Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Morgenblatt — 1843

DOI Kapitel:
August (No. 178 - 203)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0789

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext




— $
8



lorge





No. ——



— ——o


1843,







Vannbeim, 23. Auguſt. Das Feſt des fünf und zwanzig-
jaͤhrigen Beſtehens unſerer Verfaſſung wurde geſtern nach der im Vros
vamm 2c. angedeuteten Weiſe feierlichſt hier begangen. Einen wunder:
Anblick bot vom Vorabend des Feſtes bis geſtern Nacht die
breite Straße dar; alle Haͤuſer waͤren
der Landesfarben und hie und da auch mit paſſenden Inſchriften und
Buͤſten verziert. Der Zug, der fich Morgens gegen halb 10 Uhr vom
Schloßhofe zum Marktplatze bewegte, war ſehr groß; da angekommen,
bielt der erſte Buͤrgermeiſter an die zahlreich verſammelten Zuhoͤrer eine
Anxede; dieſer folgte das Ableſen der Verfaſſungsurkunde durch Oberz
gerichtsadvokat Soiron und endlich eine Feſtkede von dem hieſigen
Abgeordneten Gerbel.
Bei dem Feſteſſen im Europaͤiſchen Hof dem der ſeit einigen Tagen
hier verweilende Hoffmann von Fallersleben beiwohnte, wurden
viele Toaſte auf das Wohl des Fürſten und Volkes ꝛc. ausgebracht.
Die Stadt ſelbſt hatie waͤhrend des ganzen geſtrigen Tages ein
feſtliches Ausſehen, indem beinahe alle Gewerbe ruhten und die meiſten
oͤffentlichen Geſchaͤfte geſchloſſen waren.
* Mannheim, 23. Auguft. Herr Rumann ehemaliger Stadt-
director in Hauͤnober, deſſen Rame in den letzten Jahren ſo dielfach in
allen deutſchen Zeitungen! ſeines feſten Benehmens fuͤr Aufrechthaltung
des Staatsgrundgeſetzes in Hannover und ſeiner hierauf erfolgten Ent:
laſſung ſehr oft genannt wuͤrde, kam vorgeſtern Abend hier an, und
. feßte dieſen Morgen ſeine Reiſe nach der Schweiz fort. Bald nach
ſeiner Ankunft hier wurde ihm ein Staͤndchen gebraͤcht.
Cartsruhe, 21. Auguſt. Ein Cdelmann, der bei Mannheim ſei-
uen Diener todtgeſchoſſen macht hier in vielen Kreiſen einen Gegen-
ſand der Unterhaftung aus; er findet indeß nirgends Vertheidiger.


ner gerichtlichen Unterſuchung auszuweichen.

Frankfurt, 22. Auguſ. Geſtern find Se. Majeſtaͤt der Koͤnig
der Belgier hier eingetroffen uud im „Engliſchen Hof“ abgeſtiegen.

CLanau, 20. Auguſi. Nach einein huͤr verbreiteren Geruͤchte wird

die Vermaͤhlung des Kurfuͤrſten ſchoͤn in den naͤchſten Tagen ſtattfin-
den; Se. k. Hoh. ſoll das junge Fraͤulein voͤn Berlepſch im Bade Ems
kennen gelernt haben. Der Fuͤrſt verweilte daſelbſt, aber nur wenige Tage.

Berlin, 19. Auguſt. Geſtern Abend gegen halb 11 Uhr entſtand
im Opernhauſe ein Feuer, welches mit ſolcher Schnelligkeit um ſich
griff, daß binnen einer halben Stunde das ganze Haus in Flam-
mmen ſtand und gegen 2 Uhr Nachts gaͤnzlich herunter ge-
brannt. Die in der Raͤhe ſtehenden Gebaͤuͤde, als katholiſche Kirche,
Bibnothek, Palais des Prinzen von Preußen, waren in großer Gefahr,
vuͤrden aber durch ſchleunige und wirkſaͤme Maßregeln geſchuͤtzt, ſo
daß das Feuer ſich auf das Opernhaus beſchraͤnkte. Es ward geſtern
Abend das Ballet: „Der Schiveizẽrfoldat“ gegeben, in welchem ein
Feuerwerk vorkommt. Menſchen ſind, ſo viel man bis jetzt weiß, nicht
dabei verungluͤckt. Das Haus ſoll in einer engliſchen Feuerkaffe ver-
ſichert gewefen ſein.
Paris, 20. Auguſt. Die finanziellen Angelegenheiten
Grienchenlands geben ſeit einigen Tagen Anlaß zu Conferenzen
zwiſchen dem engliſchen Botſchaͤfter und dem ruſſiſchen Geſchaͤftstraͤger;
es heißt, das Wiener Cabinet habe ſeine Vermittlung angeboten; die
zwei andern Maͤchte aber, welche ſich zugleich mit Frankreich fuͤr die
rriechiſchen Anleihen verbuͤrgt haben , verlangen, daß man zu Athen
vor Auem Anſtalt treffe, das faͤllig zewefene Zinsſemeſter abzutragen.

— @& iſt das Geruͤcht verbreitet! die Regierung habe durch den
Telegraphen die Nachricht erhalten, daß in der Prodinz Oran blutige
Gefechte zwiſchen den franz. Truppen und den Anhangern Abd⸗el⸗Kaders
— haͤtten und mehrere Offtziere getoͤdtet oder verwundet woͤr—

en waͤren.

Lyon, I8. Auguſt. In unſerm militaͤriſchen Lager herrſcht





Zahl der Fremden, welche durch dieſes ſeltene militaͤriſche Schaufpiel
hierher gelockt werden, mehrt ſich taͤglich und unter ihnen bemerkt man. _
beſonders viele Englaͤnder und Deutſche.

Strasburg, 20. Auguſt. Auf allen Getreidemaͤrkten des Eifaf-
ſes ſind dieſe Woche die Preiſe der verſchiedenen Fruͤchte ſo bedeutend
gefallen, daß das Brod, welches noͤch vor einen Monate zu einem
Franken verkauft wurde gegenwaͤrtig zu 14 Sous abgegeben wird; übriz
gens ſteht noch eine groͤßere Wohlfeilheit zu erwarten, da unſere Land-
leute kaum Platz genug haben, das Geerntete in ihren Scheunen un-
terzubringen, und daher zum Verkaufe genoͤthigt ſind. E

London, 17. Aug. Die Bill zur Einberufung von 10,000 Chelfea-
Penſionaͤren iſt endlich im Comite des Unterhaufes durchgegangen.

— An einem Repealmeeting in der Grafſchaft Meath, wobei
O'Fonnell zugegen war und eine Rede hielt, follen über 400,009 In-
dividuen Theil genemmen haben; nach dem Meeting war ein Ban-
quet von 1000 Gedecken.

Madrid, 13. Auguſt. Vorgeſtern Abend traf aus Paris ein
Courier ein, welcher die vollſtaͤndige Anerkennung der proviſoriſchen
Regierung von Seiten des franzoͤſtſchen Cabinettes überbrbrachte. Der
Herzog von Gluͤcksberg iſt zum erſten Secretär der franzoͤſiſchen Bot-
ſchaft in Madrid ernannt. Es ſind ihin die Creditive uͤberſchickt wor-
den, welche ihn als Geſchaͤftstraͤger Frankreichs bei der proviſoriſchen
Regierung beglaubigen. Die Anerkennung don Setten Portugals iſt
von einem Augenblick zum anderen erwaͤrlit und man hofft, daß Eng-
land auch nicht zoͤgern werde, ſich zu dieſem Schritte zu entſchließen, ob-
ſchon Hr. Aſton auf dem Puͤnkte ſteht, die Hauptſtadt zu verlaffen
und nach England zuruͤckzukehren.

Bareelona, 14, Auguft. Diefen Abend haͤtten einige Unordnun-
Einige Liberale zogen mit wehenden Faͤhnen und unter dem
Rufe: „Es lebe die Centraljunta , Tod den Moderados, fort mit der
Volljaͤhrigkeit der-Koͤnigin,“ uͤber die Rambla. Die Nationalgarde
verſammelt ſich. Die Stadt iſt in großer Aufregung. In der „Union“
lieſt man: „Seid auf der Hut, Patrioten! Ciu ſchmachvolles Verbre-
chen, ein unerhoͤrtes Attentat hat in der Hauptſtadt Spaniens ſtattge-
habt. Die Voͤlljaͤhrigkeit der Koͤnigin iſt proclamirt worden ; die Conz
ſtitution iſt verletzt, und es iſt in Spanten keine andere Gewalt, kein
anderes Geſetz mehr, als die Bayonnette unter dem Befehle des —
rannen Narvaez. Was muß das Volk thun? . Zu den Waffen ei-
len, um dem Deſpotismus zu entgehen. Verloren ſind die Freiheiten
des Vaterlandes, wenn das Volk nicht Gebraͤuch von den Mitteln macht,
die in ſeiner Macht liegen. Zu den Waffen denn, zu den Waffen,
freie Spanier! Freiheit oder Toͤd! Krieg unferen neuen Tyrau-
nen Unſer Wahlſpruch ſet Eintracht!“ —

Nom, 7. Auguſt. An allen Straßeneden ſowie an den Kirchthuͤ⸗
ren findet man ein paͤpſtliches Decret angeſchlagen, in welchem ein


wie es ſcheint, in den ſtaͤrkften Ausdruͤcken alg voll revolutionaͤrer Ten-
denzen verdammt wird. Der Bekanntmachung nach zu urtheilen, ſcheint
der Verfaſſer die Kirche unter die Contioie des Staͤats fieiien zu wol-
len. Am heftigſten geht es über die Proteſtanten her, welchen alle
eſchrieben werden.



Carlsruhe. Die Bewerber um nachbenannte erledigte Schul-
dienſte haben ſich bei ihrer vorgeſetzten Bezirksſchulviſitatur innerhald
ſechs Wochen zu melden:

Durch die Befoͤrderung des Schullehrers Georg Peter Joachim auf
den Schuldienſt zu Heddebheim, iſt die evangel. Schulſtelle zu Bruͤhl,
Schulbezirks Schweßingen mit, dem Normalgehalt von 175 fl. nebſt
freier Wohnung und dem Schulgeld a-1 fl. von jedem Schulkind in
Erledigung gekommen.


 
Annotationen