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Mannheimer Morgenblatt — 1843

DOI Kapitel:
Juli (No. 152 - 177)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0645

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Tagsbericht.

Carlsruhe, 10. Juli. Heute fruͤh um 8 Uhr ſind Ihre Koͤnigl.
Hoheit die Großherzogin, in Begleitung Ihrer Hoheiten der Prinzeſſin-
nen Marie und Caͤcilie, zum Gebrauch einer Kur nach dem Bade So-
den abgereist.

Berlin, 4. Juli. Eine große Theilnahme ſchenkt man bei uns
letzt den leitenden Axrtikeln der beiden Berliner Zeitungen, welche ſeit


ſinnigkeit die inlaͤndiſchen Juteréſſen beſprechen und mit Kuͤhnheit den
Auflaͤtzen unſerer neuen allgemeinen Preußifchen Zeitung entgegentreten.
Daß ſolches den Herausgebern des letztgenannten Blattes manche Ver-
Legenheit ſchon bereitet hat, iſt nicht zu bezweifeln, ja, es ſteht ſogar
zu beſorgen, daß wenn unſere Blaͤtter auf dieſe Weiſe mit dergleichen Entz
gegnungen fortfahren, die allgemeine Preußiſche Zeitung ſpaͤter noch an
Klippen getrieben werden Dürfte, an denen ihre aufgeſtellten Prinzi-
rien gaͤnzlich ſcheitern koͤnnten. In jedem Falle ſcheint das gebildete
Publikum durch die neue Einrichtung unſerer Cenfur nur gewonnen zu
haben, und es iſt zu wuͤnſchen, daß die freiſinnigen Mitarbeiter an
den Zeitungen ſich ſtets in den Graͤnzen der Schicklichkeit bewegen, da
ſonſt ſtrengere Maßregeln wieder herbeigefuͤhrt werden moͤchten.

— Vom 5. Juli. Die juͤngſt in der Preußiſchen Allgemeinen Zei-
tung gegebenen leitenden Artikel ſollen ſogar hoͤhern Orts groͤßes Riß-
fallen erregt haben, weßhalb der Verfaſſer derſelben nun woͤhl keiuͤe
jo ſtark aufgetragene ſervile Farbe mehr annehmen duͤrfte. Die neue
Kedaction des erwaͤhnten Blattes ſcheint mit ihren nicht mehr zeitge-
maͤß aufgeſtellten Prinzipien einen ſchweren Staͤndpuͤnkt gegen das Voͤlk,
welches in politiſcher Beziehung ſchon einen hohen Grad von Reife erz
halten hat, gewaͤhlt zu haben, auf,dem ſie ſich aber in dieſer Weiſe
nicht lange wird behaupten koͤnnen.

Zürich/ 7. Juli. Ein nicht unbetraͤchtlicher Theil der 49,000-Fr.,
welche die Lyoner Geſellſchaft zur Verbreitung des Glaubens voriges
Sahr in die Kantone Waadt und Genf hat fließen laſſen, ſcheint für
Proſelytismus verwendet worden zu ſein. Unter mehreren Beiſpieien
dieſer Art fuͤhrt der „Courrier Suiffe? die Thaͤtſachen an, daß vor ei-
nem Jahr zwei Kinder durch geheime Intriguen ihren Eltern entzoͤgen,
das eine nach Savoyen, das andere in das Jeſuiteninſtitut in Frei-
burg gebracht wurde, daß eben ſo in Laufanne eine junge Tochter vhne
Vorwiſſen oder Genehmigung ihres Vormuͤndes dem detreffenden Schul-
befüuch entfremdet, mehrere proteſtantiſche Familienvaͤter, die katholiſche
Frauen geheirathet hatten, durch Unterſtuͤtzungsverſprechen vermoͤcht
wurden, ihre Kinder in jeſuitiſchem Sinne ekziehen zu laſſen.

Paris, S. Juli. Telegraphiſche Depeſchen. Bayoͤnne, 7 Juli.
Madrid war ruhig am L Juli Morgens. Am 2. hatte man die Oppo-
ſitiens Journale auf der Poſt nicht mehr angenommen. Am 3, haͤben
dieſe Journale zu erſcheinen aufgehoͤrt. Der Regent war am 30. Junt
noch zu Albacete, Catalaylıd, Santona und Salamanca haben ſich
pronuncitt. Am 6, Juli Abends hat ſich die Garniſon von St. Sebaftian
in den Caſetnen pronuncirt; ſie hat die Nationalmiliz, welche die Ei-
ladelle beſetzt haͤlt aufgefordert, ſich ibr anzuͤſchlietzen! Man erwartet
bas Ergebniß dieſer Einladung. 2). Valencia,. 2. Zuli General Narz
ae hat geſtern Murviedro verlaſſen! um ſich nach Segorbe und von
da nach Teruel zu begeben. Der Regent hielt Albacete und Chinchilla
befeßt. - 3) Barcelona, 4. Juli. General Sevane war zu Lerida. Das
gegen den Regenten ergangene Abſetzungsdecret und daͤs Manifeſt des
Beneral Serrano an die ſpaniſche Nation ſind in allen Straßen Lerida’s
ageſchlagen worden.

„ — Die Debats ſind heute der Meinung, Espartero werde nicht,
vine das Loos der Waffen verſucht zu haben, von der Gewalt abtreten

— Den heute aus Madrid eingetroffenen Briefen zufolge, waͤre
dort mehr, als zuvor das Geruͤcht verbreitet, daß ſich die Efparteriften
der Perſon der Koͤuigin Iſabeila zu bemaͤchtigen und fie an die
portugieſiſche Graͤnze zu fuͤhren beabſichtigen; Iſabella dagegen zeige
wenig Sympathie fuͤr Espartero und ſcheine geneigt, die Bewegung


‚ — Nach einem Schreiben aus Milianah vom 19. Juni! waͤre
General Lamorciere als Gefangener in die Haͤnde des Emirg Abd-
el-Kader gefallen; man hofft, die Nachricht werde ſich nicht beſtaͤtigen.
Barcelona, 1. Juli. VBan Halen fetzte — nach den neuften Be-
richten — ſeinen Ruͤckzug aus Andaͤluſten fort; er befand ſich in Mitte
inſurgirter Bevoͤlkerungen; aller Orten wird, ſo wie er heranzieht, die
irmglode gelaͤutet; ſeine Soldaten, anſpielend auf die politiiche
ueth des Regenten, ſagen dann: Man laͤutet zu Grabe! —

M der ſpaͤniſchen Grenze, 5. Juli. Die Exaltados und
die Moderados ſollen uͤber folgendes Arrangement uͤbereingekommen
ſein: Nach dem Sturze Esparteroͤs ſolle das Miniſterium Lopez wieder
eingeſetzt werden und die Vormundſchaft der jungen Koͤnigin erhalten;
die Koͤnigin Mutter Chriſtine ſolle nach Spanien zuruͤckkehren, aber
auf die Regentſchaft verzichten und ihre Vermaͤhlung mit Hrn. Munoz
declariren; Mundz ſolle einen Titel erhalten und ihm die Erlaubniß
ertheilt werden, ſeinen Aufenthalt mit der Koͤnigin Mutter in Toledo
oder einer anderen Stadt in der Naͤhe von Madrid zu nehmen.

Von der italieniſchen Gränze, 28. Juni. Die neueſten Ereig-
niſſe in Spanien haben eine lebhafte Bewegung unter den an den
italieniſchen Hoͤfen verweilenden Carliſten herborgerufen. Mehrere ha-
bey bereits die Reiſe nach Frankreich und wie man ſagt, nach Portu-
gal angetreten, andere ſchickten ſich an, ihnen zu folgen, um in der
Nahe des Schauplatzes die allenfalls zu ihren Gunften eintretenden
Chancen ſogleich benutzen zu koͤnnen. Man ſieht daraus, daß dieſe
Partei, eben ſo wenig als ihr Haupt die Hoffnung noͤch immel nicht
aufgebeben hat, bei einer Wendung der Dinge wieder zu Gewaͤlt zu


Alexandrien, t6. Juni. Große Aufregung herrſcht unter der
hieſigen euxopaͤiſchen Bepoͤlkerung in Folge der Ermordung eines jungen
Franzoſen durch einen Tuͤrken, welcher denſelben unter einem unſaubern
Vorwand in ſeine Wohuung verlockte und dort erdroffelte! Den Leich-
nam des Ungluͤcklichen fand man Tags darauf am Geſtade des Meez
res. Auf das Anſuchen des franzoͤſiſchen Generalconſuls ließ Mehemed
Ali, durch den Polizeivorſtand Nachforſchungen nach dem Thaͤter anz
Atellen, der (von ſeinem eigenen Weibe, die auf Scheidung drang, vet-
rathen) eingezogen und gehenkt wurde. Vor der Hinrichtung waͤnſchte


und zwei Europaͤer zu toͤdten. Der Sohn ſchleuderte der Mutter ei-
nen Stein an den Kopf, ward aber von der Poͤlizei ergriffen und nach
Ober⸗Aegypten abgefuͤhrt. * 1


dienſt haben ſich bei ihrer vorgeſetzten Bezirksſchulviſitatir innerhalb
6 Wochen zu melden: HÜL EG

Der erledigte kath. Filialſchuldienſt zu Raitenbuch, Amts Neuſtadt,
mit dem geſetzlich regulirten Dienſteinkommen von 140 {fl. jaͤhrlich/ nebſt
freier Wohnung und dem Schulgelde, welches bei einer Zaͤhl von etwa
40 Schulkindern auf 1 fl jaͤhrlich fuͤr jedes Kind feſtgeſetzt iſt, wird
mit dem Bemerken wiederholt ausgeſchrieben, daß ſich die Kompetene
ten um denſelben bei der Fuͤrſtlich Fuͤrſtenbergiſchen Standeshert-
ſchaft, als dem Vatron, innerhalb 6 Woͤchen nach Vorſchrift zu melden
haben. !


bllöbl. Poſtamter an.


anz Baden fi. 2. 4S Er. das Viertel Jahr.

Den jetzt
juli an, vollſt àn dig nachgeliefert.


 
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