Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Morgenblatt — 1843

DOI Kapitel:
August (No. 178 - 203)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0773

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext




rnen















G Tagobericht.
Manuheim. Das Comite des Verfaffungoͤfeſtes macht folgendes belannt:
Das Comite für das am 22. Auguſt eintretende Verfaſſungsfeſt macht den
Bewohnern der Stadt Nannheim nochtraͤglich bekannt, daß nach dem Wunſche vie-
er Bürger {hon am Vorabende des deſtes Ahends 7 or Lanonenſalven und Glo-
engeläute die Feier des folgenden Tages ankündigen werden.
4 denſelben Abend von acht bis zehn Uhr türkiſche Nuſik auf dem
Parade⸗Platze.
— . ,Den Gaden, von Fleiſch und Brod für die Armen wird auch Wein binzugefügt.
. Obihon das Comite nicht zweifeln darf, das jeder Bewohner der Stadt, wel-
dem die Verfaſſung und die durch vieſelbe erhaltene Wohlthaten und Kechte theuer
‚ find, dem Feße und dem Zuge beiwobnen wird, ſo glaubt es doch ſämmtliche Be-
wohner nochmals freundlich hiezu einladen zu müſſen.


hode Wichtigkeit und Bedeutung deffelben volllommen erfaßt habe, und daß feine
Bewohner eden deßwegen ales, was in ihren Kräften ſteht, zur Verherrlichung dies
fes wabren Volksfeſtes beitragen werden
Das Comitè darf daher vertrauungsvoll annehmen, daß die Eigenthümer und
Bewohner der Häuſer auf der Breitens und auf der Plankeuſtraße ſo wie jene des
Parade» und Marktplatzes dieſelbe mit dahnen und mit Laub und Blumen Guirlan-
deu ſchmücken, daß während des Zuges die Kaufmannsläd en geſchloſen bleiben,
die Schiffe mit Flaggen geztert werden und überhaupt Alles geſchehe, was die Feier
des Tages erhöht und der Stadt ein feſtliches Anſehen giht.
Das Comite wendet ſich Ddeßhalb auch an die Frauen der Stadt.
welche empfänglich für alles Schöne, gewiß nicht abgeneigt ſein werden, das Ibrige


‚ gen ſich zu widmen.⸗
Baden⸗Baden, 15. Auguſt. Seit 14 Tagen iſt unſer Kurort

mit Fremden uͤberfuͤllt; beſonders viele reiche und vornehme Ruffen ſind
‚ hier anweſend. Die Spielbank ſoll in den letzten Tagen enorme Ver-
. Inße gebabt haben. Baden wird noch bei dem jebigen herrlichen
Wettet eine fehr gute Nachſaiſon machen. Man vermuthet, daß der
Großfuͤrſt Michael ſeine Gemahlin, welche bis Ende September hier
zu verweilen gedenkt, hier noch beſuchen werde. *
Aus der badifchen Pfalz, 12. Auguſt. Die Aernte faͤllt uͤberall
_ gut aus, und weun auch die Uebertreibungen, als wuͤchſe in dieſem

8* ein halb Mal mehr Korn als ſonſt, von jedem kundigen Land-
wirthe belacht werden, ſo kann man doch verſichern, daß Deutſchland
ſchwerlich eine beſſere Aernte gehabt haben mag als die 1843er, ſo wie
tein Getraide das von 1842 an Guͤte jemal uͤbertraf. Die Früchte ge-
hen ſehr ſtark herunter. In Worms und Mainz ſoll das Malter Korn
nicht viel . über 5 Gulden gelten. Der Weinfiock trieb hei uns ſehr
große Trauben, die aber, da der Juli ſchlecht war, ſchwerlich mehr als
einen guten Tiſchwein geben werden, das Wetter mag ſo gut werden,
als moͤglich. Man rechnet hoͤchſtens auf einen baiben Herbſt der
Quantitaͤt nach, die Weine ſteigen daher.
trotz der ſchlechten Witterung, der Tabak aber ſcheint in jeder Hinſicht
zuruͤckzubleiben.

Frantfurt, 16. Auguſt. In der heute ſtattgefundenen Ziehung

4, Klaſſe der 104. hieſigen Staͤdtlotterie haben folgende Nummern
Hauptpreiſe gewonnen: Nr. 5849 20,000 fl Nr. 3743 5000 fl. Ar.
3615 2000 {l. Nr. 8881 1000 fl Nr. 22206 und 18866 jede 400 fl.
: Minden, 11. Auguſt. Der rheiniſche Provinziallandtag hat be-
auf die mit pielen theils juͤdiſchen, theils chriſtlichen huter-
Efchrift⸗ i verfehenen Petitionen einzelner Staͤdte beſchloſſen, eine vollkom-
neneipation der Juden bei des Koͤnigs Maj. zu beantragen.
ger der hieſigen Stadt beabſichtigen eine Petition im entgegen-
gefeßten Sinne, woruͤber die Judenſchaft eine Beſchwerde bei der koͤn.
Megierung eiureichte. Die koͤnigliche Regierung hat hierauf
lede Betition gegen die Emancipation der Juden ſtreng
anterſagt. 2
+ Beipzig, 9. Auguſt. Einige norddeutſche Zeitungen haben von
Aufhören der Spielhoͤle in Koͤthen erzaͤhlt; allein dieſe Nachricht iſt
falfch. Der Pacht mit den bisherigen Unternehmern iſt vielmehr Fürze
lich erneuert worden. $ ) ) }






Dresden, 10. Auguſt. Auch bei uns iſt ein reger Eifer für .nene
Begruͤndung und allgemeine Verbreitung des Turnweſfens erwadht,
ſa wir koͤnnen mit Vergnuͤgen behaupten, daß daſſelbe, wenigſtens
theilweiſe, bereits zu einek Nationalſache geworden, daß das Bewuͤßt-
ſein der Vortrefflichkeit, ja Unentbehrlichkeit des Turnens im Voͤlke
ſelbſt lebhaft erwacht iſt, und daß man daher nicht zweifeln kann daß
die Zeit bald kommen werde, wo das Turnen auch von Seiten der
Regierung und der geſetzgebenden Gewalten als integrirender Theil des
Voiks⸗Unterrichte und der Volks⸗Erziehung angeſehen werden wird

Hannover, 11. Auguſt. Der ehemalige Stadtdirecter Rumann


lang aufgehalten, nach London gegangen ſeyn, und zwar, wie behanp-
tet wird, um eine Audienz beim Koͤnige zachzuſuchen und die Erlaub-
niß zu erhalten, bei einer neuen Stadtdirector⸗Wahl als Mitbewerber
auftreten zu duͤrfen. A
London, 12 Auguſt. Heute war von 3 bis 5 Uhr großes Ca-
vinetsconſeil in Downing Street; elf Miniſter waren dabei zuͤgegen;
Wellington war erpreß von Windſor dazu gekommen.
waris, 14 Auguſt. Die Regierung hat keine telegraphiſche De-
peſche publicirt. Auf außerordentlichem Wege ſind Nachrichten aus
Madrid vom 9. Auguſt eingelaufen. Man erhaͤlt damit Details uͤber


Ceremoniel fiatt hatte, und wobei die Miniſter im Namen der Nation
den Wunſch ausſprachen, daß Iſabella II. fuͤr volljã hrig exrklaͤrt werde.
Außer den Miniſtern, dem diplomatiſchen Corps, den Granden von
Spanten, dem Adel, den Staͤbsoffizieren, den ſtaͤdtifchen Behoͤrden von
Madrid, war auch — zunaͤchſt bei der Koͤnigin und ihrer erlauchten
Schweſter — der Infant Franz de Paula mit ſeiner Familie waͤhrend
des feierlichen Acis zugegen. Der Conſeilpraͤſtdent Lopez hielt eine
Rede an die Koͤnigin. Sie enthaͤlt eine vollſtaͤndige Moͤtivirung der
ergriffenen Maßregel, hat die Form eines Manifeſtes und iſt von allen
Miniſtern unterzeichnet. Tadelnd wird darin hervorgehoben/ wie Es-
partero zu ſeiner Widerſetzlichkeit gegen den Willen der Nation noch
die Unart gefuͤgt habe, vom Boden Spaniens zu entweichen ohne eine
Abdankungourkunde zuruͤckzulaſſen. Die Miniſter niachten ſich verbind-
lich, den Beſchluß, die Majorennitaͤt der Koͤnigin betreffend, zur Ra-
tiſication an die Cortes zu bringen. Nachdem Lopez die Anrede been-
digt hatte, geruhte die Koͤnigin zu autworten: „Ich habe mit dem
groͤßten Vergnuͤgen die loyalen Geſinnungen vernommen, welcht mir
die proviſorifche Regierung der Nation ſo eben ausgedruͤckt hat.
Von dem Tage an, an welchen ich vor den Cortes den Eid auf die
Conſtitution des Staates werde abgelegt haben, wird mein ganzes
Trachten dahin gehen, das Gluͤck der Spanier zu ſichern.“ Nach der
Cermonie defilirken die Truppen vor dem Pallaſt. —

— Nach Briefen aus Barcelona vom 7. Auguſt ſcheint es, daß die
drei Tage ſpaͤter erfolgte Unterwerfung der Junta nicht wie es geheiben
hatte, durch Maßregeln der Regierung zu Madrid, ſondern durch die
Stimmung der Einwohnerſchaft veranlaßt worden ift; die Junta mußte
ſich fügen, ſonſt haͤtte das Volk ſie geſtuͤrzt. ' ' ;

— Die Herzogin von Bittovia ift am 7. Auguft von Ma-
drid nach Fraͤnkreich abgereiftz eine Escorte begleitete ſie bis an Die
Grenze \ {

* Nach fernern Berichten aus Madrid war es dem Finanzmini-
ſter Ayllon gelungen/ ſich von verſchiedenen Capitaliſten einen Bors
ſchuß von 24 Millionen Realen gegen Anweiſungen auf Havanna zu
verſchaffen. * ——

— Der „Herald vom 6. Auguſt ſchreibt aus San Lucar de DBare .
rameda vom 31. Juli: Espartero Ik noch Ahf der Rede von Cadir an
Bord des engliſchen Kriegoſchiffes „Malaba? f von wo er, heißt es, ein
Manifeſt, eine Verwahrung oder etwas Derartiges ausgehen laſſen will,


 
Annotationen