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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Januar (No. 1 - 26)
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1843,








welchem man heute das Wort braucht. Sie haben die Eingeboͤrenen des
Landes nicht ausgerottet (wie die Europäer {n Amerika thaten); die Grund-
eigenthümer nicht verjagt und in die Schluchten des Atlasgebirges ge-
drängt Sie dachten in Afrika, wie in ihren andern Provinzen, nur
darauf, die Eingebornen nach und nach mit ſich zu aſſimiliren. Die
Zeit war ihnen das mächtigſte Element zur Vollendung des großen
Werks. Unter der Republik gab ihnen eiue feſtſtehende Ariftofratie nes
ben einen Senat mit unwandelbaren Grundſätzen unter dem Kaiſer-
Lich eine ſtarke Centralgewalt, auf alte Maͤrimen geſtützt, den großen
Vortheil des Geheimniffes in den Entwürfen und Operationen der
confcquenten‘ Behartlichkeit in den Unternehmungen, der Feſtigkeit in
den Brſchlüſſen, und jener hartnäckigen Staͤndhaftigkeit, welche zumeiſt
die Erfolge ſichert Der Goͤtt Terminus hatte von Romuͤlus bis zu
Hadrian feine Stätte nicht zurück geſetzt; hier lag für die Römer der
wahre Ehrenpunktz hier vielleicht die Urfache ihrer ſo aus zebreiteten
und ſo danernden Herrſchaft. Dennoch haben ſie Afrika nie colonifick,
d. h. fie hahen nie roͤmiſche Familien nach Afrika verpflanzt. Auch
war ihnen dies unmöglich. Italien, in den zwei letzten Jahrhunder-
ten der Republik und den drei erſten des Kaiſerreicho durch niancher-
lei Urſachen ſehr entvölkert, hatte nicht Hände genug zum Anbau des
eigenen‘ ſo fruchtharen Bodens und zog ſeine Nahrung aus Sicilien,
Aegypten‘, und Afrika. Es war daher die Nothwendihkeit, welche den
ſtaaiotlugen Senat und die Kaiſer aͤuf ein langſames aber ſicher wir-
kendes Verfahren brachte, ſich die Eroberungen anzuzeigen! Sie aſſi-
milirten ſich die beſiegien Voͤlker durch ihre Spraͤche, ihre Nünfte, ihre
Literatur; ſie vollendeten die Unterwerfung des weiten Gebietes vom
atlantiſchen Meere bis zur äußerſten Grenze des mittelländiſchen durch
ihre Schullehrer, Grammatiker und Redner, durch ihre Baͤumeiſter,
Bildbauer und Maler. Sie hatten, wie heüte die Franzofen, mit 2
ſelbſt in ihrem Urſprung fremden Sprachen zu kämpfen: der puniſchen
und numidiſchen. Der Feliſchismus jener afrikaniſchen Völker war al-
lerdings weniger verſchieden von dem Polytheisinus der Römer, als
e$ der Jelam vom Chriſtenthum iſt. Inziviſchen waren auch ſo die
Schwierigkeiten groß, und doch haben die Römer ſie überwunden.“ —
Dureau de la Malle kommt nun auf die einzelnen Maßregeln, welche
Rom's Politik gegenüber den beſiegten afrikaniſchen Völkerſchaften an-
wandte, um ſie mit der großen italiſchen Familie zu amalgamiren.
Durch Eriheilung des Bürgerrechts wußte die „ewige Stadt“ die große
Anzabl kleiner Staaten und Municipien mit der Centralgewalt im
Verband zu erhalten. Wird Frankreich das bewegliche; ſtets wech-
felnde, in Verfaͤſſungen und Geſetzen heute ſo wandelbar, wie ſonſt in
den Moden, bei der Civiliſation feiner Eroberungen an der Nordküfte
Afrikals den langfam vorſchreitenden Weg einſchlagen, der die Römer
zum Ziele führte? Vermuihungen über die Löſung dieſer Frage und
Vorſchlage zur Aſſimilirung der Befiegten mit den Siegern ſollen in
einem ſpätern Artikel mitgeiheilt werden, —

* — Tagsbericht. 2*

Mannheim. Der Bürger und Sattler Friedrich Göbelbecker d. j.
zu Liedolsheim fuhr am 28. Bez. v. J. Abends, mit Mehl aus der
Muhle zu Graben nach Hauſe zurüd, Da eg hereits dunkel geworden
und die Pferde in raſchem Laufe waren, ſo ſtieß der Wagen auf wel-
dem S. ſaß ſo heflig an einen auf dem Wegẽ feitwärts befindlichen
Stein, daß G kopfüber herunterſtürzte und in Folge dieſes Falles 1/
Cunde naͤchher den Grifl in den Armen feines Vaters aufgab, welcher
aus banger Beſorgniß wegen ſeines Ausbleibens ihm entgegen gegangen




war. S, war 30 Jahre alt und hinterläßt eine Wiliwe mit zwei Kin-
dern. Eine traurige Warnung mehr, bei Fuhrwerken die ãußerſte
Vorſicht anzuwenden. * D
Darmſtadt 5. Jan. Man verſpricht ſich für den naͤchſten Som-
mer eine glänzende Saifon an dem großherzogl. Hofe, da, wie man
hört, derfelbe zu dieſer Epoche durch Beſuche von befreundeten oder
Zunaͤchſt nennt
man Se, kaiſerl. Hoh. den Großfürſten Thronfolger voͤn Rußland,
Se. Hoh. den Kronprinzen von Baiern und Se, k. Hoh. den Prin-
zen Wilhelm von Preuben, welche ſämmtlich mit ihren SGemabhlinnen
auf einige Zeit zum Beſuche am großh. Hofe hierher kommen - mürden,
Ja, man glaubt ſogar jetzt ſchon den Beſuch Ihrer Maj. der Kaiſerin
von Rußland bier und an den Heilquellen von Ems fuͤr den fommens
den Sommer in Ausſicht ſtellen zu dürfen.
Berlin, Jan. Die Zabi der hier vorkommenden Selbſtmoͤrde
ſchwankt ſchon ſeit einer Reihe von Jahren jährlich zwiſchen 50 — 60;
Die Zabl der Perſonen, welche durch allerlei Ungluͤcksfaͤlle ihren Toͤd
fanden ſogenannte Unglücksleichen, beträgt jährlich zwiſchen SO und 100,
Darunter befinden ſich der Mehrzahl nach die beim Baden Verungluͤck-
ten und die Maurer, Zimmerleute und Dachdecker, die bei den zahl-
reichen Bauten von Dächern Gerüſten und Häuſern herabſtuͤrzen.
München, 7, Jan. Der vor die Kammern gebraͤchle Geſetzent-
wurf, die Wiedereinführung von vormaligen Erbämtern
betreffend; lautet, nach den amtlich bekannt gemachten Kummerverhand-
lungen in einem einzigen 5. alſo: „Als Kanzlei Lehen koͤnnen auch
erbliche Ehren Aemter für einzelne Landestheile verliehen werden, Die
Leſtehenden lehnsgeſetzlichen Beſtimmungen finden auch auf dieſelbe volle
Anwendung.“ —
Leipzig, 8. Jan. Am 4, Jan. fand die Weihe der der hieſigen
Bäckerinnung von dem Könige von Schweden ftatt der alten ſchie-
diſchen Fahne vom Jahre 1631 verliehenen neuen Fahne ſtatt, welcher
naͤchſt dem königl. Kreisdirector Deputirte des Stadtraͤthes, der Stadt-
verordneten und Innungen beiwohnten. ;
Paris, 8. Jan. Schon einige Tage her bemerkt man viel Be-
wegung im Hotel der Straße Courcelles, der Wohnung der Koͤnigin
von Spanien; man erzählt, Don Carlos wolle zu Gunſten ſeines Soh-
nes, der ſich mit der Königin Iſabella vermählen würde, jedem Au-
ſpruch auf den ſpaniſchen Thron entſagen; Espartero habe von die-
Em Plane Wind bekomen; auch ſei ein bereus von ihm abgeordneter
Agent in Paris angekommen, der ſich ſchon gegen Hrn. Guizot ausge-
ſprochen haͤtte. *
— Die Koſten für das Leichenbegängniß des Herzogs von Orleans
haben ſich, wie es heißt, auf 500,000 Frs. belaufen.
Aus Ma cao gehen die Nachrichten bis zum 7, Oclober. Der
direcie Handel mit den Chineſen der innern Provinzen haͤtte bereits
angefangen; das Monpol der Hongfaufkeute zu Canton hat
aufgehörtz ſchon werden, zur Anknüpfung von Ceſchäfteverbindungen
Themuſfter an Bord der engliſchen Schiffe vor Nankin gebracht,
Madrid, 1. Jan. Der Regent iſt heute um halb 2 Uhr einge-
zogen. Die Civil; und Militärbehoͤrden hatten ihn, ſammt einer Be-
putation der Municipalität, vor den Thoren der Stadt erwartet. Es-
partero war von einem glänzenden Stabe umgeben. Der Regent, von
zwei Schwadronen Nationalgarde zu Pferd escortirt, begab ſich in den
Palaſt Buenaviſta und ſah vom Baleon herab die Truppen vorbeide-
filiren. Die Illumination war nur partiel und iſt überhaupt ſparſam
geblieben, Noch ſind die Cortes nicht einberufen worden.
— Die Quartalüberſicht der öffentlichen Einkünfte zeigt im Ver-


don nahe einer Million Pfund Sterring. Das mit dem S, Jan.

1843 endigende Jaht veraͤlichen mit dem am 5; Jan. 1842 abgelau-
fenen ergibt ein Deftett von 922,630° Pfd. Strl. **


 
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