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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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August (No. 178 - 203)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0813

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1
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lornenbl



No. 23.




1843.







C Tagsbericht.
Carlsruhe, 28. Auguß. Durch den Bau einer neuen Reiterea-
— ferne, der kuͤrzlich begonnen und ruͤſtig betrieben wird, geht ein laͤngſt
zehegter Wunſch der Bewohner unſerer Reſidenz in Erfuͤllung, naͤmlich
daß auch der Stadttheil um das durlacher Thor einige Verſchoͤnerun-
gen erhalten moͤge, deren er ſo ſehr bedarf. — Das neue Militaͤrſpi-
tal wird, wie wir hoͤren, vor das ruͤppurrer Thor zu ſtehen kommen.

Freiburg, 27. Auguſt. Großes Aufſehen erregt in unſerer Naͤhe
auf dem Schwarzwald ein neuer Wunderdoctor, ein katholiſcher
Prieſter, Namens Oſchwald, der bereits mit ſeinen Kuren mehrere
Individuen foͤrmlich verruͤckt gemacht hat. Es iſt unbegreiflich, daß die
geiſtlichen Behoͤrden ſolchem gottloſen Treiben nicht Einhalt thun. Es
ſcheint indeß jetzt von weltlicher Seite zu geſchehen, da uͤber die ein-
zelnen Faͤlle durch das betreffende Phyſikat an die Sanitaͤts⸗Commiſſton
Bericht erſtattet wurde.


Accreditirt gewefene koͤniglich franzoͤſtſche Geſchaͤftstraͤger, Hr. La Grene
erhielt im Jahr 1835 eine Miſſion nach Atben, von wo derſelbe vor
kurzem zuruͤckberufen worden iſt. Bereits in Paris angekommen und
zum Gefandten am kaiſerl. Hofe zu Peking ernannt, wird derſelbe bald
nach China abgehen, begleitet von einem Perſonal von 200 Perſonen,
worunter außer den 4 Geſandſchafts⸗Sekretaͤren, Gelehrte, Naturforſcher
und andere Perſonen von Auszeichnung ſich befinden.

Wiesbaden, 27. Auguſt. Die Kur iſt noch im vollen Gange,
die Bad⸗ und Gaſthaͤuſer ſind gut beſetzt und die Reunions im Kurſaale,
ſo wie die damit verbundenen muſtkaliſchen Unterhaltungen, welche Vir-
tuofen von europaͤiſchem Rufe ſtets verherrlichen, zahlreich beſucht. Die
warme Witterung zieht noch viele Gaͤſte an, die ihre Badereiſe bis da-
hin verſchoben haͤtten. Die Nummern der Kurliſte fuͤhren bis zum 23.
Auguſt 10,327 Kurgaͤſte und 9810 Durchreiſende auf.

Aus der Schweiz, 20. Auguſt. Um die proteſtantiſche Schweiz
in kirchlicher Hinſicht enger zu verknuͤpfen, bildete ſich vor einigen Jahs
ren ein Verein von Geiſtlichen, der ſich nun regelmaͤßig alle Jahr ein
Mal verſammelt, und die Angelegenheiten der Kirche beſpricht und
beraͤth. Derſelbe trat in vorigel Woche in Aarau zuſammen, und 160
Mitglieder aus allen Theilen des Landes wohnten feinen Sitzungen bei.
Deffentliche Blaͤtter ſchildern die ſtattgefundenen Berathungen als ſehr
intereffant, und es ſollen ſich dabei entſchieden kirchlich conſervative
Grundſaͤtze geltend gemacht haben. *

Paris, 27. Auguſt. Hr. Mendizabal, der ſpaniſche Exfinanzmini-
fter, deſſen Ankunft in Paris wir bereits gemeldet haben, entwirft ein
fehr duͤſteres Bild von der finanziellen Lage Spaniens. Er ſoll ſogar
behauptet haben, daß die ſpaniſche Regieruͤng in kurzem genoͤthigt ſein
werde einen vollſtaͤndigen Bankerott zu machen. Hr. Mendizabal wird
nicht in Paris bieiben! Er wird ſchon an einem der naͤchſten Tage
nach London abreiſen. ; }

— Einer der erſten Publiciſten der Pariſer Preſſe, Herr Bert,
fruͤher Herausgeber und Mitarbeiter des „Commerce“ und „Conſti-⸗
tutionneb“ iſt mit Tode abgegangen. Seit einem Jähre ſchon war
er geiſtesſchwach. Ueberhaupt bemerkt man jetzt haͤufig, daß Publi-
eiſten entweder in der Mitte ihrer Laufbahn den Verſtand verlieren
oder bei der geringſten Bettlaͤgerigkeit dahin gerafft werden, ja in Straß-
burg hat man die Bemerkung gemacht, daß die bei den dort erſchei—⸗
nenden franzoͤſiſchen und deutſchen Zeitungen beſchaͤftigten Ueberſetzer
gewoͤhnlich mit Verruͤcktheit ihre Laufbahn endigen.

London, 25. Auguſt. Das Unterhaus hielt geſtern noch eine
furze Sitzung, worin Sir R. Peel erklaͤrte, er koͤnne ſich uͤber das Be-
nehmen der engliſchen Regierung in Bezugs Spaniens unter den jetzi-
gen Verhaͤltniſſen nicht weiler verbreiten, verfichere aber, daß die engliſchen
Intereſſen in dieſem Lande den geeigneten Schutz finden ſollten.

Nach den „Times“ beſtaͤtigt es ſich, daß das engliſche Dampf-


boot „Cyclope“ einen franzoͤſiſchen Kauffahrer in den Hafen von Sheer-
neſſ aufgebracht hat; das franzoͤſiſche Schiff mar gekapert worden da es
eine große Anzahl von Waffen, die nach Irland beſtimmt geweſen fein
ſollen, an Bord hatte.

— Der Marquis und die Marquiſe von Douglas Ghre Hoheit die
Prinzeſſin von Baden) ſind in Hamilton-Houſe (der Stadtpalaſt des
herzoglichen Vaters des Marquis in London) von Paris auf der Reiſe
nach Schottland angekommen.

— Bei der Auffrollung einer egyptiſchen Mumie im Jahr 1838,
welche wie man ſich vergewiſſerte, 3000 Jahre alt war, wurden meh-
rere Weizenaͤhren entdeckt. Ein Theil dieſes Mumienweizens kam in
die Haͤnde des Grafen von Haddington; und am 11. Nov. vorigen Jah-
res ſaͤete Hr. Ford, des Grafen Gaͤrtner, vier Saatkoͤrner davon im
Garten zu Tyninghame (des Grafen Gutsſitz in der ſchottiſchen Graf-
ſchaft Oſtlothian). Der Ertrag iſt gegenwaͤrtig faſt 100 Halme, gegen
6 Fuß hoch, und die Aehren haben von 45 bis zu 55 Koͤrner jede. ı
Die Aehren haben Baͤrte, denen der Gerſte nicht unaͤhnlich; und die
Blaͤtter an den Halmen ſind lang und beinahe einen Zoll breit.

Madrid, 20. Auguſt. Die proviſoriſche Regierung hat eine
Commiſſton fuͤr die Reform der Geſetzgebung ernannt Die Praͤſtdent-
ſchaft dieſer Commiſſton iſt dem Hrn. Cortina uͤbertragen. Es iſt die
Rede von der Reorganiſation der koͤngl. Garde.

Bareelvna, 21. Auguſt. Die Union“ hat ihre leidenſchaftliche,
Sie enthaͤlt heute einen
Aufruf an die Arbeiter gegen die Tyrannei Sie ſagt: „Zu den Waf-
fen, Spanier! Freiheit oder Tod, Krieg den neuen Thrannen! dieß muß
unſer Wahlſpruch fein.“ Daſſelbe Jouͤrnal berichtet, die Stadt Hiques
ras habe ſich fuͤr die Centraljunta pronuncirt, und es ſeien Commiſ-
ſarien des „gemaͤßigten“ Clubs nach Sadabell abgegangen, um deſſen
Einwohner zu bewegen, ſich zu Gegnern der Centraljunta zu erklaͤren.
Dies veranlaßt denn die Union, den Gemaͤßigten den Vorwurf foͤrm-
lichen Verraths an der nationalen Sache zu machen.


hat, wie man vernimmt, die Republick proclamirt, um ſich dadurch an
der Regierung zu raͤchen, weil dieſelbe beſchloſſen, den Sitz des oberſten
Gerichtshofs von Oberaragonien von dort zu entfernen. — In Sara
goſſa ſollen Unruhen ſtattgehabt haben. Man hat jedoch noch keine
naͤheren Mittheilungen, wie uͤberhauͤpt die Nachricht an ſich die Be-
ſtaͤtigung bedarf. *

Conſtantinopel, 9. Auguſt. Wir ſehen hier haͤufig aus Grie-
chenland mit Entlaſſung nach ihrer Heimath zuruͤckkehrende bayerifche
Offiziere duͤrchreiſen. So kam dieſe Woche der Oberſtlieutenant
v. Auer, ein verdienter bayeriſcher Offizier von Athen hier an,. um
ſich auf der Donau von Wien nach Muͤnchen zu begeben! Die Jour-
nale ſagen ihm zum Abſchiede, zum Dank fuͤr ſeine Verdienſte um


Aehnliche Abſurditaͤten koͤnnen aber nur
levantiniſche Journale einem leichtglaͤubigen BPublikum wie das levan-
tiniſche aufbuͤrden.

Antwerpen, 26. Auguſt. Se. Durchl. der Fuͤrſt von Fuͤrſtenberg
und ihre koͤn Hoh. die Fuͤrſtin von Fuͤrſtenberg! geborne Prinzeſſin von
Baden, die Prinzeſſinnen Eliſabeth, Emilie und Pauline von Fuͤrften-
berg und der Baron Pfaffenhoffen, Kammerherr Sr. koͤn! Hoͤhn des


terdam auf dem Dampfboote hier eingetroffen und im Hotel St. Antonie
abgeſtiegen. \ , |

Carlsruhe. Die Fuͤrftlich Fuͤrſtenbergiſche Praͤſentalion des Schul-
kandidaten Anton Knobei von DHeinftetten, . bisherigen Hilfslehrer da-
felbft, auf den erledigten kath. Schul⸗ und Neßnerdienſt zu Hartheim,
Amts Sietten am,f, M., hat die Staatogenehmigung erhalten.


 
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