Mannheimer Morgenblatt (1843)

No. 277,












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Carterube, B. Nov, Eröffnung vex Stanpeverſammlung. GHeute Vormit-
tas um 11 Udr wurde die auf den 21. d, M, einbexufene Ständeverfanumlung im
cevſten Auftrag Seiner koͤniglichen Hoheit des Großhexzogs in Hoͤchſderen Namen
duech den Präſidenten des Miniſteriums des Iunern eröffnet, nachdem um halb 10


14 Udr verfammelten ſich die Mitglieder der erſten und zweiten Kammer in loren
Eſpeltiven Sitzungsſälen; um A auf 11 uhe begaben fich die Mitglieder der erſten
KRammer, den jweiten derrn Vicepräfidenten an ibrer Spitze, unter dem Vortritt
eines Zermonienmeißers {n den Saak der zweiten Kammer und nahmen die fuͤr ſie
dertueten Sitze vor den Bänken der Abgeoͤrdneten ein. Um 11 Ubdr wurden der
4* Commiſſär und die übrigen Mitglieder des Staatominiſtertums aus ihrem
erſemmiungeſaale von einem Zermonienmeiſtex in den Sitzungeſaal der zwelen
Kammer gefühst, wo ſie die für ſie bereiteten Sige einnahmen. Der großh Come
miſſär, Staatsrath Frhr. v. Rüdt, begann mit foͤlgender Anrede: *—


30g haben mich gnäbigf beauftragt, die durdy Höhfle Entfoließung vom 30. Ort.


dochſte Reſtript lautet, wie folgt: „Wir beauftragen hiermit Unferen Praͤſidenten
des Miniſteriums des Innern, Staatsrath Frbr. v. Rüdt, den auf den 21, d M,


ſerem Staatsminiſtetium, 18. Nov 1843,

omin Leopotv.
Bevor ich dieſem Auftrage förmlich

Een und den Veranſchlägen für die kommende Budgetptriode, Jdnen. mebrere wich-
tige Sefeßentiwvürfe, insbeſondere ſolche, welche die Juſftizoerwaͤltung betreffen / zut
Berathung und Zuſtimmung werden vorgelegt werden.

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öffuet erklärte.

Tagesoxdnung der 1, Öffentlichen @jßithg der 2, Rammer auf Freitag, den 24.
\äobemgm, VBormittags 9 Uhr: ) Auzeige von Eingaben und Motionen. 2) Bil-

ng der
Mitglieder.







Tagsbericht.

Carlsruhe, 20. Nov. Die Mehrzahl der Abgeordneten zur


D, wird die feierliche Eroͤffnung ſtattfinden. Eine Thronrede wird, in
Wweſenbeit Sr. k. H, des Großherzogs, nicht gehalten, ſondern die
Staͤndeverſammlung mit wenigen Worten durch den Praͤſtdenten des
Winiſtexiums des Innern, Frben. v. Ruͤdt, für eroͤffnet erklaͤrt werden.
Die auf die Dankadreſſe fruͤher verwendete Zeit wird alſo fuͤr die Be-
rathung uͤber die Vorlagen der Regierung erſpart, und dies iſt um ſo
erwuͤnſchter, als dieſelben ſebr zahlreich fein werden. Das Juſtizmini-
ſterium legt einen neuen Entwurf des Strafgeſetzes, eine Strafprozeß-
ordnung und Organiſation der Gerichtsſtellen vor, macht aber aus ſei-
nen Entwürfen noch eine Art von Geheimniß, indem bis zur Stunde
die bereits gedruckten Entwuͤrfe nicht ausgetheilt oder in den Buchhan-
del gebracht ſind; das Miniſterium des Innern wird das immer drin-


Lellung unſerer ſehr gering beſoldeten Volksſchullehrer und die Ueberein-
tunft uͤber den Bau der Main⸗Neckat⸗Eiſenbahn; das Finanzminiſte-
rium wird allein zwoͤlf Geſetzesentwuͤrfe vorlegen, welche groͤßtentheils
‚ mebr Klarheit und Einfachheit in dem Staatoͤrechnungsweſen bezwecken.
Bei dieſen Anſichten auf einen lange dauernden und mit wichtigen In-
tereſſen beſchaͤftigten Landtag hofft man, daß die Kammern durch rich-
‚tige Vertheilung ihrer Mitglieder, namentlich derjenigen, die ſich zu
Rrichterſtattern eignen, in die Commiſſionen dafuͤr ſorgen, daß alle
Mitglieder gleichzeitig beſchaͤftigt und nicht einzelne durch Ueberhaͤufung
mit Arbeiten genoͤtbigt werden ihre Berichterſtaͤttung ungebuͤhrlich lange



zu verſchieben, waͤhrend ibre Collegen ſich in ungewuͤnſchter Muße he-
rumzutreiben genoͤthigt ſind. — Wer an die Stelle des Abg. Mördes,
welcher entſagt hat, in Waldkirch wird gewaͤhlt werden, und ob De-
kan Kuenzer Urlaub erhalten werde, ſteht noch dahin.
Stuttgart. Zu dem am 17. Nov. im Koͤnigsbade veranſtalte-
ten Pferdefleiſchabendeſfen hatte ſich eine zahlreiche Geſellſchaft
aus ailen Staͤnden von hier und der Umgegend eingefunden, ſo daß
die Zahl der Theilnehmer auf mehr als 150 Perſonen geftiegen war.
Die Gerichte beſtanden aus Reisſuppe, Poͤckelfleiſch und Cheval ‚& la
mode. Alle Theilnehmer ſtimmten darin uͤberein, daß das Fleiſch nicht
nur aͤußerſt zart und wohlſchmeckend, ſondern auch von Ochſenfleiſch
nicht zu unterſcheiden, und daß ebenſo die Suppe, aus Pferdebouillon
bereitet, angenehm und frei von jedem eigenthuͤmlichen Geſchmack ge-
weſen ſei. Als Beweis, daß das Vorurtheil gegen die Gerichte ſehr
gering war, vder wo ein ſolches vorhauden, daſſelbe in Kurzem ſich


raͤthe ſchnell aufgezehrt waren und ſpaͤter gekommene Gaͤſte mit ande-
ren Speiſen verforgt werden mußten, ſowie auch, daß der Wunſch ſich
laut werden ließ, naͤchſtens wieder ein derartiges Mahl zu veranſtalten.

Paris, 2i. Nov. Man ſchreibt aus Perpignan vom 17. Nov.:
„Die deindſeligkeiten haben zu Figueras am 16. November angefangen;
Amettler hat mit den unter ſeinem Commando. ftehenden Inſurgenten
das Belagerungscorps angegriffen.” — Aus der Umgegend von Bar-


Municipalitaͤt im Hauptquartier beim General Sanz angekommen wa-


zu zweifeln, daß es wirklich zur Uebergabe durch Capitulation gekom-
men iſt, doch war noch nichts Naͤheres daruͤber bekannt geworden. Die
Erklaͤrung der Cortes, daß Iſabella Il. als volljaͤhrig anzuſehen ſei,
war nach Barcelona gelangt. Die Feindſeligkeiten ſind am 12. Nov.
eigeftellt worden. } 5 *4

Aus Madrid vom 15. Nov. wird gemeldet daß noch immer
nur Geruͤchte uͤber die Urſache der Demiſſion des Generals Narvaez


denden Schritt durch die Schwierigkeiten veraulaßt geſehen hat, welche
das Cabinet Lopez der Zuruͤckberufung der Koͤnigin Marie Chri-
ſtine in den Weg legt. Zu Madrid herrſcht eine aufgeregte Stim-
mung; Patrouillen durchziehen die Straßen; Narvaez iſt am Abend
des 15. Nov. ins Miniſterconſeil gerufen worden; man wird ihm zu-
reden, ſeine Demiſſion zuruͤckzunehmen. — —

— Der Herzog und die Herzogin von Nemours ſollen der Koͤnigin
Victoria und dem Prinzen Albert von Seiten des Koͤnigs Louis Philivp
die Einladung uͤberbracht haben, im naͤchſten Jahre die koͤnigliche Rer


— Aus Algier wird berichtet, der Aga von Tlmecen ſei von den
den Franzoſen abgefallen und habe ſich mit ſeinem ganzen Stamm auf
das Gebiet von Marocco zuruͤckgezogen.

London, 18. Nov. Nach dem „Morning-Herald“ herrſcht in die-
ſem Augenblicke eine große Bewegung unter den Freunden und Anhaͤn⸗
gern Esparteros in Loͤndon, deren Zahl in der letzten Zeit wuder ſehr
zugenommen haͤtte. Der „Morning⸗Herald/ fügt hinzu: „Wan ſagt
nicht, ob auch Lord Palmerſton eingeladen worden ſei, an den Berathun-
gen Fbeit zu nehmen.” 1 —
Copeuhagen, 11. Nov. In Daͤnemark treten aufs Neue die
religioͤſen Sireiligkeiten hervor. Man glaubte, die ploͤtzlich entſtandene
Secte der Wiedertaͤufer, welche indeſſen ohne irgendwelche politiſche
Zwecke auftreten, durch Zwangsmaßregeln in der Kirche zu erhalten,
von der ſte ſich entſchieden losſagten. Die Folge war eine groͤßere Aus-
dehnung der neuen Lehre. Das Reſcript vom 22. Dec. 1842 erklaͤrte
darauf: es ſolle den Gewiſſen kein Zwang angethan werden, die Wie