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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Dezember (No. 283 - 307)
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No. 302,












— —







„Badiſche Schulettung

Luch künftighin erſcheinen werden. Es gibt uns dies



\

Bewerbeblatt“


aupt in den


wohl die veſte Empfehlung für unfere drei Blätter; uns hierauf AN-





Mannheim im December 1843,


Die Redaetion.



Motion des Abgeyrdneten Mathy,


der Preſſe.

Borsetragen in der 13. Sitzung der 2. Kammer am 20. Dezember 1843.

Fortſetzung.)


bohe Ziel eines unabhängigen, freien, Einen Vaͤterlaͤndes, eilten Deulſlands Söhne
reudig in den Tod; ſie Lernabmen Blüchers Zuruf an die Sachfen, wir bringen
Euch die Preßfreiteit! ſie kämpften auch fuͤr das freie Wort.
rungen waͤr und Deutſchland ſich neu geſtaltete zu einem Bunde ſouveräner Furſten
und freier Stadte, da ward beſtimmt! daß ſich die Bundesverſammlung bei ihrer
erſten Zuſammenkunft mit Abfafſung gleichförmiger Verfügungen über die Preßfrei-
beit beſchäftigen werde. — Statt dieſer erſchienen aber, vier Jahre nach der gedach-
ter erſten Zuſammenkunft, am 20 Sept. 1819 die unter dem Namen Karlsbader


Form täglicher Blätter oder heftweiſe erſchienen, desgleichen ſolche, die nicht über
20 Bogen im Druck ſtark ſind, in keinem deutſchen Bundesſtaate vhue Vorwiſſen
und odne vorgängige Genebahaltung dex Landesbehörden, zum
Druck befördert werden dürfen Als Zweck dieſes Beſchluſſes wurde die moraliſche
und politiche Unverletzlichkeit der Geſammtbeit aller Glieder des Bundes bezeichnet.
Die Würvde des Bundes, der Frieden und die Rube in Oeut'chland ſollten gegen
die Gefäbrdung durch die Preſſe geſichert werden. Jeder Bundesſtaat wurde fuͤr die
bereichneten Druckichriften, inſofern dadurch die Wurde der Sicherheit anderer Bun-
desſtaaten verletzt, die Verfafſung und Verwaftung derſelben angegriffen wird, nicht
nur den unmittelbar Beleidigten, ſondern auch der Gefammtheit des Bundes ver-
antwortlich erktärt. Zugleich ertheilte ſich die Bundesverſammlung die Befugniß,
Schriften, welche dem ausgeſprochenen Zwecke zuwieperlaufen, aus eigener Autori-
tät, durch einen Ausſpruch don welchem keine Appellation ſtattfindet, zu unterdrü-
‚den. — Diefe, proviſoriſch auf fünf Jahre verhaͤngtẽ Maßregel, wurde durch Be-
ſchluß vom 16. Auguſt 1824 ſo lange, bis man ſich über ein definitives Preßge-
feß vereinigt baben werde in Kraft erhalten. Ein Beſchluß vom 21. Oet. 1830
ſchärft den Lenſoren (das Wort wird hier zum erſtenmal gebraucht) die Beſtimmun-
gen von 1819 ein und überantwortet ihter Wachſamkeil auch jene Tagesblätter,
welche hlos innere Verhältniſſe behandeln; Alles zur Herſtellung und Erhalung
der Ruhe in Deutſchtand! Eine zweite Einſchärfuns der Nabregel von 1819 ers
folgte unterm 10, Nov 1831, beſchränkte ſich aber nicht mehr auf die Würde des
Dundes und ſeiner Glieder, die Erhaltung des Friedens und dex Ruhe als Zweck
der Greibeitgunterbrücung, ſondern gebot den Regierungrn dafür zu forgen, daß
gegenfeitige Klagen und unangenehmen Erörterungen auf jede Weiſe möglichft vor-
gebeugt werde.


tigften Zheiles der politiſchen Preſſe; ein Rückſchreiten, das ſich, mit ſteigender
Kühnheit der R-action, allmälig, dinſichtlich des Zmwekes, alg Sorge für die Würde,
dann für die Unverleßlichfeit deg Bundes, der einzelnen Bundesſtaaten, für die Er
haftung ber Nube und des zrievens, für die Unterdrückung gegenfeitiger silagen
und unangebehmer Erörterungen kund gibt — hinſichtlich der Mittel, alg vorbeu-




Das eben iſt der Fluch der böſen That,
Daß ſie fortzeugend Böſes ſtets gevären muß.
Wer Luſt hat, der mag am 20. Sept. 1844 das 25fährige Jubiläum des ſo⸗—
genannten proviſoriſchen, auf fünf Jahre erlaſſenen Preßgeſetzes des deutſchen Bun-
des feiern, vas als Aſymptote in der Zeit fortläuft, ohne je mit der Hyperbel des


Langmüthig iſt der Deutſche, geduldig und von großer Gutmüthigteit. Aber


ſtillſchweigend und ohne Widerſpruch yingenomen vaͤtte. Nein, — wo immer ein
deutſcher Volksſtamm Gelegenheit hat ſich auszuſprechen über die höchſten Angele-
genheiten des Vaterlandes; da verlangt er das freie Wort, und wird nicht nach-
laffen, bis es ihm geworden. Erlauben Sie mir, daß ich in raſchem Zuge in Ihr
Gedäachtniß zurückrufe, was dafür in Baden geſchehen, wobei Sie zum großen Theite


Was die Bundesverſammlung nicht gethan, das that, ſo weit es an ihr lag
Sie beſchäftigte ſich bei ihrer erſten Zuſammenkunft, im Johre
1819, mit dem Zuſtaͤnde der Preſſe, und brachte ſie in Zuſammenhang mit allen
nothwendigen Garantien unſerer repräſentaͤtiven Verfaſſung. Geſchworene für Cri-
minal⸗, Injurien- und Preßſachen verlangte der Ubg. Deimling von Lahr und Zu-
rücknaͤhnie der bisher beſtandenen Cenfurverordnungen, Preßfreiheit urd Geſchwore-
nengerichte bezeichnete der Abg. v. Liebenſtein als die beiden Grundpfeiler, auf wel-
che jede freiſinnige Verfaſſung ſich ſtützen muß, ohne welche jede verfaſfungsmäßige
Freiheit nur ſcheinbar und auf die Dauer unhaltbar iſt. Auf Preßfreiheit ſtellte der
Abg. Winter v. H. ſeinen Artrag, auf Preßfreiheit, ohne welche die Verfaſſung ih-
ren Grundcharakter, die Oeffentüichkeit, verliele Damals beſtanden die Carlsba-
der Beſchlüſſe noch nicht, aber es beſtand das Würtembeagiſche Geſeß vom 30.
Januar 1817, weiches Preßfreiheit gewährte, bevor eme Verfaſſung da war. Wir
find nicht vorwärts gelommen, wie es ſcheint, ſeit einem Vicrteliahrhundert in der
Entwickellung des geiſtigen Lebens auf dem Gebiete der Politik; wir ſind darin
zurückgeblieben, und büßen es ſchwer, alg Sündenbocke aller europäiſchen Stants»
fehler aller diplomatiſchen uad commerciellen Gelüſte.
Im Jahre 1831 baͤten beide Kammern einſtimmig um Vorlage eines Geſeß!
entwurfs über Aufhebung der Cenſur oder Einfüyruns vollkommener Preßfreiheit-
und in dieſer Adreſſe ſpraͤchen die Stände ihre Ueberzeugung aus: daß die Freideit
] Es geſchah dies in
Folge der denkwürdigen Motion des Abg: Welcker, die mir wenigſtens undergeßlich
bleiben wird, als daͤs erſte freie männliche Wort, das ich in Deutfchland an Df.


rauhem Pfade aus Aegypten führte. Ich danke dem Abg. Welcker für ſeine Mos
tion! — Die Kegierung entſprach dem Wunſche der Stände, und legte einen UmMe-
wurf vor. Ihr Commiſſär begann ſeinen Vortrag mit den Worten! „das Einver-
ſtändniß über den Grundſatz: die Preſſe ſei frei, die Cenfur fei aufgebe
ben - macht fede weitere Begründung entbehrlich.“ Er ſchloß mit der wahrhaft


gen ein kräftiger Damm entgegengeſetzt werde..u
Das Geſetz kam den 28. Dez. 4831 zu Stande; es ſollte am 1, März 1832
in Wirkſamtkeit treten. Aber fhon am 20. Febr. gab die Preßcommiſſion des Dun«
destages ihr Gutachten dahin, daß dieſes Preßgeſetz mit der beſteh neen Bundesge-
ſetzgeoͤnng über die Preſſe nicht vereinbar ſei, und ſenach nicht fortbeſtehen durſe.
** (Siebe Schluß in der heutigen Beilage.)



 
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