Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Morgenblatt — 1843

DOI chapter:
Oktober (No. 230 - 255)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0961

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext






— No. _ 240,


1843,









Tagsbericht.

— Aus dem Unterrheinkreiſe. Bekanntlich haben nach S.

72 der Wahlordnung bei Vornahme der Abgeordnetenwahl ſaͤmmtliche

Wahlmaͤnner durch Handgeluͤbde zu betheuern: „Daß ſie nach ihrer

eigeneu Ueberzeugung ihre Stimme ablegen wollen, wie

jiees für das Beſte des Landes am Dienlichſten erach-

„ ten 26 20.” Wie laͤßt es ſich nun aber hiermit vereinbaren, wenn,
vie verſichert wird, gewiſſe Beamte den zu Wahlmaͤnnern gewaͤhlten

Buͤrgermeiſtern, Rathſchreibern ꝛc. vor dem Wahlacte das Geluͤbde ab-


die Vorſchlaͤge der ſogenannten Oppoſttionoͤpartei eingehen wollten?
Geſetzt, ein ſo gebundener Wahlmann kaͤme infolge der von den Waͤh—


brachten ſeine Stimme gaͤbe, er glaubte jedoch, um des dem Beamten


chen.

Wie er es alſo auch anfangen moͤchte: ein Wort- und Treu-


Dder Verlegenheit helfen: „Der Zweck heiligt die Mittel“ — ein Grund-
ſatz, den kein Mann von Ehre und Gewiſſen wird adoptiren koͤnnen.
> Geidelberg, 10. Oet. Die Hausdiebſtaͤhle mehren ſich hier
immer mehr: ſo wurden vorgeſtern drei, faſt zu derſelben Zeit veruͤbt;
der eine in dem Hauſe des Kirchenraths U., der zweite bei dem Wirthe
zum rothen Loͤwen M., und der dritte bei dem Wirthe zum rothen
Ochſen Sp. Die geſtohlenen Effecten beſtehen in Weißzeug, Geld und
Kleidern.
Vom Rhein, 9. Oet.
{n Bezug auf einen in Betreff der ſpaniſchen Angelegenheiten abzuhal-
tenden Kongreß gemeldet wurde, iſt dahin zu berichtigen, daß eine der-
artige diplomatiſche Zuſammenkunft erſt dann ſtattfinden wird, wann


ſchaft für die Ausfuͤhrung des etwa zu Beſchließenden bieten werden.
Man zweifelt indeſſen nicht, daß die Jemaͤßigte Partei in Spanien ſie-
gen und alsdann manche projectirte Naßregel der Großmaͤchte uͤber-
—— wird.
ainz, 10. Oktbr.
Suͤdweſt und Weſt, der große Beſorgniſſe fuͤr die den Rhein zu befah-
renden Schiffe rege machle. Aın Abende traf auch ſchon die Nachricht


Fahrzeug verungluͤckt ſei! Die Ladung iſt bei der hieſigen Aſſekuranzge-
ſellſchaft für 18,000 Gulden verſichett.
Frankfurt, 9. Oct. Der Ban der Main⸗Neckar-Eiſenbahn iſt


Unterbaudlungen noch zu keinem Neſultate gelangt find.


lizei⸗Director Dunker nach Poͤſen gereist, um dort das Naͤhere daruͤber
Au ermitteln.
Waadt. Vermoͤge einer juͤngſt erfolgten Entſcheidung durch ein
franzöfilhes Gericht find die Abkoͤnimlinge der in Foͤlge der Aufhebung
des Edietes von Nantes Ausgewanderten, der ſogenannten Hugenotten,




tonen eingebuͤrgert hat, ohne Unterſchied als franzoͤſiſche Buͤrger aner-
kannt, ſobald ſie ſich in Frankreich niederlaſſen. *
Paris, 9. Oktbr. Telegraphiſche Depeſche. Bayonne, 7 Ott.
Die Wahlen ſind zu Soria, Oviedo, Valencia, Badajoz, Logrono, Cas
ceres, Orenſe und Poͤntevedra guͤnſtig ausgefallen für die parlamenta-
riſche (miniſterielle) Partei. Zu Lugo haben ſich die Stimmen getheilt.


— Briefe aus Madrid vom 2. Okt. beſagen, daß die Miniſter al-
les aufbieten, um dem Ausbruch einer Emeute in der Hauptſtadt zu-
vorzukommen und ſo ohne Stoͤrung der Ruhe zum 15. Oktbr. zu kom-
men, wo die Cortes eroͤffnet werden ſollen. — Die Juornalpolemik iſt
nicht mehr ſo heftig, wie vor Kurzem noch; die Oppoſttion iſt entmuz
thigt. Prim ſoll am 5. Oktbr. wieder von Figneras ausgezogen ſein,
weil ihm die Garniſon der Forts die Thore nicht oͤffnen woltte.



wiſſen, die drei nordiſchen Maͤchte ſeien nun ganz einverſtanden mit
England und Frankreich uͤber die Frage von der Vermaͤhlung der Koͤ—
nigin Iſabella II. von Spanien. — S ,

London, 7. Oct. Die Stadt Kingſton auf Jamaica mwurde ——
wie bereits das geſtrige Morgenblatt berichtete — am 26. Auguſt um
Mittag von einer furchtbaren Feuersbrunſt heimgeſucht, welche erſt am
andern Morgen geloͤſcht werden konnte und 400 Hdufer in. Aſche
legte. Das Feuer brach im Oſtende der Stadt in den Gebaͤuden einer



Da die Loͤſchma-

gegen Abend durch Pulver ſprengen ſich zuletzt, da auch dies zu lang-
fam ging, der Kanonen und Haubitzen bedienen, um die Haͤuſer zu-
ſammenzuſchießen. Ein angeſehener Mann wurde durch das Zerſprin-
gen einer Bombe getoͤdtet, und eine Anzahl anderer Perſonen wurden
bei dem Einſturze der Haͤuſer und den Loͤſchanſtrengungen mehr oder
minder ſchwer verletzt. Der geſammte Verluſt wird auf eine halbe
Million Pfund Sterling geſchaͤtzt. Das wenige Eigenthum, welches
von den Opfern des Brandes gerettet werden konnte, wurde von Die-
ben und Raͤubern faſt mit offener Gewalt geſtohlen und fortgeſchleppt.
Hunderte von Menſchen, die alle Habe eingebuͤßt hatten, mußten halb
nackt auf dem Paradeplatz die Nacht verbringen. Ohne den eifrigen
Beiſtand des Militaͤrs und der Seeleute waͤre der groͤßte Theil der
Stadt verloren geweſen. © n

Wallachei. Ein Geruͤcht bewegt eben jetzt die Gemuͤther in un-
ſerm Bukareſt, indem es uns verkuͤndet, daß in kurzem 10,000 Mann
ruſſiſch⸗kaiſerliche Truppen in die Fuͤrſtenthuͤmer einruͤcken werden. An
Erklaͤrungen uͤber das Warum und Wieſo? iſt uͤbrigens auch kein Man-
gel, und ſie ſind ſo verſchieden, wie es die individuellen Intereſſen der
fuͤrchtenden und hoffenden Menſchen ſind.

Von der untern Donau, 22 Septbr. Seit mehr als einem
Monat haben wir fortwaͤhrenden Regen, was den nachtheiligſten Ein-
fluß auf die Ernte des tuͤrkiſchen Korns hat; daſſelbe iſt die Haupt-
nahrung der Einwohner in den Donaufuͤrftenthuͤmern, und viel dapon
wird aͤuch ausgefuͤhrt. Noch trauriger aber iſt die Ausſicht fuͤr den
Weinbau, der fehr bedeutend iſt.! Es gibt Sorten weißen Weins, der
nach einigen Jahren die Staͤrke und den Geſchmack des Steinweins er-
reicht; die befferen Sorten des rothen Weines gleichen dem Burgunder
Der Wein iſt im Allgemeinen hier wohlſchmeckend und gefund, da er
ohne Saͤure iſt. Er iſt ſo wohlfeil, daß von den geringeren Sorten
die Flaſche nur wenige Kreuzer koſtet, daher auch die. hierherkommenden
deuͤtfchen Handwerker meiſt durch den Trunk untergehen.


 
Annotationen