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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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April (No. 77 - 101)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0389

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Tagsbericht.
+} Heidelberg, 24. Agril. Im Heidelberger Journal No. 106
und in No. 92 und 93 dieſes Blattes finden fich zwei Aufſaͤtze vom
Herrn Direktor der hoͤhern Buͤrgerſchule in Heidelberg, in denen der


kel als haͤmiſch und in entſtellender Weiſe abgefaßt, bezeichnet. Eine
futze Darftellung der Sachlage wird unſere Lefer in den. Stand ſetzen,
über jene Anſchuͤldigungkn ein unparthetiſches Urtheil zu faͤllen.


Zuſchuß von der Regierung nichk ferner beſtehen, und bedarf jaͤhrlich
mindeſtens einer Summe von 1000 fl., die auch bewilligt worden find,
jedoch unrer dex Bedingung, daß die Stadt fuͤr das Schulgeld bis zu
einer gewiſſen Summe Buͤroͤſchaft leiſte Wie wir aus ſicherer Quelle
wiffen, hat aber die Bewilligung dieſer Forderung bei der ſtaͤdtiſchen
Aminiſtration ihre Gegner gefunden, wodurch ſich die Feſtſtellung des
Hausbaltes der hoͤheren Bürgerfchule als problematiſch darſtellt. Da
dieſe aber fuͤr Heidelberg ganz unentbehrlich iſt, und in vieler Hinſicht
alles Lob verdient, ſo aßt ſich wohl vermuthen, daß die Mitglieder


der Regierung eingehen werden.

Ueber die fuͤnfte und ſechſte Klaffe
dieſer Anſtalt haben ſich

Hun einmal verſchiedene Meinungen gebildet,


{prehen ift. Eine weitere Eroͤrterung der Sache wuͤrde hier zu viel


Angriffe auf das Lyzeum, die Volksſchulen und noch andere Perſonen
Geinen auch zum Theil ungegruͤndet zu ſein, denn Heidelberg hat eine
ſo zahlreiche Jugend, daß alle feine Lehranſtalten recht gut neden einaͤn—
der beftehen koͤnnen. Nach des Herru Verfaffers Angabe haͤtte dieſe
hoͤhere Buͤrgerſchule ja beindhe mehr Feinde als Freunde! Eine Abnahnie
der Schuͤleranzatzl wird zugeſtanden, die angegebenen Gruͤnde ſind aber
auch nicht ganz haltbar, und die verminderte Frequenz duͤrfte von dem
vohen Toͤne der Schuͤler herruͤhren, der ſich bekanntlich durch die ganze
Schule verbreitet hat. Wir enthalten uns, Thatſachen anzufuͤhren und

wuͤnſchen, daß unfere f
Madte Bemerkung die Direktion zu kraͤftiger Einſchreitung veranlaffen
moͤchte.

Freiburg, 24. April Seftern Abend nach 9 Uhr ſind Se. koͤn.
Hoheit der Großherzog in Begleitung Sr. Hoheit des Markgrafen
Maximilian dahier angekommen und im großherzogl. Palais abgeftie:
gen. Hoͤchſtdiefelben werden dem Vernehmen nach ihre Reiſe nach
Carlsruͤhe heute noch fortſetzen.

Frankfurt, 24 April In der heute fortgeſetzten Ziehung 6.
Llaſſe der 103, hiefigen Lotterie Jewann das Lovg Nr. 12,451 fl. 10,000,
Nr. 16,968 fl. 2000, und jedes der folgenden 6. Looſe 1000 fl.: Nr.
445, 8,250, 12,317, 12,990, 13,314 ımd 23,923.

Föln, 23. April. Durch einen Befhluß unſeres Stadtrathes iſt
die Abgabe, welche auf dem Theater zum Vortheile der ſtaͤdtiſchen Ar-
menverwaltung laſtete, welche bisher aͤlle Buͤhnenunternehmungen ſchei-
tern madhte, und die Kunſt herabwuͤrdigte abgeſchafft woren.

Marburg, 22. April. Voͤr Kurzem wurde hier eine Dirne aus
Niederheſſen eingezogen und in das Schloßgefaͤngniß gebracht. Sie
hatte naͤmlich ihr ſchoͤnes einjaͤhriges Kind vorſaͤtzlich vergiftet. Schon
fruͤher ſoll dieſe herzloſe Dirné, die ſich im Aeußern recht anſtaͤndig
3u befragen wußte, zwei uneheliche Kinder geboren haben. Da jedoch
keins der fruͤhern Kinder mehr ain Leben ift, ſo entſteht der Verdacht,
daßſie auch dieſe arme Geſchoͤpfe aus dem Wege geſchafft habe. Die
ſebt mit ihr begonnene Kriminal⸗Unterſuchung wird das Weitere ergeben.
Die taͤglich zunehmende Genußgier, Frechheit und Liederlichkeit unter
einem großen Theil des weiblichen Geſchlechts der untern Volksklaſſe
laͤßt un8 einer truͤben Zukunft eutgegen fehen.

Vamburg, 19. April. Der Senat hat auf den 7, Mai in ſaͤmmt-





lichen Kirchen der Stadt, der Vorſtaͤdte und des Landgebiets eine Er-
innerungsfeier an den Brand des vorigen Jahres angeoͤrduͤet Der 7ie
Mai iſt der Tag der Ungluͤckswoche an welchem die St. Petrikirche
ein Raub der Flammen waͤrd.

Paris, 22. April. Die Capitaliſten, welche den Vertrag uͤber die
Nordeiſenbahn mit dem Miniſter Teſte abgeſchloſſen haben! erflären
laut, daß ſte zuruͤcktreten wuͤrden, falls die Kammer den Coutract we-
ſentlich modificiren ſollte. Baron Jaͤlnes don Rothſchild hat taͤglich
Eonferenzen mit Hrn. Teſte

Aach einer Zeitung von Orleans hat ein dortiger Notar ſo eben
mit einem Defizit von 500,000 Fr. ſich aus dem Staͤube gemacht! Man
Lermuthet, er habe den Weg nach England eingeſchlagen. Viele der
durch dieſe ſchlechte Handlung Leidenden ſind gewerbfleißige Handwerker
und Landwirthe, welche ihre Erſparniffe in feine Haͤnde — mit nuͤn ſo
uͤbel vergoltenem Vertranen — niedergelegt hatten.

— Nach Briefen aus der Champagne find in Folge des den Reben
durch den letzten Froſt zugefuͤgten Schadens die Weinpreiſe dort betraͤch-
lich Zeſtiegen. —

London, 20. April. Dieſer Tage iſt das erſte Handelsſchiff di-
ekt von Hongkong zu Liverpool eingetroffen. Es hat Ddie Hin⸗ und
Herreife, den Aufenthalt in China ‚und auf St. Helena eingerechnet,
in 286 Tagen gemacht.

— Bei Doder wurde geſtern ein Theil der Klippen, welche in der
mittelſt 10,000 Pfund Bulver,
welche man in 10 Zellen vertheiit hatte, in die Luft geſprengt. Der
Erfolg war eben ſo befriedigend, wie fruͤher.

Rom, 14. April. Die zwiſchen Rom und Rußland beſtehenden
Differenzen werden je laͤnger deſto verwidelter. Die juͤngſt hier einge-
gangenen Erklaͤrungen des St. Petersburger Cabinets ſollen ganz wo
anders hinquslaufen als auf eine vom Paͤpſt erwaͤrtete jenſeitige Ver-
ſoͤhnungsinitigtive. Wohlunterrichtete wollen in Ddem Verbleiben der
ruſſiſchen Geſandtſchaft uͤnter den dermaligen Umſtaͤnden nur eine di-
plomatiſche Demonſtration erkennen, durch die man die in Rußland Be-
theiligten zu der epentuellen Schlußfolgerung auf ein zwiſchen dem paͤpſt-
lichen und kaiſerlichen Hofe fortbeſtehendes gutes Vernehmen indireet
veranlaſſen will. Gewiß ſcheint, daß der Bapft ſehr bald ein Conſiſto-
rium verſammeln wird, um in demfelben ſeine Klagen uͤber die adini-
niſtrativen Einmiſchungen der rufſtſchen Regierung in kirchliche Dinge
aufs neue mit Proteſt zu veroͤffentlichen.

Von der türkiſchen Srenze, 12. April. Ich kann Sie ver:
fihern, daß Oeſterreich der Pforte die Erklaͤrung zugehen ließ, es habe
die Guͤltigkeit der ruffiſchen Forderungen in Betreff Serbiens vollkoͤm⸗
men anerfannt, und koͤnne die Pforté nur ermahnen, ſich keiner Ge-
fahr bloßzuſtellen, indem ſie in dieſem Falle auf keinerlei Beiſtand von
Seite Europals rechnen duͤrfe. Ueberhauͤpt iſt die Sprache Oeſterreichs,
der erbaͤrmlichen tuͤrkiſchen Regierung gegenuͤber, in neuefter Zeit eruft
und ich moͤchte ſagen, faſt drohend geworden, und das alte freundliche
Verhaͤltniß duͤrfte wohl kaum wohlfeiler, als durch die Entfernung des
verabſcheuten Sarim Efendis zuruͤckerkauft werden!

Locarno, 19. April. Ein Abgeſandter der Regierung, welcher
geſtern Abend von Arona zuruͤckgekommen iſt, hat die Nachricht gebracht.
daß die Entdeckungen, welche die ſardiniſche Behoͤrde gemacht hat, noch
von einer hedutend groͤßern Wichtigkeit ſind, alg man glaubte. Ver-
haftet ſind 36 oder 373 faſt alle mit Feuer⸗ oder Schneidewaffen. Die-
fen gab man den Anſchein, als waͤren es Leute, die zu einer großen
Waarenkontrebande haͤtten verwendet werden ſollen. Der Werth der
Waffen mag im Gauzen auf 19—20,000 frz. Frk. ſich belaufen. Auch
auf dem lombardiſchen Gebiet hat man Angeworbene, und wie es heißt,
Munition aufgehoben, Es iſt kein Zweifel, daß das Haugt der gan-
zen reackionaͤren Bewegung Advokat Poglia mit ſeinem Bruder und
ſeinen Verwandten iſt.


 
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