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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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August (No. 178 - 203)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0737

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8 Tagsbericht.

Bom Main, à. Auguſt. Das Kabinet von St! James iſt euͤt—
fchfoffen, wie die neueſten privatbrieflichen Mittheilungen aus Paris ver-
ſichern, die Vermaͤhlung der Koͤnigin Iſabella von Spanien fuͤr eine
europätfche Frage zu erklaͤren. Lord Cowley ſoll Hrn. Guizot bereits
diesfaͤllige Eroͤffnungen gemacht haben.

Baſellandſchaft. Der ſogenaunte Proͤphet Atbrecht aus Al:
tenburg hat ſein Steckenpferd wieder beſtiegen. Er hat von Lieſtal aus
ein „Manifeſt“ ausgehen laſſen, worin er die Schweizer zu einer Ver-
ſammlung einladet, die er am 22. Sept. in den Eoͤenen der Kreuz:
ſtraße zwiſchen Zofingen und Aarburg gegen die Prieftet abzuhalten
gedenft. Gleichzeitig ruft er dieſe leßtern auf, daſelbſt ihren Glauben
zu feiern er werde den ſeinigen feiern, „und — fuͤgt er hinzu —
welcher Gott antwoͤrtet oder ſich offenbart, der ſoll Gott ſein.“ Hier
haͤtten die Jeſuiten Gelegenheit! ihre Wunder anzuͤbringen.

Luzern. Wie es in dieſem Kanton mit der freien Meinungs-
außerung ſteht, geht aus Foͤlgendem hervor: Der Straßenknecht Fleiſchli-
welcher ſich geaͤnßert hatte, „die jetzige Regierung werde nicht lange
dauern!! wurde deßwegen dem Gerichte eingeleitet, und, obſchon {n


verurtheilt Man ſollte glauben, dies waͤre genug.. Nın wird aber
uͤberdieß Hr. Huͤsler, welcher ſich erlaubt haben ſoll, zu fagen: „Diefer
unſchuldige Mann fei in 100 Fr. Koſten gerathen”, wegen Beleidi.
gung der bezuͤglichen Gerichtsſtelle auch noch zur Strafe eingeleitet.

Berlin, 30. Juli Gegen einige Sortimentsbuchhandluͤngen, die
ſich Vertriebes verbotener Schriften, deſonders Schweizer Verlags, ſchul-
dig gemacht haben follen, iſt ſeit einigen Tagen eine polizeiliche Unters
ſuchung eroͤffnet.

— Immer mehr verbinden ſich hier die eigentlichen Kaffeehaͤuſer
und Journalleſekabinette mit den Conditoreien; heute iſt hier unter den
Linden eine großartige Anſtalt dieſer Art eroͤffnet worden, in welcher


ſcchriften aufliegen.
giebt es bereits ſeit laͤngerer Zeit hier. _

Hamburg , 30. Juſi. Mit unferer Eiſenbahn nach Berlin wird
es jeßt Eruſt. Von Bergedorf ab ſollen naͤchſtens 6 Stationen in An-
griff genommen werden und ſind zu dieſem Behuͤfe bereits gegen 1000
Arbeiter engagirt. Von Berlin ab ſollen gleichzeitig 9 Stativnen in
Angriff genommen werden.

Colmar, 4. Auguſt. Die von einem Algierer Journal (dem Akbar)
— gebrachte Nachricht, daß die auf der Eiſendahn in einer Kiſte vorge-
fundene ermordete Frau, die Frau eines in Afrika ſich befindenden
Kapitaͤns! Madame de Ia Vacherie, ſei, iſt erdichtet. Man weiß noch
nichts Gewiſſes daruͤber und vermuthet jetzt, daß das ungluͤckliche Opfer


Belfort wohnte, und, wie es heißt, naͤchſtens hier aukommen foll.
Varis, 4. Auguft. Telegraphifche Depeſchen. Bayonne,
Auguſt. Das Bombardement von Sevilla waͤhrte am 25. Morgens
noch fort. Ter Schaden war ſehr groß. Die Stadt zeigte fortwaͤhlend
große Entſchloſſenheit. ; .
— 2). Berpignan, 1. Auguft, Die Wohlfahrtsjunta von Valencia hat
das Miniſterium Lopez als proviſoriſche Regierung anerkannt. Nichts
Neues in Barcelona am 30.
— Die Koͤnigin Marie Chriſtine haͤlt jeBt foͤrmlich Hof in ihrem
Botelin der Straße Coureelles; ſie hat vor zwei Tagen elnen Courrier
aus Madrid erhalten, der ihr auch ein Schreiben von der Koͤnigin
Iabella mitgebracht hat.
. — Die londoner „Times? wollen wiſſen, es habe Don Carlos zu
Lunſten ſeinen aͤlteſten Sohnes abgedankt und zwar auf Anrathen des
Banftes; allein bekannt werde die Abdankungsakte nicht gemacht. Der
Papſt ſelbſt ſoll die Bedingung eingegangen haben, die Sache bis auf


beſſere Veranlaſſung geheim zu halten. Wie es ſcheine, fei aber die
Sache, vermuthlich aus beſondern Gruͤnden, enthuͤlit woͤrden und Dor
Carlos ſoll daruͤber ſehr ungehalten ſein; das Geſchehene fet aber ein:
mal nicht zu aͤndern.

London, 2. Auguſt. Geſtern Morgen kam Pater Mathew hier
an. Eine zahlreiche Menge empſing ihn. Vor ſeinem Wagen zogen
einige Hundert Teatotallers mit Staͤben und Fahnen, ſo wie Multk-
banden einher. Er empfing die Geluͤdde von mehr als 5000 Berfonen,
worunter viele elegant gekleidete Damen. Pater Mathew iſt ein Mann
von milden, ausdrucksvollen Zuͤgen, etwa fuͤnfzig Jahre alt! Sein Be-
nehmen iſt ohne Affectation, ſeine Redeweiſe einfach. Was er ſpricht
und thut, traͤgt den Stempel großer Aufrichtigkeit. Am folgenden Mor:
gen fand ſich, daß die Polizei in der Nacht nur 37 Betrunkene aufs
Seine Freunde
wollen erkennen. In Liberbool hat er 60,000 in Manchftefter S0,000
Perſonen das Geluͤbde abgenommen.

Madrid. 30. Juli. (Auf außerordentlichem Weg) Die Madrider
Zeitung veroͤffentlicht heute ein Maͤnifeſt der Regierung an die Narion.
Beſtimmung dieſes Dokuments iſt es, zu zeigen, wie die Regierung
entſchloſſen ſei, ſo bald, wie moͤglich in einen Rormalſtand zurücd;ukfeh-
ren, und nichts zu verabfäumen, um das Land zu retten! Das Deeret,
welches die alten Cortes (von neuen Waͤhlen iſt keine Rede) auf den
naͤchſten October einberufen foll, wird demnaͤchſt erfcheinen. Herr
Sonzales Bravo iſt im Augenblicke mit deſſen Abfaſfuͤng befchäfttgt.
Man zweifelt nicht daran, daß ſich faͤmmtliche Junten alsbald aufloͤ—
ſen werden. Vielleicht werden bloß drei oder vier Junten Widerftaͤnd
leiſten und ſich in Permanenz erklaͤren; dieſe partielle Demonitration
wird indeß nichts zu bedeuten haben. — Hr. Aſton und die uͤbrigen


von Seiten ihrer reſpectiven Regierungen abwarten zu wollen, bevor ſte
in officiellen Verkehr mit der proviſoriſchen Regieruͤng träten. — Das


Juli datirt. — Gachſchrift) Es iſt das Geruͤcht im Umlauf, am 26.
ſei die Belagerung Sevillas aufgehoben worden.

— Der Caſtellano ſtellt Betrachtungen an uͤber das Bombar-
dement von Sevillan Wie hat ſich nicht in dem Zeitraum weniger
Tage die Sprache der Preſſe geaͤndert! Espartero, kaum noͤch das an-
erkannte Oberhaupt der Staatregierung, wird nun mit den bitterſten
Schmaͤhungen verfolgt. Man höre: „Iene Ungeheuer, von der Hoͤlle
ausgeſpien zum Ungluͤck und zur Schande Spaniens, jene mitleidlofen,
goͤttloſen, geſetzloſen Unmenſchen, die in ihrer raſenden Wuͤth auf Zerz
ftörung ausgehen, zuͤnden Sevilla an, wie ſie Barcelona in Brand ge-


Nation dem Feuertod hingeben wuͤrden, falls ihre Macht ſo weit reichte.
Sevilla, das volkreiche, bluͤhende, weltberuͤhmte Sevilla, muß das


erſterbenden Hoͤllenmacht zu werden, die alle Spanier unter ſchmaͤchboͤlte
Tyrannei zu beugen gedachte. Doch was mar Beſſeres von denen zu
erwarten, deren Hyaͤnenherzen dem edlen Leon und ſeinen Ungluͤcksge-
noſſen nicht verziehen haben, als daß ſie in feiger Verwoͤrfenheit Raͤche
uͤben wuͤrden an der Hauptſtadt Andaluſtens, die mit entſchloffeneim


— Der Kriegsminiſter hat im Namen der Koͤnigin und der National-


ſie zu benachrichtigen, daß ſie fuͤr Verraͤther am Vaterland erklaͤrt wuͤr—


ſetzten.


 
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