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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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April (No. 77 - 101)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0361

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Toͤne der Feuerhoͤrner in Schrecken verſetzt. Es war naͤmlich in der
Bleiweis⸗Fabrik des Hrn. Kiener vor dem Schwabenthore ein Brand
ausgebrochen, der einen Theil des Gebaͤudes in Aſche legte und nicht
ünbedeutenden Schaden an Fahrniſſen angerichtet haben ſoll! — Die
Entſtehungsuͤrſache iſt noch nicht ermittelt.

Speyer, 12. April. Geſtern traten hier 6 Katholiken zur prote-
ſtautiſchen Kirche uͤber; nicht lange zuvor waren -In entgegengeſetzter
Weiſe einige Proteſtanten katholiſch geworden. ; /

‚ Frankfurt, 14. April. Der Großhandel unſerer Fruͤhjahrsmeſſe
ſcheint in der That im Allgemeinen kein guͤnſtiges Reſultat geliefert
zu haben. In einzelnen ſehr curranten Artikeln, namentlich in Mode-


zu ſo niedrigen Preiſen, daß man nicht begreifen kann, wie die Fabri-
kanten dabei beſtehen koͤnnen. Der Großhandel iſt jetzt ſchon ſo ziem-
lich voruͤber, mit dem Dienſtag nach Oſtern beginnt der Meßlederhan-
Ddel. Der Meßwollhandel iſt auch diesmal gaͤnz unbedeutend. Der
Detailhandel, der geſtern ſeinen Anfang genommen, iſt nicht von der
Witterung beguͤnſtigt und wird deßhalb auch ſchwerlich die Detailliſten
befriedigen. Die hohen Preiſe aller Lebensmittel werden jedenfalls
auch viele Kleinkaͤnfer von dem Meßbeſuch zuruͤckhalten.

Hannover, 11. April. Wir glauben verſichern zu koͤnnen, daß
die ſeit kurzem einmal wieder auftauchenden Nachrichten ſuͤddeutſcher
Blaͤtter von dem nahe bevorſtehenden Anſchluſſe unſeres Landes an den
Zollverein bis jetzt alles und jedes Grundes entbehren.
Sache ſteht in dieſem Augenblicke noch ganz auf demſelben Fleck, auf
welchem ſie ſeit Jahren ſteht. Der Aufenthaͤlt unſeres Koͤnigs in Ber-
lin hat die Sache nicht um das Mindeſte weiter gebracht, und iſt die-

ſelbe dort vielmehr gar nicht zur Sprache gekommen. ;
. Cöln, 12. April. Dem fruͤheren vom Gericht mit verhaͤltnißmaͤ—
ßig leichter Gefaͤngnißſtrafe geahndeten Spitzendiebſtahle, den die Frau
eines hieſigen Fabrikanten in einer Modehandlung beging, iſt ſeitdem
der Abſchreckungstheorie zum Trotze, ein ganz aͤhnliches Verbrechen ge-
folgt, welches ebenfalls von einer Dame aus guter Familie veruͤbt
wuͤrde, jedoch nicht zur gerichtlichen Uuterſuchung gekommen iſt. Zwei
andere Damen, welche einer Shawl-Entwendung beſchuldigt waren,
ſtanden geſtern vor dem Zuchtpolizeigericht, wurden jedoch voͤn der An-
klage freigeſprochen. Die traurigen Folgen eines die Mittel weit uͤber-
ſteigenden Luxus machen ſich auch bei uns leider immer fuͤhlbarer, und
wir duͤrfen uns auf noch manche Wiederkehr ſolcher aͤrgerlichen Vor-
faͤlle gefaßt machen. — Die Theuerung hat hier in den letzten Wo-
chen auf beunruhigende Weiſe zugenommen und der arbeitenden Klaſſe
faͤllt es bei dem fortwaͤhreuden Steigen der erſten Lebensbeduͤrfniſſe
ſehr ſchwer, auch nur den noͤthigen Lebensbedarf zu erſchwingen.

Breslau, 9. April. Ein geſtern Nachmittag eingetretnes ſtarkes
Gewitter war von einem heftigen Sturme begleitet, der mehrfachen
Schaden angerichtet hat. Von der amerikaniſchen Windmuͤhle wurden
alle fuͤnf Fluͤgel abgebrochen und der Schaden wird auf 3000 Rthlr.
geſchaͤtzt. Von einem Gebaͤude der Droſchen-Anſtalt wurde das Zink-
dach ſammt den ganzen Gebaͤlke heruntergeworfen. In dem benachbar-

Iten Dorfe Owitz wurden zwei Scheunen zertruͤmmert.
Von der Elbe, 8. April. Obgieich die Auswanderung uͤber
Hamburg nie von der Bedeutung geweſen, die ſie im benachbarten
Bremen erlangte, ſo verdient ſie nichts deſto weniger gleiche Beruͤckſich-
— tigung. . Hamburger und andere Schiffe haben in den ſechs Jahren,
von Aufang 1836 bis Ende 1841, 10,055 Perſonen nach uͤberſeeiſchen
Laͤndern befoͤrdert, wovon 9424 nach den vereinigten Staaten und die
uͤbrigen nach Suͤdamerika, dem Vorgebirg der guten Hoffnung und Au-
ſtralien gewandert ſind. Schlaͤgt man zu dieſer Zahl noch diejenigen
hinzu, welLf er England nach fremden Zonen ſich begeben haben,

*


ſo ergiht ſich die Summe von 11,048 Perſonen innerhalb der bezeich-
neten Friſt. Im naͤmlichen Zeitraum ſind aber uͤber Bremen in 778
Schiffen, unter welchen 127 amerikaniſche ſich befanden, 69,427 Per-
ſonen befoͤrdert worden, ſo daß die ganze Zahl der uͤber Bremen ımd
L4 ausgewanderten Deutſchen in ſechs Jahren 80,475 betras
gen hat. *
Hamburg, 10. April. Am 8 Mai wird ſich ein Raͤth? und -
Buͤrgerconvent verſammeln; es ſollen Dankſagungen und Denkmuͤnzen
an die Wohlthaͤter der hieſigen Abgebrannten vom vorigen Jaͤhr geſchickt
werden. Der Senat hat dieſen Tag gewaͤhlt, weil das Feuer, welches
ſeit dem 5. gewuͤthet, am 8. aufhoͤrte
Schwyz. Die Regierung voͤn Schwyz hat derjenigen von Quzern,
eine ſchaͤndliche Faͤlſchung zur Kenntniß gebracht, indem den Geiftlichen
in jenem Kanton durch ein „bifhöflihes Schreiben“ eine falfhe Ver:
dammungsbulle der „Jungen Schweiz“ mitgetheilt worden. Das Sie-
gel des Bisthums Chur ſoll ſehr gut nachgeahint ſein; hingegen iſt die
Unterſchrift eines wegen Krankheit ſeit laͤngerer Zeit nicht mehr fuͤnktio-
nirenden Geiſtlichen darauf, was zur Enkdeckung des Betruges fuͤhrte.
— Die unterſchobene Bulle las man jüngft in Linem baſel andfchaͤft-
lichen Blatt. Der Frevel iſt exemplariſcher Gattung. ;
London, 10. April. Der Staatsſecretaͤr für das Kriegsdeparte-
ment, Sir H. Hardinge, laͤßt jetzt die Frage unterſuchen, vb es nicht
beſſer ſei, die Tienſtzeit der Soldaten nur auf 10 Zahre zu fetzen, und
ob nicht durch eine beſſere Klaſſe von Leuten angeſpoͤrnt wuͤrde, Dienſte
zu nehmen.
— Den 11. April. Die Koͤnigin Vietoria befindet ſich In er-
wuͤnſchtem Wohlſein; dex Accoucheut, Doctor Locock/ hat die Weifung: -
erhalten, ſich zu jeder Stunde, bei Tag wie bei Nacht, im Bucing:
hampalaſt bereit zu halten. *
Paris, 13. April. Aus Liſſabon ſchreibt man vom 3. dfs., daß
noch immer die naͤmliche Ungewißheit in Betreff des britifch-poͤrtuͤgieſi-
ſchen Handelsvertrages herrſche; von Seiten des portugieſiſchen Mini-


— Nach der „Revue de VEſt“ ſoll ein Lager von 25,000 Mann
bei Chalons⸗ſur⸗-Marne im Laufe des Monates Auguſt gebildet werden

— Man will wiſſen, es organiſire ſich in der Deputirtenkammer
eine ſehr lebhafte Oppoſition gegen den Geſetzvorſchlag, die Nordei-
ſenbahn betreffend.

— Das Memorial Bordela is gibt die (unverbuͤrgte) Nachricht,


gos von Raͤubern angefallen und ausgepluͤndert worden.
— Nach ſtatiſtiſchen Angaben in einem neuen Werke des Baron Char-
les Dupin (es fuͤhrt den Titel: Erſte Berufung an den geſunden Menſchen-
verſtand — Premier appel au bon sens) verbreitet ſich in Frank-
reich der Anbau der Weinrebe uͤber 2,256,760 Hectaren Landes, waͤh—
rend die Runkelruͤbe zur Zuckererzeugung nur auf 19,388 Hectaren
angebaut wiid. Die Ungleichheit in dem Verhaͤltniß der beiden Cul-
turen iſt noch auffallender, wenn man die Zahl der Arbeiter erwaͤgt;


nur 400 bei der Erzeugung einheimiſchen Zuckers. In 75 Departe-
ments wird die Rebe cultivirt; in dieſem ganzen Landgebiete ſind mur
6722 Heetaren des Bodens der Ruͤbenproduction gewidmet, waͤhrend
{n den uͤbrigen 11 Departements, welche keine Weinberge haben, 12666
Hectaren Landes zum Anbau der Runkelruͤbe benutzt werden. ;
Brüſſel, 12 April. Der Senat hat heute ſeine Arbeiten beendigt.
Nach der letzten Abſtimmung verlas der Miniſter des Innern die Berz
ordnung des Koͤnigs, durch welche die Sitzung der Kammern fuͤr 1842
bis 1843 geſchloſſen wird.

Warſchau, 8. April. Der Statthalter des Koͤnigreicht; Se.
Durchl. der Fuͤrſt von Warſchau, iſt heute von hier nach St. Peters-
burg abgereiſt.


 
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