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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Juni (No. 127 - 151)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0537

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No. 134,












Tagsbericht.

Geidelberg, 6. Juni. Der Neckar hat heute Mittag wieder
ſeine Opfer gefordert. Ein hieſiger Kupferſchmied, ein braver junger
Manıu, hatte fuͤr einen Andern ein kleines Schiffchen aus Eiſenblech
und Kupfer gefertigt und probirte es auf dem Neckar am letzten Sonn-
tag. Heute wollte er es zum zweitenmale thun und nahm einen Freund,
zwei Schweſtern und ein anderes Maͤdchen mit ſich. Als ſie nun ge-
gen die Bruͤcke hingerudert waren und das Schiff ſich etwas wendete,
faßte der Wind das Segel von der Seite und ſchlug das Schiff um.
s erſchienen nun zwar gleich mehrere Boote, aber nur zwei der Maͤd—
— en konnten ſie retten, und der Freund des Kupferſchmieds ſchwamm
ſelbſt ans Land; der Verfertiger des Bootes aber und ſeine Schweſter
— eine Braut, deren Hoͤchzeit ſchon am naͤchſten Donnerſtage gefeiert
werden ſollte — ertranken und konnten erſt nach faſt zwei Stunden,
wenig entfernt vom Orte, wo ſie unterſanken, wiedergefunden werden.
Auf den Huͤlferuf der Schweſter ſchwamm ihr nemlich der Bruder nach
und faßte ſie mit den Armen, und ſo ertranken ſie beide, ſich feſt um-
ſchlungen haltend. Alle Verſuche ſie wieder ins Leben zuruͤckzurufen,
als fie ins Spital gebracht wurden, waren vergebens. Bei dieſer Ge-
legenheit muͤſſen wir wiederholt darauf aufmerkſam machen, daß doch
die Polizei/ welche ja ſonſt Alles uͤberwacht, auf die Verfertigung klei-
ner Luſtfchiffe ſorgfaͤltig Acht gebe, und keine ſolche Schiffe auf Fluͤſ—
ſen, wie der Neckar, zulaſſe, von denen, wie beim erwaͤhnten, man
ſchon * Voraus ſagen kann, daß ſie lebensgefaͤhrlich ſeien. Auch
foͤllte die Anwendung eines Segels auf ſo ſchmalen, kleinen Schiffchen
verboͤten ſein, da ſie, wenn man ſie nicht ſehr gut zu handhaben ver-
fteht, immer ſehr gefaͤhrlich werden. ;

Frankfurt, 8. Juni. Zuſolge eines Correſpondenzberichtes des
heutigen Journal de Franefort ſoll bereits ein Entwurf über die Form
der deutſchen Buͤndesflagge vorliegen; ſte ſoll gelb, ſchwarz und roth
werden, mit dem eiſernen Kreuz in der Mitte, daruͤber der Reichsad-
ler fhwebend, in der einen Kralle das Schwert, in der andern ein
Bündel Pfeile haltend.

— Sn der heuͤte ſtattgefundenen Iſten Ziehung Iſter Claſſe der 104ten
hiefigen Stadtlotterie haben folgende Nummern Hauptpreiſe gewonnen:
Nr. 7404. 10,000 fl., Nr. 17552. 400 fl. ;

‚ Göln, 6. Juni. Der mehrfach in oͤffentlichen Blaͤttern und zu-
„{e6t von hier aus in der Magdeburger Zeitung gegebenen Nachricht,


hier eintreffen werde, kann nach den neueſten aus Muͤnchen eingetrof-
fenen Briefen widerſprochen werden, indem laut denſelben der Koͤnig
die Hieherreiſe für dieſes Jahr aufgegeben und auf naͤchſtes Fruͤhjahr
oder Sommer hinausgeſchoben hat. /

‚ Paris, 6. Juni. Die ſpaniſchen Fonds halten ſich begehrt; man
erklaͤrt ſich dies aus der durch die Madrider Zeitung vom 30. Mai
angekuͤndigte Entſchließung Espartero's, 50,000 Pfd. St. nach London

zu ſchicken, zur Beſtreitung der Zinszahlung von der neuen 3pEt. Schuld.


diesmal nur auf wohlthaͤtige Zwecke verwendet werden.

— Aus Algier wird geſchrieben, bei Wegnahme der Smala Abdel-
Kader's habe man ſich auch vieler Briefſchaften bemaͤchtigt, durch de-
ren Inhalt namhafte Perſonen zu Marſeille und Toulon compromittirt
wuͤrden. Der Muvhti zu Algier, der wohl auch mit dem Emir in ge-
2* Verbindung ſtand, iſt verhaftet und nach Marſeille abgefuͤhrt
worden. ;

— Die Berichte aus Madrid gehen bis zum 30. Mai. Es war
dort das Geruͤcht verbreitet von naher Aufloͤſung des Cabinets Becer-


- Provinzen. Der Heraldoe gibt Nachricht von einem am 26. Mai zu




eine inſurrectionelle Junta gebildet. Im Palaſt von Buenavifta merkt
man von dem Allem nichts; der Regent haͤlt glaͤnzende Soirees, wie
im tiefſten Frieden. Inzwiſchen iſt zu Reuß in Catalonien am 30.
Mai unter Leitung der Debutirten Prim und Mikans eine Iunta '
zuſammengetreten; die eine wortreiche Proklamation erlaſſen hat. Ob
es zu wirklichem Widerſtand kommen oder das inſurrectionelle Flaͤcker-
fener, wenn die Regierung zu Madrid ernſtliche Maßregeln ergreift,
ſchnell wieder ausgehen wird, muß die naͤchſte Zukunft lehren. — Barz
celona haͤlt ſich ruhig und zu Tarragona hat man die Thoͤre geſchlof-
ſen, indem die Garniſon an der Bewegung der Provinz nicht Theil
nehmen will.

London, 3. Juni. Zu Dungannon, in der irlaͤndiſchen Graf-
ſchaft Tyrone, iſt es am 30. Mai zwiſchen den Repealern und Orga-
niſten zu Thaͤtlichkeiten gekommen! Ein Haufe der letzteren, welcher
abweichend zu 3000 und 10,000 Koͤpfen angegeben wird, zog mit
Pfeifen, Trommeln und einer großen Purpurfahne, worauf die Worte:
„Keine Aufhebung“ zu leſen waren, nach Dungannon, und ſtellte ſich
auf dem Marktplatze auf, um die dort beabſichtigte moͤnatliche Repeal-
verſammlung zu hintertreiben oder auseinander zu treiben. Sie erfuͤh—
ren aber bald, daß ein Haufe ihrer organiſtiſchen Bruͤder in dem na-
hen Dorfe Carland mit den Repealern oder Katholiken handgemein
geworden ſei, und eilten daher ihren Bruͤdern zu Huͤlfe. Die Rebea-
ler wurden angegriffen, zerſtreut und etwa 30 Haͤuſer der kathoͤliſchen
Bewohner des Dorfes gaͤnzlich zerſtoͤrt. Die vereinigten Organiſten-
ſchaaren kehrten daher nach Dungannon zuruͤck und zog mit den erbeu-
teten Flinten und andern Waffen durch die Stadt Von beiden Seiten
wurden bei dem vorgefallenen Handgemenge mehrere Perſonen ernſtlich
verwundet. 5 * }

Mailand, 1. Juni. Vorgeſtern fand hier von der Porta Toſa
durch den Erzherzog Vicekoͤnig die feierliche Grundſteinlegung zu der
lombardiſch⸗venetianiſchen Eiſenbahn ſtatt. Eine ungeheure Volksmenge
wohnte der Feſtlichkeit bei. ;

Carlsruhe. Die Bewerber um nachbenannten erledigten Schul-
dienſt haben ſich bei ihrer vorgeſetzten Bezirksſchulviſitatur innerhalb 6
Wochen zu melden: *

Bei der iſraelitiſchen Gemeinde Hochhauſen iſt die Lehrſtelle für
den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt ven - 130
ff nebſt freier Wohnung, ſowie der Vorſaͤngerdienſt ſammt den davon
abhaͤngigen Gefaͤllen verbunden iſt, erledigt, und durch Uebereinkunft
mit der Gemeinde unter hoͤherer Genehmigung zu beſetzen! Die reci-
pirten iſr. Schulkaͤndidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage
ihrer Receptionsurkunde und der Zeugniſſe uͤber ihren ſittlichen und re-
ligioͤſen Lebenswandel, ſich binnen 6 Wochen bei der Bezirkoſynagoge
Mosbach zu melden. Auch wird bemerkt, daß im Falle ſich weder
Schul- noch Rabbinatskandidaten melden, audere inlaͤndiſche Subjecte
naͤch erſtandener Pruͤfung bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zu-


Der erledigte kathol. Schuldienſt zu Oberbraͤnd, Bezirksamts Huͤ—
fingen, iſt dem Schulkandidaten Franz Wagner von Buſenbach, bishe-
rigem Schulverwalter zu Unterbraͤnd, uͤbertragen worden.

Die durch den Tod des bisherigen Schullehrer Johann Georg Frey
erledigte evangel. Schulſtelle zu Graben, Landviſitatur-Bezirks Karlss
rube, ift dem Schullehrer Goͤttlieb Idler, bisher zu Eggenſtein, uͤber-




Die von Seiten der Fuͤrſtlich Leiningiſchen Standesherrfchaft er
folgie Praͤſentation des bidherigen Schulverwalters Johannes Cherf, zu
Neckarelz auf den dortigen evangelifchen Schuldienſt, hat die Staate-
genehmigung erhalten.


 
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