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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Mai (No. 102 - 126)
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No. 106




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Tagsbericht.

Naſtatt, 25. April Am 13. Abril d. J. ſtuͤrzte ein Bierkeller
zu Bühl, Oberamts Offenburg, waͤhrend des Grabens ein, und es
fanden dabei der Maurermeiſter Textor von Oberkirch, nebſt zwei ſei-
ner Geſellen welche gerade in dem Keller arbeiteten, ſo wie der aͤlteſte
Sohn des Bierwirths Breithaupt durch Erſticken und Erdruͤcken, troͤtz
angewandter Rettungsverſuche, den Tod, waͤhrend Sebaſtion Egs, der
uur bis uͤber die Kuie verfchuͤttet worden, noch gerettet und blos au
einem Fuße beſchaͤdigt wurde. Dieſer Ungluͤcksfaͤll wird hiermit als
Warnung oͤffentlich bekannt gemacht. Großh. Regierung des Mittelrheins
kreiſes.

Conſtanz, 39. April. Prof. Welcker in Freiburg erklaͤrt in den
„Seeblättern ,“ daß er durch haͤufige Aufragen dazu vermocht, bereit
fet, Gaben für die Familie des in Unterfuchuͤngshaft befindlichen Prof.


zu befoͤrdern. *
Frankfurt, 27. April. Fuͤr die Feſtungsbauten voͤn Ulm und
Raſtatt ſind im Verlaufe der letzten zwei Monate etwa 600,000 fl. in
runder Summe von hier aus verabfoigt worden.
Kaiferslautern, 1. Mai. Am geſtrigen Tage fand durch den
koͤniglichen Regierungspraͤſidenten der Pfalz, Fuͤrſten von Wrede, die


Sitz nach Kaiſerslautern verlegt worden iſt, ſtatt. *
Hannover, I. Mai. Die koͤnigliche Regierung hat, zuverlaͤſſtgem
Vernehmen nach, in dieſen Tagen eine definitive Entſchließung gefaßt,
welche die unverzuͤgliche Ausfuhrung einer Eifenbahn von
Harburg über Celle nach Lehrte zum Anſchluſſe an die im Bau
begriffene Eiſenhahn zwiſchen Hannover und Braunſchweig, ſo


ſicht ſtellt! Es ſollen bereits Einleitungen getroffen ſein, um auf einer
betraͤchtlichen Strecke, von Harburg ab, den Bau der Eiſenbahn binnen
kurzer Zeit in Augriff nehmen zu koͤnnen. Die zur Ausfuͤhruͤng erfor-
Derlichen Gelder ſind bekanntlich von der allgemeinen Staͤndeverſamm-
Iung aus Landes⸗Mitteln bewilligt.

Leipzig, 28. April. Der Redakteur des hierſelbſt erſcheinenden
Piloten Dr. Heinrich Saß, hat die Weifung erhalten, ſich binnen
acht Tagen aus Sachſen und ganz beſonders aus ſeinem Aufenthalts-
Orte Leipzig zu entfernen. Saß hatte kein ſaͤchſiſches Buͤrgerrecht er-
worben , und Lebte auf Aufenthaltskarte hier. Er iſt ein geboͤrner Han-
ſeate Wohin er ſich wenden wird, iſt noch ungewiß— *

Elberfeld, 2. Mai. Die hieſige Zeitung theilt heute den Ent-
wurf eines Geſetzes uͤber die Einfuͤhrung des Strafgeſetzbuches, in dem
ganzen Umfange der Monarchie, mit.

Berlin, 28. April. Nach einer Beſtimmung der hohen dem Cen-
ſurweſen vorgeſetzten Miniſterien iſt der Ausdruck Kirche auf jede an-
dere als die chriſtliche Religions- und Glaubensgemeinſchaft unaͤnwend-
bar, und kann mithin von einer juͤdiſchen Kilche und von juͤdiſchem
Kirchenweſen nicht die Rede ſein; der Gebrauch dieſer und aͤhnlicher
mißbraͤuchlichen Beziehungen des Synagogen- und juͤdiſchen Cultuswe:
ſens iſt deßhalb nicht mehr geſtattet. ;

Luzern, 28, April. Aus zuverlaͤſſiger Quelle vernimmt man, daß
der General der Geſellſchaft Jefu die auf Uebernahme der Zentrallehr-
anſtalt des Kantons Luzern ꝛc. bezuͤglichen Anerbietungen uͤnd Bedin-
gungen bei der hieſigen Regierung hat eingeben laſſen.

Paris, 2. Mai. Die Eiſenbahn von Paris nach Orleans iſt heute
kierlich eroͤffnet worden. Von 6 bis 72 gingen drei Wagenzuͤgẽ ab.
Um Uhr folgte der Zug der Prinzen und ihrer Begleitung; e& wa-
ten 12 Waggons und Locomotive; der Herzog von Nemvurs, der
Berzog von Montpenfier, der Handeloͤmihifier Cunin:Gridaine,
die zwei Praͤfecten und viele Offtziere gingen mit dieſem Zuge ab.




Der Miniſter der oͤffentlichen Arbeiten, Hr. Teſte, war bei der Inauz
guration der Paris⸗Orleans'er Bahn nicht zugegen!

— Der ruſſiſche Geſchaͤftstraͤger zu Paris hat eine Depeſche erhal-
ten, wornach der Kaiſer Nicolaus am 18. oder 20. Mat zu Berlin
eintreffen und in dieſer Reſidenz -fünf bis ſechs Tage verweilen wird.

— Die Geruͤchte von einer Aenderung im Cabinet find wieder ganz
verſchollen. —

Strasburg, 3. Mai. In Muͤhlhauſen denkt man nun ernſtlich
daran, mehrere Abgeordnete nach China zu ſchicken, um doͤrt wo moͤg⸗


St. Petersburg, 18 April. Ein hoͤchſter Tagesbefehl vom 4.
d. M. beſtaͤtigte den von einem Kriegsgerichte gefaͤlllen Spruch gegen -
den Commandeur der Pulverfaberik bei Dchta (unfern der Reſidenz),
Generalmajor Golowatſchew, der ſich im hoͤchſten Grade geſetzwidrige
Handlungen hatte zu Schulden kommen laſſen! Derſelbe ward feines
Ranges und ſeiner Orden verluſtig erklaͤrt und zum Gemeinen degra-
dirt. In einem drei Tage ſpaͤter erlaſſenen Tagobefehl milderte jedoch
Se. kaiſerl. Maj. dieſes Urtheil dahin, daß Hrn. Golowatſchew in Er-
waͤgung ſeiner fruͤheren ausgezeichneten Kriegsdienſte der Generalma-
jorsxang verbleibt, er aber aus den Staatsdienſten voͤllig entlaſſen wird.

Algier, 28. April. Nachrichten vom 22 April aus Dran beſaͤ—
gen, Abdel-Kader ſei im Eilmarſche zu den Staͤmmen der Hacubta,


desgenoſſen baben. Er hahe auf dem Wege 40 Köpfe abhauen laſſen,
und an hundert Araber gefangen mit fortgefchleppt. Voͤn 1000 Meiz
tern umgeben, habe er die Kühnheit gehabt, ſich vor Mascara blicken
zu laſſen, den franzoͤſiſchen Kalifen aber nicht in die Haͤnde bekommen.
General Lamoriciere ſei gleich gegen Suͤdweſten gezogen und habe dem
General Bedeau Befehl ertheilt, ſo zu operiren, daß der Emir zwiſchen
2 Feuer komme. Allein da die Wuͤſte nicht weit von Hacubia iſt, fo
werde der Emir eine Straße finden, worauf er mit ſeinen zuſammen⸗!
gerafften Leuten und ſeiner Beute Tekedemt zu entkommen werde. Die-


RNom, 24. April. In der Nacht vom 2. d. wurden die Bewohner
Grottamare's, eines Staͤdtcheus in der Delegation Fermo, von ſtarken
Erdſtoͤßen heimgeſucht. In Folge und waͤhrend derſelben loͤſ'te ſich von
den zur Linken der Via aprutina ragenden Bergen ein etwa eine Drit-
telmeile im Kubik haltender Felsbock los und zerſchmetterte die am
Wege ſtehenden Haͤuſer. Mehrere Perſonen fanden in dem Einſturz

Carlsruhe. Die Bewerber um nachbenannte erledigte Schul-


6 Wochen zu melden:

Der kathol. Schul⸗-,Meßner- und Organiſtendienſt zu Rohrbach,
Oberamts Heidelberg iſt, nachdem die Verzichtleiſiung des Hauptleh-
rers Adam Soͤhner zu Unterneudorf, auf denſelben genehmigk worden
iſt, dem Hauptlehrer Anton Lang in Neuhauſen, Oberamts Pforzheim


dienſt zu Neubauſen, Oberamts Pforzheim, mit dem geſetzlich regulir-
ten Dienſteinkommen von 175 fl. jaͤhrlich, nebſt freiel Wohnung und
der Haͤlfte des Schuldeldes, welches bei einer Zahl von etwa 137
Schulkindern auf 30 kr. jaͤhrlich fuͤr jedes Kind feſtgeſetzt iſt, erledigt
worden. } . |
Durch das erfolgte Ableben des Hauptlehrers Nikolaus Schwab if


mit dem gefetzlich regulirten Dienſteinkommen von 140 ff. jaͤhrlich nebfi
freier Wohnung und dem Schulgeld, welches bei einer Zahl von etwa
100 Schulkindern im Durchſchnitt auf 1 fl. jaͤhrlich für jedes Kind
feſtgeſetzt iſt, erledigt worden.


 
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