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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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November (No. 256 - 282)
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S








“ No. 256,


1843,





— — —



Tagsbericht.

Earlsruhe, 27. Oet. Das großh. Staats⸗ und Regierungoͤblatt von Sen-
tigen No, 25. enthält: Schluß.)
Viii Folgende Mevaillenverleihung: Seine königliche Hoheit der Großherzos
haben gnaͤdigſt geruht: \ x ;
Edem Brigadier erſter Clafle Friedrich Haug von der 3, Diviſion,
2. dem Brigabier erſter Clafie Zoſeph Sartort von der 3. Diviſion und


in Auerkennung {hres Fleißes und Eifers bei Handhabung des öffentlichen Sicher-
Veitodienſtes die filberne Civilverdienfimedaille zu verkeihen, |


haben gnädigſt geruht: 4

‚ den Hofgerichtärath v. Bodmann in Mannheim, und den Hofgerichtsaſſeſſor
RNeiner in Conftanz, dieſen unter Beförderung zum Nath, zum Hofgericht des
. OÖberrbeinkreifes zu verſetzen, dagegen den Anitsaͤſſeſſor Seld in Emmendingen


delberg zum Aſſeſſor bei dem Hofgericht des Unterrheinkreiſes zu ernennen;

den Vorſtand der Waſſer⸗ und Straßenbauinſpection Seidelberg, Oberingenieur
Lorenz, zum Bauführer der Main-Reckar ⸗Eiſenhahn und Vorſtand des Eiſen-
bahnbauamits Heidelberg, und den Bauconducteur Stimm zum zweiten Beamten
bei dieſem Bauamte zu ernennen, und dieſelben für die Dauer dieſer Function von


ten zu befreien;


Carletuhe zu übertragen;


weſer Leo Len z zu Roth, Amts Philippsburg zu verleihen und ;
den Bereiter⸗Scholaren Koſch alg Bereiter anzuſtellen.

“ X, NMachftehende Stellen, die zur Bewerbung bekannt gemacht werden:

- ! _41) Die dritte Beamtenſtelle bei dem Oberamte Heidelberg.

2) Die Stelle eines Afleflors bei dem Oberamte Emm endingen.

3) Die Stelle eines Aſſefſors bei dem Polizeiamte in Carlsruhe.

4) Die Stelle eines Bezirfförfers zu Hardheim.

5) Die Stelle eines kathol. Stadt⸗Pfarrers in Wiesloch.

6) Die Stelle eines kathol. Pfarrers in Unzhurft, Amts Bühl.
Cartoruhe, 28. Oct. Heute hielt das Oberkriegsgericht ſeine
Sigung zur Urtheilgfällung, in der ungluͤckſeligen Goͤler Werefkin ſchen
Duellangelegenheit gegen Hrn. v. Sarachaga. Wie der Spruch ausge-
fallen, ift uoch nicht bekannt geworden und foll Hru. v. Sarachaga
das Urtheil noch nicht verfündet worden ſein. Indeß glaubt man, daß
nach den obwaltenden aus Hrn. v. Sarachagals Brochuͤre hervorgehen-
den Umſtaͤnden die Strafe nicht bedeutend werde ausfallen Fönnen , Da
hieraus klar wird, daß derſelbe das Duell ſo lange verhindert hak, als
er auf eine Beilegung in ehrenvoller Weiſe hoffen konnte, und ſo lange
die Beleidigungen rein perſoͤnliche und nicht ein ganzes Offizierkorps
zugleich mit beruͤhrende waren. * ;

Speier, 26. Oct. Der Herbſt hat an unſerm Gebirge begonnen.
Wir freuen uns, melden zu koͤnnen, daß nach einer uns aus glaub-
wuͤrdiger Quelle zugekommenen Mittheilung der neue Wein doch ungleich
beſſer ſein duͤrfte, als man erwartet hatte. Die Preiſe deſſelben ſind
auch ziemlich bedeuterd. 2

Frankfurt, 29. Oktober. Handelsbrieflichen Mittheilungen aus
Maͤdtid zufolge foll es ſich wirklich (?) beſtaͤtigen, daß fuͤr die Zah-
lung der Ende Dezembers faͤlligen Zinſen der 3proz. Rente bereits
Vorſorge getroffen fei. Auch foll-eine Kapitaliſirung der ruͤckſtaͤndigen
Zinsabſchnitte der 5 proz. Rente und eine bedentenoe Verminderung der
fbaͤniſchen Armee im Werke ſein. Aus dieſen Angaben erklaͤrt ſich das
Steigen, welches in dieſer letzten, namentlich an der londoner Boͤrſe,
die ſpaniſchen Effekten wieder erfahren haben.

Mainz, 29. Oktbr. Vor wenigen Tagen entfernte ſich ein hie-
ſiger Tuchhaͤudler, Namens Hof/ heimlich von hier, mit Zuruͤcklaſſung
einer Schuldenlaft von beilaͤufig . 8S0,000. fl. fuͤr Waaren die er von
ausmwärtigen Fabriken bezogen hatte. Bis die Behoͤrde Kenntniß pon
ſeiner Entweichung erhielt und Schritte zu ſeiner Habhaftwerdung gethan
“ qverden Fonnte, hatte er, mittelſt den ſchnelien Reiſegelegenheiten/ dereits
Bruͤſſel erreicht, und befindet ſich jetzt entweder in England oder auf dem
Wege nach Amerika; er foll eine große Summe Geldes mitgenommen haben.

Vor ungefaͤhr 6 Jahren etablirte ſich dieſer junge Mann, der nicht von
hier gebuͤrtig iſt, ein nicht unbedeutendes Vermoͤgen beſaß, und deshalb
ſich auch recht gut haͤtte ernaͤhren koͤnnen, wenn Lebeluſt und Ver-
ſchwendung nicht die Verdienſte wie bei vielen Geſchaͤftsleuten heut zu
Tage uͤberfchritten und die theuren Laͤden und Magazine nicht einen
Aufwand erforderten, der in keinem Verhaͤltniſſe zu den Verkaufs-
preiſen ſteht. /

Wien, 24. Oct. Ein ſehr mißliches und widerwaͤrtiges Ereigniß


Kreife der hoͤchſten Staͤnde beliebten Arztes, Frhrn. v. T ſtattge-
funden. Der Sohn deſſelben, ein 13jähriger Knahe, kehrte eben von
der Jagd heim und begegnete einem Bauer der mit einem ſchwerbe-


ſchen auszuweichen. Daͤruͤber entſpann ſich ein heftiger Wortwechſel;
der junge T. legt an, feuert ab, und der arme bedauernswerthe Land-
mann, der uͤberdieß noch Familienvater ſein ſoll, ſchwimmt in ſeinem
Blute. Wahthaft empoͤrend iſt der Umftand , daß der jugendliche Ver-


des Wahuſiuns gezeigt zu haben, ſo wenig zu fuͤhlen ſchien Da ev
ſchon am naͤchſten Morgen wieder frank und wohlgemuth dem Waid-
werke nachging.
Paris, 27. Oet. Man kennt bereits die Namen von mehr als
40 Schiffen, welche waͤhreud der furchtbaren Stuͤrme in der vorigen


n. Von einer ziemlichen
Anzahi Kuͤſtenfahrex fehlt jede Nachricht, und man muß daher befuͤrch-
ten, daß ſie mit Maun und Maus untergegangen ſind. *

— Die Ruͤckkehr des Hrn. Thiers in die Hauptftadt gibt Anlas
zu manchen Vermuthungen. Er iſt bereits mehrere Male von Marſchall
Soult empfangen worden, den er, wie verſichert wird, von ſeinem Vor-
haben, aus dem Cabinet zu treten, abzubringen ſucht. Er iſt nun ent-
ſchieden, daß die Seſſion der Kammern am 26. Dezember eroͤffnet wer-
den ſoll. Nach dem „Commerce“ waͤre in einem Cabinetsconſeit unz
ter'm Vorſitz des Koͤnigs die Frage von den Feſtungswerken um Paris
her zur Berathung gefommen. Es ſoll der einſtimmige Beſchluß ge-
faßt worden fein, die Kammern um Bewilligung der noͤthigen Gelder
zur vollſtaͤndigen Bewaffuung der Forts anzugehen.

— (& heißt, das Miniflerium der auswaͤrkigen Angelegenheiten habe
die Beſtaͤtigung der Nachricht von dem Einmarſche eines oͤſtereichiſchen
Truppencorps in die paͤpſtlichen Staaten erhalten; man fuͤgt ſogar hinz
zu, die effective Staͤrke diefẽs Eorps ſei bedeutender, als es unfaͤng-
lich geheißen. — —

London, 25. Set. Der durch die Feuͤersbrunſt zu Kingſton an-
gerichtete Schaden war auf 209,000 Pf. St. ermittelt worden.

Madrid, 22. Sct. Die Agenten der Polizei ſind beſtaͤndig auf
den Beinen, um anfruͤhreriſche Maneranſchlaͤge abzureißen und den Ur-
heberu folcher Verſuche, das Volk aufzureizen, auf die Spur zu kom-
meın Die Poſten ſind ſeit einigen Tagen verdoppelt; es iſt, als be-
fuͤrchte die Regierung irgend eine gefaͤhriiche Manifeſtation; die Espar-
keriſten werden ſorgfaͤltig uͤberwacht. 7

Wenn die Eoͤrtes ſich definitiv conſtituirt haben, der Vraͤſident er-
nannt, die Volljaͤhrigkeit der Koͤnigin Iſabella IL anerkannt, das nene
Mintfterium ‚gebildet iſt, —- wird die Koͤnigin vor den verſammelten
Cortes den Eid auf die Conſtitution ablegen und der erſte Act ihres
Willens ſoll dann, wie man hoͤrt, eine allgemeine Amneſtie ſein, welche
ſaͤmmtlichen Inſurgenten im ganzen Reich zu „gut kommen wird. Der
Zweck dieſer/ von Martinez de In Roſa in Vorſchlag gebrachten, um-
faffenden Maßtegel iſ, der Koͤnigin gleich beim Beginn ihrer Regierung
Popularitaͤt zu ſichern.


 
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