiten.“ **

Conſtantinopel, 25. Zan Die öſterreichiſche Differenz it iur
Freude aller wahren Freunde der Türkei ſchon ſo gut wie ausgeglichen.
Die Türken haben die erſten Schritte hierzu gethan. Ein Beweis, wie
ſehr ſie ſich die Sache zu Gemüthe gezogen, iſt, daß gleich am zweiten
Tage nach dem Abbruche der Relationen mit der Pforte von idr ein


i j i foh-
Paſcha expedirt wurde, in welchen jenem auf das dringendſte eny
len wurde, daß er *— Differenz ſo ſchnell als moͤglich in Wien ſelbſt
beizulegen ſuche.




 
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