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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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September (No. 204 - 229)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0865

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8 —










Tagsbericht.

* Mannheim, 14 Sept. Auf die in unſerm heutigen Blatte ent-
haltene Nachricht, daß in Darmſtadt ein Apfelbaum mit reifen Fruͤch-
_ ten und zugleich in voller zweiter Bluͤthe ſtehe, koͤnnen wir den verhrl.
Leſern dieſer Blaͤtter mittheilen, daß in dem Spielhof des engliſchen
Inſtituts des Hrn. Dr. Lovell hier ſich ebenfalls ein Baum von der-
ſelben Art Aepfel, der voller Frucht haͤngt, und ſeit zwei Wochen in
ſchoͤnſter zweiter Bluͤthe iſt, befindet.

Carlsruhe, 12 Sept. In dieſem Augenblicke herrſcht hier in
allen Kreiſen große Mißſtimmung in Folge der bedauerlichen Streitſa-
hen, des Duells und der Exceſſe vom 5. d. M., die taͤglich noch ver-
mehrt wird durch die vielen fortwaͤhrend umgehenden Geruͤchte, die
groͤßtentheils den andern Tag ſchon wieder durch andere widerſprechende
verdraͤngt und erſetzt werden! So viel iſt ſicher, daß die Unterfuchun«
gen, ſowohl wegen des Duells, alg der tumultariſchen Auftritte, mit
allem Eifer gefuͤhrt werden und in letzterem Betreff beinahe taͤglich neue
Verhaftungen oder Vorladungen ſtattfinden. Auch vernimmt man, daß
‚Hr. v. Sarachaga eine vollſtaͤndige, von ihm vor Gericht beſchworene,
Darſtellung der ganzen Sache, worin die Haber'ſche Broſchuͤre „Expose
ete,“ {n vielen Stuͤcken widerlegt werden folle, durch den Druck zu ver-
oͤffentlichen beabſichtige, um allen unrichtigen, unvollſtaͤndigen oder ent-
ſtellten Erzaͤhlungen dieſer verwickelten Sache mit einem Male entgegen
zu treten.

— So wie man hörf, hat das Haus von Haber durch den Advo-
kaͤten Sander, unter Zuziehung eines Notars, den Zuſtand des Hau-
ſes, behufs der Anſtellung einer Regreßklage, aufnehmen laſſen.
Mehrere Diebe und Ruheſtoͤrer ſollen bereis verhaftet ſein.

Emuiendingen, 12. Sept. Bei den Grabungsarbeiten fuͤr die
Eiſenbahn wird ſo eben ganz in der Naͤhe von Emmendingen das Ge-
Es liegen ſchon die Knochen,
wie es ſcheint, von einem Vorderfuß zu Tage, auch ſind mehrere Stuͤcke
won Zaͤhnen aufgefunden.

Carlsruhe, 8. Sept. Das großh. Staats⸗ und Regierungsblatt vom Heu-
‚ tigen, No. 40, enthält noch:

vII. Nachſtehende Dienſtnachrichten.

Ebenfo hat die Staatsgenehmigung erhalten die fürſtlich Leiningenſche Präſen-
taͤtion des Pfarrers Franz Wadert zu Lohrbach, Amts Mosbach, auf die erledigte
katholiſche Pfarrei Heckfeld, Amt Boxberg.


_ fungsrechr in Adminiſtrativſachen und in gerichtlichen Angelegenheiten ertheilt und
ım geftattiet worden zur Ausübung deſſelben ſeinen Wohnſitz in Mannheim zu nehmen.

VIII. Stellen, die zur Bewerbung bekannt gemacht werden;

4) die Stelle eines Univerfitätsamtmanns an der Univerſität Freiburg;

2) die Stelle eines Aſſiſtenzarztes bei dem Phyſicate Pforzheim;

3) die erledigte kath. Pfarrei Hügelheim, Oberxamts Raſtatt;

4) die kath. Pfarrei Dittwar, Amts Tauberbiſchofsheim;

5) die erledigte kath. Pfarrei Schriesheim, Amts Ladenhurg;

6) die erledigte kath. Pfarrei Lienheim, Amts Waldshut;

7) die erledigte kath. Pfarrei Dielheim, Amts Wiesloch;

8) die kath. Pfarret Daxlanden, Landamts Carlsruhe.

*4* Hanau, 12, Sept. In unſerm ruhigen Staͤdtchen hat die
kuͤrzlich in Carlsruhe vorgefallene Dueligeſchichte die groͤßte Aufmerk-
famkeit erregt; tritt man in einen Gaſthof, in ein gewoͤhnliches Bier-
haus oder auf die — uͤberall iſt dieſe fatale Geſchichte an
der Tagesordnung und aus jedem Munde hoͤrt man Aeußerungen des

unwilleus darubei




Neben dieſer Geſchichte bringt die kuͤrzliche Verhaftung eines Grapeurs hier
das Mundwerk unſerer Philiſter in Bewegung. Einem jungen Manne Na-
mens Lallemand in Hanau heimathberechtigt, der mit feinen Eltern laͤngſt
ſchon nach Wien uͤbergeſtedelt war, wurde ſeiner Zeit von der hieſtgen Behoͤrde
ein Heimatsſchein und Paß ausgeſtellt; er ging, um ſich in feinem Berufe zu ver-
vollkommnen auf Reiſen und kam auf dieſe Art auch in die Schweiz.
Ju Hanau wieder angelangt, um ſeine Freunde zu befuchen, zeigt ſich
aus ſeinen Papieren daß er einige Zeit in dieſem Lande war, ohne
daß ihm jedoch auch nur das Geringſte in irgend einer Beziehung zur
Laſt gelegt werden koͤnnte, und augenblicklich faßt ihn die Polizei
„weil er gegen ein beſtehendes Verbot, in der Schweiz 3zu
reiſen, geſuͤndigt habe“ und ſo ſitzt er nun in dieſem Augenblick noch
in Arreſt, harrend, was man mit ihm beginnen werde. — Ein anderer
junger Mann, deſſen Stand es nicht zulaͤßt daß er gleich einem Hand-
werksburſchen ſich in der weiten Welt eine Stelle fuche, fand durch
vielfache Bemuͤhungen endlich ein Unterkommen in Genf; er verlangte
einen Paß, wurde jedoch mit der Bemerkung verbeſcheidet daß man
ihm dahin zu reiſen bei dem beſtehenden Verbot nicht erlauben koͤnne;
er wendet ſich hierauf an das Miniſterium und erhaͤlt nach einiger Zeit
die Nachricht, daß man ihm erlauben wolle nach Frankreich
zu gehen, nicht aber nach Genf. Nun, was ſoll aber der arme junge
Mann beginnen, da er von ſeiner Haͤnde Arbeit leben muß, in Frank-
reich keine Stelle finden kann, die ihm gebotene in Genf durch langes
Zoͤgern vergeben iſt, und er hier auf der Sandbank ſitzt? Was be-
ginnen, wenn der Magen ſeine Rechte verlangt und er Selbſtmord nach
zoͤttlichem Geſetze fuͤr Suͤnde haͤlt? — Die Fruchtbarkeit in unſerer
Gegend iſt dieſes Jahr außerordentlich und namentlich gibt es ſehr viel
Ooft; dieſer Tage ſah ich Zwetſchen verkaufen Hundert Stuͤck zu
1Kreuzer! Auch alle Gemuͤßarten ſind in ſolchem Flor, ſo daß uns
die in Ihrem geſchaͤtzten Blatte Nr. 209 enthaltene Nachricht von dem


nicht im mindeſten uͤberraſcht hat; ein Bauer in hieſiger Gegend zog
eine ſolche die anderthalb Ellen groß und gegen 20 Pfund ſchwer war!

Berlin, 5. Sept. Das Geruͤcht uͤber die Erneuerung des Schwa-
nenordens beſtaͤtigt ſich; dieſelbe ſoll wirklich am 19. d. M Statt
Der Orden ſoll eine Art Gemeingut der Nation bilden; Ieder,
welcher ein Zeugniß uͤber ſeinen ſittlich-chriſtlichen Wandel beizubringen
im Stande iſt, ſoll denſelben erhalten koͤnnen. Jedes Mitglied deſſel-


Ferner geht der Or-

wuͤrdig iſt.

— 9. Sept. Vorgeſtern hat ſich hier der traurige Vorfall ereignet,
daß ein Mechanikus, der ſchon feit laͤngerer Zeit in Unfrieden mit ſei-
ner Frau lebte, im Jaͤhzorn mittelſt eines ſcharfen Inſtrumentes dieſelbe
Ueberhaupt ſind in neuerer Zeit mehrere ſolche Faͤlle,
veranlaßt durch ungluͤckliche Eheverhaͤltniffe, vorgekommen. Sie geben
Gelegenheit, ernſiliche Reflectionen uͤber alle diejenigen Geſetze anzuſtel-
len, welche die Scheidung der Ehen erſchweren-

Paris, 11. Septr. Telegraphiſche Depeſche Perpignan,
9. Sept. Am 7. um 5 Uhr Abends begann das Fort Montjouy
das Fort Atarazanas zu beſchießen. Eine Artilleriebrigade, die von
Molins del Rey kam, und 400 Milizen von Igualada ſind zu Gracia
eingetroffen; die Milizen von Vich, Villafranca, Manreſa und Berga
ſind ebenfalls auf dem Marſche, um die Operationen des Generaleas
Der Obriſt Sazas hat

— Das Geruͤcht verbreitet ſich, man hahe endlich Nachrichten aus
Indien und China erhalten; der Kaiſer des himmliſchen Reichs weigere
ſich, den Friedensvertrag von Ning-Po zu ratifieiren.


 
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