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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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November (No. 256 - 282)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#1101

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Tagsbericht.
Lahr, 18. Nov. Der Bau der Hiefigen katholiſchen Kirche ſcheiut


teien. „Es jingk wohl, aber es jeht nich.“ Der Platz dazu iſt nicht

nur angelauft, ſondern auch richtig bezahit und dennoch find nach Um-
lauf eines ganzen Jahres noch nicht einmal die Fundamente ausgeſteckt /

iſt kein Stein gefuͤbrt, uͤberhaͤupt fuͤr den Beginn des Baues nicht die

geringſte Auſtalt gemacht worden. Der groͤßere Theil des guten Bo-

dens iſt nun ein ganzes Jahr lang braͤch gelegen, der uͤbrige dagegen,

vhne daß vorher das fruchtbare Erdreich abgehoben und verwerthel wor-
den waͤre, mehrere Fuß hoch mit Schutt und allen moͤglichen Abfaͤllen
uͤberfuͤhrt worden, angeblich um eine Erhoͤhung des Bodens und dadurch

der darauf zu erbauenden Kirche zu bewirken.
Pforzheim, 19. Rov. Die vor einigen Jahren von mehren rei-


in Stuttgart unter der Firma, Vertag der Klaſſiker“ gegruͤndete Buch-
handlung und Buchdruckerei, eines der groͤßten Geſchaͤfte Deutſchlands,
welches mit dieſer Ueberſiedelung die Namen ſeinet Kaufer, der H9
„Dennig, Finck u. Komp.,“ als Firma erhielt, iſt dieſer Tage von ki-
ner ſtuttgarter Buchhandlung, den HH. Scheible, Rieger und Sattler,
gekauft worden und wird nun wieder nach Stuttgart verlegt werden.

Aus der baieriſchen Pfalz, 17. Nov. Die Zahl der Cap:-
taliſten, welche ſich bis jetzt bei dem . profectirten Unternehmen der lud-
wigshafen/ bexbacher Eiſenbahn betheiligt haben, iſt noch immer ſo ge-
ring/ daß an das Zuſtandekommen diefer ſo dieliprechenden Schienen-
firaße Ddurchaus nicht zu denken iſt, wenn nicht die Regierung energifch
einſchreitet. Die Verficherungen, welche indeſſen ſeit einiger Zeit von
den oberſten Behoͤrden laut werden, ſtellen außer Zweifel, daß von


wird; auch der Kronprinz trägt das lebhafteſte Intereffe fuͤr Auofuͤh⸗
rung der pfaͤlziſchen Bahn. Einem Geruͤchte zufolge wuͤrde auf den
Anfang des kommenden Jahres eine Generalvelſammlung der bis jetzt
unterſchriebenen Actionaͤre nach Speier einberufen.

Frankfurt. 11. Nop. Unſer vortrefflicher Wagner, welcher ſich
unausgeſetzt mit ſeiner elektro-magnetiſchen Entdeckung und den Arbeiten
zu deren Eigfuͤhrung ins praktiſche Leben beſchaͤftigt! ſoll ſich, wie wir
zu unferm Bedauern vernehmen! in Folge feiner Anftrengungen eine
nicht unbedeutende Krankheit zugezogen haͤben. 7

Wiesbaden. 16. Nov, Der Großfürft-Thronfolger hat ſein Vor-
haben, von Darmſtadt eine Reiſe nach Oberitalien zu unternehmen,
wieder aufgegeben. Er wird ſich indeß im naͤchften Fruͤhlinge wieder
von St. Petersburg nach Darmſtadt verfuͤgen, um ſeine Gemahlin, J.
kaiſ. Hoh. die Großfuͤrſtin Marie zu den kufſiſchen Staaten zuruͤckzu-
geleiten.

Wien, 14. Nov. Es geht hier noch immer das Geeuͤcht und ſelbſt
hoͤher geſtellte Perſonen bezweifeln es kaum! daß der juͤngſte Sohn des
‚Herzogs von Sachfeu⸗Koburg⸗Kohary, Prinz Leopolb (geb. 31. Jan.
1824), zum Gemahl der Koͤuigin Iſabella von Spanten beſtimmt ſei.

Trieſt, 11. Nor. Ein Schreiben aus Athen vom 26. October
enthaͤlt unter anderm folgende Meldung: Die hieſigen Ereigniſſe ſchei-
nen nicht ohne Nachwirkung auf das vernantiche RNeich zu bleiben, denn


Provinzen mannigfache Symptone einer Beweg
‚um ſo gefährlicher werden kann, je forg
beſſer der Zeitpunkt dazu gewaͤhlt wird, - will man bemerkt ha-
‚ben, daß ſeit einiger Zeit zwiſchen hier undg jenfeits eine ſehr lebhafte
Verbindung unterhalten wird. Es iſt kein Zweifel; daß die Revolution
vom 15. Sept. eine Menge ſchlafender Hoffnungen unter der griechiſchen

ng kund, deren Ausbruch
er er vorbereitet und je






auflebende Fanatismus der Tuͤrken, der ſich allenthalben durch Grau-
ſamkeiten und Brutalitaͤten gegen die chriſtliche Bevoͤlkerung Luft zu



machen ſucht, unter dieſer die Sehnſucht nach einer Aenderung des
gegenwaͤrtigen Zuſtandes einen neuen Inipuls und neue Stärke verlies
hen Die tuͤrkiſchen Paſchas haben zwar von der Pforte gemeſſene Be-


nicht durch „fremde Verfuͤhrung“ zu aufruͤhriſchen Umtrieben verleitet
wuͤrden; allein was vermag die tuͤrkiſche Schlaͤfrigkeit gegen griechiſche
Liſt und Verſtellung?“ ; ‚ ©
Paris, 19. Nov. Die juͤngſten Berichte aus Irland lauten de-
truͤbend; taͤglich kommen Gewaltfamkeiten vor; die Regierung ſieht ſich
genöthigt, Preiſe auszuſchreiben fuͤr die Entdeckung von Mördern und


ſchaft Tipperary ihres Lebens und Eigenthuͤms nicht ſicher; dem Mar
quis Waterfort wurden zweimal ſeine Jadhunde vergittet und zuletzt
ſeine Stallgebaͤude in Aſche gelegt. Der Staatsprozeß gegen O’Connell
und Eonſorten zieht ſich ungebuͤhrlich in die Laͤnge; man ſpricht fchoͤn


dauern! ;

— Im „Journal du Commerce“ liest man: „Geſtern verbreiteten
ſich Geruͤchte in Paris in Bezug auf Unordnungen, welche vor kurzem
in dem Koͤnigreiche beider Sicilien ausgebrochen waͤren. Diefe Naͤch-
richt wurde, wie es heißt, von dem Kriegsdampfboote „Neptuͤn“ uͤbet-
bracht/ welches am 12. mit ſehr dringenden Depeſchen des neapolita-
niſchen Hofes zu Toulon eingetroffen.“


Bordeaux zu beſuchen. } ’

— Madrider Briefe vom 13. November bringen nichts Neues von
Bedeutung; zu Barcelona hatte ſich bis zum 14 November noch nichts
entſchieden. 2 3 .

Strasburg, 17. Nov. Bei den oberrheiniſchen Aſſiſen kam dieſe
Wohe ein intereſſanter Criminalfall zur Verhandlung. ZIwet Hand-


langer Zeit der Eiſenbahn Rache geſchworen, indem ſte waͤhnten, daß
ihr Gewerbe durch dieſes neue Communicationsmittel außerordentlich
leide, da man eben bei weitem nicht mehr ſo viel Ausbeſſerungen an
Wagen und Beſchlagen der Pferde vorzunehmen habe, ſeitdem das El-
ſaß eine Eiſenbahn beſttzt. Sie hatten daher den Entſchluß gefaßt,
waͤhrend der Nacht einige Schienen aus dem Geleiſe zu heben, um daͤ
durch Ungluͤck anzurichten, und die Eiſenbahn in einen uͤblen Ruf
zu bringen. Der Entſchluß ward wirklich ausgefuͤhrt, jedoch hatte man
der Wachſamkeit der Bahnwaͤrter zu verdanken, daß am andern Mor:
gen, bevor die Eiſenbahnzuͤge ihren Lauf begannen, die Luͤcken in dem
Geleiſe bemerkt und ſchnell ausgefüllt werden konnten, ſo daß großes
Ungluͤck rerhuͤtet wurde. Eine Unterfuchung ergab, daß die beiden An-


Trotz der mildernden Umſtaͤnde, welche zu ihren Gunſten bewilligt wur-
den, verurtheiſte ſie der Gerichtshof zu einer Gefaͤngnißſtrafe von aͤn—
derthalb Jahren, welcher Urtheilsſpruch von den zaͤhlreich anweſenden
Zuhoͤrern mit großer Zufriedenheit entgegengenommen ward.
London, 17. Nov. Der Herzog und die Herzogin von Nemours
ſollen verſprochen haben, einem Balle, welcher zum Beſten der polni
ſchen Fluͤchtlinge hier veranſtaltet wird, beiwohnen zu wollen. Man
will hier dieſem Schritte des Herzogs von Nemours eine große poli-


— In unſerer Hauptſtadt macht gegenwaͤrtig ein nordamerikaniſcher


am Miſſonri hauſt, nicht wenig Aufſehen. Er mißt 6 Fuß 2 Zoll
und gewaͤhrt mit ſeinem maleriſchen Haͤuptlings⸗Coſtume angethan,
einen impoſanten Apblick Vorige Woche ward der Haͤuptling bei dem
nordamerikaniſchen Geſandten eingefuͤhrt, der in ſehr freundlich aufnahm.


 
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