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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Januar (No. 1 - 26)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0097

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Wien, 21. Jan, Bulletin über das Befinden Seiner Hoheit des
Prinzen Friedrich von Baden:

Seine Hobeit waren geſtern den ganzen Tag über ſehr ruhig, und
das Fieber war wäßig; auch hat das Irrereden ſehr abgenommer, In
der Nacht ſtellte ſich kein ſo heftiger Fieberanfall cia, wie in den frühe-
ren Nächien, und der hahe Kranke konnte mit einigen Unterbrechuͤngen
ruhig ſchlafen. Gegen Morgen fiel der hohe Kraͤnke in einen wohl-
tbätigen Schw iß, der volle zwei Stunden andauerte. Gegenwärtiz
ſind Seine Hoheit vollkommen bei ſich. }
} gez. Freiherr v. Tuͤrkheim.



Tagsbericht.

Carlsruhe, 23. Jan. DHeute iſt der Großherzog nach Wien abs
gereist, von wo geſtern die Nachricht einlief, daß der Prinz Friedrich,
welcher ſich ſeit einigen Wochen nebſt tem Erbgroßherzog in fener
Hauptſtadt befindet, ſchwer krank am Nerverfieber darniederliege. Auch
Lute langte ein Kourier von dort an. Man hofft, daß die kraͤflige
Natur des Jürglinge, der zu frohen Hoffnungen berechtigt, der Kraut-
beit nicht unterliegen werde. — Hier bei uns iſt der Geſundheitszu-
ſtand im Allgemeinen noch ziemlich befriedigend und wir können uns,
im Beraleich zu einzelnen Landſteichen am Mittelrbein, wo manche
Ortſchaften entſetzlich unter der Geiffel anſteckerder Krankheiten Leiden,
glücklich preiſen. Die nun eingetretene Kälte wird hoffentlich dem Nerz
venfieber einen Damm entgegenſetzen.

Aargau. Zuverläſſigen Berichten zufolge, wird heute den 23,
in der Gegend von Baden eine Volksverfammlung der un
zufricdenen Katholiken ſtatifinden.

Dresden, 23. Jan. Ich theile Ihnen die ſo eben ſtallgefundene
Abftimmung der 2 Kammer nach Beendigung der Berathung über das
Triminalverfahren mit. Die erſte der dom Präſidenten geſtellten
Fragen lautete: Will vie Kammer die von der Regierung dem voͤrlie-
enden Entwurf unterlegte I quifitionsmarime mii Schriftlichken und
2— der Oeffentlichkeit und Mündlichkeit ablehnen? Die Frage
vurde von 71 gegen k& Stimmen bejaht. Die zweite Frage
lautete: Will die Kammer die Staatsregierungen, einen anderwei:
ten auf die Grundſätze der Oeffentlichkeit, Mündlichkeit
und Staatsanwaltſchaft gebauten Entwurf einer Strafs
prozeßordnung, wo nicht eher, doch am nächſten Landtage
vorzulegen? Dieſe Frage wurde von 67 gegen 8 Stimmen
beiaht. Die dritte Frage lautete: Will die Kammer die Staatere.
gierung erſuchen, bei Vorlegung eines anderweiten auf die Grundſätze
der Oeffentlichkeit und Muͤndlichkeit gebauten Entwurfs einer Straf-
prozeßordnung, die in den Händen von Privatperfonen oder
Eorporationen befindliche Eriminalgerichtsbarkeit zurück-
zunebmen? Dies wird befaht durch 60 geßen 15 Stimmen,

Verlin, 21. Jan. Anfangs diefer Woche ift ein junger Subal-
tern⸗Beamier bei einer der königl. Centralbehörden nach Nordamerika
entwichen. Es war ihm gelungen, ſeine Braut, ein junges unbeſchol-
tenes Mädchen, die Tochter der Witiwe eines voͤr einigen Jahren ver-
ſtorbenen geh. Raths, zu überreden, ihren heimathlichen Herd zu ver-
laſſen, und ihn auf der abenteuerlichen Reiſe zu begleiten. Man ver-
ſolgte ſeine Spur bis Hamburg, aber ſeine Eirſchiffung war ſchon er-
folzt als in Curhaven die diesſeitige Reelamation eintraf.

Paris, 24. Jan. In der Deputirtenkammer kam heute der von
der Commiſſion eingebrachte Adreſſeentwurf zur Verleſung. Es iſt ein
Paragraph darin, der ſich auf das Durchfuchungsrecht und die Ver-
träge von 1831 und 1833 bezieht, doch ohne das eine und die andern
zu nennen. Die Kammer ſoll „mit Befriedigung geſehen ha-
ben, daß die Regiexung den beſtehenden Tractaten zur
Unterdrückung dee Negerhandels keine weitere Ausdeh-
nung gegeben (den Vertrag vom D zember 1841 nicht ratificirt)






daß der Augenblick nahe fein möge,
wo der franzöſiſche Handel wieder unter dbie aus ſchließ-
liche ueberwachung der eigenen Flagge fommen werde.
— In dem Paragraphen über Spanien wird der ſpaniſchen Monars
chie und der Königin Iſabella gedacht; von dem Regenten Espariero
ift nicht die Nede, Die Phraſe über Polen lautet! „Treu ver Sache
Anes Volkes, das unter die Garantie des Verträge geſtellt iſt, bringt
Frankreich Europa die Rechte der polniſchen Nationatitaͤt in Erinnerung.


— Dır Graf von Paris war ſehr unwohl, iſt aber nun voll-
komwen hergeſtellt.

Barceſona, 16. Jan. Der Generaleaptaͤn Seoane hat nun
wirklich mit dem Vollzuge der ſtrengſten Maßregeln angefangen, mit
welden er die bedroht hatte, die mit der Entrſchtung ihrer Beiträge
zur Kriegocontribution im Rückſtande bleiben würdenm, Er hat befoh-
len, daß in das Haus eines jeden der Saumſeligen, ganz auf deſſen
Koften, ein Corporal mit fünf Soldaten, einquartirt werden, der Cors
poral Frs. jeder der Soldaten 5 Frs. pr. Tag erhalten ſollten,
welche Zahlung am zweiten Tage verdoppelt, am dritten verdreifacht
und ſo fort erhöht geſteigert werden müſſe.

Carlsruhe. Bei der ifr. Gemeinde Neckarzimmern iſt die Lehr-
ſtelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Jahres-
gebalt von 44 fl. nebft Koſt und Wohnung, ſo wie der Vorfaͤngerdienſt
ſammt den davon abhängigen Gefällen, verbunden iſt, erledigt, und
durch Uebereinkunſt mit der Gemeinde, unter hoͤherer Genehmigung zu
beſetzen.

4 rezipirten ifr. Schulkandidaten werden deher aufgefordert, un-
ter Vorlage ihıer Rezeptionsurkunde und der Zeugniſſe über ihren ſitt-
lichen und religiöſen Lebenswandel, binnen 6 Wolhen ſich bei der Be-
zirksſynagoge Mosbach zu melden.

Auch wird bemerkt, daß im Falle weder Schul- noch Rabbinats-
kandidaten ſich melden, andere inländiſche Subjecte nach erſtandener
Prüfung bei dem Bezirkerabbiner zur Bewerbung zugelaſſen werden.

Bei der ifr. Gemeinde zu Doſſenheim, Oberamis Heidelberg, iſt
die Lehrſtelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein
Sehalt von 50 fl. nebſt freier Koſt und Wohnung, ſo wie der Vor-
ſängerdienſt ſammt den davon abhängigen Gefällen, verbunden iſt, er-
ledigt, und durch Uebereinkunft mit der Gemeinde, unter höherer Ge-
nehmigung zu beſetzen.

Die rezipirten iſr. Schulkandibaten werden daher aufgefordert⸗ unter .
Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugniſſe über ihren fttlichen
und religiöſen Lebenswandel, binnen 6 Wochen ſich bei der Bezirks-
ſynagoge Heidelberg zu melden. ;

Auch wird bemerkt, daß im Falle weder Schul- noch Nabbinats-
kandidaten ſich melden, andere inländiſche Subjecte, nach erſtandener
Prüfung bei dem Bezirksrabbiner, zur Bewerbung zugelaſſen werden.

Bei der iſr. Gemeinde Hockenheim, Amts Schwetzingen, iſt die
Lehrſtelle für den Religionsunterricht dex Jugend, mit welcher ein He-
halt von 70 fl. nebſt freier Koſt und Wohnung, ſo wie der Vorſän-
gerdienſt ſammt den davon abhängigen Gefällen , verbunden iſt, erlee
digt, und durch Uebereinkunft mit der Gemeinde, unter höherer Ge-
nehmigung zu beſetzen.

Die rezipirten Schulkandidaten werden daher aufgefordert, Unter
Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugniſſe über ihren Ftlichen
und religioſen Lebenswandel, binnen 6 Wochen ſich bei der Bezirks-

nagoge Heidelberg zu melden.
4 wird *—* daß im Falle wedex Schul- nody RNabbinates
kandidaten ſich melden, andere inländiſche Subjecte, nach erſtaadener
Prüfung bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelaſſen werden.


 
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